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Ein rotes Trompetentierchen

Begonnen von MikroMicha, Februar 21, 2019, 10:59:40 VORMITTAG

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MikroMicha

Hallo liebes Forum,

ich bin mir nicht sicher, ob Beiträge dieser Art hier so angebracht sind, da es sich hier ja eigentlich um ein Fotoforum handelt. Da ich aber von meinen Beobachtungen vorrangig Videos anfertige, möchte ich Euch das natürlich auch nicht vorenthalten. Mit Hilfe eines sehr netten Forumskollegen (Michael) habe ich es hinbekommen, hier ein Vorschaubild mit Verknüfung zu meinem Video einzufügen. Für die Hilfe an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank.

Heute möchte ich Euch ein schönes rotes Trompetentierchen (wahrscheinlich Stentor igneus) vorstellen. Dieses Exemplar habe ich im August 2018 in einer Wasserprobe eines großen, vor über 30 Jahren künstlich angelegten, Teiches gefunden. Leider bin ich erst kürzlich dazu gekommen, meine Videodateien davon zu sichten und zu bearbeiten. Die Probe hatte ich aus dem Uferbereich des besagten Gewässers mit etwas Detritus, Stückchen von Seerosenblättern und anderen Pflanzenteilchen entnommen. Das beobachtete Trompetentierchen war voll ausgestreckt ca. 210 µm groß.

Beim Durchmustern der Probe unter dem Mikroskop fiel mir ein rosa gefärbtes Trompetentierchen auf, welches inmitten einer Detritusflocke saß. Durch ganz vorsichtige Druckausübungen auf das Deckgläschen mit Hilfe einer Präpariernadel konnte ich das Tierchen dazu animieren, sein Versteck zu verlassen. Ansonsten wären meine Videoaufnahmen (zum Betrachten auf das Bild klicken) so wohl nicht möglich gewesen.


(zum Betrachten des Videos bitte auf das Bild klicken)

Ich hoffe, dass Euch mein Video gefällt und wünsche viel Spaß beim Betrachten. Anregungen sowie kunstruktive Kritik sind jederzeit herzlich willkommen.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

Michael

Hallo Michael,

ein schönes Video von einem wirklich schönen Tier!

Zitat von: MikroMicha in Februar 21, 2019, 10:59:40 VORMITTAG
ich bin mir nicht sicher, ob Beiträge dieser Art hier so angebracht sind, da es sich hier ja eigentlich um ein Fotoforum handelt.

Lass Dich von dem Namen nicht abschrecken - Videos passen hier auch hin! Ob ein Video oder ein Foto besser ist, hängt davon ab, was Du uns zeigen willst. Wenn Du uns zeigen willst, wie ein Stentor aussieht, ist ein gutes Foto - wegen der besseren Auflösung - besser. Wenn Du zeigen willst, wie das Verhalten von Stentor ist, ist ein Video nötig.
Leider ist für viele, die sich nur am Rande für das Thema interessieren, der Zeitaufwand für das Betrachten des Videos zu groß. Wenn man alle ansprechen will (wenn das überhaupt möglich ist) halte ich eine Mischform für besser: Mit Fotos einen schnellen Überblick schaffen und ggf. anfixen und das Video als Option für die näher Interessierten. Aber das ist nur meine - unmaßgebliche - Meinung.

Vielen Dank fürs Zeigen,

Michael
Gerne per Du

Martin Kreutz

Hallo Michael,

ich habe eine ähnliche Meinung wie Michael (scheint ein häufiger Name bei den Mikroskopikern zu sein). Videos haben ihren großen Vorteil bei der Darstellung von Bewegungsvorgängen oder Verhaltensweisen. Keine Frage! Um ein "Portrait" zu zeigen, würde ich jedoch immer das Foto bevorzugen. Da mag meine eigene Ambition durchschimmern, alle Merkmale festzuhalten und zu zeigen. Das muss nicht jeder so machen. Aber wenn Du uns den schön gefärbten Stentor igneus zeigen willst (den Du gut getroffen hast), wäre ein Foto besser gewesen. Es hat nicht nur eine höhere Auflösung, sondern als Fotograf schaut man auch genauer hin. Ich nehme selber auch (selten) Videos auf und bin dabei damit beschäftigt das Objekt zu verfolgen. Wenn ich ein Foto mache, warte ich auf den richtigen Augenblick. Da kommt meist etwas qualitativ besseres bei raus. Ich persönlich finde es auch befriedigend, wenn mir ein guter Schnappschuss gelungen ist (neben den vielen Schrott, den ich hier produziere).

Martin

MikroMicha

#3
Hallo Michael und Martin,

erst einmal vielen Dank für Eure Rückmeldungen.

@ Michael:

Zitat von: Michael in Februar 21, 2019, 18:14:48 NACHMITTAGS
Wenn Du zeigen willst, wie das Verhalten von Stentor ist, ist ein Video nötig.

Mit Deiner Aussage ist eigentlich schon alles gesagt: Ich habe unheimlich Freude daran, meine Viecher in Ihren typischen Verhaltensweisen und Bewegungsarten zu dokumentieren. Das gibt mir im Moment mehr, als ein Foto. Aber (Dank Dir) kann ich ja jetzt die Option Foto und Video optimal miteinander verbinden.

@ Martin:

Zitat von: Martin Kreutz in Februar 21, 2019, 20:53:32 NACHMITTAGS
(scheint ein häufiger Name bei den Mikroskopikern zu sein).

Ja, die Michaels scheinen sich hier in der Tat "die Klinke in die Hand" zu geben  ;).

Zitat von: Martin Kreutz in Februar 21, 2019, 20:53:32 NACHMITTAGS
Um ein "Portrait" zu zeigen, würde ich jedoch immer das Foto bevorzugen. Da mag meine eigene Ambition durchschimmern, alle Merkmale festzuhalten und zu zeigen. Das muss nicht jeder so machen.

Leider bin ich in Punkto Fotos schießen noch nicht so gut, wie Du und andere Spezialisten hier. Ich bin jedes Mal beeindruckt, was Du, die anderen Michaels und Forumsteilnehmer uns hier so um die Ohren hauen. Mir ist bewusst, dass sicher auch viel Ausschuss dabei ist, bis man das optimale Porträt eines Ciliaten "im Kasten" hat. Ich lerne da noch, vor allem das Isolieren und Flachlegen der Viecher. Bei Paramecien klappt das ja schon gut, aber bei Vertretern wie der Cyclidium-Gruppe (davon habe ich kürzlich auch einige Video-Sequenzen aufgenommen, meine Festplatte biegt sich inzwischen durch) ist das für mich im Moment noch nicht möglich, die Hand ist einfach noch zu zittrig. Und das in meinem - noch recht jungen - Alter  ;).

Es freut mich jedenfalls, wenn meine Video-Beträge Interessenten finden.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

Martin Kreutz

Hallo Michael,

ist mir schon klar, dass Du noch am optimieren bist. Das ging mir und geht mir genauso. Ich bin mit meinen eigenen Bildern eigentlich nie zufrieden. Immer was zum rummeckern. Aber das ist gut so, sonst gibt es Stillstand. Das mit dem Herauspipettieren der Protozoen aus der Probe scheint viele Mikroskopiker zu beschäftigen. Nachdem ich zum ersten Mal ein Video dazu eingestellt hatte (das ist schon 11 Jahre her, unglaublich), habe ich viel Reaktionen darauf bekommen. Das Video von damals ist sogar noch online:

https://www.youtube.com/watch?v=9L2bpAbkls4

Aus jetziger Sicht kann ich sagen, dass viele Wege nach Rom führen. Ich habe mir diese Arbeitsweise schon vor 30 Jahren angewöhnt und fahre damit gut. Das heißt aber nicht, dass es alle nachmachen müssen. Wenn Du merkst, dass es nicht die richtige Technik für Dich ist, probier was anderes. Man kann den Detritus und Algenfäden auch los werden, in dem man die Probe durch ein 50 µm oder 100 µm Planktonnetz filtriert. Bei einem Präparat aus einem solchen Filtrat lässt sich die Schichtdicke auch ohne Hindernisse reduzieren. Ich hatt letztes Jahr bei der Kornrade von einer weiteren, sehr einfachen Technik berichtet. Man tropft eine detritushaltige Probe auf den Objektträger. Nicht in der Mitte, sondern eher zum Rand. Dann legt man ein Deckglas neben den Tropfen auf den Objektträger und schiebt es langsam an den Tropfen heran. Sobald es diesen berührt, wird durch die Kapillarkräfte (klare) Probe unter das Deckglas gesaugt inklusive aller Viecher, die sich im Detritus verbergen. Das klappt auch.

Martin

MikroMicha

Hallo Martin,

vielen Dank für Deine Rückmeldung und die wertvollen Tipps.

Zitat von: Martin Kreutz in Februar 22, 2019, 20:29:44 NACHMITTAGS
Das mit dem Herauspipettieren der Protozoen aus der Probe scheint viele Mikroskopiker zu beschäftigen.

Du sagst es ja immer und das ist inzwischen auch meine Erfahrung: Jedes Maß an Schichtdickenreduzierung ist für eine hohe Auflösung und scharfe Darstellung unerlässlich, da müssen möglichst alle größeren Partikel (Sandkörnchen, Detritus, feinste Pflanzenreste) aus der Probe raus. Schon beim Auflegen des Deckglases merke ich, ob die Probe für hohe Auflösungen taugt, oder nicht. Liegt das Deckglas nicht regelmäßig auf und "kippelt" etwas weiß ich schon, dass ich die Probe vergessen kann, da doch noch irgendwo ein zu großer Fremdkörper in der Probe ist. Beim isolieren mache ich oft die Beobachtung, dass einige Protisten den höheren Deckglasdruck nicht vertragen und sich sogar komplett auflösen. Einige hypotriche Arten sind da empfindlicher, als z. B. Chilodonella oder Paramecium. Das ist meine Beobachtung. Und oft habe ich das "Glück", dass sich das interessante Viech in der isolierten Probe nach Auflegen des Deckglases ausgerechnet zu nah am Deckglasrand befindet. Bei der Verwendung von Immersionsobjektiven kann das dann problematisch werden, wenn Öl oder zusätzliches Wasser (Wasserimmersion) unter das Deckgläschen sickert. Bei einem isolierten Sumpfwurm, der auch zu nah am Deckglasrand zu liegen kam, habe ich dann mit einem Zahnstocher das Deckglas vorsichtig verschoben, so dass ich dann einige Millimeter Abstand vom Deckglasrand zurückgewinnen konnte. Dem Ciliaten hat das nicht so gut gefallen, ich hatte ihn dabei wohl einmal um die Längsachse "gerollt" und er kontrahierte dann zunehmend. Na ja, ich übe noch, wenn ich so fleißig und ausdauernd wie Du bin, wird es mir sicher auch irgendwann gelingen  ;).

Dein Simmelried-Video und Deine Faulschlammpräparation kenne ich und habe es mir schon mehrfach angesehen.

Zitat von: Martin Kreutz in Februar 22, 2019, 20:29:44 NACHMITTAGS
Ich hatt letztes Jahr bei der Kornrade von einer weiteren, sehr einfachen Technik berichtet. Man tropft eine detritushaltige Probe auf den Objektträger. Nicht in der Mitte, sondern eher zum Rand. Dann legt man ein Deckglas neben den Tropfen auf den Objektträger und schiebt es langsam an den Tropfen heran. Sobald es diesen berührt, wird durch die Kapillarkräfte (klare) Probe unter das Deckglas gesaugt inklusive aller Viecher, die sich im Detritus verbergen. Das klappt auch.

Das ist ein super Tipp, den ich auch gleich mal probieren werde, das einmal so zu versuchen, darauf bin ich noch gar nicht gekommen. Ich werde berichten, was dabei bei mir herausgekommen ist.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)