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Olivenöl kristallisiert

Begonnen von Klaus Herrmann, Februar 25, 2019, 22:52:01 NACHMITTAGS

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Klaus Herrmann

Hallo zusammen,
wenn schon Trüffelöl hier diskutiert wird, dann kann man sich doch auch mal gutes Olivenöl anschauen. Ich brauche leider viel Olivenöl und da es gutes sein soll ist es wie mit den Trüffeln: Qualität gibt es nicht geschenkt, es muss aber auch nicht die Welt kosten, wenn man beim Direktvermarkter kauft. In unserem Weinkeller lagert nicht nur Wein, sondern auch verschiedene Lebensmittel die es gerne kühl und dunkel haben, so auch das Olivenöl. Wenn es kalt ist kristallisiert auch immer ein Teil, der in derwärmeren Küche auch nie ganz flüssig wird.
Jetzt wollte ichs mal wissen und habe eine leere Flasche mit dem Glaschneider geköpft um leicher an eine Probe ran zu kommen. Diese weiche Masse ist noch nicht so attraktiv, aber wenn man leicht erwärmt schmelzen die Kristalle und beim Abkühlen beginnt die Kristallisation auch wieder. Sehr feinkristallin. Man sagt es seinen die gesättigten Fettsäuren, was etwas ungenau ist, weil es nicht die freien Säuren sind, sondern immer die Glycerinester der Fettsäuren.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Florian D.

Tolle Idee, das zu ikroskopieren.
Spontan würde ich jedoch vermuten, dass zunächst die gesättigten Fette auskristallisieren, weil die einen höheren Schmelzpunkt haben.
Gruss
Florian

Klaus Herrmann

Danke Florian für deinen Hinweis mit dem du wahrscheinlich sogar Recht hast. Das Verhältnis ungesättigt zu gesättigt liegt weit auf der Seite der ungesättigten. Das wäre dann auch eine Bestätigung, dass es eine gute Qualität ist, weil auch in der Kälte wenig kristallisiert.

Hast du eine Schmelzpunkttabelle der Fettsäureester, die hier in Frage kommen?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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limno

Hallo Klaus,
wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, fallen bei 7 °C Kristalle aus, d.h. das Öl trübt sich ein.
Klare Grüße von

Heinrich
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Klaus Herrmann

#4
Hallo Heinrich,

bei mir ist der Weinkeller mit nicht versiegeltem Boden (Kiesschüttung und darauf ein Backsteinboden) immer unter 10°. Das Öl ist klar die Kristalle setzen sich an der Flaschenwand an - nicht sehr viel,so wie auf dem Bild zu sehen. Ich hatte früher schon billigeres Öl, das fast ganz kristallisiert ist. Das Öl ist ja ein Gemisch von verschiedenen Ölsäure-Triglyceriden. Viel (>70%) einfach ungesättigte; wenig gesättigte und etwas weniger 2fach ungesättigte.
Ich habe aber noch keine Liste mit genauer Angabe welche es sind und eine Schmelzpunktltabelle gefunden.

Edit: hab doch noch was gefunden: Die Ölsäure ist die häufigste, Palmitin- und Stearinsäure kommen danach. Das Trioleat hat einen Schmelzpunkt von -7° wird also in meinem Keller nicht fest; somit müssen die Kristalle Triester von Stearin- und Pamitinsäure sein, da liegen die Schmelzpunkte so um 70°. Womit Florian bestätigt ist.
Der niedrige "Schmelzpunkt" der von mir gewonnenen Kristallmasse ist ja kein echter Schmelzpunkt, sondern eine Lösung im Öl.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Heiko

Lieber Klaus,

Kakaobutter aus Aceton, eine alte Aufnahme und ein vielleicht nicht ganz hinkender Vergleich:



Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

Lieber Heiko,

ich nehme an dass nicht jede Pflanze ein individuelles Fett entwickelt, könnte also durchaus Palmitin oder Stearinsäure-Triester sein.

Aber von dir hätte ich jetzt eigentlich ein Achsenbild erwartet und Einkristalle. Du schwächelst!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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DR

Hallo Klaus,
im allgemeinen sind diese Triglyceride Ester mit variablem Fettsäureanteil, gerade, verzweigt, ungesättigt, gesättigt, variable Kettenlänge und alles schön durcheinander, also richtig lustige Naturstoffchemie. Ich kann mich erinnern, dass man solche wüsten Sachen versucht hat via Zonenschmelzen zu trennen (Schildknecht), mit durchaus gemischtem Erfolg (für die Doktoranden). Also frisch ans Werk, dann gibt es auch brauchbare Kristalle :).
Viele Grüße
Dieter
PS: Man kann nicht jeder Methylgruppe hinterherlaufen (Hermann Schildknecht).


Klaus Herrmann

Hallo Dieter,

das ist sicher richtig, aber es gibt natürlich auch Hauptbestandteile und dazu gehört sicher die Ölsäure dann bezogen auf Olivenöl Stearinsäure und Palmitinsäure und dann der Rattenschwanz...
Bei den Flechten ist es eine Katastrophe, die halten gar nix von Normung. Da gibt es ganze Bücher voll mit super exotischen Inhaltsstoffen.

Noch etwas warten hilft und die Kristallisation geht lustig weiter:

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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liftboy

Hallo Klaus,

Deinen Lieferanten kennen wir persönlich und haben guten Kontakt. (Der hat noch ganz andere Sachen!)
Seiner Meinung nach hilft kalt und dunkel schon... aber nicht ewig! Das Öl sollte seiner Meinung nach bis zur nächsten Ernte verbraucht sein.
Hast Du schon mal das ungefilterte "Grüne" probiert? Köstlich! Hält aber nur max 4 Wochen, dann kippt es.

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Florian D.

Insofern sich der Brei unten absetzt, könnte man die Iodzahl des Breis und des Überstandes bestimmen. Die des Breis sollte dann ja niedriger sein.

Carlos

Hallo Freunde der ,,Oleochemie",
Hallo Dieter,
ZitatIm allgemeinen sind diese Triglyceride Ester mit variablem Fettsäureanteil, gerade, verzweigt, ungesättigt, gesättigt, variable Kettenlänge und alles schön durcheinander, also richtig lustige Naturstoffchemie.
Das kann ich nur bestätigen!
Hallo Klaus,
Zitatdas ist sicher richtig, aber es gibt natürlich auch Hauptbestandteile und dazu gehört sicher die Ölsäure dann bezogen auf Olivenöl Stearinsäure und Palmitinsäure und dann der Rattenschwanz...
Bei den Flechten ist es eine Katastrophe, die halten gar nix von Normung.
Und das nicht nur bei Flechten sondern auch bei Olivenöl!
Olivenöl enthält zwar ca. 70 bis 75% Ölsäure im Fettsäuremuster aber nur ca. 42% ,,Glycerin-tri-oleat"! (Der Rest sind Glycerin-Di-öleate, -Mono-oleate, gemischt mit den sonstigen Fettsäuren, ...)
Auch tierische Fette (Rind, Schaf, Schwein, Geflügel ...) enthalten hohe Gehalte an Ölsäure im Fettsäuremuster. Daraus könnte man durch ,,fraktionierende Kristallisation" theoretisch Olivenöl vergleichbare Öle gewinnen! (Nur der Geschmack und Geruch stimmt vermutlich nicht! >:()
Im Ernst: Glycerin-tri-oleat allein über ,,fraktionierte Kristallisation" aus Olivenöl zu gewinnen, gelingt nicht!
Wenn Du das willst, musst Du von ,,high-oleic-Sonnenblumenöl" (mit mehr als 90% Ölsäure im Fettsäuremuster) starten.
Gruß Carlos

Klaus Herrmann

Hallo Carlos,

ich habe gar nicht den Ehrgeiz hier feinste High-Tech-Analytik zu betreiben und auch nicht mehr die Resourcen dazu, selbst wenn ich sie noch hätte würde ich die Organische Analytik nicht damit behelligen, weil die Wichtigeres zu tun haben.
Ich freu mich erst mal an den Polbildern und hoffe, dass sie andere auch erfreuen. Die Bilder, die ich früher schon mal von Flechteninhaltsstoffen gezeigt habe waren sicher auch keine Reinsubstanzen, aber auch nicht unästhetisch.

Hier meine nicht bestätigte Vermutung Atranorin aus Pseudevernia furfuracea
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Carlos

Hallo Klaus,
ZitatIch freu mich erst mal an den Polbildern und hoffe, dass sie andere auch erfreuen. Die Bilder, die ich früher schon mal von Flechteninhaltsstoffen gezeigt habe waren sicher auch keine Reinsubstanzen, aber auch nicht unästhetisch.
Was da kristallisiert und in Deinen Polbildern fantastische Effekte ergibt, hat mich stets fasziniert. Mein Beitrag ist also nicht als Kritik zu verstehen, ich wollte mit meinem Beitrag lediglich verhindern, dass jemand glaubt, Polbilder von reinem ,,Glycerin-tri-olein" zu sehen. (Vermutlich wären die auch unspektakulärer.)
Nichts für Ungut
Gruß Calos

Klaus Herrmann

Hallo Carlos,

Zitat,,Glycerin-tri-olein"
Das habe ich schon gar nicht behauptet, weil die ungesättigten - wozu auch die Ölsäure gehört - zu tiefe Schmelzpunkte haben!
Also wenn dann eher Stearin oder Palmitin.. ;) Aber sicher ist nur: sie sind doppelbrechend!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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