REM: Königsdisziplin Insekten

Begonnen von bernd552, März 03, 2019, 22:03:55 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

bernd552

Hallo in die Runde,

nach gut einem Jahr experimentieren mit (ästhetischer) Probenaufarbeitung von Insekten, habe ich endlich ein Verfahren für mich optimieren können.

Für mich sind die filigranen Insekten die Königsdisziplin der Aufarbeitung, denn der kleinster Fehler führt sofort zu unansehnlichen Ergebnissen. Leider findet man in der Literatur so gut wie keine brauchbaren Hinweise, denn in der Wissenschaft kommt es nicht darauf an, dass die Kleintiere z.B. eine natürliche Stellung einnehmen oder ohne "Klebebatzen" unter den Füßen REM-gerecht fixiert werden.
Auch die Kritisch Punkt Trocknung ist nicht ohne eine Verletzung der Langbeinigen und Feingliedrigen durchführbar und meiner Meinung nicht die Methode der Wahl.

Lange Rede .... kurzes / kleines Bild eines eher einfachen Kandidaten.

 

Das mit dem Photoshop-Nacharbeiten über ich gerade und nutze jetzt ganz frech das Forum dazu, um aufgrund der Rückkopplungen hier (m)einen Richtung zu finden.

LG
Bernd

limno

Guten Morgen Bernd,
mit Tipps zur Nachbearbeitung mit Photoshop kann ich  Dir leider nicht dienen. Aber die Bilder kommen der Natur doch schon recht nahe. Die Haltung scheint mir etwas "verkrampft", dennoch  bin ich gewiss, DU findest die Lösung! Um welches Insekt handelt es sich ?Ich jedenfalls finde die Präparation schon recht gelungen, auch wenn ich da nur theoretische Grundkenntnisse habe.
Weiterhin viel Freude und Erfolg wünscht Dir
Heinrich

So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

anne

Hallo Bernd,

einfach nur toll!!!
Danke für das Zeigen dieses besonderen Bildes.
lg
anne

Frank Fox

Super Bernd !
Das Bild ist genau nach meinem Geschmack.

Herzliche Grüße
Frank
Mikrofotografie
www.mikro-foto.de
www.fotofind.eu

Faszination Mikroskopie
www.dustri.com/nc/de/hachinger-verlag/category/sachbuch.html

Zeitschrift Mikroskopie
http://www.mikroskopie-journal.de/

YouTube - Kanal
www.youtube.com/channel/UC32f7n_zGHMphTHSTC5wylg

wejo

Hallo Bernd,
man meint fast, dass einen Dein Insekt direkt anspringt! Ein tolles Foto!!
Viele Grüße,
Werner

ortholux

Zitat von: bernd552 in März 03, 2019, 22:03:55 NACHMITTAGS

Auch die Kritisch Punkt Trocknung ist nicht ohne eine Verletzung der Langbeinigen und Feingliedrigen durchführbar und meiner Meinung nicht die Methode der Wahl.


Hallo Bernd,

mal zur Praxis (welche ich nicht habe). Ist "Kritisch Punkt Trocknung" ein fester Begriff?
Werden die Viecher besputtert?

Ansonsten finde ich das Bild schön. Wenn Du Photoshop-Fragen hast, melde Dich! Gerne auch telefonisch. (Nummer auf der Website)

Wolfgang

plaenerdd

Hallo Wolfgang;
schau mal bei Wikipedia:
Kritischer Punkt (Thermodynamik)
Im unteren Teil des Artikels steht zur Anwendung :
ZitatMit überkritischem CO2 lassen sich biologische Präparate sehr schonend trocknen (z. B. für die Rasterelektronenmikroskopie). Dabei werden die Proben erst vernetzt, das Wasser stufenweise gegen ein Lösemittel ausgetauscht (meist Aceton) und das Aceton mit überkritischem CO2 ausgetragen. Durch diese Vorgehensweise bleiben die Strukturen weitestgehend erhalten und es treten nur wenige Artefakte auf. Das Verfahren wird Kritische-Punkt-Trocknung oder Überkritische Trocknung genannt.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bob

Hallo Bernd,
sehr schön gelungen! Da spürt man richtig, dass da eine Menge Arbeit hinter steckt.
Prima ist auch der cremig unscharfe Horizont, der gibt ein Gefühl von Tiefe. Aussehen tut es wie lebendig, und weit und breit kein Staubfussel - toll!
Der rechte hintere Fuß ist auch unscharf, der linke nicht - sind die so unterschiedlich platziert?
In der Natur wird das Insekt den Boden mit dem Körper nach meiner Vermutung nur selten berühren, es steht eher auf den Beinen.
Der Farbmix ist vielleicht noch optimierungsfähig, eine andere Untergrundfarbe z.B..

Schreibe gerne mal was über Deine Methode der überkritischen Trocknung - da gibt es ja zwischen Theorie und Praxis noch einiges zu lernen.

Viele Grüße,

Bob

Lungu

Hallo Bernd,

vor langer, langer Zeit habe ich auch mal Insekten getrocknet. Wenn sie nicht aufgespannt wurden, habe ich sie in Vogelsand getrocknet. Nach dem Abtöten mit Zyankali waren sie immer sehr hart und brüchig. Sie wurden zum präparieren vorsichtig eingeweicht und praktisch in 3D im Vogelsand getrocknet.

Grüße Lungu
Grüße Lungu

bernd552

Hallo in die Runde,

danke für eure Rückkopplung, diese hilft mir erstmal für die eigene "Eichung" gut weiter!

@ Bob:
Der grüne Boden in dem hochgeladenen Bild gefällt mir auch nicht ist aber im Originalbild weniger "senffarben" aber noch verbesserbar ... die Colorierung ist eben eine sehr subjektive Sache. Das Objekt ist ca 80° geneigt, die Aufnahme erfolgte mit einem entsprenden dynamischen Fokus, wodurch die Schärfezonen des Objektes "unlogisch" erscheinen können.

@ Wolfgang:
danke für dein Angebot, ich melde mich mal bei dir.

KPT:
Ich nutze die Kritisch Punkt Trocknung nicht, weil die natürliche Position der Insekten durch die vielen Kontakte mit Flüssigkeiten (Alkohol/CO2) irreversibel verloren geht (Einziehen der Beine, Verkrümmung des Rumpfes und der Flügel) oder einfach Körperteile abbrechen. Gute Erfahrung habe ich mit einem Eigenbau einer Mikrogefrierkammer, in der ich die lebenden Insekten zunächst unter "Beruhigungsatmosphäre" in einen angenehmen Rausch - und durch langsame Abkühlung in eine Art von Starre versetze. Die sich dabei am Boden bildende Kondensation eines Wasserfilmes - in dem die Insekten noch natürlich stehen - nutze ich zum Fixieren der Beinstellung, indem der Wasserfilm sehr schnell eingefroren - und die Gefriertrocknung gleich gestartet wird.
Leider kann nach einer erfolgreichen Gefriertrocknung noch viel passieren wie thermische Deformation beim Sputtern, Aufplatzen des Abdomens der der Beine durch das Hochvakuum oder Deformation bzw. Bewegung durch den Elektronenstrahl bei der Aufnahme.

Etwas Neid gegenüber der Lichtmikroskopie kommt bei mir schon auf, die Objekte müssen dabei nicht sooo aufwendig präpariert werden (und es gibt unendlich viel Literatur hierzu) und eine Colorierung bleibt einem in der Regel auch erspart.

Aber für mich ist diese Herausforderung die Herausforderung ;)

LG
Bernd




reblaus

Hallo Bernd -

Gratuliere, ich kenne diese Kümmernisse!
- vor gefühlten 100 Jahren hatten wir auch das Problem, dass die Kritischepunkttrocknung (damals der letzte Schrei, vor allem bei den Vertretern der entsprechenden Geräte) bei unseren Objekten (Schadpilze auf Pflanzenblättern) immer diverse Strukturdeformationen hervorrief.

Wir knobelten deshalb - nicht angekränkelt von theoretischer Gedanken Blässe - eine Schockfrostung aus, welche schließlich bestens funktionierte. Das Problem war, dass nicht nur Trockeneis bei Kontakt mit dem zu kühlenden Objekt unmittelbar sublimiert  sondern auch Flüssigstickstoff praktisch sofort verdampft, weil dessen Schmelzpunkt zu nahe am Siederpunkt liegt. Dadurch war der Wärmeübergang für eine Schockfrostung zu langsam und Artefakte traten auf.
Zunächst wurde eine Art Kälteschlicker präpariert, indem wir Isopropanol unter Umrühren in die Nähe seines Schmelzpunktes (um die - 90 ° ?) herunterkühlten. Bei Eintauchen von Objekten bleibt das Isoprop flüssig und man kriegt einen schnellstmöglichen Wärmeübergang.

Die Objekte untersuchten wir dann u.a. kurzfristig in diesem tiefgekühltem Zustand. Dazu kühlten wir den OT in der Probenkammer vermittels einer Art Heatpipe mit flüssigem Stickstoff. Genaue Details habe ich nicht mehr im Kopf, da müsste ich erst in den unergründlichen Tiefen diverser "Archive" wühlen. Ich meine mich zu erinnern, dass dabei eine Art sehr schonende Gefriertrocknung stattfand (Vakuum blieb brauchbar) und die Objekte nachher sogar besputtert werden konnten.


Viele Grüße

Rolf


Stefan K.

Hallo Bernd,

auch wenn es vielleicht rabiat erscheint, wäre zum Erhalt der natürlichen Position das Schockgefrieren der lebenden Insekten mit anschließender Gefriertrocknung einen Versuch wert. Soweit ich weiß, untersucht man mit dieset Methode zum Beispiel Paarungen bei Insekten, da man die eingefrorenen Tiere im lebensnahen Zustand untersuchen kann. Als Kältemittel könnte man Ethanol oder vielleicht auch kurzkettige Alkane wie Pentan oder Hexan versuchen, um die Probleme mit dem Leidenfrost-Effekt zu umgehen.

Viele Grüße
Stefan

bernd552

Hallo Stefan und Rolf,

in Ermangelung der Verfügbarkeit von flüssigen Stickstoff in geringen Mengen für einen Privatmann habe ich die Schockgefrierung bisher noch nicht versucht .
Für einen Tip- Tausch beim REM habe ich mal 20 Liter benötigt und bestellt .... fragt nicht nach dem Preis.

Dann bin ich mir auch nicht im klaren, wie sich die natürliche Körperhaltung der Tierchen in der ersten Sekunde nach dem Kontakt mit den tiefgekühlten Lösungsmittel verhält.?

LG
Bernd

reblaus

Hallo Bernd -

leider bin ich mir nicht mehr ganz sicher, aber ich meine mich zu erinnern, dass für die Schockfrostung unserer Objekte Trockeneis ausgereicht hat, mit dem man den "Wärmeüberträger" Isopropanol (FP -88 °C) hinreichend weit runterkühlen konnte. Aber natürlich hatten wir damals keine nervösen Tierchen, sondern Pilzhyphen auf Stückchen von grünen Blättern.
Allerdings zweifle ich, dass die auf Deinen Bildern vergleichsweise elegante Körperhaltung Deiner Objekte in der "Beruhigungsatmosphäre" noch wesentlich zu verbessern ist  ;).

Viele Grüße

Rolf

M.Butkay

Hallo Bernd,

einfach nur Klasse das Bild! Wenn ein REM nicht so teuer wäre, wer weiß..!

Hier entwickelt sich so langsam eine ganz besonder Art der Galerie, fehlt nur noch ein Rahmen mit Bildtext dazu  ;)

Liebe Grüße,
Michael
Captain Kirk (Wächter des Plankton...)