Medizinisch-mikroskopisches Rätsel

Begonnen von Peter V., März 19, 2019, 08:22:26 VORMITTAG

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Peter V.

Hallo,

Vorstellung einer 80-jährigen Patientin nach mehrfacher erfolgloser Behandlung einer Harnwegsinfektion. Nachdem die Patientin dann auch über "pfeifende Geräusche" beim Wasserlassen berichtet, erfolgt die Überweisung zum Facharzt.

Hier der mikroskopische Harnbefund des nicht zentrifugierten Urins (Handyfoto durchs Okular*, Phasenkontrast, 40er-Objektiv). Wer hat eine Idee? (Ärzte sind natürlich von der Teilnahme ausgeschlossen  ;))

Herzliche Grüße
Peter

*wobei man sich wieder fragt, wieso man eigentlich noch umständlich eine Kamera an ein Mikroskop adaptieren sollte....
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Tilman


reblaus

Sieht aus wie mazerierte Blattepiderms - kann ja wohl nich sein ...

Gruß

Rolf

Diana1982

Da war wohl was drin, was da nicht dauerhaft reingehört...
Irgendwelche Kräuter? möglicherweise als Selbstmedikationsversuch (oder so ähnlich).
Leitz Orthoplan
Leitz Diavert
Leica DMR
Olympus SZX12

www.microscopia.de

Wolf3000

Hallo,ich tippe auf eine massive Clamydien-Infection......?
Grüße,Wolfgang

derda

Hallo Peter,

vielleicht ist es Petersilie?

Viele Grüße

Erik

Rene


Peter V.

Hallo,

Zitat von: Rene in März 19, 2019, 13:14:53 NACHMITTAGS
Petersilie oder silly   ???

René

die Frechheit will ich mal gnädig überlesen haben.. ;)

Herzliche Grüße
Peter
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beamish

Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Dünnschliffbohrer

"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Fahrenheit

#10
Lieber peter, liebe Rätselfreunde,

also im zweiten Bild erkenne ich eindeutig Stomata. Sieht nach der oben schon vorgeschlagenen Selbstmedikation aus ...

Petersilie? Mag sein .. obwohl sich die Gallier die immer in die Ohren gesteckt haben ... also weiter oben ... oder so ...  ;D

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Heiko

Hallo Peter,

Herrschaften mit Lebenserfahrung wissen doch sehr oft, was zu tun ist. Kann es eine Selbstmedikation mit Kamille sein?

Viele Grüße,
Heiko

Peter V.

#12
Hallo,

Ihr lagt fast alle richtig. Man könnte wohl in jeder Beziehung sagen: "Da haben wir den Salat!" Tatsächlich handelt es sich - wie von Rolf zuerst richtig erkannt - um eine mazerierte Blattoberfläche.
Das erste Bild zeigt eine massive Anhäufng von Leukozyten (Entzündungszellen) und Bakterien.
Ich verzichte darauf, den Urin zu zeigen - er ist dunkelbraun mit ausgeprägtem "fäkulentem Fötor". Tatsächlich handelt es sich um massive Stuhlbeimengungen im Urin (Fäkalurie), ursächlich hierfür ist eine Verbindung (Fistel) zwischen Darm und Harnblase. Da auch meteoristische Gase in die Harnblase gelangen, kommt es fernerhin zum Luftabgang mit dem Harn (Pneumaturie), was die Patientin als pfeifendes Geräusch am Ende des Wasserlassens beschrieb.
Eine solche Fistel kann entweder durch massive entzündliche Prozesse des Darms (M. Crohn, Colitis ulcerosa sowie eine vor sich hinschwelende Divertikultis) oder tumoröse Prozesse im Bereich des Darms, der Harnblase oder weiblichen Geschlechtsorgane entstehen. Im Ultraschall war hier keine klare Diagnose zu stellen, sodass weitere Untersuchungen (CT, Endoskopie) im Krankenhaus veranlasst wurden.

Bei Pneumaturie ohne eindeutige Fäkalurie benutzt man übrigens auch heute noch eine recht primitive Methode, um eine Blasen-Darmfistel (die sich erstaunlicherweise oft dem direkten endoskopischen Nachweis entzieht) nachzuweisen: Man gibt dem Patienten Mohnkuchen und fahndet nach Mohnkörnchen im Urin.

Herzliche Grüße
Peter
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Diana1982

#13
Ohhh  :-\ ...knapp daneben gelegen, wie das Zeug da rein gekommen ist...

LG Diana
Leitz Orthoplan
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ammererlutz

Sehr interessant, Bild 1 ist klassisch, aber Bild 2 kam mir noch nie unter, allerdings habe ich auch in stuhlproben noch nie derartig "unverdaute" Pflanzenteile gesehen .... Hat der p
Patient ausser der Fistel nicht auch ein intestinales Problem im Colon?
mit freundlichen mikroskopischen Grüßen,
Lutz

"Mikroskope und Fernrohre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn" ( Goethe)