Insekten präparieren für Extreme Makro / Mikrofotografie

Begonnen von Bayer, April 13, 2019, 11:26:32 VORMITTAG

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Bayer

Liebe Mikrofotografen,

gibt es im Netz eine gute Anleitung für die Präparation von Insekten und Pflanzenoberflächen?
Die Präparation ist für Abbildungsmassstäbe 1:1 bis 20:1 gedacht.
Ich habe schon selbst geschaut, aber für dieses Spezialgebiet, dachte ich, frage ich auch mal die Profis.

Beste Grüße
Christian
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

JürgenG.


Bayer

Vielen Dank, Jürgen.
Das klingt sehr interessant.
Werde ich mir mal besorgen.
Beste Grüße
Christian
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

JB

Hallo Christian,

Die Praeparation von Insekten ist je nach Gruppe unterschiedlich. Am Besten schauen Sie jeweils in der Spezialliteratur zu den einzelnen Gruppen nach ("Die Tierwelt Deutschlands" und aehnliche Publikationen). Makroskopische Präparationstechnik Wirbellose ist ebenfalls sehr hilfreich.

Insekten mit fester Cuticula sind am einfachsten zu praeparieren und zu reinigen. Hier sind ein paar gute Anleitungen aus dem Netz:

http://extreme-macro.co.uk/restoring-insects/
http://www.markgtelfer.co.uk/beetles/techniques-for-studying-beetles/carding-pinning-and-labelling/

Zu beachten ist, dass eine Reihe von (attraktiven) Insekten in Deutschland geschuetzt ist, z.B. alle Bienen, und ohne Genehmigiung nicht gesammelt werden duerfen. https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/natur-und-landschaft/besonders-und-streng-geschuetzte-arten

Man kann auf den Makrophotos fast immer erkennen ob das Insekt tot oder lebendig war. Die Stellung der Beine und Fuehler des lebenden Insekts kann man durch Praeparation kaum nachstellen. Meiner Meinung nach sind gute Makroaufnahmen von lebenden Insekten, u.U. auch noch bei interessanten Verhaltensweisen, ein groesserer Verdienst als das Stacken ihrer Leichen.

https://i.pinimg.com/originals/07/18/ea/0718ea51dcde1e759afda9e4aa62adf9.jpg

Viel Erfolg,

Jon

Bayer

Hallo Jon,

vielen herzlichen Dank für die links.
Bisher habe ich nur die deutschsprachigen Seiten ausgewertet - aber auf den UK Seiten sind noch eine Fülle weiterer Informationen.
Besonders die Informationen zum Reinigen von Insekten (um diesen Punkt geht es mir im speziellen) - also das Make-Up vor dem Foto.

Ich habe auch nicht vor, in der freien Natur wahllos Insekten zu sammeln (aber danke auch für diesen link).
Bei uns fällt auf der Terrasse so einiges auf ganz natürlichem Weg an ...
Und es gibt ja auch Insektenzüchter (auch in öffentlichen Einrichtungen), die Überschüsse z.B. an Fische verfüttern müssen.
Oder Entomologen, Zoologische Sammlungen, ...
Dorthin würde ich dann einmal Kontakt aufnehmen.

Aber der Schwerpunkt meiner Stacking Versuche wird wohl zunächst einmal bei Pflanzenoberflächen liegen.
Wir hatten da z.B. kürzlich ein öffentliches Mikroskopieren im Botanischen Garten München organisiert zum Thema Pflanzenhaare (Venusfliegenfalle, Brennnessel, Salvinia molesta, ...).
Das waren fotografisch schon sehr lohnende Objekte, die es jetzt zu stacken gilt.

Beste Grüße
Christian
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850

JB

Hallo Christian,

Wo wir schon bei Gruenzeug sind  ;D ,  pflanzenparasitische Insekten wie Blattlaeuse und Schildlaeuse sind sehr dankbare Photoobjekte. Die laufen nicht so schnell weg. Da ist auf kleinstem Raum so viel zu entdecken: Entwicklung und Generationswechsel, Fressfeinde, Symbiose mit Ameisen und Befall mit Parasitoiden https://simonleather.wordpress.com/2018/04/09/not-all-aphids-grow-up-to-be-aphids-the-enemy-within/

Beste Gruesse,

Jon

Bayer

Hallo Jon,

ich wusste doch, dass das ein interessantes Foto(stacking)thema ist.
Und auch bei den Pflanzenhaaren Exponaten hatten von 5 mindestens 1 "Bewohner".

Was ich jetzt auch interessant fand bzgl. Mikroskopieren mit Kindern ist:

https://www.imkerforum.de/forum/thread/39672-bienen-für-bio-unterricht-präparieren/

Also auch mal den örtlichen Imker fragen.

Beste Grüße
Christian

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"Möglichkeiten der Materialbeschaffung:
1. Boden der Beute reinigen und nach 24 Stunden den Totenfall entnehmen. Hiervon sind maximal 5% bis 10% für eine weitere Verarbeitung tauglich. Die guten Exemplare (nicht zu stark gekrümmt) entnehmen und unter einer Lupe mittels feinem Pinsel (Malkasten-Pinsel oder besser noch einen Lippen-Pinsel "schräg-oval") eventuelle Verunreinigungen (Pollen, Wachsreste) abbürsten.
2. Einige Bienen aus der Beute in eine Plastiktüte überführen und über Nacht in die Gefriertruhe legen. Davon sind ca. 80 % für eine weitere Präparation tauglich.
3. Einige Bienen aus der Beute in eine Plastiktüte überführen und mittels eines Kontakt-Kältespray (Elektronik-Markt) aus größerer Entfernung einsprühen und dann in die Kühltruhe legen.
Die Bienen unter Punkt 2 und Punkt 3 sind nicht so stark gekrümmt. Bitte nun keine Kommentare zu den Bienen und der Kühltruhe .... ihr schneidet auch Drohnenrahmen ........

Die RISU (Richtlinien zur Sicherheit im Unterricht an allgemein-bildenden Schulen) schreibt vor, dass man tote Bienen (Insekten) nicht ungeschützt präsentieren darf. Des Weiteren sollten die Präparate laut Empfehlung der RISU mindestens 18 Tage bei -20°C gefroren gelagert werden.
Die weitere Präparation ist teils schon oben beschrieben. Sie können nun mittels eines Tropfens Sekundenkleber auf einen Untergrund geklebt werden. Im folgenden Schritt werden mit einer Pinzette die Beine der Biene ausgerichtet. Mit etwas Übung geht es sehr schnell. Für Schülerinnen und Schüler macht es Sinn, die Bienen in verschiedenen Ansichten zu präsentieren --> oben, unten und seitlich. Daher würde ich die Bienen jeweils zu dritt in eine Petrischale kleben und diese mit einem Marken-Isolierband staubdicht umkleben oder den Deckel mit Heißkleber luftdicht verkleben.
Die gesamt Präparation dauert pro Petrischälchen (3 Bienen) etwa 20-30 min. Als Ergebnis hast du dann ein Präparat, welches die Schülerinnen und Schüler von allen Seiten betrachten können. Die Präparate halten mehrere Jahre und sind in den Petrischälchen gut lagerbar sowie unter dem Binokular bzw. einer Stereo-Lupe sehr gut auszurichten."
Stemi 508doc
AxioScope.A1
Nikon D850