Leucit-Olivin Basalt vom Vulkanfeld in Calatrava, Spanien

Begonnen von Florian D., August 29, 2018, 22:58:33 NACHMITTAGS

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olaf.med

Lieber Florian, lieber Erik,

das Vorkommen von primärem Aragonit in diesen Gesteinen ist wirklich hochinteressant und Eriks rundlichen Einschluss im Olivin interpretiere ich auch als solchen. Dieser Aragonit wurde dann in größeren Erdtiefen bei der Kristallisation des Olivins eingeschlossen und blieb dort metastabil erhalten. Es ist sicher ein seltener Befund!

Die fächerförmigen Karbonate in Eriks Dünnschliffen und Florians Auflicht-Bild sind jedoch nach meiner Meinung eindeutig sekundär gebildet. Sie füllen Hohlräume im blasigen Gestein und dort wurde der metastabile Aragonit nach der Ostwaldschen Stufenregel abgeschieden, ähnlich dem Karlsbader Sprudelstein, der ja auch aus Aragonit besteht. In geologischen Zeiten sollte er sich in den bei diesen Bedingungen stabilen Calcit umwandeln. Natürlich braust auch der Aragonit mit Salzsäure. Unterscheiden kann man ihn von Calcit durch sein zweiachsiges Interferenzbild und - wie ich glaube - auch durch spezifische Anfärbung, aber da sollte man einmal einen ausgewiesenen "Softrocker" wie Thomas (TPL) fragen.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Florian D.

Hallo Olaf,

Du weisst ja, wir Chemiker nehmen den Unterschied zwischen Modifikationen nicht so genau. Ich habe aber auch an Aragonit gedacht, weil das so lange Stëngel sind (schreibt man das jetzt mit ä oder e?). Drum werfe ich auch gerne Orthoklas und Sanidin durcheinander, weil ich eher an den modalen Mineralbestand denke.  Die Nachweisreaktion für Aragonit habe ich gesucht, sie heisst Feigl'sche Lösung https://www.chids.de/dachs/expvortr/634.pdf.
Ausserdem grenzt Aragonien ja an Kastilien - La Mancha, da muss man dann schon damit rechnen, dass sich da was über die Grenze verirrt.

Gruss,
Florian

derda

#17
Hallo Florian und Olaf,

ZitatIch habe tolles neues Gerät, nämlich einen Kameradapter von Olaf und ein komplettes Stereomikroskop mit Kameraadapter von Peter. Was mir noch fehlt, ist die Zeit, mich mit alledem so eingehend zu beschäftigen, wie ich gerne möchte. Anbei zumindest ein Bild, das ich mit der Stereolupe aufgenommen habe.

Das freut mich sehr. Was hast du überhaupt für ein Polarisationsmikroskop?

Ich finde die Abbildungsqualität deines Stemis ziemlich gut, da gibt es viele Modelle die abseits der Schärfeebene und zum Rand hin stark und unschön verzeichnen. Seit einigen Tagen gibt's bei uns in der Firma zwei neue Mikroskope => u.a. ein Zeiss Stemi 508, welches mich von seiner Abbildungsqualität schon echt begeistert.

Vor einiger Zeit habe ich bei Ebay eine günstige Mikroskopkamera für 120€ bekommen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=30174.msg224649#msg224649
Mit dieser Kamera nehme ich seitdem fast alle meine Polbilder auf und kann sie für diesen Preis absolut empfehlen. Was ebenfalls gut funktioniert sind Aufnahmen mit dem Handy oder einer Kompaktkamera durchs Okular. Viele Dynamik- und Farbprobleme hat man bei einfachen Okularaufnahmen gar nicht.

Aktuell liegen noch zwei Schliffe auf meinem Tisch, einseitig aufgeklebt und warten auf die Fertigstellung. Möglicherweise finde ich dort nochmals schöne Einschlüsse. So ganz glaube ich allerdings noch nicht an die Primärausscheidung des Aragonit => dann müsste der Olivin ja wie eine Perle, um ein Sandkorn herum, um den Aragagonit gewachsen sein. Würde dann der Olivin noch so schön homogen aussehen oder würde es bedingt durch das Wachstum von mehreren Punkten heraus auch Überschneidungen mit unterschiedlicher Orientierung geben, die dann im XPL sichtbar sind?

Fragen über Fragen...

Viele Grüße

Erik


Florian D.

Hallo Erik,

ich habe ein Ortholux I Pol mit Trinotubus und adaptierter Canon EOS 600d. Ich steuere die von dem Programm "Darktable" im Tetheringmodus unter Linux und Liveview, was sehr gut funktioniert. In die Nachbearbeitung muss ich mich allerdings noch einarbeiten.
Ich habe auch 2 Carbonateinschlüsse im Olivin gefunden, allerdings immer in Verbindung mit Rissen im Olivin. Wer garantiert einem denn, dass das Carbonat da nicht sekundär eingedrungen ist?
Mein letzter Schliff eines Basalts vom Cerro Gordo ist leider nichts geworden und der nächste Schliff ist gerade mal aufgeklebt. Schleifst Du maschinell?
Ich sitze hier jedenfalls tagelang, bis ich einen Schliff von dann meist unbefriedigender Qualität hinbekommen habe.
Ich läppe auf Glasplatten mit SiC der Körnungen 220, 500, 1000.

Viele Grüsse,
Florian

Florian D.

Zitat von: Erik W. in September 18, 2018, 19:57:36 NACHMITTAGS

So ganz glaube ich allerdings noch nicht an die Primärausscheidung des Aragonit => dann müsste der Olivin ja wie eine Perle, um ein Sandkorn herum, um den Aragagonit gewachsen sein. Würde dann der Olivin noch so schön homogen aussehen oder würde es bedingt durch das Wachstum von mehreren Punkten heraus auch Überschneidungen mit unterschiedlicher Orientierung geben, die dann im XPL sichtbar sind?

In dem oben verlinktem Artikel von Humphreys steht hierzu:
Petrographically the aragonite inclusion shows a subhedral crystal form within olivine, suggestive of cotectic crystallization
of olivine and aragonite and resulting from the competing growth of the two phases.

Florian D.

In folgendem Artikel werden die Schlussfolgerungen von Humphreys stark in Zweifel gezogen:


Lustrino, Michele, et al. "Ca-rich carbonates associated with ultrabasic-ultramafic melts: Carbonatite or limestone xenoliths? A case study from the late Miocene Morron de Villamayor volcano (Calatrava Volcanic Field, central Spain)." Geochimica et Cosmochimica Acta 185 (2016): 477-497.

derda

Hallo Florian,

vielen Dank für die Informationen. Ich habe mir dieses Jahr eine kleine Schleifmaschine zum Geburtstag geschenkt. Für die letzten gezeigten Schliffe habe ich sie allerdings nicht genutzt und von Hand geschliffen. Ich klebe mit Krantz-UV-Kleber auf und schleife zweistufig mit metallgebundenen Diamantschleifscheiben (125 und 10µm Körnung). Beim Schleifen werden die Schleifscheiben auf eine Glasplatte gelegt und los geht's. Verglichen mit der Abtragsrate von losem Schleifpulver spielst du so in der Formel 1 mit.
Das wichtigste ist aber der Kleber, da habe ich viel durchprobiert und bin bei Krantz hängen geblieben. Total vermurkste Schliffe sind selten geworden, was aber eine reine Trainigsfrage ist.

Viele Grüße

Erik


Florian D.

Glückauf!

Nachdem ich mir jetzt eine billige Fliesenschneidemaschine aus dem Baumarkt zugelegt und damit gleich den Balkon kräftig eingesaut habe, verwendete ich diese auch, um noch einen grösseren Basaltbrocken von diesem Vulkan in mundgerechte Stücke zu zerteilen.
Schon im Schnitt sieht man grössere Kristalle rechteckigen Querschnitts, bei denen ich vermutete, dass es sich entweder um Nephelin oder Sanidin handeln könnte. Das Mikroskop zeigt jedoch eindeutig Quarz (Konoskopisch einachsig positiv). Ich vermute es handelt sich um Mandeln, die sich im Nachhinein nach zutritt kieselsäurehaltiger Lösungen gebildet haben.
In der Grundmasse findet sich diesmal sehr wenig Olivin, dafür weiterhin Leucit sowie Pyroxene und etwas Amphibol.
Hier im linear Pol, x-Pol und x-Pol mit lambda-Plättchen.

Viele Grüsse
Florian

derda

Guten Morgen Florian,

interessant. Vielleicht hat sich auch einfach nur Sandstein mit der aufsteigenden Magma vermischt?

So eine Säge ist echt eine Sauerei. Das Putzen danach dauert länger als das Sägen 😂 Beim letzten Mal habe ich sie in die Badewanne gestellt.

Viele Grüße,

Erik

Florian D.

Hallo Erik,

ja, das kann natürlich sein. Ich hänge mal noch ein Photo des Gesteins an.

Frohe Ostern
Florian