Polarisationsmikroskopie = Fluoreszenzmikroskopie???

Begonnen von Vorticella, Mai 09, 2019, 19:35:31 NACHMITTAGS

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Vorticella

Hallo an die Runde,
durch einen glücklichen eBay Beifang bin ich zu einem Polfilter für mein Phomi gekommen. Hier ein Bild mit gekreuzten Polfiltern, W3A Färbung, violette Taubnessel. Das Bild wurde durch das Okular fotografiert und ist wesentlich schlechter als das tatsächliche Bild. Ich arbeite dran...

Hier das Präparat im Durchlicht:

Nun meine Gedanken ... Korrigiert mich, wenn ich irre...
Acridinrot und Acriflavin leuchten hell auf, Astrablau ist nicht zu sehen. Die erstgenannten sind Fluoreszenzfarbstoffe. Durch den Polarisator kommt polarisiertes Licht aller Wellenlängen. Der Analysator löscht dies komplett aus. Trifft jedoch Licht der Anregungsfrequenz auf die Fluoreszenzfarbstoffe, so geben sie nicht polarisiertes Licht ab. Dadurch kann dieses (durch Fluoreszenz verursacht) den Analysator passieren.
Meine Frage: Ist Polarisationsmikroskopie bei Nutzung von Fluoreszenzfarbstoffen eine Form der Fluoreszenzmikroskopie???

Beste Grüße aus der Vulkaneifel
Jan

plaenerdd

Hallo Jan,
nee, nee - da liegst Du falsch. Astralblau gefärbte Bereiche des Schnittes leuchten bei x-Pol nur deshalb nicht, weil sie unverholztes Gewebe anfärben. Diese Teile würden auch im ungefärbten Schnitt nicht leuchten. Die anderen Farben färben verholzte Teile. Die eingelagerte Zellulose würde auch im ungefärbten Schnitt bei x-Pol leuchten, da sie kristallartige Strukturen bildet.
Mit Floureszenz hat das nix zu tun.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Florian D.

Hallo Jan,

interessant! Ich denke, Dein Gedankengang klingt plausibel.

Viele Grüsse
Florian

Dünnschliffbohrer

#3
Zitat... da sie kristallartige Strukturen bildet.

Hallo Gerd, Jan und alle anderen,

dem würde ich nicht zustimmen (deinem restlichen Beitrag aber schon). Es handelt sich dabei eher um einen Fall von Faserdoppelbrechung (so gen. "Stäbchenmischkörper" der Physiker) als um die "normale" Doppelbrechung der nicht-kubischen Kristallsysterme. Oft denkt man, Doppelbrechung => kristallin, ist aber nicht so einfach, da gibt es noch einige andere Möglichkeiten (so u.a. Spannungsdoppelbrechung).
Schönen Abend noch!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

plaenerdd

Hallo Dsb.
ich habe von kristallartigen Strukturen gespruchen. Mir ist schon klar, dass das keine Kristalle im eigentlichen Sinne sind, aber doch sehr regelmäßige Strukturen, die zumindest einige Eigenschaften von Kristallen zeigen, wie z.B. die Doppelbrechung.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Dünnschliffbohrer

Hallo Gerd,
njet, das würde ich auch nicht als kristallartig bezeichnen, das ist mir zu weit auseinander. Ursache ist hier wohl, dass viele dünne zylindrische Strukturen in einem sonst homogenem Medium mit einem abweichenden Brechungsindex eingelagert sind. Die "Stäbchen" des "Mischkörpers" sind demnach die Bündel der parallelen Zellulosefibrillen in der Zellwand. Was die Grundsubstanz ist (Lignin?, Pektin? oder sonst was?) müsste ich erst mal wieder in einem Botaniklehrbuch nachlesen Analog können auch Kollagene Fasern in histologischen Schnitten im Polmi leuchten, die auch nicht kristall-artig sind.. Wichtig ist wohl einfach nur der Unterschied des Brechungsindex und die geometrische Form/Anordnung (Oberbegriff: "Formdoppelbrechung"). Es gab mal in Gießen einen Zoologen W.E. Schmidt, der sich in Zusammenarbeit mit Leitz viel um die Fragen der biologischen Doppelbrechungserscheinungen gekümmert hat (=> Entwicklung vom Leitz "Biopol"). Vielleicht weis da Olaf mehr drüber, obwohl es sich nicht um Mineralogie, handelt (aber um Physik).
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]