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Hilfsobjekt 530nm

Begonnen von anne, Mai 13, 2019, 13:47:49 NACHMITTAGS

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anne

Hallo Foristen,
an meinem Polschieber gibt es eine Einschubmöglichkeit für z.B. das Hilfsobjekt 530nm.
Nun frage ich mich, was bewirkt dieses Hilfsobjekt denn dann genau?
Am schönsten wäre es, falls es jemand mit Bildern zeigen könnte.
Da ich aber recht wenig mit den typischen Polobjekten zu tun habe, sprich Dünnschliffe, evtl. an einem anderen Objekt.

lg
anne

Dr. Jekyll

Liebe Anne,

530nm klingt mir eigentlich sehr nach Sperrfilter bei Fluoreszenz mit Blauanregung.
Beste Grüße
Harald

DR

Hallo Anne,
könnte es das sein : https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=25258.0, dieses Hilfsobjekt 1. Ordnung von Olympus hat, warum auch immer, 530 nm und nicht die üblichen 546 nm. 
VG
Dieter

Florian D.

Hallo Anne,
zuletzt hat Ronald hier einige Photos eingestellt, die im a) linearpolarisierten Licht, b) bei gekreuzten Polarisatoren und c) mit gekreuzten Polarisatoren und Lambda Phasenplättchen aufgenommen wurden.
In der Reihenfolge werden die Bilder zunehmend bunter. Das Phasenplättchen wird jedoch weniger aus ästhetischen Gründen verwendet, sondern um Interferenzfarben erster Ordnung von denen höherer Ordnung unterscheiden zu können.
Eine weitere Anwendung liegt in der Unterscheidung optisch positiver und optisch negativer Minerale bei konoskopischer Betrachtung.
Siehe hierzu:
http://www.minsocam.org/msa/openaccess_publications/Thin_Sctn_Mcrscpy_2_rdcd_grm.pdf

Die Wellenlänge der Lambdaplättchen unterscheidet sich von Hersteller zu Hersteller. Auch neuere Leicamikroskope kommen mit 430 nm.
Ich hatte hierzu sogar mal einen eigenen Thread gestartet.

Viele Grüsse
Florian


anne

Hallo zusammen,
ja das rätselhafte tint plate ist es. Das gibt es auch noch mit 147,3 nm.
ok damit ist meine Frage weitgehend beantwortet.
Danke Euch allen.
lg
anne

Dünnschliffbohrer

Hallo Anne,
neben der von Florian dargestellten Verwendung des Lambdaplättchens (= Hilfsobjekt") in der mineralogischen Polarisationsmikroskopie wird es in der biologischen Polarisationsmikroskopie auch gerne benutzt, um die Verlaufsrichtung submikroskopischer faseriger Strukturen sichtbar zu machen. Zum Beispiel zeigt ein normaler Pflanzenquerschnitt die Zellen mit dickeren Zellwänden zwischen gekreuzten Polarisatoren weißlich-grau vor dunklem Hintergrund. Schiebt man zusätzlich zum Präparat noch das Lambdaplättchen in den Strahlengang ein, dann addiert sich bei den Zellulose-Fasern der Zellwand in der einen Richtung die Doppelbrechung => d.h. die Interferenzfarben steigen, d.h. es erfolgt ein Farbumschlag vom Rotviolett (neue "Hintergrundfarbe") => nach Blau II. Ordnung. In der Richtung rechtwinklig dazu verlaufende Fasern zeigen dagegen einen Farbumschlag von Rotviolett nach => Gelb I. Ordnung, hier fallen die Interferenzfarben gemäß der Michel-Levy Farbtafel.
D.h. je nach Verlaufsrichtung der fibrillären submikroskpischen Strukturen in einem biologischen Präparat (meist grauweiß) wird die Faserdoppelbrechung des biologischen Materiales zu der Eigendoppelbrechung (rotviolett) des Kristallplättchens dazu addiert (blau) oder abgezogen (gelb). Vieleicht zeige ich später mal ein Bild dazu. Ein anderes lohnendes Demonstrationspräparat dafür wäre z.B. ein histologischer (Längs-)Schnitt durch eine Sehne mit den gewellt verlaufenden Kollagenfasern.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

anne

Hallo Markus,
danke Dir!
Somit würde auch bei meinen Wasserflöhen die Muskulatur/Nervenfasern, die eigentlich weiss/grau erscheint in gelb erscheinen?

lg
anne

Michael

Hallo Anne,

Zitat von: anne in Mai 14, 2019, 08:03:03 VORMITTAG
Somit würde auch bei meinen Wasserflöhen die Muskulatur/Nervenfasern, die eigentlich weiss/grau erscheint in gelb erscheinen?

Genau  - und damit deutlicher als ohne Pol bzw. ohne Hilfsobjekt. Ein Beispiel ist hier: https://www.mikro-tuemplerforum.at/viewtopic.php?f=55&t=493&p=1519&hilit=copepode+pol#p1519 zu sehen.
Der Vergleich ohne und mit Hilfsobjekt wird hier deutlich: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28543.0

Durch das Hilfsobjekt wird der "Nullpunkt" der Phasenverschiebung durch die Doppelbrechung so verschoben, dass die "Farbänderung" (d.h. die Interferenzfarben) im sichtbaren Bereich liegen und nicht, wie ohne Hilfsobjekt, nur eine Helligkeitsänderung bewirken.

Viele Grüße

Michael

Gerne per Du

Rawfoto

Hallo Anne

Und dann gibt es noch die Verwendung um bei Auskristallisierten Präparaten oder z.B. seifenhäutchen buntere Bilder zu bekommen, die Tint Blade mit der geringeren Zahl sorgt für gefälligere Bilder.

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

anne

Hallo Michael,
das ist ein wunderbares Beispiel! Danke Dir!

Auch Dir vielen Dank Gerhard!

lg
anne

Dünnschliffbohrer

Hallo Michael,
auch von mir vielen Dank für den Verweis auf deine Bilder! Ein besseres Beispiel hätte ich auchnicht beibringen können, und es hat mit die Mühe des Fotografierens und hochladens erspart.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]