Botanik: Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica ‘Cido Red’ *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juni 10, 2019, 09:51:40 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Zierquitte gehört zur Gattung der Chaenomeles, deren vier Arten in Asien beheimatet sind.
Bild 01 Chaenomeles japonica


Foto: H.-J_Koch

Die Japanische Zierquitte (Chaenomeles japonica) stammt ursprünglich aus Japan (Honshu, Kyushu).
Seit rund 200 Jahren sind die Arten in unseren Gefilden bekannt. Es handelt sich stets um sommergrüne Sträucher mit wechselständigen Blättern, aromatisch duftenden Früchten und zumeist roten Blüten, die sich vor dem Austrieb zeigen.
Chaenomeles japonica gelangte 1869 nach Europa.
Die Japanische Zierquitte wird als Zierstrauch genutzt. Sie ist seit 1874 in Kultur.
Bei uns im Garten wächst eine dornenlose Sorte, die Chaenomeles japonica 'Cido Red'.
Von dieser Pflanze sind meine Proben.

Systematik:
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Spiraeoideae
Gattung: Zierquitten
Wissenschaftlicher Name: Chaenomeles

Der griech. Name ,,chainein" = spalten, klaffen; ,,melis" = Apfelbaum.
Der Botaniker Thunberg dachte, dass die Früchte später auseinander klaffen.

Carl Peter Thunberg, auch bekannt als Karl Peter von Thunberg, war ein schwedischer Mediziner, Botaniker und Naturforscher. Er gilt als Pionier der neuzeitlichen Erforschung der südafrikanischen und japanischen Pflanzenwelt.

Die Japanische Zierquitte ist ein sparriger Strauch mit weit ausladenden Ästen, der Wuchshöhen von bis zu 2,0 Meter erreicht. Junge Zweige sind kurzfilzig, Zweige vom Vorjahr warzig. Die Blätter sind lanzettlich bis verkehrt-eiförmig, grob gezähnt und auch im jungen Zustand kahl. Sie sind einschließlich Blattstiel 4 bis 5 Zentimeter lang und 2 bis 3 Zentimeter breit. Die Nebenblätter sind 1 Zentimeter lang und 1,5 bis 2 Zentimeter breit, nierenförmig und gezähnt. Meist sind 2 bis 3 Blüten zusammen angeordnet, sie sind ziegelrot gefärbt.

Bild 02 Chaenomeles japonica

Foto: H.-J_Koch

Geöffnet sind die Blüten 3 bis 4 Zentimeter breit. Die Früchte haben einen Durchmesser von 4–7 Zentimeter und sind gelb.
Die Früchte sind roh nicht genießbar, aber wie bei allen Früchten von Rosengewächsen ist das Fruchtfleisch ungiftig, die Kerne enthalten geringe Giftmengen.

Die wohlriechenden, hartfleischigen Früchte sind lange lagerfähig und können deshalb gut im Wäscheschrank zur Duftübertragung zwischen Taschentücher oder Unterhemden gelegt werden. In ihrem Kernhaus sind sehr viel mehr Samen als in Äpfeln. Sie enthalten Zucker und Ascorbinsäure. Durch Kochen werden sie weich und können entsaftet werden.
Mit ihrem hohen Gehalt an Vitamin-C und dem geringen Anteil an Zucker sind sie gesundes Naschwerk. Im rohen Zustand sind die Quitten über einen langen Zeitraum hinweg haltbar. Die Ernte ist bis kurz vor den ersten einsetzenden Frösten zu empfehlen. Die Zierquitten sind in der Lage, sich alleine zu bestäuben.

Spross, Querschnitt, 25 µm

Zunächst einmal 2 Bilder von ungefärbten Schnitten.

Bild 03 Übersicht, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 04 Vergrößerung, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 05 Autofluoreszenz, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica

Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 15 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).

Tipp: Eine schöne Variante erhält man, wenn man in der letzten Färbestufe eine Mischung aus
Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 3:1 verwendet. (3 Tropfen Astrablau und 1 Tropfen Acriflavin separat ansetzen und Gemisch mit der Pipette übertragen
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
10. Einschluss in Euparal.

Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000.

Bild 06 Übersicht mit Beschriftung, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica

T = Trachee, XY = Xylem, MST = Markstrahl, PH = Phloem, PE = Periderm, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym – Inseln, K = Kambium

Bild 07 einjähriger Spross, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 08 Abschlussgewebe, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 09 Kambium,Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 10 Knospenansatz, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 11 Leitbündel von einem Blattansatz, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bei den Bildern 12 + 13 erkennt man deutlich Schnittspuren.
Diese Fehler entstehen, wenn z.B. die Einwegklinge stumpf ist, oder das Schnittmaterial unterschiedliche harte Strukturen enthält.
Calciumoxalat - Kristalle sind der Tod der Einwegklingen.
Calciumoxalat ist ein Calciumsalz der Oxalsäure. Es besitzt die Summenformel CaC2O4 und kommt es in vielen Pflanzen als Fraßverteidigung vor.

Bild 12 Schnittfehler, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 13 Schnittfehler, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 14 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica

Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 15 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 16 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 17 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 18 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 19 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 20 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Hans-Jürgen Koch

Spross, Längsschnitt, 25 µm

Zunächst einmal 2 Bilder von ungefärbten Schnitten.

Bild 21 Übersicht, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 22 Vergrößerung, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Auf den beiden letzten Bildern (21 + 22) ist eine deutliche Veränderung im Gewebe des Sprosses zu erkennen.
Das Abschlussgewebe ist verletzt und vermutlich ist Wasser in den Spross eingedrungen und hat für eine Zersetzung der Zellen gesorgt.

W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)

Bild 23 Übersicht, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Die Wacker – Färbung bringt mich hier nicht weiter; der rote Farbstoff Acridinrot überlagert alles.

Bei der Auflicht – Fluoreszenz erkannt man die auffällige Grenze deutlicher.

Bild 24 Übersicht, Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 25 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 26 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 27 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Bild 28 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Japanische Zierquitte Chaenomeles japonica


Quellen und weiterführende Informationen:

Wikipedia
,,Das Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7

Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quelle. Texte werden anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.

Hans-Jürgen


 
 
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Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

vielen Dank für Deinen schönen Beitrag, den ich wie immer gelistet habe.

Auffällig finde ich den Wechsel der Fluoreszenzfarbe von Gelb nach Grün, wie er z.B. im Bild 27 zu sehen ist. Das deckt sich m.E. mit der in Bild 21 erkennbaren Verfärbung. Kannst du sagen, was das ist? Eine Verletzung vielleicht?

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg,

danke für Dein Feedback.
Der Farbwechsel in der Fluoreszenzfarbe von Gelb nach Grün ist interessant.
Die ungefärbten Schnitte auf den Bildern (21 + 22) zeigen eine deutliche Veränderung im Gewebe.
Das Abschlussgewebe ist verletzt und vermutlich ist Wasser in den Spross eingedrungen und hat für eine Zersetzung der Zellen gesorgt.
Bei meiner Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
wird das verholzte Gewebe gelb und z. B. das Markparenchym grün angezeigt.

Gruß
Hans-Jürgen
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Wutsdorff Peter

Grüß Dich Hans-Jürgen,
Gratulation zu diesem tollen Beitrag! Wie immer: ein "Super  Hans-Jürgen".
Interessant Deine Bemerkung zu den "Schnittfehlern" Wenn Du nicht darauf hingewiesen hättest,
hätte ich sie nicht bemerkt.
Jetzt weiß ich, was mir da auch passiert: Die eine Hälfte des Schnittes ist dunkler als die andere.
Das sieht man aber wohl erst, wenn der Schnitt fertig unter dem DG liegt.
Grüße voll Bewunderung
                                                              Peter

Fahrenheit

Liebe Peter,

Schnittfehler sind nur in den Bildern 12 und 13 zu sehen: die feinen violetten Linien deuten darauf hin, dass das Messer beim Schnitt mal gestockt hat.

Die großen Flächen wie z.B. in Bild 21 haben andee Ursachen, wie Hans-Jürgen ja auch erklärt hat.

Herzliche Grüße
Jörg
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Klaus Herrmann

#6
Zitatdass das Messer beim Schnitt mal gestockt hat.
oder 2 kleine Scharten hat. Vielleicht finde ich meine Beispielbilder.

Ja habe ich Cypressus Leylandii. Hier hatte mein Hartmetallmesser ein paar winzige Ausbrüche in der Schneide
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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