Apparat für „schiefe Beleuchtung“ am Ortholux I

Begonnen von Carlos, August 13, 2019, 10:17:11 VORMITTAG

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Carlos

#45
Hallo Hubert,
Zitates sind die "Schieflichtblenden" gemeint.
Das habe ich mir gedacht. Wenn ich die für Deine Versuche eingesetzten ,,Schieflicht-Blenden"  (siehe Bild) betrachte, hast Du mit verschiedenen Formen der Schieflicht-Blende experimentiert. Das aus den Blenden austretende Licht ist dabei sowohl in der Form wie auch in der  ,,Menge" unterschiedlich. Meinst Du also die Form der von Rolf verwendeten Schieflicht-Blenden, die durchgehende ,,Lichtmenge"  oder beides.
In dem ,,Großen, Abbe`schen Beleuchtungsapparat" wie auch in dem Leitz-Zusatzteil für ,,schiefe Beleuchtung" wird eine Irisblende dezentriert. Die ist mehr oder weniger ,,kreisförmig" und kann definiert geschlossen, dezentriert  und gedreht werden.
Gruß Carlos

Lupus

Hallo Carlos,

die Lichtmenge ist doch egal, wie beim normalen Abblenden der Aperturblende kann man schließlich zur Kompensation die Beleuchtung aufdrehen. Es ging mir darum, wie weit das Licht räumlich bis zur Kondensormitte bzw. darüber hinaus abgeblendet wird.

Normalerweise reicht die dezentrierte Kreisblende vollkommen. Ich habe die unterschiedlichen Blendenformen verwendet, um Effekte zu testen. Es kann ja auch darum gehen, wie selektiv die Kontrastwirkung senkrecht zur Haupteinfallsrichtung der Beleuchtung ist.

Hubert

Carsten Wieczorrek

Hallo,
in dem großen Beleuchtungsapparat gibt es eine einschiebbare Zusatzblende, mit der man halbmondförmige Abbildungen der Apperturblende erzeugen kann.
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Lupus

Hallo,

Zitatin dem großen Beleuchtungsapparat gibt es eine einschiebbare Zusatzblende, mit der man halbmondförmige Abbildungen der Apperturblende erzeugen kann.   
solche Blenden für Schieflicht waren schon sehr früh üblich, hier ein englischer Kondensor aus den 1870er Jahren mit halbmondförmiger Blende im Blendenrad (neben Dunkelfeldblenden).

Hubert

Lupus

Hallo Rolf,

ich zeige ein kleines experimentelles Beispiel für den Blendeneinsatz an einem reinem Phasenobjekt:

Vorab: Mir ging es nicht um irgendwelche Optimierung der Auflösung, sondern ausschließlich um das Schieflicht als Phasenkontrastverfahren. Die Auflösung im engeren Sinn lässt sich damit sowieso nicht erhöhen. Ich hatte hier als Phasenobjekt ein ungefärbtes dünnes Gewebepräparat mit minimalem Kontrast verwendet (siehe 1. Foto links oben im Bild, Hellfeld als vergrößerter Ausschnitt, Leitz Achromat 40/0.65). Es sind so gut wie keine Strukturen erkennbar. Die beiden rechts anschließenden Bilder zeigen den bekannten zunehmenden "Kontrast" von vorhandenen Strukturen bei zunehmend weiter zugezogener Aperturblende durch Interferenzeffekte. Damit lässt sich jedoch wenig anfangen, da sich der Bildeindruck beliebig durch minimales Fokussieren oder Verschieben des Kondensors verändert und das Ganze im Wesentlichen durch Beugungsartefakte bestimmt wird.

Links unten das Bildergebnis mit halbkreisförmiger Schieflichtblende, die Phasenstrukturen des Objektes zeigen den bekannten Reliefeffekt, der dürfte bei konstanter Dichte des Gewebes direkt die Dicke anzeigen. Die Blenden begrenzen mit ihrem Außenrand die maximale NA des Kondensors auf die NA des Objektives.

Rechts davon das Bild durch einen Halbkreisblende mit vergrößertem Blendenaußendurchmesser, d.h. mit Dunkelfeldanteil im Beleuchtungslicht. Nach meiner Erfahrung ist dabei der Kontrast eher schwächer, also ein Nachteil. Das Problem bei der Darstellung ist lediglich, dass die Abbildungen Aufgrund der Interferenzeffekte stark von der jeweiligen Fokussierung abhängen und der Zusammenhang daher nicht so eindeutig ist.

Weiter rechts eine verkleinerte Halbkreisblende, der Reliefkontrast wirkt verstärkt. Wenn man jedoch genau hin sieht muss man feststellen, dass durch die damit verbundene weitere Verkleinerung der Beleuchtungsapertur z.T. bereits erkennbare Artefakte entstehen.

Ganz rechts eine modifizierte Blende in Form eines Halbkreisringes, das Bild ist ähnlich wie bei der verkleinerten Halbkreisblende, zeigt jedoch eine andere Darstellung der Strukturen bei anderer Ausrichtung gegenüber der Hauptlichtrichtung.

Ganz links oben noch zum Vergleich eine Ringblende, der häufig eine höhere Auflösung zugesprochen wird. Die ergibt aber eigentlich nur andersartige Interferenzartefakte wie die zentriert abgeblendete Aperturblende (beide Fotos links daneben).

Ich wollte jetzt nur ein einfaches Beispiel zeigen. Man kann das Ganze natürlich beliebig verfeinern, z.B. durch Berücksichtigung des Bildeindruckes bei unterschiedlicher Fokussierung. Bei dickeren, ausgeprägteren Phasenobjekten ergeben sich weitere Effekte.

Hubert

Carlos

Hallo Hubert,
ZitatIch hatte hier als Phasenobjekt ein ungefärbtes dünnes Gewebepräparat mit minimalem Kontrast verwendet (siehe 1. Foto links oben im Bild, Hellfeld als vergrößerter Ausschnitt, Leitz Achromat 40/0.65).
Kannst Du bitte etwas mehr zu dem Präparat sagen? Ich gehe davon aus, dass es ein eingedecktes Präparat, zwischen Objektträger und Deckglas ist. Wie dick war das Gewebestück und wie dick war die Schicht zwischen Objektträger und Deckglas? Welchen Brechungsindex hatte das Eindeckmittel im Vergleich zu Glas und dem Gewebestück?
Mich wundert, dass Du für Deine Versuche kein in Form und Feinstruktur den meisten hier bekanntes Objekt wie eine  Diatomee oder Schmetterlings-Flügelschuppe genommen hast. Von diesen gibt es Bilder praktisch aller Beleuchtungsverfahren (von Auflicht bis DIK).
Gruß Carlos

Lupus

Hallo Carlos,

was ist der Zweck Deiner Fragen zum Präparat? Wenn ich den genauen Brechungsindex des Gewebes kennen würde, wäre ich dem Nobelpreis etwas näher. Das spielt in dem Zusammenhang keine Rolle, ich habe dieses Präparat gewählt weil es einem idealen dünnen Phasenobjekt erkennbar sehr nahe kommt und daher feine Unterschiede in der Beobachtungsmethode besser erkennbar sind. Ich habe gesagt, dass es ein Beispiel ist.

Eine Flügelschuppe ist kein transparentes Phasenobjekt, und wie Diatomeen eher als Auflösungstestobjekt geeignet. Aber genau darum ging es in dem Beispiel nicht. Ich bilde mir ein, auch das erwähnt zu haben. Die Kontrastentstehung von lichtabsorbierenden Objekten ("Amplitudenobjekte") unterscheidet sich deutlich von reinen Phasenobjekten. Anscheinend bist Du ausschließlich an Diatomeen interessiert und nicht an dem Verfahren als solches. Und wenn es für diese Objekte schon alle Bilder gibt muss ich mich ja auch nicht mehr bemühen sie zu zeigen.  ;)

Hubert

Carlos

Hallo Hubert,
Wie ich schon ganz zu Anfang geschrieben habe, geht es mir darum, Bilder aus unterschiedlicher Richtung mit einer in Form und Größe definierten Schieflichtblende aufzunehmen. Dazu verwende ich ein Präparat bestimmter Diatomeen, deren Form und Feinstruktur hinlänglich bekannt sind und von denen es Bilder praktisch aller Beleuchtungsmethoden gibt. (Allerdings nicht von Schieflicht mit Angabe der Richtung, Form und Größe der Schieflichtblende!).  Die Angaben zu Eindeckmittel und die Schichtdicke zwischen Deckglas und Objektträger schon bedeutend, weil sie Rückschlüsse auf die Erkennbarkeit der Diatomee und die mögliche Lage einer Diatomee in dieser Schicht zulässt.
Gruß Carlos

Lupus

Hallo Carlos,

ZitatWie ich schon ganz zu Anfang geschrieben habe, geht es mir darum, Bilder aus unterschiedlicher Richtung mit einer in Form und Größe definierten Schieflichtblende aufzunehmen.
Du hast das Thema doch schon vor über 2 Jahren hier thematisiert. Hast Du bisher keine Bilder? Schiefe Beleuchtung lässt sich eigentlich mit jedem Mikroskop machen.....

Der Brechungsindex des Eindeckmittels mag zwar für die Erkennbarkeit/maximale Auflösung von Diatomeen wichtig sein, aber nicht für mein Phasenpräparat.

Hier auf den Fotos noch eine schnelles Beispiel mit einer Diatomee (unbearbeitet ohne Kontrastverstärkung, starke Ausschnittsvergrößerung, Objektiv wie vorher):
Oben Hellfeld leicht abgeblendet, rechts noch ein kleines Bild mit geänderter Fokussierung auf zwei Öffnungen ganz am Rand.
Dann drei verschiedene Schieflichtblenden, die beiden letzten gleichartig aber um 90° gedreht.

Ich kann keinen Vorteil hinsichtlich der Auflösung erkennen. Die einzelnen runden Öffnungen am rechten Rand werden bei den Schräglichtaufnahmen eher verzerrt wiedergegeben. Und die diagonalen Strukturen zwischen den Öffnungen in der Schale dürften so auch nicht real sein, vor allen Dingen sollten sie dann nicht abhängig von der Blendenform sein - was aber bei Reliefbildung durch Schräglicht unvermeidlich ist. Die Rippen einer Diatomee dürften üblicherweise nicht diagonal sondern in Längsrichtung bzw. quer dazu verlaufen, wenn ich mich nicht irre.

Hubert

liftboy

Dem Manne kann geholfen werden!

ich habe hier noch einen Abbee-Kondensor zu liegen, den ich abgeben könnte. Wenn man die Frontlinse abschraubt. bleibt die Hülse mit Außen duchmessser 37mm°. Wenn man dann das Ganze umdreht, könnte es passen.

Grüße
Wolfgang

http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
LOMO-Service
Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr

Urs 123

Hallo Carlos,
wenn Du von einem alten Leitz-Kondensor die Schlittenführung abnimmst (silbernen Ring links im Bild mit Stirnlochschlüssel oder Behelfswerkzeug abschrauben) erhältst Du eine Steckfassung mit 37,2 mm Durchmesser. Mit etwas selbstklebendem Aluband (Autobedarf im Baumarkt) und, wenn nötig, einem Tropfen Leim kannst Du Dir mit Wolfgangs Kondensor einen Abbe mit Schlittenführung basteln. Sollte die Zentrierung nicht stimmen, kannst Du auf den silbernen Ring verzichten. Der Schlitten ohne Ring hat eine Bohrung von 38,5 mm. Du brauchst dann mehr Aluband, kannst aber selber vorzentrieren.
Das Teil rechts im Bild ist mir mal zugelaufen. Es ist ein Adapter für Kondensoren mit Steckfassung 39,5 mm. Solche Konstruktionen hat es also von Leitz durchaus gegeben.
Herzliche Grüsse
Urs

liftboy

Hallo Carlos,

da sich inzwischen Interessenten für den Kondensor gefunden haben, bitte ich um kurze Info, ob Du ihn haben willst.

Grüße
Wolfgang
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LOMO-Service
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Niels Bohr

Carlos

#57
Hallo Hubert,
Genau solche Bilder, wie Du sie jetzt eingestellt hast, meine ich! Danke für`s Einstellen.
ZitatDu hast das Thema doch schon vor über 2 Jahren hier thematisiert. Hast Du bisher keine Bilder? Schiefe Beleuchtung lässt sich eigentlich mit jedem Mikroskop machen.....
Stimmt! Gescheitert bin ich aber bisher daran, dass ich keine hinreichend reproduzierbare, schiefe Beleuchtung,  - gleiche Blenden-Größe und -Form, definierte Richtung - , einstellen konnte. Deshalb habe ich diesen Weg längere Zeit nicht mehr verfolgt (aber nicht vergessen).
Seit ich erfahren habe, dass es für das Ortholux ein entsprechendes Zubehörteil für ,,schiefe Beleuchtung" gab, habe ich vergeblich danach (z.B. bei Ebay) gesucht. (Deshalb  ,,Apparat ").
ZitatUnd die diagonalen Strukturen zwischen den Öffnungen in der Schale dürften so auch nicht real sein, vor allen Dingen sollten sie dann nicht abhängig von der Blendenform sein - was aber bei Reliefbildung durch Schräglicht unvermeidlich ist.
M.E. zeigen Deine Bilder, dass ,,Schieflicht" deutlicher Strukturen hervorhebt als ,,Hellfeld".   Wenn man Dein Hellfeld-Bild länger betrachtet, dass dies beide ,,Diagonal-Strukturen"  erkennen lässt, allerdings weniger deutlich als die beiden letzen Bilder. In einem verläuft die Diagonalstruktur von links unten nach rechts oben, im anderen genau umgekehrt. Was, wenn man diese beiden Bilder ,,überlagert"?
Gruß Carlos
Übrigens: Eine Pleurosigma-Diatomee zeigt vier drei ,,Linienstrukturen" längs, quer, und zwei eine diagonale.

Carlos

Hallo Wolfgang /Urs,
Danke für eure Hilfsbereitschaft. So wie es aussieht, kann ich mir das Leitz-Teil für meine Versuche einige Zeit leihen. Sehen wir mal, was rauskommt.
Gruß Carlos

Lupus

Hallo Carlos,

der Wunsch ist der Vater des Gedankens.  :)
Es kann schon sein dass da Rippenstrukturen vorhanden sind, sie können aber genauso optische Täuschung sein. Aus dem Hellfeldbild kannst Du das definitiv nicht herauslesen. Schau Dir die Grafiken von M.C. Escher an, dann ist klar was ich meine ......
Zeige mit eine REM-Aufnahme dieser Diatomee, dann glaube ich es.

Natürlich hebt das Schieflicht Phasenstrukturen hervor, aber wenn man an der Auflösungsgrenze arbeitet oder periodische Strukturen und/oder große Brechungsindexdifferenzen hat, dann kann das Ergebnis deutlich anders aussehen als die Realität. Ich habe daher auch die beiden "Löcher" am rechten Rand abgebildet, im Hellfeld sehen die realistisch aus. Die entsprechenden seltsamen Hügel oder Mulden bei den Schräglichtbildern können so gar nicht realistisch sein, und die scheinbaren Rippen sind vermutlich nichts anderes als die Verschmelzung solcher heller Wandelemente einzelner Löcher.

Hubert