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Axiophot zerlegen

Begonnen von Horst Wörmann, August 16, 2019, 21:15:25 NACHMITTAGS

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Horst Wörmann

Liebe Axiophot-Freunde,

kürzlich hat Ole die Frage gestellt, wie man den Fotoaufsatz des Axiophot zerlegt. Das soll nun hier beschrieben werden, gilt aber nur für die gezeigte Version. Es gibt mindestens eine weitere, die sich in der Deckelkonstruktion unterscheidet.



1. Oberteil abnehmen und auf die linke Seite legen. Die Schrauben S1/S2 (M4x12) und S3/S4 (M4x18) herausschrauben. An den anderen Schrauben auf keinen Fall herumdrehen! Danach auf die Unterseite stellen und von der rechten Seite arbeiten.


2. Deckel "Leuchte" für Strichplattenbeleuchtung abnehmen und Lampeneinsatz herausziehen.
3. "Schieber" (Maßstabeinschub) herausziehen.


4. Schrauben S5/S6 lockern (nicht herausschrauben).


5. Jetzt kommt der schwierigste Teil: auf beiden Seiten den Kleinbildansatz abnehmen. Diese sind mit Ringschrauben befestigt, für die man ein Werkzeug basteln muß (oder einen der bekannten Ausdreher verwendet). Ich habe ein Blech mit zu den Nuten passender Dicke ausgesägt, in U-Form, damit die Linsenoberfläche nicht beschädigt wird. Wie üblich, ging eine Seite leicht, die andere nur mit kräftigem Zupacken.

6. A1 (siehe erstes Bild) in Mittelstellung bringen (!) und die Stange herausschrauben.


7. Deckel jetzt vorsichtig nach oben abziehen. Kann sein, daß noch Klebereste an den Unterkanten stören. Die Innenseiten sind mit klebrigem Lack zum Staubfangen beschichtet, also Vorsicht mit den Fingern.

Das Innenleben liegt nun vor einem: bester deutscher Maschinenbau, äußerst solide Konstruktion. Der vordere Teil mit den verschiebbaren Prismen ist gegen den Rückteil mittels einer Deckelnut sauber abgeschottet. Alle übrigen Teile sind an der Montageplatte angeschraubt; das ganze System besteht aus einem einzigen Metallteil.

Im Bild links die Schieber für die Bildaufteilung, "1" ist der Maßstabsschieber, "2" eine Hilfslinse, "3" ein Prismenteiler, der das Licht teilweise zum Fotovervielfacher (SEV) leitet, "4" ist ein zweiteiliges Magnetsystem, das vor dem SEV sitzt und aus einer Lochblende und einem Abschwächer besteht, jeweils unabhängig voneinander zuschaltbar.
"5" enthält einen motorisch betätigten Prismenzylinder, der wahlweise eine der drei Kameras beleuchtet.


Linke Seite mit dem Fotovervielfacher (SEV) in der schwarzen Röhre, Hochspannungsversorgung.


Strahlengang (entnommen aus Zeiss-Druckschrift E42-007d (1987). Die Einheit "Strichplatteneinspiegelung" mit Formatstrichplatte und Glühlampe 6V 5W befindet sich im Unterteil, auch dieses abgeschottet. In den Fotos nicht erkennbar. Der Maßstabsschieber enthält eine kleine Glasplatte mit Strichmarke, die exakt in der Zwischenbildebene sitzt und somit im Foto scharf abgebildet wird.

Damit ist die Gehäuseöffnung erledigt - was nun?

Die Optik für die Analogkameras paßt zu nichts mehr, die Lichtmessung mit SEV ist veraltet, wurde also komplett incl. Elektronik ausgebaut und an das Physikalische Institut abgegeben.
Das sind immerhin 1,6 kg, vorher wog der Aufsatz 7,4 kg, nachher nur noch 5,8 kg - damit ist die Anlage etwas weniger kopflastig.

Die Zwischenbildebene ist gut zugänglich, und wegen der soliden Mechanik konnte ich ohne großen Aufwand einen Lichtleiterausgang für die Mikrospektralfotometrie anbringen (Lichtleiter: rotes "Kabel" im nächsten Bild). Der Lichtleiter-Eingang muß dazu exakt in die Zwischenbildebene gebracht und in y,x-Richtung zentriert werden. Vorteil der Anordnung: der Meßfleck ist bei Beleuchtung des Lichtleiters von rückwärts im Präparat sichtbar und kann damit exakt auf die zu messenden Details positioniert werden.



Die Tubuslinse muß im Optovar sitzen; bei Betrieb ohne Optovar wird diese in den Fotoaufsatz geschraubt.

Vorteil der Anordnung:
Drei Stellungen des unteren Schiebers mit 100 % Okluar, 100 % nach oben, und 80 nach oben/20% Okular; dazu in der oberen Ebene: 100 % Kamera, 100 % Spektrometer, und 50/50 Spektrometer/Kamera.
Der Trinotubus 45 29 25 hat nur zwei Stellungen 100% Kamera und 100% Okular, also keine gleichzeitige Beobachtung/ Foto/Messung möglich.

Die Nachteile des Umbaus seien nicht verschwiegen:
a) Lichtverluste: Optovar + Fotoaufsatz -17 % (!) - Optovar und Trinotubus: -9 % -(Bezug: Trinotubus allein 0 %).
b) Unter kritischen Bedingungen ein Hotspot in der Bildmitte.
c) Bei meiner Ausführung wurde der vordere Kamera-Anschluß sehr stiefmütterlich behandelt: der ist nämlich im Deckel und nicht am Chassis befestigt und wegen verklebter Schrauben nicht zentrierbar.
d) Im Lauf der Zeit klafft das Kunststoffgehäuse unten auseinander, wie im ersten Bild erkennbar. Ich nehme an, daß deshalb die Deckelkonstruktion geändert wurde.

Nun viel Spaß beim Gehäuseöffnen und beim Anblick der herrlichen Mechanik und Optik,
viele Grüße aus Bonn
Horst





Ole Riemann

Lieber Horst,

herzlichen Dank für Deine gründliche Anleitung, die ich erst heute mit Ruhe lesen konnte. Ich bin noch am überlegen, wie ich weiter vorgehe. Aktuell nutze ich den Tubus so wie er ist. Wenn ich gelegentlich ein Bild mache, lege ich die Kamera mit T2-Ring als Auflagefläche einfach auf den oberen Kameraausgang. Sicherlich ein Provisorium, aber für den Anfang geht es.

Beste Grüße

Ole


reblaus

Hallo Horst -

auch von mir vielen herzlichen Dank für diese Beschreibung!

Dadurch konnte ich es wagen, einen relativ preiswerten einen Fototubus für mein Axioskop zu ersteigern, der eine 80/20 Teilung hat um endlich beim Tümpeln anständig fotografieren zu können. Monitor ist da halt nicht immer das Wahre.
Das Ausschlachten war für mich schon eine traurige Angelegenheit - was die Innereien mal gekostet haben!
Ich hatte auch gehofft, damit mehr anfangen zu können (Kamera vielleicht nach hinten unten), das wäre aber ein Riesenaufwand und nun werde ich halt gelegentlich in den hinteren Teil des Kastens eine oder zwei Schubladen für meine Reflektorschieber einbauen. Auch ein LED-Netzteil hätte ja Platz. Und es sind viele Teile für die Bastelkiste übriggeblieben.
Der Fotoaufsatz sitzt übrigens auf einem Optovar, der Dir vielleicht noch bekannt sein dürfte    ;)!




Viele Grüße und ein erfolgreiches und glückliches Neues Jahr!

Rolf

Horst Wörmann

Hallo Rolf,

ich würde als Staubschutz noch ein paar Deckelchen auf die Öffnungen machen, das kann nicht schaden. auch die Formatstrichplattenanlage nebst Lampe habe ich dringelassen, könnte noch nützlich sein.
Die Innereien habe ich an das Physikalische Institut verschenkt, der Kollege hat sich gefreut über so viel Solides.

Herzliche Grüße und alles Gute für 2020!
Horst

reblaus

Hallo -

vorerst ist das Axiophot/skop fertig: Schieberfassung und Strichplatteneinspiegelung sind dringeblieben. Letztere funktioniert noch, und der Rahmen passt für APS-C-Format, allerdings nur, wenn man 12,5x Okulare verwendet. Stromversorgung dafür muss noch dran.
Nach spanabhebendem Entfernen von einem Stück Trägerplatte im Inneren habe ich Platz für ein Fach (aus schwarzen PVC-Schaumplatten) gewonnen, das ich noch etwas unterteilen will, um unter den Reflektorschiebern noch einige flache Gegenständen unterbringen zu können. Platz für LED-Netzgerät o.ä wäre ebenfalls noch reichlich vorhanden. Derzeit sitzt eines im Optovar.

Das ganze hat sich gelohnt, vor allem bin ich von der ganze Prismenmechanik begeistert - sie ist eine Klasse besser als bei den normalen Photo-Bituben.

In der Tat könnte man statt der Aufsetzkamera auch eine Kamera hinten einbauen. Ich habe den Strahlengang mit Mattscheiben getestet und mit einem Teil der vorhandenen Optik könnte man ein APS-C Sensor ausleuchten. Allerdings müsste diese fest montiert werden, denn ein Kamerawechsel an einem Bajonett wäre nur recht umständlich.



Viele Grüße

Rolf

reblaus

Hallo -

Horst hat ja die obsoleten Eingeweide dieses Fotoaufsatzes einem Kollegen aus der Physik zur Verfügung gestellt. Nachdem ich allerdings wieder zu einem normalen Tritubus mit Strahlenteiler gekommen war habe ich die Optik wieder in den Kasten eingebaut - im egoistischen Gedenken daran, was diese Teile einst gekostet haben müssen!

Die Hoffnung eine normale (VF- oder APS-C-) Kamera integrieren zu können musste ich in Anbetracht meines fortgeschrittenen Alters und der Corona-Sterblichkeit aber nun doch endgültig ad acta legen.

Falls aber ein Bastler unter uns Besitzern des Kastens weilt - hier ein Tip:

Für die linke und rechte KB-Kamera sind zwei Projektionsokulare (geschätzt x 1,6) in den Fotowechsler eingeschraubt, deren Körper 30 mm Durchmesser haben, die also problemlos in 30 mm Tuben des Unendlichsystems versenkt werden können. Falls also jemand seine APS-C-Kamera anpassen muss/will ...

Viele Grüße

Rolf




reblaus

Hallo -

Zwar habe ich Fluo- HD- DIC- und normales Auflicht auch im Mikroskopstativ, aber Montagearbeiten daran möchte ich doch lieber bleiben lassen, weil ich das Teil auch während oft langwieriger Bastelphasen normal benutzen will.
Wenn man den Schuhkarton mit einer Kamera auf dem Senkrechttubus benutzt, könnte man mit der Wechseloptik für Plattenkamera und KBs ohne große Störung viele Vorversuche im hinteren Bereich machen.
Ich phantasiere mal drauf los: 
Eine Auflichtbeleuchtung müsste doch möglich sein? Ich habe mal mit der Taschenlampe reingeleuchtet und das sah nicht schlecht aus. Auch Auflicht-Fluo sollte doch gehen. Klar wäre da nur ein normaler 50/50 Strahlenteilerspiegel und keinen Teiler vom Filtersatz 09 aber eine blaue LED mit entsprechendem Erreger- und Sperrfilter müsste den Verlust ausgleichen können.
Weiterhin schien mir, dass man einen Lichtleiter für Messungen seitlich an einem KB-Eingang in Bildebene anschließen oder sogar ein Spektroskop oben auf den Plattenkamera-Eingang setzen - da gibt es keine Platzprobleme.
Und dann hätten wie ja noch den dritten Kameraausgang, den man auch als Eingang benutzen könnte

Wo sind meine Unkenntnisse bzw. Denkfehler?

Viele Grüße

Rolf


Horst Wörmann

Lieber Rolf,

was noch zu berücksichtigen wäre:
die beiden seitlichen Ausgänge und der obere für die Plattenkamera werden über den Spiegelkasten 5 (im Bild 7) umgeschaltet. Der wird über ein Motörken betrieben und geht nicht von Hand zu schalten:



Man müßte also was elektrisches basteln. Ausprobiert habe ich es nicht, bei Interesse kann ich den Schaltplan mal raussuchen.

Viele Grüße
Horst

reblaus

Lieber Horst -

vielen Dank für das Angebot ...
zwar habe ich den Motortrieb mit dieser Lochscheiben-/Lichtschrankenkonstruktion sehr bewundert, aber mit Elektronik habe ich bastlerisch nichts mehr im Sinn, da ich den Lötkolben ohne Stützkonstruktion nicht mehr ruhig halten kann.
Interessanter wäre für mich die Nutzung des SEVs - das hatte ich vor 45 Jahren mal ein Gerät mit rotierender Lochscheine eingebaut um die Kinetik verzögerter Chlorophyllfluoreszenz zu messen.

Aber das wäre eine unendliche Geschichte, auch geht das Schalten des Drehspiegels problemlos von Hand und es sind Rastkugeln vorhanden, die ihn auch bei grobmotorischer Bedienung präzise in der richtigen Stellung einrasten lassen. Da nun mein Gehäuse ohnehin nicht mehr jungfräulich ist, werde ich als Minimallösung eine Inbusschraube auf das Ende der Achse setzen, die man durch ein winziges Löchlein in der Hinterwand mit einem Inbusschlüsselchen bedienen kann. Wahrscheinlich mache ich aber doch ein größeres Loch und bringe einen Drehknopf an.

Viele Grüße und gute Gesundheit

Rolf