Eiablage und Brutpflege beim Bauchhärling Ch. cordiformis

Begonnen von Michael, September 09, 2019, 16:04:28 NACHMITTAGS

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M.Butkay

Hallo Michael,

Lauterbornia ist eine Internationale Zeitschrift für Faunistik und Floristik der Binnengewässer Europas. Die Zeitschrift wird zweimal im Jahr veröffentlicht und kann über den Erik Mauch Verlag bezogen werden. Publikationen können an Erik.Mauch.Verlag[at]t-online.de gesendet werden. Sein Sohn Harald arbeitet dann das Skript auf und wird vom Redaktionellen Beirat, zu dem auch Wilhelm Foissner gehört, gelesen und wenn alles i.O. ist, wird diese für eine Veröffentlichung freigegeben. Du musst keine langen Seiten schreiben, es reichen Deine Beobachtungen, evtl etwas aus der Literatur und die Bilder dazu. Als Überschrift würde ,,Beobachtung über die Eiablage und Brutpflege beim Bauchhärling Chaetonotus cordiformis" reichen. Versuche es einfach mal!

Du kannst auch gern Herrn Mauch von mir grüßen, allerdings mit Nachnahmen, denn Michael gibt es zu viele  ;)

In diesem Sinne gutes Gelingen oder Schreiben,
Michael
Captain Kirk (Wächter des Plankton...)

plaenerdd

Hallo Michael,
ich frage mich gerade in welchem Sinne die Eier getarnt werden. Wir Augentiere verstehen Tarnung ja zuerst als optische Tarnung, aber die spielt bei den Hauptfressfeinden wohl kaum eine Rolle. Es geht also wohl um "Geruchstarnung". Der "Gestank" des Detritus könnte den Eigengeruch des Eies übertünchen. Das wäre im übrigen auch eine Möglichkeit, wie die Mutter ihr Ei immer wieder findet: durch chemische Sensorik. Sie wird erst dann mit der Tarnung zufrieden sein, wenn sie ihr Ei nicht mehr so gut riechen kann.
Ach ja: Ich schließe mich an im Reigen der Gratulanten!
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Martin Kreutz

Hallo Michael,

ich habe mich nach längerer Zeit mal wieder durchs Forum gerobbt und bin auf Deinen Beitrag gestoßen! Unglaublich! Eine sehr interessante Beobachtung und wirklich einwandfrei dokumentiert. Besonders das Video wird ja jeden eventuellen Zweifler verstummen lassen. Wie lange musstest Du für diese Aufnahmen im "Ansitz" ausharren?

Ich persönlich glaube auch, dass dieses Verhalten der Tarnung des Eies dient, um die Sensoren der Fressfeine in die Irre zu führen. Ob der Detritus eine Förderung der Entwicklung des Eies unterstützt, wie es Jürgen vermutet, ließe sich eventuell prüfen, wenn man das Muttertier bei der Arbeit stört und das Ei ohne diese Detritusschicht auskommen muss.   

Martin

MikroMicha

Hallo Michael,
eigentlich wurde hier ja schon alles Wesentliche gesagt.  Da ich hier selbst ab und zu Video-Beiträge einstelle, möchte auch ich Dir herzlich zu den spektakulären Aufnahmen und Beobachtungen gratulieren. Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Beitrag hier im Forum  :).
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

Michael

Hallo,

vielen Dank für eure Rückmeldungen.

@Gerd:
Die Fressfeinde - hauptsächlich wohl Amöben -  müssen die Eier irgendwie von einem Detritusklumpen unterscheiden können. Ob dies durch chemische oder (im weitesten Sinne""taktile" Reize geschieht, weiß ich natürlich nicht. Jedenfalls wird die "Eidekoration" das Ei an eine Detritusflocke angleichen und schwerer unterscheidbar machen. In diesem Sinne glaube ich, kann man von "Tarnung" sprechen.
Ob die Mutter durch den "Eigeruch" zurück zum Ei findet kann ich nicht sagen. Ich habe mir aber das Video der Brutpflege vom letzten Jahr nochmal genauer angeschaut. Hier wurde die Verkleidung des Eis mit einem schwächeren Objektiv und deshalb mit einem größeren Sehfeld aufgenommen. Für mich sieht es so aus, als ob die Mutter von einiger Entfernung direkt auf das Ei zuhält und auch in der Nähe keine Korrekturen mehr nötig sind. Gerade bei einem chemischen Reiz hätte ich erwartet, dass die Mutter dann in der Nähe etwas mehr "herum schnüffeln" müsste, da die Richtungsinformation nahe dem Ei dann recht ungenau wäre. Ein solches Verhalten kann ich nicht erkennen und glaube deshalb nicht an eine Richtungsinformation durch chemische Signale.

@Martin:
Zitat von: Martin Kreutz in September 14, 2019, 20:49:34 NACHMITTAGS
Wie lange musstest Du für diese Aufnahmen im "Ansitz" ausharren?

Das kommt darauf an, was Du mit "Ansitz" meinst. Den ersten Verdacht auf eine Brutpflege hatte ich vor etwa zwei Jahren, als ich ein Ei von Lepidochaetus zelinkai in einem Mikroaquarium fand, das eine auffällige Detritusdekoration der Schale hatte (Bild siehe Anhang). Leider konnte ich damals auch nach stundenlangem Beobachten keine Eiablage und damit auch keine Brutpflege beobachten.
Vor einem Jahr habe ich dann die Brutpflege bei Chaetonotus cordiformis beobachtet und auch gefilmt. Leider hatte ich da keine Eiablage gesehen, so dass die Information nicht eindeutig war. Trotz starkem Verdacht hätte das ganze auch eine andere Ursache haben können.
Vor zwei Wochen habe ich die Tiere wieder gefunden und eines der Tiere sah verdächtig nach Eiablage aus. Dieses Tier habe ich dann ca. 40min  verfolgt, bis es endlich sein Ei legte. Der Rest war dann nur noch eine Frage der Fototechnik. Die Gesamtaufnahme dauerte dann ca. 38h.

@Heinrich:
Endlich konnte ich YouTube überreden, auch längere Videos zu akzeptieren. Der Film der gesamten Embryonalentwicklung ist unter https://www.youtube.com/watch?v=6qq52Qf6v5g abrufbar. Die 38h Realzeit wurden in ca. 38 min komprimiert.

Viele Grüße

Michael
Gerne per Du