polfilter nicht gleich polfilter

Begonnen von güntherdorn, September 09, 2019, 21:06:00 NACHMITTAGS

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güntherdorn

hat eine/r erfahrung mit folien-polfilter?
hier gehe ich immer von linearen filtern aus.

glas-polfilter nicht gleich folien-polfilter:
glas-polfilter gekreuzt = schwarz
kino-brillen-pol-filter gekreuzt = dunkelbraun. sind aber sicher linear, da deutliche veränderung beim gegeneinander-drehen.
glas-polfilter mit kino-brillen-pol-filter = hellgrau. hierbei entscheidend "wer oben liegt".
also, wenn folien-polfilter unten und glas-polfilter oben ist, auch schwarz-kreuzbar!

ich hatte in der schule und im studium gelernt, dass es egal ist wo polarisator uns analysator positioniert ist.
wir hatten dazu genügend im physik-labor experimentiert. nur halt nie mit folien.

ich kann mich aber erinern, dass im kugel-kopf meines zeiss-standard junior eine polfolie und im filterhalter
auch eine polfolie (von mir) war und ich damit völlig schwarz kreuzen konnte.

sind die kino-pol-filter völlig anders?

güntherdorn


- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

Heiko

Hallo Günther,

Stichwort ,,zirkulare Polarisation". Erklären kann ich's aber nicht.

Gruß, Heiko

Peter V.

#2
Hallo,

wie Heiko schon sagt, ist der Kino-Polfilter möglicherweise ein zirkularer Polarisator (wie auch viele Fotopolarisatoren). Da hängt der Effekt auch von der Durchtrittsrichtung des Lichtes durch den Polfilter ab.

Mach mal Folgendes: Kinopolfilter als Polarisator und Glasfilter (ich gehe davon aus, dass es k e i n Fotopolfilter ist) als Analysator. Schau, wie stark die Auslöschung ist. Dann drehst Du den Kinopolariosator einfach um (dass das Licht von der anderen Seite in den Kinopolfilter eintritt). Ändert sich der Grand der Auslöschung?

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Linuxpenguin

Nabend Guenther,
bestell dir mal bei Fa ITOS ein kostenfreies Musterset.
Die Folien sind so gross, damit kommt man fuer einiges hin
bekommst 4x
2x normale Folie

2x sogar selbstklebend
gibt da auch verschiedene Qualitaeten

Ausloeschung usw steht in den Datenblaettern.
Gruss
Sven
Mikrotechnik:
- ZEISS Ultraphot III
Luminar Einrichtung, AL/DL (HF/DF),
POL, AL-DIK
Hiller LED, HAL, CSI, HBO
- SteMi IVb

Foto:
- StackUnit auf PhoMi-Basis
- SONY a7R II VF/APS-C
- CANON FL Balgen
- Linearschlitten: Z 0,0001mm

Interessen:
Mineralogie, Gemmologie, Petrographie

Dr. Jekyll

#4
Wenn ich nicht irre sind Polfilter immer aus Kunststoff. Es gibt jedoch Folien, welche zwischen Glas gefasst sind.
Zumindest gilt das für moderne Filter.
Beste Grüße
Harald

jonson052

#5
Hallo Günther,

wie Heiko schon sagte, sind die Kino-Polfilter zirkulare Polfilter. Das sind eigentlich zwei optische Elemente: Ein linearer Polarisator auf der "Augenseite" der Kinobrille und auf der "Leinwandseite" ein λ/4-Plättchen im +45°-Winkel zum Linearfilter (für das eine Auge, auf der anderen Seite -45° zum Linearfilter). Wenn man die Leinwandseite zur Lichtquelle dreht, kommt also auf der anderen Seite linear polarisiertes Licht heraus. Dreht man die "Augenseite" zur Lichtquelle, bekommt man auf der anderen Seite zirkular polarisiertes Licht: Linksherum für eine Folie der Brille, rechtsherum für die andere.

Bring mal einen Kinofilter aus der rechten und einen aus der linken Seite der Brille in den Strahlengang: Einen unter und einen über der Probe, bei beiden muss die "Leinwandseite" mit dem λ/4-Plättchen zur Probe zeigen. Damit bekommst du einen sehr bunten Farbkontrast, der alle doppelbrechenden Bereiche der Probe hervorhebt...

Viele Grüße, Johannes

Carsten Wieczorrek

Hallo,

@Sven

Ich habe die mal angeschrieben, mal sehen, ob etwas kommt.

Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Linuxpenguin

@Carsten:
hast du vorher mal geschaut welche du willst ?
Ich hatte nur angerufen (nein sogar 2x)
Sehr nett sind die da
gehoeren wohl nun zu Edmund Optic
Also auch Glasfilter (laminiert) sind kein Problem
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jochen53

Hallo,
alle üblichen Polarisationsfilter bestehen aus speziellen, in eine Richtung gereckten, Kunststoffolien und sind als Glasfilter zwischen planparallelen Glasplatten gefaßt. Es gibt Unterschiede im Grad der Löschung bei 90° gekreuzten Folien: Bei üblichen linearen Foto-Filtern bleibt das restliche Licht mehr oder weniger dunkelblau, bei hochwertigeren Filtern (z.B. den Zeiss Filtern für die Mikroskopie) wird das Bild fast völlig schwarz. Die zirkularen Polfilter benötigte man in der analogen Fotografie dann, wenn sich im Strahlengang des Suchers oder Belichtungsmessers selbst polarisierende Elemente befanden.
Soweit ich weiß, werden in der digitalen Fotografie auch nur zirkulare Filter verwendet.
Einen zirkularen Filter erkennt man daran, daß er sich, wenn man durch ihn zusammen mit einem defintiv linearen Filter hindurchblickt und er sich unterschiedlich verhält, je nachdem von welcher Seite man durch ihn durchblickt (aus Richtung Innen- oder Außengewinde). In einem Fall kommt es zu keiner Löschung.

Mit günstigen Foto-Polfiltern kann man zwar sehr schön und preisgünstig experimentieren, aber einen schwarzen Hintergrund bekommt man damit nicht.

Viele Grüße, Jochen.

Haus@Hund

Hallo zusammen,

Polarisatoren funktionieren prinzipiell nicht für alle Wellenlängen gleich gut. Der nichtverschwindende blaue Untergrund von Folienpolarisatoren kommt (wenn ich mich an meine Zeit im Polarimeterbau richtig erinnere) daher, dass die Auslöschung optimal für das gelbe Licht der Na-D-Linie optimiert ist - blau ist halt die übrig bleibende Komplementärfarbe.

Bessere Auslöschung bei gleichzeitig hoher Transmission erzeugen Polarisationsprismen aus Kalkspat oder Quarz. Sie bestehen aus zwei gekitteten Teilprismen, an deren Grenzfläche die nicht erwünschte Polarisationsrichtung ausgespiegelt wird. Die (zumindest früher) populärste Bauform ist das Nicol-Prisma, weshalb die Teile auch heute noch hier und da "Nicols" genannt werden. Ich konnte mir damals noch bei Steeg & Reuter in Gießen die Handfertigung (!) dieser Komponenten anschauen und ein Gefühl dafür bekommen, warum sie so teuer sind.

Gruß
Jörg

güntherdorn

#10
vielen dank an alle,
für die sehr ausführlichen infos!

nun bin ich "aufgeklärt".

ps.: als berufsfotograf kenn´ ich natürlich zirkum-polare polfilter,
      hab´ aber wegen der undefinierbaren reflex-auslöschung dieser, immer nur lineare verwendet.
      "glas-pol-filter" nun mal genau betrachtet: sind immer 2 scheiben mit einer pol-folie dazwischen!

güntherdorn
- gerne per du -
günther dorn
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gildus-d@gmx.de

Kay Hoerster

Zitat von: güntherdorn in September 10, 2019, 12:29:26 NACHMITTAGS
... kenn´ ich natürlich zirkum-polare polfilter...

güntherdorn

Ich lenke die geschätzte Aufmerksamkeit mal auf diese Begrifflichkeit: https://de.wikipedia.org/wiki/Zirkumpolar_(Astronomie)
Die Polfilter nennen sich meiner Kenntnis nach nur 'zirkular'...

Viele Grüße
Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

Peter V.

#12
Hallo,

ich habe mal versucht, die Auslöschung (natürlich immer in Kreuzstellung) von diversen linearen und zirkularen Polfilterkombinationen darzustellen. Bei richtiger Positionierung (also Durchtrahlungsrichtung) kann man sogar zwei zirkulare Polfiter (also auch zirkulare Fotopolfilter oder Polfilter für 3D-Brillen) als Polarisator und Analysator verwenden.

Ich hoffe, dass meine Skizze keinen Gedankenfehler enthält. Falls jemandem doch einer auffallen sollte, bitte kurz Becscheid geben.

Ob ein Polfilter linear oder zirkular polarisiert, lässt sich recht einfach feststellen: Einfach den Filter vor einen Handy- oder PC-TFT-Montor halten und drehen. Ein Linearpolfilter erzeugt von beiden Seiten eine Auslöschung, ein Zirkularpolfilter nur von einer Seite.

Hezrliche Grüße
Peter
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plaenerdd

Hallo,
in diesem Zusammenhang möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass sich vom Durchmesser herpassende Münzkapseln sehr gut als Träger für Polfolien eignen, wie in diesem Beitag beschrieben. Auch hier kommt es, weil das Acrylglas der Münzschachteln doppelbrechend ist, darauf an, die Filter dann immer richtig herum in den Strahlengang zu bringen, immer so dass die Polfilterseite zum Objekt zeigt, genau wie bei den zirkularen Polfiltern.
Ich habe übrigens immer noch eine große Fläche ITOS-Polfolie, selbstklebend, von der ich gerne gegen Porto 10x10cm Stücken verschicke.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Werner

Meine Erfahrung ist, daß die Qualität von Polfolien Glücksache ist.
Ich hatte aus verschiedenen Quellen welche, die gut auslöschen (fast schwarz) und welche, die schlecht auslöschen (Azurblau).
Die Folien werden anscheinend nach der Herstellung selektiert und die guten teuer verkauft, die schlechtern aber auch, halt billiger, die sind noch gut für Sonnenbrillen oder Displays.
Nicht verzweifeln, preiswerte einfach kaufen und dann Testen.

Weil vorhanden, nehme ich zum Testen ein Glan-Thompson-Prisma aus einem Polarimeter. Das ist aus Kalkspat und löscht auf 0,0001 ° Drehwinkel komplett aus (Auflösung des Polarimeters).
Die Prismenfertigung hatte ich mal in der Optikabteilung von Perkin-Elmer in Überlingen besichtigt und bekam sogar noch einen großen Kalkspatkristall geschenkt. Die waren überaus erfreut, daß sich mal jemand für ihre Arbeit interessiert. So einfach kann das Leben sein.

Gruß - Werner