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Die gefesselte Nematode

Begonnen von Martin Kreutz, September 20, 2019, 21:07:25 NACHMITTAGS

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Martin Kreutz

Liebes Forum,

hier ein paar ganz frische Bilder von gestern. Beim durchmustern eines Präparates fiel mir die merkwürdige Körperform einer Nematode auf. Nematoden sind nicht meine typische Jagdbeute, aber das habe ich mir mal genauer angeschaut. Mit dem 20X erkannte ich, dass die Nematode offensichtlich durch zwei "Fesseln" gebunden und förmlich "stranguliert" wurde:

 

So etwas hatte ich bisher noch nicht gesehen und habe die Sache mal bei höherer Vergrößerung angeschaut:



Mit Ölimmersion sah die "Fessel" transparent und bandförmig aus:



Im optischen Schnitt hatte ich den Eindruck, dass an den Stellen, wo die "Fessel" den Körper einschnürte, die Haut der Nematode gefaltet war:



Kann es sich um ein Wachstumsdefekt handeln? Oder ist diese "Fessel" ganz normal bei der Entwicklung der Nematoden? Vielleicht weiß jemand mehr?

Martin

Heiko

Hallo Martin,

Dein Beitrag erinnert mich an diesen Titel: https://www.zvab.com/buch-suchen/titel/r%E4uberische-pilze-im/autor/dowe/
Vielleicht kann das die ,,Suchrichtung" sein?

Viele Grüße,
Heiko

Peter Reil

Hallo Martin,

ich wollte gerade die gleiche Vermutung äußern: "Nematodenfangende Pilze".... ?
Das gibt es, nur selbst gesehen habe ich es noch nicht.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Martin Kreutz

Hallo Heiko, hallo Peter,

vielen Danke für eure Hinweise. Das scheint mir eine plausible Erklärung! Ich wusste zwar, dass es Nematoden fangende Pilze gibt, habe aber noch nicht gehört, dass sie auch in Süßwasser vorkommen, sondern eher im Boden verbreitet sind. Die Probe, aus der die Nematode stammt, ist aus einem kleinen Waldtümpel, nahe der Mainau. Vielleicht hat sich die Nematode auch in den Tümpel gerettet. Schwer zu sagen. Den dazugehörigen räuberischen Pilz habe ich leider noch nicht gefunden.

Martin

beamish

Was mich ein wenig stört an der Theorie, daß da ein Nematodenjäger am Werk sei, ist daß da keine Pilzhyphen zu sehen sind. Das Fangwerkzeug (in diesem Fall eine Schlinge) macht ja für den Pilz nur Sinn, wenn es mit seinem Organismus verbunden ist. Etwa so:
https://www.nps.gov/images/scanblog.jpg

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Herbert Dietrich

Hallo Martin,

ein eindrucksvolles Bild. Danke für's zeigen.

Herzliche Grüße

Herbert

limno

Hallo liebe Martins,
ich kann mir gut vorstellen, dass bei der Präparation mittels der Mikropipette einfach ein scharfkantiger Zacken, die "Schnalle" abrasiert hat.
@beamish: Würde man so eine Fangschlinge ebenfalls als  Schnalle bezeichnen (, die doch bei einigen Pilzen eine wichtige Rolle spielt)?
@Martin Kreutz: Natürlich ein wunderbarer Schnapppschuss! Danke! 8)
Von der Faszination gefesselte Grüße
Heinrich

So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Martin Kreutz

Hallo Martin,

ich halte es schon für möglich, dass sich die Nematode die Schlinge (Schnalle) abgerissen hat durch ihre Bewegung oder durch meine Probennahme. Was wäre deiner Ansicht nach sonst die Alternative, die diesen Fund erklärt?

@Heinrich: Danke für das Lob, war wirklich nur ein Schnappschuss!

Martin

beamish

Hallo Martin,
das kann natürlich, sein, daß der eigentliche Pilz abgetrennt wurde. Das Fang"lasso" besteht in der Regel aus drei rinförmig angeordneten Zellen, die sich beim Fang muskelartig aufpumpen. Siehe z.B. hier Fig. 1:
https://www.semanticscholar.org/paper/Drechslerella-stenobrocha-genome-illustrates-the-of-Liu-Zhang/821214b5ad1b254fa10f7663ddf5ad0e1cd953b0

Durch das Abtrennen kann es sein, daß der Turgor aus den Zellen raus ist, und der mögliche Fangapparat so flach erscheint. Er sollte nämlich viel dicker sein.
Woher stammt denn deine Probe? Diese nematodenfangenden Orbiliaceen kommen nämlich am häufigsten im Erdboden und gefallenem Laub vor.

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Martin Kreutz

Hallo Martin,

nach allem was ich inzwischen gelesen habe, bin ich mir sicher, das hier ein Pilz am Werk war. Wie es dazu kam, dass die Nemtode sich vom Pilz lösen konnte, ist schwer zu sagen. Das die Nematode (vom erdbewohnenden Pilz befreit) in den Tümpel eingespült wurde, ist nicht unwahrscheinlich. Wie ich oben schrieb, ist der Fundort ein kleiner Waldtümpel (s. Fotos unten), nur ein paar 100 Meter von der Mainau entfernt, aber schwer erreichbar.

Martin