Botanik: Stachelbeere Ribes uva-crispa, Rhodamin B-Acriflavin-Alcianblau *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Oktober 03, 2019, 11:21:28 VORMITTAG

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

eine wilde Stachelbeerenart kommt bei uns hier und da in Hecken und Wäldern auf Hügeln und Felsen vor.
Aus dieser wildwachsenden Pflanze und aus eingeführten amerikanischen Arten sind im Laufe der Jahrhunderte die groß fruchtigen Sorten entstanden, die wir in Gärten als Sträucher oder Kronenbäumchen anpflanzen.

Bild 01 Früchte von einer Stachelbeere Ribes uva-crispa, syn. Ribes grossularia

Urheber: W.J.Pilsak in der Wikipedia auf Deutsch, Waldsassen

Systematik:
Ordnung: Steinbrechartige (Saxifragales)
Familie: Stachelbeergewächse (Grossulariaceae)
Gattung: Johannisbeeren (Ribes)
Art: Stachelbeere
Trivialnamen: Druscheln, Klosterbeere, Stickelbeere
Englische Bezeichnung: Common gooseberry

Bild 02 Illustration, Ribes uva-crispa

Urheber: Carl Axel Magnus Lindman
Dieses Werk ist gemeinfrei.

Die Stachelbeere ist heute eine wichtige Kulturpflanze. Den Griechen und Römern war sie unbekannt. Ihre Nutzung begann verhältnismäßig spät.
In Mitteleuropa ist sie seit dem 16. Jahrhundert in den Gärten anzutreffen, nachdem es gelungen war, groß fruchtige Sorten mit weniger Haaren zu züchten.
Heute liegt die Bundesrepublik Deutschland mit 64.000 Tonnen an der Spitze der Erzeugerländer.
Die Welternte insgesamt betrug im Jahr 1978 150.000 Tonnen.
Die Früchte werden reif geerntet und zu Säften, Marmeladen und Konfitüren verarbeitet. Unreif geerntete Früchte sind besonders reich an Vitamin C.
Der Vitamin C – Gehalt reifer Früchte enthält mit 35 mg/100g etwa dem der roten Johannisbeere.
Der Stachelbeerkuchen von Oma ist für viele eine schöne Erinnerung aus der Kindheit, doch waren die schmackhaften Stachelbeeren für eine Weile etwas aus der Mode gekommen und aus vielen Gärten sogar ganz verschwunden. Zum einen wegen ihrer namensgebenden Stacheln, die einem die Ernte etwas verleiden können, vor allem aber wegen der Anfälligkeit des Strauchs für den amerikanischen Stachelbeermehltau. Doch beide Probleme haben Züchter weitgehend in den Griff bekommen: Es gibt inzwischen viele Sorten, die gegenüber dem Pilz unempfindlich sind, und sogar einige nahezu stachellose Züchtungen.
Die winterkahle Stachelbeere wächst als sparriger Strauch und wird in der Regel zwischen 70 cm und 150 cm hoch.
Botanisch betrachtet hat die Stachelbeere Dornen, keine Stacheln.
Die dünnen Äste der einzelnen Triebe sind von dunkler Farbe und werden nur einige Millimeter bis 1,5 cm im Durchmesser stark.

Bild 03 gestieltes, behaartes Laubblatt

Urheber: Frank Vincentz

Die Blätter sind 1,5 cm – 3 cm groß, rundlich, tief gelappt und behaart. Die Blütezeit ist im April, die glockenähnlichen, unscheinbaren grünlich-rötlichen Blüten entspringen einzeln oder bis zu drei Blüten aus den Blattachseln. Daraus entwickelt sich dann eine Beere, die je nach Sorte im Juni - August heranreift. Sie sind ca. 1 cm – 3 cm groß. Die ovalen bis kugeligen Früchte sind sortenabhängig gelb, grün oder rot. Die Früchte unterscheiden sich durch unterschiedliche Behaarung, von fast glatt bis borstig und auch die Dicke der Schale ist sortenabhängig unterschiedlich.
Die Stachelbeere ist eng mit der Johannisbeere verwandt.

Teil 1
einjähriger Spross, Querschnitt, 25 µm

Zunächst einmal 2 Bild von einem ungefärbten Schnitt.

Bild 04 Vergrößerung, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 05 Autofluoreszenz, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

W-A III - Färbung (Rhodamin B – Acriflavin - Alcianblau) keine Simultanfärbung.

Arbeitsablauf :
1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Rhodamin B 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 15 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Alcianblau 2 Minute
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
10. Einschluss in Euparal.

Fotos: Nikon D 5500 und D5000

Bild 06 Vergrößerung, mit Beschriftung, Stachelbeere Ribes uva-crispa

MP = Markparenchym, XY = Xylem, K = Kambium, ST = Strahl, PH = Phloem, CU = Cuticula, PER = Periderm, KO = abschilfernde Kork Haut
Diese abschilfernde Kork Haut lässt sich mit den Fingern leicht entfernen, der Spross ist schwierig zu Schneiden.

Bild 07 Vergrößerung, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 08 Markparenchym, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 09 Markparenchym, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 10 Dunkelfeld, Stachelbeere Ribes uva-crispag


Bild 11 Dunkelfeld, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 12 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 13 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 14 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 15 Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Teil 2
Spross, Längsschnitt, 35 µm

Drei ungefärbte Schnitte.

Bild 16 Sprossgabelung, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 17 Vergrößerung, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 18 Vergrößerung, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 19 Dunkelfeld, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 20 Vergrößerung, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 21 Vergrößerung, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Bild 22, Auflicht – Fluoreszenzaufnahme, Stachelbeere Ribes uva-crispa


Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Quellen und weiterführende Informationen:
Wikipedia
Schmeil, ,,Leitfaden der Pflanzenkunde", 1952
,,Bäume und Sträucher", ISBN: 3-8354-0021-5
,,Botanica", ISBN: 3-8290-0868-6
,,Lexikon der Baum- und Straucharten", ISBN: 978-3-86820-123-9

Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quelle. Texte werden anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Doch zunächst einmal wünsche ich viel Freude beim Lesen.

Hans-Jürgen


Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Wutsdorff Peter

Hallo Hans-Jürgen,
wieder einmal ssuuupppeeer!!
Eine Frage zur Erstellung:
Zitat:"Probe liegt in 30 % Ethanol." Liegt die Probe oder der Schnitt  in Ethanol?
Empfehlung meines Urologen:
Leute, die zu Nierenoxalatsteinen neigen  sollten Johannisbeeren und Stachelbeeren meiden.
Gruß Peter

Klaus Herrmann

Lieber Hans-Jürgen,

durch die Einzelfärbung kann man natürlich sehr schön das Färbeergebnis beeinflussen und das ist dir gut gelungen. Ich habe das bei meinen Versuchen auch festgestellt.
Wunderbar der Längsschnitt mit dem abzweigenden Ast!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Hans-Jürgen Koch

Hallo Peter, hallo Klaus,

danke für Euer Feedback.
@Peter,
Aufbewahrung der Schnitte in 70% Ethanol.
Alkoholreihe:
50% Ethanol
30 % Ethanol
20 % Ethanol
Dest, Wasser
Jetzt wird gefärbt.

@Klaus,
bin schon gespannt auf die W-ASim III Färbung.

Gruß
Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wie immer ein sehr schöner Artikel, den ich gerne gelistet habe.

Ich schließe mich Klaus an: Deine Längsschnitte sind immer eine Augenweide.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Bob

Lieber Hans-Jürgen,
vielen Dank für diesen sehr interessanten Bericht!
Ich habe noch ein paar Fragen dazu:
- Mit was hast Du das Aststück auf dem Holzklotz aufgeklebt? Der Kleber muss sich ja mit der feuchten Probe vertragen. Hast Du da einen speziellen Trick?

- Fluoreszenz-Anwendung: Die 455 nm-Beleuchtung ist ja grün. Der ungefärbte Schnitt erscheint flächig grün mit feinen etwas helleren Bereichen. Da fluoreziert dann also so gut wie nichts - verstehe ich das richtig?
Nach dem Färben leuchten Xylem und Kork gelb bzw. orange, andere Bereiche rot-braun. Ist das die Fluoreszenz des Rhodamins, oder sind die anderen Farbstoffe auch beteiligt?

Viele Grüße,

Bob

Hans-Jürgen Koch

Lieber Jörg, lieber Bob,
danke.
@ Bob,
ich benutze UHU Sekundenkleber.
Die Oberfläche von dem keinen Holzklotz mehrere Male mit dem Sekundenkleber behandeln (tränken).
Den Spross anschneiden um eine plane Klebefläche zu erhalten.
Feuchtigkeit mit einem Kleenex Tuch absaugen und aufkleben.
Deine Fragen zur Fluoreszenz-Anwendung können dir sicher hier im Forum einige Profis beantworten.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Farben der Fluoreszenz sich durch Mischung der Farbstoffe auch verändern.
z.B.: Acrivlavin und Astrablau
gelb + blau = grün

Gruß
Hans-Jürgen
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Klaus Herrmann

#7
ZitatDeine Fragen zur Fluoreszenz-Anwendung können dir sicher hier im Forum einige Profis beantworten.

Eigentlich muss es schon eine Fluoreszenz sein, wenn der Filterwürfel ok ist. Weil der ja so konzipiert ist, dass durch den dichroitischen Filter und den Sperrfilter das Anregungslicht komplett gesperrt wird. Und dann ist ohne Fluoreszenz alles duster.

Das ist ähnlich wie bei der Polarisation: bei guten Polarisatoren ist alles dunkel wenn sie exakt gekreuzt sind - es sei denn es ist eine doppelbrechende Substanz dazwischen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Bob

Zitat von: Hans-Jürgen Koch in Oktober 03, 2019, 11:21:28 VORMITTAG
Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Hallo zusammen,
nehmt es mir nicht über, wenn ich Unsinn schreibe, aber ich interpretiere diese Angaben so:

Erregerfilter: BP 470 nm "Ein Wellenlängenbereich von-bis wird durchgelassen, da muss von der 455 nm LED also noch genug durchkommen"
Strahlenteiler: FT 477 nm "Licht mit weniger als 477nm gelangt nur in geringem Unfang zum Okular, Anregung erfolgt praktisch nur mit Licht unter 477nm"
Emission (Sperrfilter): LP 485 "Licht mit weniger als 485nm wird vollständig blockiert"

Hier wäre mal ein Beispiel-Spektrum so einer 455 nm-LED: https://avonec.de/images/5W/Spektral/Avonec%205W%20Led%20455nm-460nm.jpg

Das grün des ungefärbten Schnitts könnte dann nur Fluoreszenz oder ein kleiner langwelligerer Anteil sein, der sich überall durchmogelt und durch reichlich Belichtungszeit aufgefangen wird.

Viele Grüße,

Bob

Klaus Herrmann

ZitatDas grün des ungefärbten Schnitts könnte dann nur Fluoreszenz oder ein kleiner langwelligerer Anteil sein, der sich überall durchmogelt und durch reichlich Belichtungszeit aufgefangen wird.

Nehmen wir dir nicht übel Bob. Ich schon gar nicht, weil ich genau das schon gesagt habe. Nur mit dem Unterschied, dass ein guter Fluoreszenzwürfel nicht zulässt, dass sich da was vom Erregerlicht durchmogelt.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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