Polytrichum Seta und Stängel quer: Frage zur Schneidetechnik

Begonnen von A. Büschlen, Oktober 09, 2019, 18:05:59 NACHMITTAGS

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A. Büschlen

Hallo,

für Stängel- und Setaquerschnitte von Laubmoosen verwende ich frisches oder trockenes Herbarmaterial. Umschlossen wird das Material mit Holundermark. Als Klinge verwende ich Rasierklingen eingespannt in ein Klingenhalter Eigenbau. Geschnitten wird am Tischmikrom. Das geschnittene Material wird mit einem wasserfeuchten Pinsel in eine Glasschale gesammelt. Diese Schneidetechnik bewährt sich bei mir in den allermeisten Fällen.
Ab und zu reissen mir die Zentralstränge im Zentrum der Stängel und Seta auf. Zentralstränge haben gegenüber dem umschliessenden Material äusserst zarte Zellwände.
Könnte hier Ethanol unterstützend wirken, oder werden dann die Schnitte zu hart und deshalb brüchig? Die Schnitte werden in der Regel nicht zu Dauerpräparaten verarbeitet.

Besten Dank für konstruktive Anregungen.

Arnold Büschlen

Polytrichum-Seta quer in Chloralhydrat eingedeckt, natürliche Farben, kein Stapel.


Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Klaus Herrmann

Hallo Arnold,

ZitatKönnte hier Ethanol unterstützend wirken, oder werden dann die Schnitte zu hart und deshalb brüchig?

Also Ethanol härtet normalerweise. Ob das bei den Moosen nachteilig ist muss ein Versuch zeigen.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Fahrenheit

Lieber Arnold,

ja, Erhanol härtet, hat aber auch einen bleichenden Effekt. Außerdem verliert das Holundermark seine Stabilität, wenn es feucht wird. Ich denke, hier hilft nur ein Experiment.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Dünnschliffbohrer

Hallo Arnold,
ich hätte eine Idee, die m.E. funktionieren könnte, die ich aber nicht ausprobiert habe. Moose können je vollständig austrocknen. Könnte man sie nicht in getrocknetem Zustand in PEG-Lösung einweichen, dann wieder trocknen lassen (damit die Zell-Lumina von innen durch das PEG stabilisiert werden, und dann wie bisher auf dem Handmikrotom zwischen Holundermark schneiden? Evtl. nur ein abgeschnittenes Stück des Stengels schneiden, damit von der Schnittfläche her sich das "Leitgewebe" besser vollsaugen kann? Die Risse entstehen ja wohl dann, wenn sich luftgefüllte Zellen durch den Druck beim Schneiden komprimieren und dabe ibenachbarte Zellen zerreissen. Wenn sie vorübergehen mit PEG gefüllt sind, sollte das m.M.n. nicht mehr auftreten. Viel Erfolg!
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

A. Büschlen

Hallo,

Danke euch für die Anregungen zum experimentieren. Jörg, schneidest du in der Regel nur fixiertes Material? Oder kommt bei dir auch mal frisches unfixiertes Material unter das Messer?

Gruss Arnold
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Heiko

Hallo Arnold,

selbst der Ausriss schaut sehr gut aus – nur zum Trost ...

Viele Grüße,
Heiko

A. Büschlen

Hallo Heiko,

danke für den zugesprochenen Trost... Aus meiner Sicht jammere ich ja auf hohen Niveau. Der Schnitt ist gleichmässig, alle anatomisch wichtigen Strukturen sind gut sichtbar und doch möchte Mann manchmal noch mehr...

Viele Grüsse

Arnold
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Horst Wörmann

Hallo Arnold,

vielleicht hilft die Anleitung zur PEG-Methode etwas weiter, die J.-P. Frahm auf unserer Bonner Webseite veröfffentlicht hat: http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/163.html
Eine bebilderte Anleitung vom deutschen Moospapst!

Viele Grüße
Horst Wörmann

Bob

Hallo Arnold,
kommt es vielleicht in Frage, auf die oberste Schicht des Objekts etwas Celloidin, Gelantine, Gylcerinseife, Fructose... aufzubringen, um die Zellwände für den nächsten Schnitt zu stützen?

Viele Grüße,

Bob

A. Büschlen

Hallo Horst und Bob,

besten Dank für eure Hinweise.

Ich komme der Sache langsam auf die Spur. Das beschriebene Problem hat seine Ursache vermutlich nicht in erster Linie in der Schnitttechnik, sondern eher in der Eigenheit der Seta selber.

Die Seta ist Teil vom Sporophyt. Dieser ist vital bis zur Reife und dann stirbt er ab. Durch das langsame abtrocknen (absterben) der Seta können Risse in den zarten Zellwänden vom Zentralstrang entstehen.
Um unversehrte Setaquerschnitte bei Polytrichum zu schneiden werde ich nun nach Pflanzen mit heranwachsenden Sporophyten suchen.

Ich melde mich dazu.

Gruss Arnold

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A. Büschlen

Hallo,

hier nun eine Ergänzung mit einem Stängelquerschnitt. Geschnitten wurde mit der Rasierklinge am Tischmikrotom. Der Stängel wurde mit Holundermark umschlossen. Der Schnitt wurde in Hoyers Lösung eingedeckt.

Zu den Bildern: Das erste Bild zeigt eine Übersicht; das zweite ein Ausschnitt aus dem Zentrum; Zeiss DIC alt am Phomi III, kein Stapel.

Gruss Arnold Büschlen
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