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eigentlich schön.....

Begonnen von ammererlutz, Oktober 21, 2019, 16:35:18 NACHMITTAGS

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ammererlutz

So ein Zylinder im Harnsediment ( 400x, Ph), sieht eigentlich schön aus, leider Grund, die Niere einmal näher anzusehen, diese Ausgüsse des distalen Tubulus können ja auf Nierenschäden hinweisen.
Es handelt sich übrigens um dieselbe Patientin, die hier
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34889.msg255069#msg255069
mit einer ( mittlerweile antimykotisch behandelten) Mykose des Harntraktes beschrieben wurde
mit freundlichen mikroskopischen Grüßen,
Lutz

"Mikroskope und Fernrohre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn" ( Goethe)

derda

Hallo Lutz,

was ist das für ein perforierter Zylinder?

Neugierige Grüße,

Erik

Peter V.

Lieber Erik,

das ist kein "perforierter Zylinder", sondern ein aus hyalinem Material bestehender Ausguß eines Nierenkanälchens. Solche Ausgüssen findet man bei bestimmten Nierengewebserkrankungen, sie können nur aus hyalinem Material oder aus weißen oder roten Blutkörperchen bestehen.

Zitathttps://flexikon.doccheck.com/de/Zylindrurie

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

derda

Lieber Peter,

vielen Dank für deine ausführliche Erklärung. Erkennt das jeder Arzt oder muss man dafür schon ein Facharzt sein?

Viele Grüße

Erik


Peter V.

Lieber Erik,

normalerweise haben Ärzte mit den Zylindern nicht am Hut (bin stolz auf dieses geistriche Wortspiel  ;)). Ich kenne keinen Allgemeinmediziner, der sich überhaupt Harnsedimente anschaut und das könnte. In 95 Prozent aller allgemeinmedizinischen Praxen wirst Du auch kein Mikroskop (mehr) finden. Harnsedimente untersuchen nur Urologen (und da auch in aller Regel die Helferinnen oder MTAs).
Das Harnsediment ist üblicherweise eine Laboruntersuchung die - außer beim Urologen - nur im Einsendelabor stattfindet. In Großlaboratorien wird auch kein Harnsediment mehr klassisch angefertigt, sondern eine (durchflußzytometrirsche?) automatisierte Analyse durchgeführt (die allerdings nur Ery, Leukos und Bakterien erkennt, soweit ich informiert bin).
Neben Leukos, Erys und Bakterein interessieren in der Regel nur noch Pilze, Zylindern wird ohnehin keine große Bedeutung beigemessen. Der Urologe interesseirt sich nicht sonderlich dafür und der Neprhrologe diagnostiziert mit anderen Methoden.
Ich kann mich auch nicht erinnern, wann ich jemals aus einem Labor einen Zylindernachweis im Urin bekommen hätte.
Um Zylinder zu sehen, darf man den Urin ohnehin nicht mit zu hoher Drehzahl zentrifugieren, was aber in den meisten Praxen, die noch Sediemente anschauen, geschieht.

Herzliche Grüße
Peter

Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

ammererlutz

#5
Zitat von: Peter V. in Oktober 21, 2019, 22:01:32 NACHMITTAGS
Lieber Erik,

normalerweise haben Ärzte mit den Zylindern nicht am Hut (bin stolz auf dieses geistriche Wortspiel  ;)). Ich kenne keinen Allgemeinmediziner, der sich überhaupt Harnsedimente anschaut und das könnte. In 95 Prozent aller allgemeinmedizinischen Praxen wirst Du auch kein Mikroskop (mehr) finden. Harnsedimente untersuchen nur Urologen (und da auch in aller Regel die Helferinnen oder MTAs).


ja ich weiß , ich bin da ein Dinosaurier, übrigens sieht bei uns ( Österreich) kein  Urologe ein Sediment an und Zylinder ( Epithel/ granuliert/ hyalin etc) kennen Urologen ( die ja primär Chirurgen sind) meist nur vom Studium, im Gegensatz zu Nephrologen, für die das Sediment schon noch einen Stellenwert hat.

lG
mit freundlichen mikroskopischen Grüßen,
Lutz

"Mikroskope und Fernrohre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn" ( Goethe)

ammererlutz

#6
Zitat von: Erik W. in Oktober 21, 2019, 20:12:07 NACHMITTAGS
Hallo Lutz,

was ist das für ein perforierter Zylinder?

Neugierige Grüße,

Erik

Hallo Erik,

sorry für die späte Antwort, Peter hat es ja schon angedeutet: also das Blut läuft von der Nierenarterie in die Kapillaren der Malpighischen Körperchen, in den Glomerula wird der Primärharn herausgefiltert, der dann über die Henleschen Schleifen ( dünne langgezogene Röhrchen) läuft und wieder verdickt wird, danach über die proximalen und distalen Tubuli, das sind dickere Röhrchen-Knäuel, wo er weiter eingedickt wird und die Niere als Sekundärharn verläßt. Der Prozeß ist allerdings extrem komplex, so komplex , dass es unter den Medizinern eine eigene Fachrichtung gibt, die sich nur damit beschäftigt, das sind die Nephrologen.
( im Gegensatz zu den Urologen, die primär operativ tätig sind bei Tumoren, Verstopfungen etc)

Keinesfalls kommen aber Blutzellen in diese Röhrchen. Tun sie das, so bedeutet es, dass da ein "Loch" in den Glomerula ist ( und das ist ein sehr bedenkliches Zeichen) , wo rote oder weiße Blutkörperchen in den Primärharn gelangen, diese Zellen füllen dann die distalen Tubuli und erscheinen als deren "Ausgußform" im Harn, das sind dann diese Zylinder, je nach Zelltyp unterscheidet man Erythrozyten Zylinder bei akuten Nierenerkrankungen ( akute Glomerulonephritis z.B.) oder andere Zellzylinder ( Leukozyten, Epithelien) die dann in granulierte Zylinder oder hyaline Zylinder abgebaut werden.
Alles sehr grob vereinfacht ausgedrückt natürlich.


mit freundlichen mikroskopischen Grüßen,
Lutz

"Mikroskope und Fernrohre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn" ( Goethe)

treinisch

Hallo Lutz,

wieder mal sehr spannend!

Danke und immer weiter so :-)

vlg
Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.