Erhöhung des Arbeitsabstands Wild M8

Begonnen von Nomit, Oktober 24, 2019, 22:59:20 NACHMITTAGS

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Nomit

Guten Tag liebes Forum,

(eine Frage an die Optik-versierten)
Auf meiner Arbeit beschäftige ich mich derzeit mit einem Projekt, bei welchem ich ein Lichtmikroskop (Wild M8) so montieren muss, dass sich ein vergrößertes Bild einer Probe in einem Ofen betrachten lässt. Das Problem besteht im Arbeitsabstand des Mikroskops. Dieser ist mit knapp 10 cm vom Werk aus schon verhältnismäßig groß, der doppelte Abstand wäre jedoch in Anbetracht der Ofendimensionen und der Temperaturen notwendig. meine Frage ist nun, wie lässt sich bei gleicher (oder höherer Vergrößerung) des Mikroskops der Arbeitsabstand durch weitere Optik zwischen betrachtetem Objekt und Objektiv vergrößern?
ich habe dazu bereits den Ansatz, dass es einer Art Zerstreuungslinse bedarf.
Vielen Dank im Voraus!! ;)

JB

#1
Hallo Nomit,

Nein, das ist nicht moeglich. Eine hoeherer Arbeitsabstand geht auf Kosten von Vergroesserung (und Aufloesung) des Systems.

Der Arbeitsabstand laesst sich nur vergroessern, indem man eine verkleinernde Vorsatzlinse vor das 1x Objektiv setzt (oder das Objektiv gegen eines mit geringerer Vergroesserung austauscht).

Fuer das Wild M8 gab es die Vorsatzlinse 0.4x, damit erhoeht sich der Arbeitsabstand des Objektivs 1x von 87 mm auf 180 mm. http://legeophile.free.fr/download/WildM8.zip Eine Nachvergroesserung ist aber durch die Zoomoptik moeglich - das reicht hoffentlich fuer die Beobachtung der Probe aus - oder im schlimmsten Fall mit 15x Okularen.

Gleichfalls kann man das Objektiv 1x gegen ein Objektiv bis runter zu 0,32x tauschen, Arbeitsabstand ist dann bis zu 303 mm http://www.lenaturaliste.net/forum/viewtopic.php?f=57&t=1141  Solange der Zoom dafuer ausreicht, geht das.

Ich wuerde ausserdem ueberlegen, einen Infrarotfilter (z.B. einen reflektierenden hot mirror) vor das Objektiv zu montieren, damit die Optik nicht durch die Infrarotstrahlung aus dem Ofen beschaedigt wird.

Viel Erfolg,

Jon

Silber_und_Licht

#2
Moin,

ich würde außerdem versuchen mir darüber klar zu werden, dass man ohne ein gutes Infrarotsperrfilter vor dem Lichteintritt (wie auch immer gestaltetes Objektiv) des Mikroskops nicht nur die Optik des Mikroskops schädigen kann, sondern auch die Optik des Betrachters!! Im Gegensatz zu UV-Strahlung, welche zu großen Teilen vom optischen Glas, welches teilweise in erheblicher Schichtdicke im Mikroskop verbaut ist (die Materialstärken aller Komponenten addieren sich), abgefangen wird, bietet dasselbe Glas für infrarote Stahlung wenig bis kein Hindernis. Schütze also Deine Augen!

Freundliche Grüße
Wolfgang
"Du" fänd' ich ganz in Ordnung.

das Schönste: ZEISS Lumipan
das Liebste: LEITZ Panphot II, Ortholux
das Beste: ZEISS Axiomat

eine etwas umständliche Vorstellung: www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=28652.0

Lupus

Hallo,

der Ansatz mit der Zerstreuungslinse ist grundsätzlich schon richtig, dadurch wird die Brennweite des Objektives vergrößert, aber eben auch die Vergrößerung verringert. Aber das Konstruktionsprinzip dieser Art Stereomikroskope setzt ein ausreichend gut korrigiertes optisches System auch am Objektivrand voraus. Da dürfte die von Jon beschriebene Verwendung der Originalobjektive die einzig sinnvolle Lösung sein - jedenfalls wenn man hohe Vergrößerungen möchte und mit dem Okular stark nachvergrößert.

Wenn es kein Stereomokroskop sein muss würde ich es mit einem für solche Zwecke üblichen Ablesefernrohr versuchen, da sind höhere Abstände möglich.

Hubert

konsonant

hallo ,
es ist leicht möglich beim normalen Fernglas mit eben einer weiteren Fernglasfrontlinse davorzuhalten den Fokusabstand zu verkleinern . Für das Carl Zeiss Jena Turmon 8x21 Faltmonokular gab es deshalb einige Zusatzlinsen . http://www.monocular.info/turmon.htm . Da Ferngläser aber eine optische Gesamtkonstruktion sind , kann man nicht ohne Qualitätsabzüge Komponenten tauschen , ersetzen . Man könnte eher aus auskorrigierten Bauteilen etwas Neues bauen .
Alternativ kann man auch den Okularauszug vergrößern . Beim Stereomikroskop müßte man die Okulare eigentlich weiter hinein bringen , aber der Stereowinkel wird nicht mehr stimmen , monokular müßte es wohl gehen , aber  optimal wäre nur ein Operations-stereomikroskop  . Archeologen , Paleoontologen und Restaurateure haben auch gern größere Abstände .
gruß konsonant 
schreibrecht unbegrenzt gesperrt. danke dem zuspruch. https://www.fip.fr/

Rawfoto

Guten Abend

Das 0,4x ist kein Vorsatzobjektiv sondern ein eigenständiges Objektiv, Vorsatzobjektive werden vor das eigentliche Objektiv montiert. Das ist vergleichbar mit einem Filter in der Fotografie ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

JB

Hallo Gerhard,

Nur fuer den Fall das mein 0,4x gemeint ist, das ist eine Vorsatzlinse 0,4x (367 898); zu sehen auf Seiten 2 und 19 in meinem Link.

HCLange

Hallo Nomit, Gerhard,

die zum Wild M8 angebotenen Optiken 0,4x und 1,6x sind Vorsatzoptiken zum Aufklemmen speziell auf den 1x Planachromat.

Herzliche Grüße
Christoph

Stuessi

#8
Hallo,

statt des 1x Objektivs von Wild würde ich ein langbrennweitiges Großformatobjektiv umgekehrt montieren.
Mit meinem Schneider-Kreuznach Symmar 1:5,6 / 240 komme ich auf einen Arbeitsabstand von 20 cm, ohne das hintere Linsenglied auf ca. 40 cm. Das Problem ist allerdings die Beschaffung eines Adapterrings.

Gruß,
Rolf

Nomit

Hallo zusammen,

entschuldige für die späte Antwort. Vielen Dank für die Ratschläge und Dokumente. Die Infos sind enorm hilfreich. Tatsächlich muss die Vergrößerung recht hoch sein, wodurch es wahrscheinlich darauf hinauslaufen wird, dass eine andere Okular-Objektiv-Kombination her muss. Ein Infrarotfilter ist eine sehr gute Idee.
Mit den Informationen muss ich erstmal Rücksprache halten.
Ich melde mich bei neuen Erkenntnissen und nochmals vielen Dank ;)

Grüße
Nomit