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Frage zu Immersionsölen

Begonnen von Peter V., Oktober 25, 2019, 17:32:29 NACHMITTAGS

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Stephan Hiller

Hallo Peter

"Objektive muss man aber nicht zwingend vom Öl befreien".

Da bin ich ganz anderer Meinung seit ich mehrere 100ter mit innerlich verölten Linsen gesehen habe. Manche kann man retten, wenn sich das Objektiv ordentlich zerlegen lässt. Bei einigen habe ich es aber erlebt, daß sich sogar der Frontlinsenkitt angelöst hat und das war's dann wenn die Frontlinse herauskommt. Die Schwarzen 100er von Zeiss aus der jüngeren Endlich Serie scheinen hier besonders empfindlich zu sein. Ich entferne prinzipiell das Öl an der Frontlinse nach Gebrauch. Öle haben die Eigenschaft duch die kleinsten Spalten zu "kriechen".

Das Gleiche gilt für Kondensoren. Vor ein paar Tagen hatte ich das Vergnügen einen völlig "abgesoffenen" Kondensorlinsenstack eines Junior Phasenkontrastkondensors zu zerlegen und vom Öl zu befreien. Eigentlich ist dieser gar nicht für's Ölen vorgesehen, aber manche Leute meinen halt es würde was bringen ....

Grüße Stephan

Werner

Ich empfehle zum PCB-Test die "Beilsteinprobe".
Ist hochempfindlich und eindeutig für Halogene.
Blanker Kupferdraht aus einem Netzlitzenkabel und Spiritusbrenner genügt, es muß kein Kupferblech sein.
Ohne grünen Flammensaum ist auch kein PCB enthalten.

Gruß - Werner

Florian D.

Zitat von: Werner in Oktober 31, 2019, 10:58:23 VORMITTAG
Ich empfehle zum PCB-Test die "Beilsteinprobe".
Ist hochempfindlich und eindeutig für Halogene.
Blanker Kupferdraht aus einem Netzlitzenkabel und Spiritusbrenner genügt, es muß kein Kupferblech sein.
Ohne grünen Flammensaum ist auch kein PCB enthalten.

Gruß - Werner

Die würde auch auf die Chlornaphthaline ansprechen. Macht man die Beilsteinprobe in Innenräumen, kann man sich danach aber wenigstens sicher sein, dass diese mit Dioxinen belastet sind.

Gruss
Florian

JB

Hallo,

An die moegliche Gesundheitsgefaehrdung haette ich gar nicht mal gedacht, weil ich mit Immersionsoel sowieso immer mit Handschuhen arbeite.

Das Problem ist die Umweltgefaehrdung. PCBs reichern sich unausweichlich in der Nahrungskette an: https://www.theguardian.com/environment/2017/may/02/uk-killer-whale-died-extreme-levels-toxic-pollutants

Das Zeug gehoert wirklich nicht in den Hausmuell, auch nach der Nutzung nicht. Bitte die Immersionsoele aus den 60-70ern beim Schadstoffmobil entsorgen - dann sind sie endlich aus der Umwelt raus.

Beste Gruesse,

Jon

Peter V.

#19
Hallo Jon,

bist Du Dir denn sicher, dass das Merck-Öl aus den Siebzigern auch PCB-haltig ist? (Gut, es ist natürlich stark zu vermuten, wieso sollte es ausgerechnet bei Merck anders sein als bei anderen Ölen?)

Ob ein paar Objektträger im Hausmüll schaden, wage ich zu bezweifeln. Restmüll wird in Deutschland ausnahmslos bei meines Wissens ausreichend hohen Temperaturen verbrannt, die Anlagen verfügen über effiziente Filter. Die in die Anlage eingebrachten PCB-Mengen durch Immersonöl dürften in der Tat mikroskopisch gering gegenüber anderen Quellen (auch im Hausmüll) sein. Ich möchte nicht wissen, was alles durch Fehlentsorgung im Hausmüll landet - sicherlich auch reichlich Alt-Elektrogeräte mit PCB in Kondensatoren etc.

Aber grundsätzlich hast Du natürlich Recht, dass Substanzen des "dreckigen Dutzend" so schnell und umfassend wie möglich aus der Umwelt verschwinden sollten.

Heute hat mich ein 100 ml Gläschchen aktuellen Merck-Öls erreicht - ich wede es nachher bezüglich der Viskosität einmal gegenüber anderen Ölen testen.

Herzliche Grüße
Peter


Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Carlos

Hallo Florian,
ZitatDie würde auch auf die Chlornaphthaline ansprechen. Macht man die Beilsteinprobe in Innenräumen, kann man sich danach aber wenigstens sicher sein, dass diese mit Dioxinen belastet sind.
PCB sind polychlorierte Biphenyle. Das ist mehrfach chloriertes Biphenyl.
Das sind die Stoffe, die in Immersionsölen enthalten sein können. Diese Stoffe wurden sehr vielfältig in technischen Produkten in großen Mengen eingesetzt. (Druckerfarben, Trafo-Öle etc.) Aus diesen entsteht bei der ,,Beilsteinprobe" kein Dioxin. Übrigens:  Alle ,,recyclierten Papiere (von Toiletten-, Brief-, Reinigungstuch- Papiere wie auch alle recyclierten Kunstoffe enthalten PCB in m.E.  nicht vertretbaren Mengen. (,,Verbrennen"  wäre besser als ,,Recyclen") Aus gutem Grund dürfen weder Arzneimittel noch Lebensmittel mit recycliertem Kunststoff oder Papier in Kontakt kommen. 
Mit Dioxinen meint man im allgemeinen Sprachgebrauch (fälschlich) die extrem toxischen, mehrfach chlorierten Dioxine TCDD (Seveso-Unfall, Tetra-Chlor-) und HCDD (,,Hühnchen"-  und ,,Fisch"-sterben durch Futter mit Rest-Fetten aus der Ledergerbung, Hexa-Chlor-). Auch diese Stoffe überstehen eine Beilsteinprobe nicht. Zudem ist die für die Probe benötigte Menge selbst bei unsachgemäßer Durchführung  viel zu gering, um eine Gefährdung durch die Innenraumluft zu bewirken.
Gruß  Carlos

smashIt

Zitat von: Carlos in Oktober 31, 2019, 23:55:05 NACHMITTAGS
Übrigens:  Alle ,,recyclierten Papiere (von Toiletten-, Brief-, Reinigungstuch- Papiere wie auch alle recyclierten Kunstoffe enthalten PCB in m.E.  nicht vertretbaren Mengen. (,,Verbrennen"  wäre besser als ,,Recyclen") Aus gutem Grund dürfen weder Arzneimittel noch Lebensmittel mit recycliertem Kunststoff oder Papier in Kontakt kommen.

ganz so schlimm ist die lage nicht ;)
http://www.pet2pet.at/
MfG,
Chris

Bildung ist das was uns vom Tier unterscheidet.

Funtech.org

Carsten Wieczorrek

Hallo,

wo ich das alles so lese:

in meinem erworbenem Interphako-Set befindet sich eine 10 ml Flasche "Immersionsöl fluoreszenzfrei". Alleine das Alter dürfte auch für PCB sprechen?
In negativer Erwartung,

Grüße
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Carlos

Hallo Chris,
Zitatganz so schlimm ist die lage nicht ;)
http://www.pet2pet.at/
Danke für den interessanten Link. Ich habe mir die darin enthaltenen Videos über den ,,PET-Kreislauf" angesehen. (Das kann ich nur jedem auch empfehlen. Danach wird man wohl keine Getränke in ,,recyclierten PET-Flaschen" mehr kaufen.)
Es ist schlimmer als ich befürchtet habe.
Es wird darin zwar von ,,PET-Flaschen–Kreislauf" gesprochen, in Wahrheit aber bestehen, wie in den Videos gezeigt, nur 25% der ,,recyclierten PET-Flaschen" aus undefiniert belastetem Recycling-Granulat und 75% neuem, unbelastetem PET-Granulat. ZU ,,Recycling-PET-Granulat" werden, wie in den Videos zusehen, farbige Aufkleber, farbige Verschlusskappen aus (vermutlich) anderen Kunststoffen  etc. verarbeitet. Offensichtlich wäre eine PET-Flasche aus 100% Recycling-Granulat nicht verkehrsfähig. Deshalb werden wohl aus dem Überschuss an Recycling-Granulat, wie auch in den Videos gezeigt, technische Produkte hergestellt, für die keine rechtlich bindenden Regeln für Verunreinigungen des verwendeten  PET-Kunststoffs bestehen. (Das nennt man ,,Einhalten der Grenzwerte durch Vermischen sauberer und kontaminierter Produkte.)
Vor diesem Hintergrund relativiert sich die Gefährdung der Umwelt und des Mikroskopierenden beim ordnungsgemäßen Umgang (Einweg-Handschuhe) mit PCB-haltigen Immersionsölen in der Mikroskopie.
Gruß Carlos

Peter V.

#24
hallo,

zurück zum Öl  ;) :

Ich habe jetzt mal einige mir vorliegende Öle verglichen. Etwa gleich große Tropfen auf einen OT gebracht und gekippt. Dem Ergebnis nach ist das aktuelle Merck-Öl das mit der niedrigsten Viskosität.

1) Zeiss 518N (also wohl das "aktuelle" Zeiss Öl f. normale Anwendungen)
2) Merck Immersionsöl (aktuell, frisch geliefert, 100 ml ca. 30 - 40 EUR)
3) Zeiss 518C in alter Tropfflasche, "PCB-frei" gelabelt (nicht mehr erhältlich)
4) Zeiss 518C 100 ml Flasche (nicht mehr erhältlich)
5) Merck Immersionsöl (mindestens(!) 40 Jahre alt, vermutlich aus den Siebzigern)

Vielleicht hilft das bei der Kaufentscheidung....

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

MikroMicha

#25
Liebes Forum, liebe Tümpler,

Zitat von: Peter V. in Oktober 25, 2019, 17:32:29 NACHMITTAGS
Vielleicht habe aber auch nur ich diess Problem infolge unzureichender Erfahrung? Oder: Gibt es "bessere" Öle, die dieses Phänomen nicht so stark aufweisen bzw. nicht so sehr viskös sind?

wenn ich der deutschen Sprache einigermaßen mächtig bin, war doch das Peters Kernfrage???!!!!

Was sich aus dieser Frage hier im Forum entwickelt hat, finde ich aber durchaus interessant, teilweise aber kann ich es nicht so ganz nachvollziehen ;-)).

Hat denn jetzt jemand mal Erfahrungen mit den Olympus-Ölen gemacht? Meiner Meinung  nach haben die eine sehr geringe Viskosität (und das ist meine Präxiserfahrung) und Tümpler haben damit dann keine Probleme mehr, soforn dass Deckgläschen nicht "aufschwimmt" und das wässrige Präprarat noch eine zu hohe Schichtdicke aufweist.
Herzliche Grüße sendet

Michael (MikroMicha)

Peter V.

#26
Hallo Micha,

87 EUR für 30 ml sind mir dann doch etwas zu teuer für ein paar Tropfen, die ich alle paar Wochen mal benötige. (Zum Vergleich: Die gleiche Menge Öl von Merck kostet umgerechnet etwa 10 EUR).
Und absolute Fluoreszenzfreiheit brauche ich nicht - die braucht wohl kaum ein Tümpler.

Herzliche Grüße
Peter
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Florian D.

The Beilstein Test: An Unintentional Dioxin Source in Analytical and Research Laboratories.
B. M. Scholz-Böttcher, M. Bahadir, H. Hopf
Angew. Chem. 104 (1992) 477-478; Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 31 (1992) 443-444

Does the Beilstein Test Generate Dioxins? Yes!
B. M. Scholz-Böttcher, M. Bahadir, H. Hopf
Fresenius Envir. Bull. 1 (1992) 221-225

Werner

Yes, it does.
Da beim Test Mengen im Nanogrammbereich vielleicht entstehen, verzichte ich auf Bedenken und werde ihn weiterhin trotzdem durchführen.

Außerdem gilt die alte bayerische Weisheit:
A Guada vertrogts - und um de Schlechten iss ned schod.

Gruß - Werner

spectator

Hallo,
nun auch noch von mir einige Ausführungen zum Thema Immersionsöle:

Wie vielleicht kaum noch bekannt ist, wurde noch bis in die Nachkriegszeit als Immersionsöl eingedicktes Zedernholzöl benutzt. Dieses Öl hatte die Tendenz, auch in den gelieferten Mini-Fläschchen noch weiter einzudicken; deshalb gab es den Hinweis, zu dickes Öl im Wasserbad zu erwärmen, damit es besser fließfähig wird. Diese Öle waren von Objektiven, Kondensoren und Präparaten gleich schlecht zu entfernen. https://www.mikroskopie-forum.de/Smileys/default/undecided.gif
Wer ein solches Fläschchen Uralt-Öl in seinem Fundus hat, muß es nicht als Sondermüll entsorgen lassen, sondern kann sich weiter an der Antiquität erfreuen - absolut PCB-frei. Verwenden würde ich es allerdings nicht mehr.https://www.mikroskopie-forum.de/Smileys/default/huh.gif
Zedernholzöl gibt es auch heute wieder zu kaufen als Duftöl (soll Motten fernhalten), aber nicht eingedickt und daher sicherlich gefährlich für Linsenkitte.

In einem aktuellen ebay-Angebot lüftet ein Anbieter das Geheimnis des LOMO-Immersionsöls:
Es soll sich um ein echtes Naturprodukt handeln, und zwar um Zirbenkiefer-Öl ( Siberiantree, Pínus sibírica), ohne synthetische Zusätze.
Für Mikroskopiker, die nur sehr gelegentlich ein Tröpchen ungiftiges Im.-Öl brauchen, sicher eine preiswerte Alternative. https://www.mikroskopie-forum.de/Smileys/default/rolleyes.gif :-\  Man muß also nicht gleich eine Instituts-Vorrats-Flasche kaufen, oder High-End-Öle zu einem ebensolchen Preis pro ml, oder eben Öle unbekannten Alters und Zusammensetzung. Zur Viskosität (um die es ja eigentlich ging) kann ich freilich nichts sagen.

Viele Grüße - Helmut

Trinkt, o Augen, was die Wimper hält, von dem goldnen Überfluß der Welt!