Glückauf Forum,
nach der Beschäftigung mit Vesuvian und Epidot sah ich mich gezwungen, mich näher mit der sogenannten Dispersion der Doppelbrechung auseinanderzusetzen. Damit ist gemeint, dass die Doppelbrechung in einigen Kristallen mehr oder weniger stark mit der Wellenlänge variiert. Dann stimmen die Interferenzfarben, die man im Dünnschliff bei gekreuzten Polarisatoren beobachtet, nicht mehr mit jenen überein, die in der Michel-Levy Tafel abgebildet sind und die man an Kompensatoren beobachtet.
Man unterscheidet dann "übernormale" und "unternormale" Interferenzfarben. Bei übernormalen Interferenzfarben, sind die Interferenzfarben der ersten Ordnung leuchtender, und ähneln mehr jenen die man nach der Michel-Levy Tafel für die normale 2. Ordnung erwarten würde. Bei sehr niedriger Doppelbrechung erscheinen die Schliffe zudem blau statt grau.
Dies tritt auf, wenn die Doppelbrechung mit wachsender Wellenlänge abnimmt, also im Roten kleiner ist als im Blauen.
Bei unternormalen Farben sind die Farben der ersten Ordnung hingegen dumpfer und manchmal beobachtet man sogar eine Inversion der Farbfolge. Bei niedriger Doppelbrechung erscheinen die Schliffe blau oder lederbräunlich.
Dies tritt auf, wenn die Doppelbrechung mit wachsender Wellenlänge zunimmt, also im Roten grösser ist als im Blauen.
ich habe jetzt versucht, diesen Effekt zu simulieren, siehe Graphik.
Dazu habe ich angenommen, dass der Brechungsindex linear mit der Wellenlänge variiert.
Bezogen auf die Wellenlänge ist die "Dispersion von Delta n" also negativ im übernormalen Fall und positiv im unternormalen Fall.
Entlang der mittigen Horizontalen Linie findet man die normalen Farben, wie man sie für einen Schliff der Dicke 25 mikron erwarten würde (Michel Levy).
Die nach oben oder unten verschobenen horizontalen Linien entsprechen dem, was man sieht, wenn man einen unter- oder übernormalen Schliff betrachtet und dabei einen Kompensator verwendet, denn dieser kann zwar die effektive Doppelbrechung verändern, nicht aber die Dispersion derselben.
Hätte man schliesslich einen Keil eines dispergierenden Kristalls, so würde der Brechungsindex entlang von Linien die durch den Ursprung verlaufen, variieren.
Olaf hat hierzu auf seiner Homepage ein schönes Beispiel:
ftp://ftp.min.rub.de/pub/Medenbach/Kristalloptik/spezielles.pptWas ich persönlich besonders bemerkenswert finde ist, dass das Bild eine Periodizität aufweist. Es gibt ein Motiv, dass entlang einer Diagonalen wiederholt. Dieses Motiv ist zudem spiegelsymmetrisch. Dies erklärt, dass man im unternormalen Fall eine Inversion der Farben im vergleich zum normalen oder übernormalen Fall beobachtet. Die Periodizität erklärt auch, warum man in den verschiedenen Ordnungen immer wieder eine ähnliche Farbreihung beobachtet.
Noch etwas Technisches: Die Farben wurden unter der Annahme einer Schwarzkörperlichtquelle mit 4100 Grad berechnet.
Meine LED hat diese Farbtemperatur, wenngleich sie doch vor allem im Blauen stark von einer thermischen Lichtquelle abweicht.
Viele Grüsse
Florian