Rat zur Ausrüstung für Fluoreszenzmikroskopie

Begonnen von Bernhard Gutwenger, November 08, 2019, 14:29:48 NACHMITTAGS

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Bernhard Gutwenger

Werte Mikroskopiker,

Mit Fluoreszenzmikroskopie habe ich mich bisher kaum beschäftigt. Die Beiträge hier im
Forum in letzter Zeit haben mein Interesse geweckt. Mir fehlen natürlich eigene Erfahrungen
bezüglich Ausrüstung. Was haltet ihr von folgendem Angebot. Die Investition wäre doch erheblich
und es handelt sich wohl um eine "klassische" Ausrüstung. Wäre es empfehlenswerter mit LEDs
zu arbeiten ? Ich bitte um euren Rat.

https://www.ebay.de/itm/Fluoreszenzausstattung-fur-Leica-DM-Serie/293045501615

Schönes Wochenende,
Bernhard G.

Bob

Hallo Bernhard,
ich kann da nur aus Sicht des Neueinsteigern in diese Methode berichten, aber vielleicht hilft es.
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten der Fluoreszenzmikroskopie, Auflicht und Durchlicht. Letzteres ist schnell von ersterem verdrängt worden, da bei Durchlicht die Unterseite des Objekts am stärksten fluoresziert, und das Licht durch das Objekt hindurch muss. Dabei geht natürlich Auflösung verloren. Für viele Zwecke mag das aber reichen, und es ist günstig umzusetzen.
Die Wellenlänge des Anregungslichts liegt immer unter der der Emission. Das Anregungslicht ist dabei viel intensiver als die schwache Fluoreszenz, so dass das Anregungslicht komplett ausgefiltert werden muss. Würde man mit gelb anregen, stünde als Emission höchstens noch rot zur Verfügung.
Daher liegt das Anregungslicht eher zwischen UV und grün.
Manche Objekte zeigen Autofluoreszenz, viele andere müssen gezielt mit Farbstoffen zum Fluoreszieren gebracht werden. Die Mikroskophersteller stellen Tabellen zur Verfügung, nach denen man die Filtersätze auswählen kann.
Meinen Zeiss III RS habe ich mit günstigen Einzelfiltern von ebay so ausgestattet, dass ich grün-Anregung und rote Emission sowie blaue Anregung und Emission von grün aufwärts nutzen kann. Betrieben mit einer weißen 18W-LED funktioniert das gut.
Original sind oft Leuchten verbaut, die weit in den UV-Bereich hineinreichen. In enwandfreien Zustand und fachgerecht betrieben ist das sicher, aber ich kann für mich nicht sicherstellen, dass alles immer richtig funktioniert, und lasse von UV-Anregung daher lieber meine Finger.

So viel Geld würde ich für eine Auflicht-Fluoreszenz-Einrichtung nur ausgeben, wenn ich es wirklich über hätte oder eine konkrete Anwendung dafür hätte. Für das Geld bekommst Du alternativ auch ein komplettes Auflichtfluoreszenz-Mikroskop, dass Du später ohne viel Wertverlust komplett weiterverkaufen könntest.
So ein III RS Kondensor z.B. kosten bei Immel ca. 300€

Viele Grüße,

Bob

Reinhard

#2
Hallo Bernhard,

mal unabhängig davon:
der Händler ist einer derjenigen drei oder vier, die ich für mich bei der Ebay-Suche nach Mikroskop-Ausrüstungen in der
Suchmaske ("Erweitert") grundsätzlich ausschließe, da ich ganz persönlich (!) diesen und die weiteren für durchgehend hochgradig
überteuert halte!

Viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

Linuxpenguin

Hallo Bernhard,
bei eBay muss man mittlerweile Glueck haben.
Seit Mindestpreisen bzw Preisvorschlaegen ust das oft ueberteuert.
Hast PN dazu.
Gruss aus Oberhausen
Sven
Mikrotechnik:
- ZEISS Ultraphot III
Luminar Einrichtung, AL/DL (HF/DF),
POL, AL-DIK
Hiller LED, HAL, CSI, HBO
- SteMi IVb

Foto:
- StackUnit auf PhoMi-Basis
- SONY a7R II VF/APS-C
- CANON FL Balgen
- Linearschlitten: Z 0,0001mm

Interessen:
Mineralogie, Gemmologie, Petrographie

Dr. Jekyll

Beste Grüße
Harald

reblaus

Hallo Bernhard -

unabhängig von irgendwelchen Preis- und Sicherheitserwägungen würde ich Dir von einer Quecksilberhochdrucklampe dringend abraten!
Sie hat zwar den Vorteil, ein breites Farbspektrum zu liefern - inclusive UV. Dafür hält sie nur 200 Std. und kann nicht eben mal aus Sparsamkeitsgründen an- und ausgeschaltet werden um "geschwind" was zu untersuchen, denn erstens braucht sie nach Anschalten 1 min um auf Touren zu kommen und wenn man sie in heißem Zustand ausschaltet muss man erst wieder eine Viertelstunde warten bis sie abgekühlt ist falls man doch noch was untersuchen will. Im Profilabor brennt sie deshalb den ganzen Arbeitstag.
Außer für entsprechende Sonderanwendungen sind heute LEDs die Methode der Wahl. Die schaltet man nur ein, wenn man sie braucht. Für den Anfang reichen Fluoreszenzen die mit Dunkelblau (royal blue) angeregt werden. Da musst Du nicht mal eine blaue LED erwerben - falls Du bereits eine kräftige weiße LED im Einsatz hast (z.B. Cree XM-L) kannst Du deren Blauanteil herausfiltern und bei Bedarf auch längerwellige Farben.

Das gesparte Geld brauchst Du dringender für einen Auflichtfluoreszenzkondensor. Aber erste Versuche kannst Du auch mit Durchlichtfluoreszenz machen, da brauchst Du nur einen Sperrfilter und einen Erregerfilter. Beispiele sind ja genügend im Forum.

Viele Grüße

Rolf

Klaus Herrmann

ZitatWelches Mikroskop nutzt Du?

Das wäre auch meine Frage.


Ich habe gerade sehr viele Versuche gemacht um bei schwacher Eigenfluoreszenz doch noch was zu sehen und zu fotografieren. Wobei man mit einer DSLR die ISO-Werte kräftig hoch setzen kann und man bekommt dann noch ordentliche Bilder, obwohl man fast nichts sieht bei der Direktbeobachtung.
Ist für Normalmikroskopiker eh nicht relevant. Bei Blauanregung kommt man mit einer Royalblue-LED 1-3 W schon gut zurecht beim Betrachten einer Wackerfärbung.

Natürlich geht nix über die Power einer HBO- 100 W. aber die nehme ich nur für UV-Anregung. Da sind die LED´s noch etwas schwach. Xenon Autolampen sind etwas aufwändig wegen der speziellen Stromversorgung. In den Anfängen hatten sie noch keinen UV-Stopp, aber so eine habe ich nie auftreiben können. Den Schutzmantel kann man zwar abtrennen, aber das ist mir zu gefährlich, weil das ja eine Gasentladungslampe ist mit ordentlichem Innendruck.

Also LED ist wirklich eine gute Alternative. Aber es geht nichts über eine gut abgestimmte Filterkombination und einen Auflicht-Fluoreszenzkondensor.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Bernhard Gutwenger

#7
Hallo,

Mein Mikroskop ist ein Leica DM LB.
Vielen Dank für Eure fachkundigen und prägnanten Antworten und Auskünfte.
Damit habt ihr mir eine Entscheidung sehr erleichtert.

Schönen Abend,
Bernhard G.

Klaus Herrmann

Hallo Bernhard, dann wäre die Wiegershaus ausrüstung natürlich bezogen auf den AL-Kondensor schon gut. Aber die HBO ???? und bedenke ein Filterwürfel kostet ca 300.- gebraucht!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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