Histopathologie- die Histologie der normalen menschlichen Haut

Begonnen von ammererlutz, November 11, 2019, 20:37:07 NACHMITTAGS

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ammererlutz

Um den folgenden Fäden mit pathologischen Hauterscheinungen besser folgen zu können, hier für nicht-Mediziner die Beschreibung der normalen menschlichen Haut anhand einiger Bilder.

Wegen der Größe der Dateien erfolgt der Faden in drei Abschnitten.

Die Haut benennt man mit dem lateinischen Ausdruck ,,Cutis".
Unter der Cutis befindet sich die ,,Subcutis" ( sub= unter): das Unterhaut Binde- und Fettgewebe.

Im Bild ( ca 50x ) erkennt man die sehr locker gefügte, wegen des bei der Bearbeitung herausgelösten Fettes scheinbar blasenförmig durchsetzte Subcutis  ganz rechts unten. (den Großteil des Bildes nimmt die Cutis ein.)

Die Cutis selbst besteht aus der tiefer gelegenen
Dermis ( corium, Lederhaut ) -die der Subcutis folgt- und der oberflächlichen
Epidermis

Die Dermis besteht aus dem der Subcutis anschließenden Stratum reticulare, das in dem Bild den Großteil des Gewebes ausmacht und aus dichten Bündeln von kollagenem und etwas elastischem Bindegewebe besteht, eingelagert sind Hautanhangsgebilde wie Haarwurzeln und Schweißdrüsen  (im Bild die basophilen Zylinderepithelzellen der Gang-Knäuel von Schweißdrüsen gut erkennbar)
Daran schließt sich, zur Epidermis grenzend, das Stratum papillare an. 
mit freundlichen mikroskopischen Grüßen,
Lutz

"Mikroskope und Fernrohre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn" ( Goethe)

ammererlutz

#1
Abschnitt 2

Bei ca 80 x sieht man in der Azan Färbung die ( auf Grund des Alters der Patientin schon recht spärlichen) orange gefärbten elastischen Fasern (die durch UV Licht und Nikotin  langsam zerstört werden, die Haut wird daher faltig) und hier auch ein angeschnittenes Haar, all das spielt sich im Stratum reticulare ab.
Im zweiten Bild ( 100x) sieht man in der Farbumkehr gut den Übergang zum Stratum papillare (orange).
Mit seiner dichten Blutversorgung ist es über Rete-Leisten ( die im Schnitt als ,,Papillen" erscheinen, daher der Name) mit der Epidermis netzförmig  verzahnt.
Die Form der Reteleisten ist bei pathologischen Prozessen ein wichtiges Kriterium, z.B.bei beginnenden bösartigen Prozessen beobachtet man eine Vergröberung und Abflachung.
Durch die Schichten schlängelt sich in Bild 2 ein Schweißdrüsen-Ausführungsgang.

Die oberste Schicht bildet schließlich die Epidermis, deren Aufbau-Störungen bei pathologischen Prozessen besondere Bedeutung zukommt.
mit freundlichen mikroskopischen Grüßen,
Lutz

"Mikroskope und Fernrohre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn" ( Goethe)

ammererlutz

#2
Abschnitt 3

Die äußere Hautschicht, die Epidermis, grenzt an die Dermis ( deren Stratum papillare) mit einer Basalmembran.
Bild eins zeigt bei 400 facher Vergr. die Verzahnung von Epidermis und dem Stratum papillare der Dermis, das dicht mit Blutgefäßen durchsetzt ist.
Im Bild gut erkennbar mehrere Kapillarwände mit sich verformenden Erythrozyten, segmentkernigen Leukozyten und Lymphozyten ( diese Kapillaren werden von Stechmücken und anderen Blutsaugern aufgesucht und angestochen, wobei diverse -auch schwerste- Krankheiten übertragen werden können)

Diese Verbindungsregion ist in der Histopathologie von großer Bedeutung und wird als Junktionszone bezeichnet.

Bild 2 und 3 zeigt die Epidermis in 1000 facher Vergrößerung.
Die Epidermis wird wiederum in zwei Schichten eingeteilt, dem Stratum germinativum ( also die keimende Schicht , da hier die Vermehrung und Reifung der Hautzellen erfolgt) und dem Stratum corneum ( Hornschicht).
An der Basis des Stratum germinativum formen die prismatischen  Basalzellen das Stratum basale.

Zwischen ihnen eingelagert sollten die Melanozyten stehen und dort auch verbleiben ( falls sie dies in größerer Zahl nicht tun und evtl auch verstärkte Kern-Unruhe zeigen, spricht man von atypischem Melanozyten-Proliferationen und muss an Dysplasien und Melanome denken). Die Melanozyten geben über feine Ausläufer ihr Melanin ( erkennbar als feine braune Körnchen)  an die Basalzellen ab, wo es sich, im Bild gut sichtbar, oft kappenförmig-schützend über deren Kerne legt ( als Schutz vor dem UV Licht der Sonne). Dadurch erhalten Melanozyten oft ihre typische blasenartige Form mit dichtem randständigem Kern, in beiden Färbungen gut erkennbar.

Die Basalzellen sind quasi die Bau-Zellen unserer Haut, sie sind mit Wurzelfüßchen in die Basalmembran eingelassen, vermehren sich rasch, steigen dann die Epidermis empor, wobei sie typisch körnige Keratohyalinkugeln enthalten (in beiden Färbungen deutlich sichtbar) durch die sie der Schicht unter der Hornschicht den Namen geben, Stratum granulare.
Auf dieser Wanderung hängen sie mit Desmosomen aneinander, bei der starker Vergrößerung  der letzten beiden Bilder ( 1000x) erkennt man diese Verbindungen zwischen dem Interzellularspalt, sowohl in der Azan Färbung, besonders aber in der HE Färbung, die Schicht erhielt daher den Namen Stratum spinosum, also Stachelzellschicht.

Nach einer feinen Stratum lucidum benannten Schicht ist mit dem Stratum corneum die Reifung vollendet, in den Bildern ist die Hornschicht recht dünn, da die Haut aus dem Rumpfbereich stammt, an Händen und Fußsohlen kann sie entsprechend dick ausgeprägt sein.
mit freundlichen mikroskopischen Grüßen,
Lutz

"Mikroskope und Fernrohre verwirren eigentlich den reinen Menschensinn" ( Goethe)