8 Botanische Färbungen rund um W3A im Vergleich

Begonnen von Fahrenheit, November 30, 2019, 09:08:21 VORMITTAG

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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

in der letzten Zeit hat es einige Neuentwicklungen bei den botanischen Färbungen gegeben, an denen Klaus Herrmann und Rolf-Dieter Müller maßgeblich beteiligt sind (siehe hier im Forum: W-Asim III). Außerdem ist das für viele bekannte Färbungen benötigte Acridenrot mittlerweile nur noch schwer erhältlich und zudem sehr teuer (5g etwa 160 US$, die Hersteller sitzen in China).
Die Neuentwicklungen beruhen auf Rhodamin B, mit dem wir noch etwas Erfahrungen sammeln müssen (siehe hier im Forum: Meine ersten Versuche mit Wacker Asim III).

Für mich war das der Grund, einmal zu schauen, was ich an Färbungen in meinem "Chemikasterl" habe und diese Färbungen anhand eines einheitlichen Objekts - Querschnitten vom Blattstiel des Efeus (Hedera helix) - zu vergleichen und dabei auch die benötigten Stammlösungen und Rezepte zu dokumentieren. Bei insgesamt acht plus einer Färbung könnt Ihr Euch vorstellen, dass der Artikel für einen klassischen Forenthread etwas zu umfangreich geworden wäre.

Ihr findet den Vergleich also auf der Webseite des Mikroskopischen Kollegiums Bonn (MKB):
Botanische Färbungen im Vergleich

Im Vergleich sind folgende Färbungen:
- W3A - das Original
- W3Asim I
- W3Asim II
- W-Asim III simultan - von Klaus
- W-Asim III sukzedan - von Rolf-Dieter
- RDM 5
- Müller SAC
- Etzold FCA

Und quasi außer Konkurrenz, da die Färbelösung verdorben ist: Etzold Grün

Da die Webseite der MKB - auch wegen der DSGVO - keine Kommentare zulässt, besteht hier im Thread die Möglichkeit, zu diskutieren, Fragen zu stellen und gerne auch eigene Bilder zu zeigen. Über eine rege Beteiligung würde ich mich sehr freuen.

Damit Ihr wisst, was Euch erwartet, hier eine Vorschau auf die Färbungen anhand eines Übersichtsbilds vom Blattstiel des Efeus:


W3A - das Original


W3Asim I


W3Asim II


W-Asim III simultan - von Klaus


W-Asim III sukzedan - von Rolf-Dieter


RDM 5


Müller SAC


Etzold FCA


Etzold Grün

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
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hajowemo

Lieber Jörg,
da ist dir eine schöne Gegenüberstellung gelungen.
Herzlichen Dank fürs zeigen.
Liebe Grüße
Jochen
Vorstellung
Homepage www.mikroskopie-hobby.de
Gerne per "Du"
Man sieht nur mit dem Herzen gut.
Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

wejo

Hallo Jörg,
für die interessante Gegenüberstellung der verschiedenen Färbeergebnisse auch von meiner Seite ein herzliches Dankeschön!
Herzliche Grüße
Werner

Bob

Hallo Jörg,
danke für diesen wertvollen Vergleich! Die Geschmäcker sind ja verschieden, und so kann jeder leicht erkennen, wie das Ergebnis mit anderen Färbungen etwa aussehen könnte. Eure Webseit ist wirklich klasse, schön gestaltet und prall voll nützlicher Informationen.

Viele Grüße,

Bob

Peter G.

Hallo Jörg,

auch von mir herzlichen Dank für Deinen aufwändigen Vergleich! Die Gegenüberstellung der Färbungen, die Rezepte dazu, die Anwendungshinweise und die Ergebnisse, und das alles in einer Arbeit zusammengefasst! Für mich ist sie eine der wertvollsten Arbeiten zum Thema.
Mir fehlt noch einiges an Erfahrung zur Färberei an sich und zur neuen Färbung im Besonderen aber es wird langsam...

Viele Grüße
Peter G.

Peter G.

Und im Anschluss noch ein paar Fragen an die Experten aus den chem. Laboren:

Wie viel Acridinrot guter Qualität benötigt man für wie viele Sets der W3A Einzelkomponenten (Suczedanfärbung)?
Wer wäre bereit, sich an einer gemeinsamen Bestellung von gutem Acridinrot zu beteiligen?
Welcher Chemiker wäre bereit, dann die drei Einzelkomponenten herzustellen?

Viele Grüße
Peter G.

Wutsdorff Peter

#6
Hallo Jörg,
auch von mir mein Hochachtungsgruß zu dieser umfangreichen Arbeit!
Subjektiv gefällt mir die Färbung von Klaus am besten.
Auch ich übe noch.
Leider habe ich mit meiner "toupView-Kamera" immer noch Schwierigkeiten.
Peter V, hat sich einmal die Zeit für mich genommen, aber ich schaffe es nicht, solch gute Bilder hin zu bekommen. Das Bildschirmbild und das Original, durch die OK betrachtet, unterscheiden sich manchmal himmelweit.
Natürlich mache ich "Weißabgleich"!
Den praktischen Unterschied zwischen Farbtemp und -Ton ist mir unklar.
Was bewirkt in der Praxis "Gamma"?
Gruß vom
Inschenör Peter

Rolf-Dieter Müller

Lieber Jörg,

richtig gute Schnitte hast Du gemacht. Und der Vergleich ist schon was besonderes.

Übrigens, mich wundert Etzold grün, das nach so langer Zeit immer noch so gut färbt.

Ist halt die gute Qualität von Klaus Herrmann.

Viele Grüße,
Rolf-Dieter

Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

vielen Dank für Euer Lob - auch generell für die Webseite des MKB! Es freut mich besonders, dass der Artikel für Euch auch einen praktischen Nutzen hat.

Lieber Peter G.,

mit den 5g - so denn brauchbare Qualität geliefert wird - lassen sich 510 ml Färbelösung herstellen. Die Vorschrift lautet ja umgerechnet 5g auf 500ml Ethanol 50% mit etwas Thymol und 10ml Essigsäure 99%.
Bei 25 ml Ansatz pro Set dann nach Adam Riese 20 Sets und 10 ml Schlabberreserve ;).
Dazu kommen dann natürlich noch die Ansätze für Astrablau und Acriflavin gemäß Rezept.

Lieber Peter W.,

es passt zwar nicht zum Färbungs-Thema aber die Gamma Korrektur erlaubt Dir eine physiologisch korrekte Helligkeitsanpassung, da das Auge Helligkeitsunterschiede nicht linear wahrnimmt. Wikipedia hat einen guten Artikel dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Gammakorrektur.

Lieber Rolf-Dieter,

leider ist das Etzold Grün - wie auch meine beiden Lösungen - um. Die Lösung zeigt einen feinkristallinen Niederschlag und ggf. auch Pilz. Beides findet sich im Schnitt wieder, wenn man genauer hin schaut, siehe mein Bild unten und im Detail auf der Webseite. Schon makroskopisch ist der Ansatz nicht mehr glänzend saphirgrün sondern matt. Zieht man das Alter in Betracht, sehe ich darin keinen Qualitätsmangel, gerade Färbeansätze halten nicht ewig.

Ich habe die Lösung jetzt erst mal mit Thymol versetzt und dann muss sich zeigen, was Filtern und ggf. vorheriges Ansäuern noch retten kann.   


Der Niederschlag setzt sich an den Zellwänden fest

Die Schlieren im Übersichtsbild oben sind denn auch keine Schnittartefakte sondern wahrscheinlich Pilz. Betrachtet man die Farblösung unter dem Mikroskop, sind sie ebenfalls schon zu sehen.

Allen herzliche Grüße
Jörg
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Peter Reil

Hallo Jörg,

schöne Gegenüberstellung - danke!

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Klaus Herrmann

Lieber Jörg,

Danke für diese wunderbare Übersicht! Damit hat jeder einen Eindruck, was er  - wohlgemerkt bei diesem Objekt Efeu - zu erwarten hat bei Anwendung der jeweiligen Variante der Wackerfärbung.

Der aktuelle Preis für Acridinrot 160$ für 5g entspricht ca 30.-€/g. 100.- ml 1% Lösung kosten dann netto 30.- Dabei ist noch unklar, ob nicht der Zoll noch zuschlägt.

Bei mir kann man die Einzelkomponenten (jeweils 30 ml in PE-Tropfflasche) Acridinrot1% fertig zubereitet mit 2% Eisessig und Thymol zum stabilisieren für 10.-€ beziehen.
Dazu die anderen beiden Komponenten Acriflavin und Astrablau je 5.- €. Wer Alcianblau bevorzugt zahlt 3.-€ mehr.
Acridinrot gibt es solange bis mein Vorrate zuende sind. Und dann muss ich passen.

Rhodamin B Lösung als Alternative zum Acridinrot gibt es für 8.-/30 ml.

Bitte unbedingt per eMail bestellen und unbedingt auch die Adresse mit rein schreiben. Das gilt auch für meine liebsten und besten Freunde!



Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


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Klaus Herrmann

Zitatleider ist das Etzold Grün - wie auch meine beiden Lösungen - um. Die Lösung zeigt einen feinkristallinen Niederschlag und ggf. auch Pilz. Beides findet sich im Schnitt wieder, wenn man genauer hin schaut, siehe mein Bild unten und im Detail auf der Webseite. Schon makroskopisch ist der Ansatz nicht mehr glänzend saphirgrün sondern matt. Zieht man das Alter in Betracht, sehe ich darin keinen Qualitätsmangel, gerade Färbeansätze halten nicht ewig.

Ich habe die Lösung jetzt erst mal mit Thymol versetzt und dann muss sich zeigen, was Filtern und ggf. vorheriges Ansäuern noch retten kann.   

Dazu noch eine Anmerkung lieber Jörg: Farbstoffgemische halten normalerweise keine 5 Jahre, es hilft oft einfach nochmal filtrieren. Meine Ansätze sind eigentlich immer mit Thymol stabilisiert gegen Verpilzung. Aber Thymol verdampft nach längerer Zeit, besonders in Plastikbehältern.
Bei Etzold grün hilft auch nicht nachkaufen, weil ich die notwendige Komponente Alciangelb nicht mehr in guter Qualität auftreiben konnte.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Fahrenheit

Lieber Klaus,

auch Dir - und Peter R. - vielen Dank und schön, dass Du hier Dein Angebot eingetragen hast. Ich war ja so frei und hab Dich im Artikel auf der Webseite als Bezugsquelle angegeben und nun steht alles schön beisammen.

Bezüglich des Etzold Grün hast Du absolut Recht. Daher habe ich jetzt erst mal wieder Thymol zugegeben und will dann den Versuch wagen, die Lösung zu retten. Meinst Du, das Ansäuern mit Essigsäure vor dem Filtern würde beim Alciangrün Sinn machen? 

Zur allgemeinen Alciangrün-Problematik haben wir ja hier schon öfter geschrieben und auch unsere Experimente mit den drei verfügbaren Chargen Alciangelb dargelegt. Es ist echt ein Jammer, Dujardin Grün von Rolf-Dieter war meine liebste Färbung für die Gymnospermen, auf die ich nun verzichten muss.

Herzliche Grüße
Jörg
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Klaus Herrmann

ZitatBezüglich des Etzold Grün hast Du absolut Recht. Daher habe ich jetzt erst mal wieder Thymol zugegeben und will dann den Versuch wagen, die Lösung zu retten. Meinst Du, das Ansäuern mit Essigsäure vor dem Filtern würde beim Alciangrün Sinn machen?

Lieber Jörg, ich würde erst mal filtrieren.
Man kann auch die Niederschläge im Schnitt durch heftiges Bewegen der Schnitte in einem Färbenäpfchen herausspülen. (Mit der Pipette "pumpen")
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Fahrenheit

#14
Lieber Klaus,

danke Dir! So werde ich es versuchen und berichten, ob es funktioniert hat. Meine kleine Hoffnung war, dass das Ansäuern dem ausgefallenen Farbstoff wieder zurück in die Lösung verhilft. Das scheint hier dann aber nicht der Fall zu sein.

Herzliche Grüße
Jörg
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