Botanik: Nicht geraspelt, sondern geschnitten - Süßholz (Glycyrrhiza glabra) *

Begonnen von Fahrenheit, Dezember 05, 2019, 20:34:59 NACHMITTAGS

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Fahrenheit

*** Am 12.02.2020 um Bilder zur Wurzel erweitert, siehe weiter unten im Thread ***

Liebe Pflanzenfreunde,

beim letzten MKB-Treffen hat uns unser Referent Dr. Hermann Kurth unter dem Titel "Ginseng, Süßholz und Ingwer, Drogen des Europäischen Arzneibuchs mit vielfältiger Verwendung bei Lebensmitteln" viele interessante Details zu den drei Pflanzen näher gebracht und wir hatten auch Gelegenheit, Proben selbst zu schneiden und vom Referenten angefertigte Präparate anzusehen. Dabei hatte es mir das Süßholz mit seinem auffälligen Rhizomquerschnitt besonders angetan.
Neben den freigiebig verteilten Präparaten hatte ich auch Gelegenheit, ein bereits fixiertes und in Glyzerin weich gekochtes Stück Rhizom mit zu nehmen, sodass ich auch eigene Schnitte erstellen konnte.
Apropos freigiebig: während des Vortrags und der Übungen waren wir auch sehr gut mit Lakritz einer bekannten Meckenheimer Firma und frisch kandiertem Ingwer versorgt. Somit hatten wir an diesem Abend ein Erlebnis für alle Sinne.
Nun aber zum Süßholz und den Rhizomschnitten.


Wie gewohnt beginnen wir mit der Pflanze selbst

Echtes Süßholz (Glycyrrhiza glabra, auch Gemeines, Kahlfruchtiges, Spanisches oder Deutsches Süßholz) ist eine Pflanzenart aus der Unterfamilie Schmetterlingsblütler (Faboideae) innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae). Am bekanntesten ist das Echte Süßholz durch die aus der Süßholzwurzel gewonnene Süßigkeit Lakritze. Als Teedroge findet die Pflanze ebenfalls Verwendung, dazu weiter unten mehr.


Bild 1: Illustration der Süßholzpflanze aus Wikipedia, Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany, Gemeinfrei

Der deutsche Name Lakritze geht wie der Gattungsname auf das lateinische glycyrrhiza zurück, das ein Lehnwort aus dem griechischen glykyrrhíza von γλυκύς (glykys, ,,süß") und ῥίζα (rhiza, ,,Wurzel") ist. Mit glycyrrhizium (Süßwurzel) wurde ursprünglich die trockene Wurzel, dann die ganze Pflanze bezeichnet. Der lateinische Name hatte bereits im Mittellateinischen unter dem Einfluss von liquor (,,Flüssigkeit") eine volksetymologische Wandlung zu liquiritia erfahren, woraus unmittelbar die deutsche Bezeichnung entstand.

Die Süßholzpflanze ist in der Mittelmeerregion und in Westasien beheimatet. Sie ist frostempfindlich und bevorzugt volle Sonne und tiefe, humusreiche, durchlässige Erde.


Bild 2: Blüte der Süßholzpflanze aus Wikipedia, Pharaoh han, CC BY-SA 3.0

Glycyrrhiza glabra ist eine mehrjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 50 bis zu 150 Zentimetern erreicht. Die Stängel und die Blattstiele sind behaart oder verkahlend. Die wechselständigen und gestielten Blätter sind unpaarig gefiedert mit 9–17 Fiederblättern. Die meist ganzrandigen, kurz gestielten Fiederblättchen sind eiförmig bis elliptisch, etwa 2–5 cm lang und 1,5 bis 2,5 cm breit. Sie sind abgerundet und vorn manchmal kurz stachelspitzig, fiedernervig und unterseits von sitzenden harzig-klebrigen Drüsen punktiert. Die Nebenblätter sind klein und fallen früh ab.
Die Pflanze bildet mehrere kräftige, tief reichende Wurzeln und knapp unter dem Boden ein zähes Rhizom aus. Der Querschnitt beider Elemente kann bis zu 2 cm betragen. Lakritz und die Medizinaldroge werden aus eben jenen Wurzeln und dem Rhizom gewonnen. Erntezeit ist im Herbst.


Bild 3: Früchte der Süßholzpflanze aus Wikipedia, N. Teerink, CC BY-SA 4.0

Im Spätsommer erscheinen bläulich-violette und weiße Schmetterlingsblüten in kurzen, aufrechten und gestielten Trauben in den Achseln der Blätter. Die Schmetterlingsblüten sind 8–12 mm lang und kurz gestielt. Der Kelch ist kurz glockenförmig. Die Kelchzähne sind länger als die Kelchröhre und lanzettlich spitzig. Die Blütenblätter, die das Schiffchen bilden, sind nicht verwachsen und vorn nicht geschnäbelt. Die einzelnen Blüten sind von einem kurzen und spitzen, abfallenden Deckblatt unterlegt. Die Hülsen werden bis zu 3,5 cm lang und 4–6 mm breit. Sie sind abgeflacht, meist kahl oder leicht behaart und relativ gerade, sowie meist mehr oder weniger bespitzt. Sie sind reif lederig und rotbraun und springen bei Vollreife. Jede Hülse enthält zwei bis acht rundliche, glatte, etwa 2–3 mm große, leicht abgeflachte und grünlich-braune Samen. Die Blütezeit ist Juni bis Juli, seltener bis in den Herbst.

Inhaltsstoffe:
Echtes Süßholz enthält Glycyrrhizin, ein Gemisch aus Kalium- und Calciumsalzen der Glycyrrhizinsäure. Dieses Glykosid, das der Lakritze ihren Geschmack verleiht, besitzt etwa die 50-fache Süßkraft von Rohrzucker. Durch Abspaltung des Diglucuronids entsteht aus Glycyrrhizin die 18β-Glycyrrhetinsäure, die selbst keine Süßkraft mehr besitzt. In geringer Konzentration sind zahlreiche Triterpensaponine wie das 24-Hydroxyglycyrrhizin und die Sojasaponine I und II enthalten. Neben weiteren Glykosiden wie Glabrinsäure und Oleanolsäure­derivate enthält Süßholzwurzel mehr als 40 identifizierte Flavonoide. Hierzu gehören das Chalcon­Derivat Isoliquiritigenin und das zugehörige 4-O-Glycosid Isoliquirtin und das Flavanon Liquiritigenin und sein Glycosid Liquiritin. Auch Isoflavone wie Formononetin, oder auch Sterin und höhere Alkohole sind nachgewiesen worden. Weiterhin sind Cumarine wie beispielsweise das auch in Doldenblütlern wie Liebstöckel vorkommende Umbelliferon enthalten. An flüchtigen Aromastoffen wurden neben anderen Anethol und Geraniol identifiziert. Das saure Polysaccharid Glycyrrhizan GA ist der Hauptbestandteil der weiterhin enthaltenen Polysaccharide.


Bild 4: Illustration der Süßholzpflanze aus Wikipedia, Banta Nathaniel Moore, 1914, Gemeinfrei

Medizinische Verwendung:
Süßholzwurzel wirkt aufgrund der enthaltenen Saponine, vor allem der Glycyrrhizinsäure, expektorierend (auswurffördernd), sekretolytisch (schleimverflüssigend) und sekretomotorisch (schleimlösend). Bei Süßholzextrakten wurde eine antibakterielle und antimykotische Wirkung nachgewiesen. Typische Anwendungsgebiete sind Husten, Bronchialkatarrh und andere Erkrankungen der oberen Atemwege sowie des Verdauungstraktes.

Getrocknete Süßholzstangen werden auch zur Zahnpflege gekaut, wobei neben den enthaltenen Inhaltsstoffen auch die Eigenschaft des Holzes zum Tragen kommt, beim Kauen am Ende stark auszufasern und so eine natürliche Zahnbürste zu formen. Warum das so ist, werden wir nachher in den Schnitten sehen.   

Beschreibung zusammengestellt aus www.wikipedia.de und weiteren Quellen.


Hier die Informationen zur Präparation

Fertig fixierte Probe von Herrn Dr. Kurth

Geschnitten habe ich auf dem Tempelchen (Zylindermikrotom im Halter als Tischmikrotom) mit Leica Einmalklingen 818 im SHK Halter.
(Schnittdicke ca. 50µm).

Nach Überführen in Aqua dest. Bleiche mit Chloralhydrat (250g auf 100 ml Aqua dest.) für ca. 24 Stunden. Nach einem sehr gründlichen "Spülgang" waren die Schnitte dann bereit für die Färbung.

Gefärbt habe ich mit W-Asim III nach Rolf-Dieter Müller für ca. 20 Minuten in Rhodamin B und nach anschließendem Spülen für weitere 15 Minuten in Alcianblau/Acriflavin.

Eingedeckt wurden die Schnitte nach gründlichem Entwässern mit reinem Isopropanol wie immer in Euparal.


Kurz zur verwendeten Technik

Die Aufnahmen sind auf dem Leica DMLS mit dem 5x NPlan und den PlanApos 10x, 20x, 40x und 100x (Öl) entstanden. Die Kamera ist eine Panasonic GX7, die am Trinotubus des Mikroskops ohne Zwischenoptik direkt adaptiert ist. Die Steuerung der Kamera erfolgt durch einen elektronischen Fernauslöser. Die notwendigen Einstellungen zur Verschlusszeit und den Weißabgleich führe ich vor den Aufnahmeserien direkt an der Kamera durch. Der Vorschub erfolgt manuell anhand der Skala am Feintrieb des DMLS.

Alle Mikroaufnahmen sind mit Zerene Stacker V1.04 (64bit) gestackt. Die anschließende Nachbereitung beschränkt sich auf die Normalisierung und ein leichtes Nachschärfen nach dem Verkleinern auf die 1024er Auflösung (alles mit XNView in der aktuellen Version). Bei stärker verrauschten Aufnahmen lasse ich aber auch mal Neat Image ran.


Und nun zu den Schnitten

Das Rhizom des Echten Süßholz ist biegsam und zäh zugleich, was sich im Querschnitt sogleich widerspiegelt, der etwas von einer Liane hat. Aber seht selbst.

Bilder 5a-d: Mit dem Handy durchs Okular: erste Bilder vom ungefärbten, fixierten Schnitt und von einem präparierten Querschnitt. Die Färbung ist Safranin/Astrablau, Einzelaufnahmen





Wir sehen sehr große Tracheen und Nester von Sklerenchymfasern, alles eingebettet in Parenchymatische Zellen, hier Xylemparenchym und Markstrahlen. Damit sind die makroskopischen Eigenschaften schon einmal erklärt. Tracheen - bevorzugt längs - und die Sklerenchymfasern bilden zwei der mikroskopischen Erkennungsmerkmale der trockenen Droge.

Nun schauen wir etwas genauer hin. Zum einen habe ich die fertigen Präparate von Herrn Dr. Kurth noch einmal auf meinem Arbeitsmikroskop fotografiert, zum anderen wie oben beschrieben, eigene Präparate aus einem bereits fixierten Rhizomstück erstellt. Die Färbung ist hier W-Asim III RDM, der Grundton dieser Präparate ist also grünlich. Zunächst schauen wir uns das Rhyzom in der Übersicht an:

Bilder 6a,b: Übersicht, Färbung W-Asim RDM, Bild 6b mit Beschriftung, gestapelte Aufnahmen



Das Rhizom hat einen Durchmesser von ca. 11 mm, wir sehen also nur einen Ausschnitt ohne das Markparenchym. Auf der linken Seite beginnen wir von Innen nach Außen mit dem primären Xylem, gefolgt vom Xylem, das sich wiederum aus den bis über 100 µm durchmessenden Tracheen, den Faserbündeln und dem Xylemparecnchym zusammen setzt. Zwischen den Xylem-Sektoren verlaufen breite Markstrahlen, ebenfalls aus parenchymatischen Zellen. getrennt durch ein Cambium folgt nun ein kleiner Bereich aktiven Phloems. Weiter außen finden wir disfunktionales, zusammengedrücktes Phloem als dunkelgrüne Strukturen und auch hier finden wir wieder Sklerenchymfasernester. Die Zwischenräume werden diesmal von Phloemparenchym und wieder den Markstrahlen gefüllt. Nach außen folgt ein Rindenparenchym und den Abschluss bildet ein klassisches Periderm mit Lentizellen.
Die im Bild 6b und den folgenden beschrifteten Aufnahmen verwendeten Bezeichnungen können auf der Webseit edes MKB nachgeschlagen werden:
Häufig verwendete Bezeichnungen in botanischen Schnitten

Bilder 7a-h: Impressionen von Xylem und Phloem im Detail, Färbung Safranin/Astrablau und W-Asim III RDM, gestapelte Aufnahmen, teils mit Beschriftung









In den Bildern 7f und h tauchen zum ersten mal mit Art bezeichnete Felder mit dunklen Schatten auf. Schaut man genauer hin erkennt man, dass es sich um kleine, dunkle Körnchen handelt. Das sind die Kristallisationskeime der Amyloplasten (Stärkekörner), die im Rhizom sehr häufig sind und es als Speichergewebe auszeichnen. Eine hohe Anzahl von Amyloplasten mit Durchmessern meist um die 10 µm gehören auch zu den Erkennungsmerkmalen der getrockneten, ggf. pulverisierten Droge.

Bilder 8a-d: Xylem und Phloem in höherer Vergrößerung, Bilder 8b&d mit Beschriftung, Färbung W-Asim III RDM





Hier noch einmal Xylem ((a,b) und Phloem (8c,d) im Detail. Auffällig insbesondere die Sklerenchymfasern in beiden Gewebetypen, die großen Tracheen im Xylem und das zusammengedrückte, disfunktionale Phloem. Das Cambium zwischen dem Xylem und dem Phloem ist gar nicht so einfach auszumachen, zumal es sich in den Markstrahlen verliert.

Bilder 9a-g: Das Periderm, Färbung Safranin/Astrablau und W-Asim III RDM, gestapelte Aufnahmen, teils mit Beschriftung, 9g im Polarisationskontrast

 






Wir finden ein klassisches Periderm, gebildet von Innen nach Außen aus einigen Reihen Phelloderm, dem Phellogen und als Abschluss ein dickes Phellem. Dieses wird regelmäßig von Lentizellen unterbrochen, wie wir sie in den Bildern 9c und d sehen können.
Manchmal finden sich im Rindenparenchym (etwas untypisch, aber einen anderen Namen habe ich für das Parenchym oberhalb der Phloemzone nicht) Nester eines voll ausgebildeten Periderms rund um eine kleine Gruppe verholzter Sklerenchymzellen. Ob es sich dabei um zufällige Verwachsungen oder vielleicht um einen Abwehrmechanismus gegen eindringende Pilzhyphen handelt?

Nun begeben wir uns auf die Jagt nach dem letzten Erkennungszeichen: Calciumoxalat-Rhomboeder in Idioblasten um die Sklerenchymfasern. Hier helfen zunächst einmal Aufnahmen im Polarisationskontrast.

Bilder 10a-c: Sklerenchymfasern und Calciumoxalat im Polarisationskontrast in verschiedenen Vergrößerungen.




Besonders in der letzten Aufnahme, die mit dem 40er Objektiv gemacht wurde, lassen sich die Ringe der Calciumoxalat-Idioblasten um die Fasernester ausmachen. Ganz befriedigend ist das aber noch nicht. Wie gut, dass Herr Dr. Kurth uns auch Längsschnitte mitgebracht hat:

Bild 11: Sklerenchymfasern und Calciumoxalat-Idioplasten im Längsschnitt


Im Bild 11 ist nun gut zu erkennen, dass die Idioblasten, jeweils mit einem Calciumoxalat-Rhomboeder, wie die Perlen auf der Schnur in einzelnen reihen an den Faserbündeln anliegen. Ein ganz typisches Merkmal, das sich auch bei klassischer Aufbereitung der Probe (Wässern, Bleichen mit Chloralhydrat - 80g auf 100 ml Aqua dest.) einfach unter dem Mikroskop erkennen lässt.

Längsschnitte! Genau, damit können wir zum Schluss noch einen Blick auf die Tracheen werfen, deren einzelne, mit vielen Tüpfeln besetzte Zellen auch zu den Charakteristika der Süßholzdroge gehören:

Bilder 12a-d: Tracheen im Längsschnitt bei ansteigender Vergrößerung. Färbung Safranin/Astrablau, Aufnahmen gestapelt.





Im Letzten Bild dann eine einzelne Tracheenzelle mit den angesprochenen Tüpfeln.

Damit endet unsere mikroskopische Reise zum Süßholz zunächst. Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.
Zunächst? Ja, ich habe noch eine getrocknete Wurzel bekommen, die ich allerdings noch fachgerecht aufbereiten muss, bevor sie sich sauber schneiden lässt. Es wird also ein Fortsetzung geben.

Vielen Dank fürs Lesen und herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
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deBult

Impressive and well documented (as always).

You set the standard for my initial attempts on cutting and staining: thank you for showing this.

Maarten
Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
The correct number of scopes to own is N+1 (Where N is the number currently owned).

Fahrenheit

Good Morning Maarten,

many thanks for Your compliments!
For an overview on how I'm doing my preparitions You might want to have a look at the MKB website:
http://www.mikroskopie-bonn.de/themenseiten/erstellung_pflanzlicher_dauerpraeparate/index.php

Best
Jörg
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Wutsdorff Peter

Grüß Dich Jörg,
ich erstarre vor Ehrfurcht über Deine ausführliche Arbeit.
Besonders interessant fand ich Deine Ausführungen über die med. Verwendung!
Gratulation zu dieser hervorragenden Arbeit.
Also auch Pflanzen leiden(?) unter Oxalatkristallen, wie ich  früher an meinen Nierensteinen. 
Wo finde ich ein Verzeichnis der von Dir verwendeten Abkürzungen?
Eine Seite habe ich, aber da sind nicht alle aufgeführt.

Mit Hochachtung vor Deiner Arbeit
Peter

Fahrenheit

Lieber Peter,

auch Dir vielen Dank für Dein großes Lob!

Die Bezeichnungen kannst Du unter dem folgenden Link nachschlagen, den ich auch oben im Text ergänzt habe:
http://mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/158.html

Die Tabelle ist zwischenzeitlich etwas gewachsen. :)

Ob die Pflanzen unter den Calciumoxalat-Ablagerungen leiden, ist zummindest nicht sicher. In eher altertümlichen Pflanzen erfolgt die Ablagerung in den Interzellularräumen, modernere Pflanzen nutzen - wie auch hier - spezielle Idioblasten. Dabei kommen sowohl Rhomboeder als auch komplexe Drusen vor.
Eine Ausnahme bilden die Raphidenbündel, die zusammen mit einem von der Pflanze hergestellten Enzym zur Abwehr von Fressfeinden (in der Regel Raupen) dienen.

Herzliche Grüße
Jörg 
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deBult

Yes the Bonn site is a real treasure of information.

As my Trino head arrived this week I hope to be able to show some of my own trails (in a separate thread) and receive some guidance  ;).


Best,
Maarten
Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
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Fahrenheit

Hi Maarten,

thank You again, especially as I'm the MKB's webmaster. :)

And yes, for sure, I'll be there.

Best
Jörg
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Fahrenheit

Liebe Pflanzenfreunde,

hier ist es nun, das angekündigte Update zur Süßholzwurzel. Es hat ein wenig länger gedauert, denn die Vorbereitung der trockenen Wurzel (Süßholz aus der Drogerie) kostet Zeit. Während Dr. Hermann Kurth seine Stücke in Glyzerinwasser weich gekocht hat, habe ich den langen Weg gewählt und die auf etwa 3 cm gekürzten Wurzelstücke nach Gärtner / Schweingruber (Microscopic Peraration Techniques for Plant Stem Anaysis, Kessel Publishing House, 2013) für drei Wochen in einem Gemisch aus je einem Drittel Ethanol 96%, Aqua dest. und Glycerin eingelegt.
Anschließend ließ sich die Wurzel zwar recht gut schneiden, bildete aber im Laufe der Fixierung und Färbung auch wieder Körbchen aus, da sich die äußeren Gewebe vergleichsweise stark zusammen gezogen haben. Das war beim weich gekochten Rhizom nicht der Fall.

Bild 13a,b: Trockene Süßholzwurzel und Wurzelstücke in Ethanol, Glycerin, Wasser



Gefärbt habe ich wieder mit W-Asim III nach Rolf-Dieter Müller, um einen Vergleich zum Rhizom ziehen zu können. Bei den bisher gezeigten Aufnahmen von diesem fehlte das Markparenchym. an dieser Stelle ist der größte Unterschied zur Wurzel zu erwarten, von daher habe ich diese Aufnahmen nachgeholt. Aber seht selbst.

Bilder 14a-d: Zentrum der Wurzel und des Rhizoms, Bild 14b & d mit Beschriftung, alle Aufnahmen gestapelt.





Wir sehen sofort: das Rhizom (Bilder 14a,b) als unterirdischer, mehr oder weniger waagerecht verlaufender Spross zeigt ganz klassisch ein Markparenchym, die Wurzel (Bilder 14c,d) hingegen hat im Zentralzylinder kein Mark aus Parenchymzellen vorzuweisen. Ansonsten ist der Aufbau identisch: in Segmenten auftretende Tracheen (rot) und Sklerenchymfasern (gelb) abwechselnd eingelagert in ein Xylemparenchym (grün bzw. blaugrün). Es zeigen sich in beiden Schnitten Artefakte in Form von diffusen schwarzen Wolken. Dabei handelt es sich um teils dislozierte Kristallisationskeime der Amyloplasten, die in der Wurzel noch massiver auftreten wie im Rhizom.

Schauen wir bei der Wurzel etwas genauer hin:

Bilder 15a-f: Detail aus dem Zentrum der Wurzel, Bilder 15a,b ungefärbter Schnitt, Bilder 15c-f gefärbter Schnitt, alle Aufnahmen gestapelt.







Bei der Wurzel im Zentrum Xylemparenchym, Tracheen und Sklerenchymfasern, beim Rhizom nur Parenchym, beide Male mit den Kristallisationskeimen der Amyloplasten als schwarz-graue "Wolken" (Art). Die beiden ersten Bilder von der ungefärbten Wurzel enthalten noch die kompletten Amyloplasten, die die Strukturen der Parenchymzellen nahezu komplett überdecken.

Gehen wir vom Zentrum weiter nach Außen, finden wir bei der Wurzel den gleichen Aufbau wie beim Rhizom:

Bild 16a,b: Xylem der Wurzel, vergleiche Bilder 7 & 8a,b



Bild 16a vom ungefärbten Schnitt mit vielen Amyloplasten, Bild 16b vom gefärbten Schnitt, nach der Präparation sind nur noch die Kristallisationskeime der Amyloplasten vorhanden.

Bild 17: Phloem und disfunktionales Phloem, vergleiche Bilder 8c,d


Bild 18a,b: Periderm, vergleiche Bilder 9



Bild 18a vom ungefärbten Schnitt mit vielen Amyloplasten, Bild 178 vom gefärbten Schnitt, nach der Präparation sind nur noch die Kristallisationskeime der Amyloplasten vorhanden.

Wir halten fest: die Wurzel und auch das Rhizom stecken als Speichergewebe voller Amyloplasten. Es muss aber auch wasserlöslicher Zucker eingelagert sein der bei der Präparation komplett verloren gegangen ist, es handelt sich nicht umsonst um Süßholz.
Des weiteren gibt es bis auf das bei der Wurzel klassischerweise fehlende Markparenchym keine Unterschiede in der Anatomie der beiden Pflanzenteile.

Vielen Dank fürs Lesen, Anregung und Kritik sind wie immer willkommen.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Wutsdorff Peter

Hallo Jörg,
wieder suuupeer!
Eine Frage: wie präpariere ich, wenn ich nicht Färben will?
Probe liegt in AFE
Gruß Peter

Fahrenheit

Lieber Peter,

abermals vielen Dank!

Wenn Du ungefärbte Dauerpräparate herstellen möchtest, lässt Du einfach die Färbung weg. Das AFE kannst Du mehrfach mit Ethanol 70% gut ausspülen, dann gehst Du im gewohnten mehrfachen Wechsel ins Isopropanol. Anschließend kannst Du mit Euparal eindecken.
In der Vorbereitung sind meine hier gezeigten Bilder der fixierten Schnitte von der Wurzel so entstanden. Ich habe sie aber nicht als Dauerpräparat eingedeckt sondern nach dem Fotografieren gewässert und gefärbt.

Schöner sind natürlich unfixierte Frischpräparate, die Du unter 30% Ethanol auf den OT bringst und direkt fotografierst. Dabei ist ja z.B. das Chlorophyll noch sichtbar. Leider lassen sich aus solchen frischen Schnitten keine Dauerpräparate herstellen.
So mache ich auch meine hier im Forum gezeigten Aufnahmen von frischen Schnitten.

Herzliche Grüße
Jörg
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