Jena Amplival Interphako Teil 1 : Die Technik (1)

Begonnen von Carsten Wieczorrek, Dezember 14, 2019, 21:29:33 NACHMITTAGS

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Carsten Wieczorrek

Jena Amplival Interphako Teil 1 : Die Technik (1)

Hallo,

ich starte hiermit meine angekündigte Reihe über das Zeiss Jena Interphako-Mikroskop. Alle gezeigten Bilder sind von mir, es sei denn, es ist explizit anders angegeben (vielen Dank für die Genehmigung des ZEISS Archives). Die Bilder des ZEISS Archivs entstammen Werbeschriften und Anleitungen von Zeiss Jena.

Über Korrekturen/Hinweise zu Fehlern freue ich mich.

Hier geht es zum 2. Teil : https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=35898.0

Als ich das erste mal ein Bild eines Jena Interphako gesehen habe, wusste ich, so ein Mikroskop musst Du auch einmal haben! So viele Schalter, Knöpfe, Schieber und Öfnungen! Ohne zu wissen, wofür ein Interphako eigentlich vorgesehen ist oder war, und erst recht nicht, was diese ganzen Drehregler eigentlich bewirken.

Nun besitze ich eins und habe es wieder gereinigt und hergerichtet. Ich möchte es so einsetzen (auch wenn mir die ursprünglichen Aufgaben fehlen), wie es von den Konstrukteuren Meyer und Schöppe vorgesehen war. Als Messgerät. Leider gibt es keine Lehrer mehr dafür und Kurse kann man auch nirgendwo buchen.

Wir kennnen alle die wunderbaren Fotos, die z. B. Frank Fox mit solchen Geräten erstellt hat. Aber dafür wurden die Mikroskope ja nicht gebaut. Das Interphako-Mikroskop ist ein Messgerät. Ursprünglich wurde es für die "neue" Mikrochip-Industrie entwickelt, um Schichtdicken, also die Substratschichten, die man auf die Silizium-Wafer aufgebracht hat, zu messen. Ein klassisches Gerät der Qualitätskontrolle. Weiterhin können damit Brechungsindizes gemessen werden. Und alles, was man mit einem Brechungsindex bestimmen kann. Z. B. wurden später Methoden entwickelt, um die Trockenmasse von Zellkernen in lebenden Zellen zu bestimmen.

Dabei ist die Messgenauigkeit extrem hoch. Zeiss Jena gibt in seinen Schriften eine Genauigkeit von bis zu Lambda/500 an. Bei grünem Licht von etwa 500 nm Wellenlänge kommt man da auf eine Genauigkeit der Längen-/Höhenmessung von 5 nm. NICHT µm! Das ist Größenordnungen unterhalb der lichtmikroskopischen Auflösung!

Wie geht das und wie muss man das Gerät bedienen, damit das auch funktioniert? Da soll dieser Beitrag etwas Licht ins Dunkel bringen.

Stephan Hawking hat mal in einem Interview gesagt, er hätte von seinem Verleger einen Rat bekommen: Jede physikalische Formel im Buch halbiert die Anzahl der Leser. Ich rate mal: das ist hier ähnlich! Aber genau wie Stephan Hawking sage ich: EINE MUSS SEIN. OK, es werden zwei.

Das Grund-Messprinzip dieses Mikroskops beruht auf Interferenzstreifen. Für die gilt nach altem Schulwissen:

für Durchlicht D = d/L x (n2-n1)
und für Auflicht D = d/L

Dabei ist x das Multiplikations-Zeichen, D der Gangunterschied Delta (Phasenverschiebung), d die Dicke des Objektes, L die Wellenlänge Lambda des Lichtes, n2 der Brechungsindex des Objektes und n1 der Brechungsindex des Einbettungsmittels. Unter der Annahme, das n für Luft = 1 ist und bei Auflicht das Licht zu 100% reflektiert wird (kein Eindringen in das Objekt) sind beide Formeln equivalent.

Wir erzeugen also irgendwie ein Bild von Interferenzstreifen und überlagern es mit dem normalen mikroskopischen Bild. Im Auflicht werden Höhenunterschiede des betrachteten Objektes zu Weglängenunterschieden (D) führen, im Durchlicht sind Änderungen der "optischen Weglänge", also D x n für die Enstehung von Interferenzstreifen verantwortlich. In normalen mikroskopischen Bild messe ich wie gewohnt in µm, im Interferenz-Bild kann ich Abstände/Unterschiede der Interferenzstreifen nach obigen Formeln in nm umrechnen!

Wie macht man das? Dazu beschreibe ich heute erst mal das Mikroskop.

Das hier vorgestellte Mikroskop ist ein Epival-Interphako (also unendlich für Auf- und Durchlicht) aus der Amplival-Familie. Der Interphako-Tubus wurde in der 160 mm (endlich) Version und als unendlich Gerät angeboten. Weitere mir bekannte Geräte sind das Amplival-Interphako, das als Unendlichvariante Peraval-Interphako heißt und das Amplival-Pol-Interphako. Es gibt von Zeiss Jena Bilder, in denen dieser Tubus auch auf einem Lumipan eingesetzt wird und hier im Forum wurde schon berichtet, dass man den Tubus auch an ein West-Standard adaptieren kann. Kurz vor Ende der DDR wurde noch eine dritte Generation an Interphako-Mikroskopen herausgebracht, das Jenapol-Interphako.

Bild 1 (ZEISS Archiv) zeigt eine Schnittzeichnung durch das Gerät. Hier im Forum wurde öfters über die erstaunlich komplexe Lichtführung der Zeiss West Phomis berichtet. Ich denke, da kann dieses Gerät (fast) mithalten. Und im Vergleich zu einem Phomi wirkt es ja fast so zierlich wie eine Ballett-Tänzerin ;-)


Bild 1: Amplival Interphako Schnittzeichnung



Die ganze Optik ist aber heute, fast 50 Jahre nach der Produktion, auch ein grosser Nachteil für die Bildqualität: es gibt wohl kaum ein anderes Mikroskop, das so viele Glasflächen in Form von Linsen, Prismen, Filtern, Kompensatoren, Drehkeilen, Phasenblenden, Lichtfilter und sonst noch etwas im Strahlengang hat. Eine Zwischenbildeben gibt es gleich zweimal und die Abbildungsebene der Apperturblende ist auch doppelt vorhanden, was schmutzpartikelfreie Bilder erschwert.

Ich verwende als Bezeichnung in den Bildern die gleichen Nummern, wie sie in der originalen Jena Bedienungsanleitung angegeben sind. Kleine Buchstaben habe ich zugefügt, wenn die Jena-Nummern für meine Beschreibung nicht ausreichen. Die Bilder 2 ubd 3 zeigen mein Gerät von links und rechts.


Bild 2: Mikroskop von links

- 20 Schieber : Drehkeil oder Interphako-Schieber (Ort der 2. Abbildung der Apperturblende)
- 22 Schieber : ein Staubschutzschieber bzw. der Ort für eine Halbschattenplatte, dazu in einem späteren Teil mehr (1. Zwischenbildebene des Objektes)
- 30 Drehknopf : Einstellung des Drehkeils
- 31 Drehknopf : Einstellknopf für horizontale Inteferenzstreifen


Bild 3 : Mikroskop von rechts

- 15 Drehknopf : Abgleich der Austritts-Pupillen (Phasenblenden/Ringblenden)
- 16 Zugstange : Betrandlinse ein (herausziehen) oder aus
- g Zugstange : Fototubus, hier in der 100:0/0:100 % Version (herausziehen für Fotos)
- 17 Klemmschraube : die Übliche Jena-Klemmschraube, damit kann das Interferometer aus dem Interphako-Tubus gezogen werden
- 19 Drehknopf : sog. Messtrommel, damit kann eine definierte Phasenverschiebung erzeugt und abgelesen werden
- 20 Schieberöffnung : Platz für den Drehkeil oder den Interphako-Schieber (Ort der 2. Abbildung der Apperturblende)
- 21 Drehknopf : Einstellknopf für vertikale Interferenzstreifen
- 22 Schieber : ein Staubschutzschieber oder der Ort für eine Halbschattenplatte, dazu in einem späteren Teil mehr (1. Zwischenbildebene des Objektes)
- f Lupe : zur genauen Ablesung des Nonius der Messtrommel
- a Auflicht-Leuchtfeldblende : Einstellung und Zentrierung
- b Auflicht-Apperturblende : Einstellung
- c Schieberöffnung : für Spaltblende, Gitterblende oder Phasenkontrastblende
- d Schieberöffnung : für Lichtfilter
- e Drehschraube : Zentrierung der Apperturblende

Wie Bild 3 zeigt, verfügt das Mikroskop über eine Betrandlinse. Diese wird benötigt, um die Blenden des Kondensors mit den Einsätzen im Interferometer abzugleichen. Eine eigene Schärferegulierung der Linse, wie sie von Polarisationsmikroskopen bekannt ist, ist nicht vorhanden, die Linse steckt fest auf ihrer Zugstange. Die richtige Schärfe ergibt sich aber "von selbst": für das Interphako-System ist es sehr wichtig, dass die Austrittspupille des Objektives mit der des Interferometers abgeglichen ist. Da sich die Pupillenlage des Objektives aber mit der Vergrößerung ändert, muss man auch den Abgleich der Pupillen ändern. Dazu dient der Drehknopf 15 (Bilder 3 und 4). Sind die Pupillen abgeglichen, sieht man beide Ebenene durch die Betrandlinse scharf. Um im Auflicht auch bei Verwendung der kleinsten Vergrößerung 6,3 beide Pupillenebenen scharf einstellen zu können, ist ein spezieller Leuchtfeldblendeneinsatz mit Zusatzlinse 2,5 Dioptrien erforderlich, ich hatte hier einmal nach dem Sinn dieser Linse gefragt: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=35189.msg257296#msg257296

Was bedient man nun mit den ganzen Drehrädchen? Da auch ein Interphako nach 45 Jahren der berühmten Zeiss-Jena Klebeseuche zum Opfer fallen kann, und meine beiden Interferometer leider dazu gehörten (typische Situation: der Kompensator läßt sich mit etwas Gewalt hineindrehen, kommt beim Zurückschrauben aber nicht mehr heraus), können wir ja mal reinschauen.

Zuerst hatte ich echt Bammel davor. Das empfindlichste Teil und zugleich Herz des Interphako-Systems, von dem man überall liest, es wurde auf 1000stel irgendwas ab Werk justiert, mit dem Haushaltsschraubendreher auf dem Schreibtisch öffnen, oder gar zerlegen?

Leider gibt es keine detailierte Anleitung dazu im Netz (ein paar Bilder im AT-Forum, aber Anleitung würde ich das nicht nennen, im Gegensatz zur guten Anleitung der Tubus-Reparatur). Aber der hier allen bekannte Normarski gab mir folgenen weisen Rat: "Du hast entweder ein Interferometer, das nicht funktioniert, oder, du machst es auf.".

Schauen wir uns dazu das Interferometer genau an. Bild 4 (ZEISS Archiv) zeigt eine Schemazeichnung. Ich habe die Zahlen der originalen Jena-Anleitung in das Bild Kopiert. Die Positionen 19, 21 und 31 sind hier als Plättchen gezeichnet, sie sind aber Keile, allerdings mir deutlich kleinerem Keilwinkel als die auch als Keil gezeichneten Drehkeile 20.


Bild 4 : Schema Mach-Zehnder Interferometer mit den Interphako-Elementen

- 15 Drehknopf : Abgleich der Austritts-Pupillen
- 16 Zugstange : Betrandlinse ein (herausziehen) oder aus
- 19 Drehknopf : sog. Messtrommel, damit kann eine definierte Phasenverschiebung erzeugt und abgelesen werden
- 20 Schieberöffnung : Platz für den Drehkeil oder den Interphako-Schieber (Ort der 2. Abbildung der Apperturblende)
- 21 Drehknopf : Einstellknopf für vertikale Interferenzstreifen
- 31 Drehknopf : Einstellknopf für horizontale Interferenzstreifen
- g Zugstange : Fototubus, hier in der 100:0/0:100 % Version (herausziehen für Fotos)

Entgegen der Intuition sieht man hier, das die Drehknöpfe 21 und 31, am Interferometer links und rechts gelegen, AUF GLASKEILE IM GLEICHEN Teilstrahlengang des Interferometers wirken: das eine läßt sich horizontal verkippen, das andere vertikal.

Trennen wir uns von dem Schema und öffen das Interferometer. Bild 5 zeigt das frei gelegte Herzstück. Dabei ist links "vorne", wenn man in das Mikroskop hinein schaut:


Bild 5 : geöffnetes Mach-Zehnder Interferometer

- a Prisma: Frontplatte des Interferometers mit links angebrachtem Vereinigungs-Prisma
- b Interferometer : das ist der eigentliche Mach-Zehnder-Körper
- c : Öffnung für die Achse von Drehknopf 19 (Messtrommel)
- d : Öffnung für die Achse von Drehknopf 21
- e : Schieber-Öffnung

Weiter siehe nächster Beitrag.
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

Carsten Wieczorrek

#1
Fortsetzung

In Bild 6 versuche ich zu Zeigen, wie die Messtrommel 19 funktioniert. Das ist einfach nur eine Mikrometerschraube, die einen Glaskeil horizontal im Interferometer verschiebt. Die Schraubenachse ersetze ich hier mal durch einen Zahnstocher ;-). Im Gegensatz zu Bild 5 ist hier der Interferometer-Körper um 90° gekippt: die rechte Seite von Bild 5 ist hier oben:


Bild 6 : Wirkung der Messtrommel 19

- a Messtrommel : der Kompensationsschieber/-Keil
- b Drehknopf 21 : der Kompensationskeil für vertikale Interferenzstreifen
- c Öffnung : für die Achse der Messtrommel 19
- d Drehknopf 31 : der Kompensationskeil für horizontale Interferenzstreifen liegt etwa 3 cm unterhalb von b

Wenn man dem Jena-Klebeproblem zuleibe rücken möchte, muss man leider noch viel tiefer graben. Das gibt aber die Möglichkeit, die Wirkung der Einstellung von 31, 21 und 19 nochmal genau zu beobachten.

Bild 7 zeigt die demontierte Halterung des Messtrommel-Kompensators 19 und des Kompensationskeils 21:


Bild 7 : Messtrommel-Kompensator 19 und Kompensationskeil 21

- a Kompensationskeil 21 : er läßt sich in der Bildebene um ca. 10° nach rechts/links kippen, siehe Pfeil e
- b Messtrommel-Keil 19 : kardanisch mit 21 verknüpft, kippt um den gleichen Betrag nach links, wenn 21 nach rechts kippt und umgekehrt
- c Rückholfedern : hier haben wir den Jena-Klebepunkt, die Federn sind für altes Fett viel zu schwach
- d Verschieberichtung : so verschiebt die Messtrommel den Kompensator, siehe Zahnstocher-Experiment

Wird der Kompensationskeil 21 um x° nach rechts verstellt/gekippt (Bild 4, unterer Teilstrahlengang), kippt automatisch der Mestrommelkeil 19 um den gleichen Betrag in die andere Richtung (aber im oberen Strahlengang von Bild 4). Der hier nicht zu sehende Kompensationskeil 31 (linker Drehknopf) ist von der Messtrommel unabhänging. In der hier gezeigten Anordnung kippt er nicht in der Bildebene, sondern senkrecht dazu.


Zubehörteile

Was benötigt man noch für ein Interphako-Gerät? Da alle Experimente irgendwie mit Interferenzstreifen durchgeführt werden, liegt es nahe, das mikroskopische Objekt auch mit Streifen zu beleuchten. Da bei Verwendung von weissem Licht die Interferenzstreifen naturgemäß mit höherer Ordnung farbig auseinander laufen, hat Zeiss Jena gleich 2 Methoden dafür entwickelt:

a) Weisslicht (Durchlicht oder Auflicht)
Das Mikroskopische Bild wird mit normalem Weisslicht belichtet. Um Streifen ausreichenden Kontrastes zu erhalten, muss im Kondensor eine Spaltblende eingebracht werden. Der Spalt läßt sich per Mikrometerschraube in seiner Breite verändern. Der Spaltträger ist drehbar und die Länge des Spaltes kann mit der Apperturblende eingestellt werden.

b) Monochromatisches Licht, von Zeiss Jena ist Grünlicht 550 nm vorgesehen (Durchlicht oder Auflicht)
Um die durch einen kleinen Spalt extrem beschränkte Kondensorappertur zu vergrößern und damit die Bildqualität zu steigern, kann mit einer Gitterblende gearbeitet werden. Im Weisslicht geht das nicht, da alle Interferenzstreifen höherer Ordnung nicht mehr weiss sind, sondern wie oben gesagt, farblich aufspalten. Im monochromatischen Licht besteht das Problem nicht. Es stehen Gitter mit unterschiedlichem Gitterabstand zur Verfügung. Die Orientierung des Gitters läßt sich durch eine Schraube einstellen. Die spätere Einstellung wird dann so vorgenommen, dass jeder Gitterspalt mit einem Interferenzstreifen maximaler Intensität belichtet wird.

Um Licht mit 550 nm zu erzeugen, hat Zeiss Jena die Interphako-Mikroskope mit einem grossen Metall-Interferenzfilter ausgestattet, der direkt auf die Lichtaustrittsöffnung des Amplival-Fusses gesteckt wird. Für Auflicht habe ich leider nur einen grünen Glasfilter. Zur Beleuchtung benutze ich dafür eine 3 w LED 550 nm. Die habe ich leider nur bei Alibaba gefunden (wenn jemand da eine gute deutsche Quelle kennt, bitte PN).

Selbstverständlich gibt es Spaltblenden und Gitterblenden für Durch- und Auflicht.


Der Durchlicht-Kondensor
Der Kondensor ähnelt im Prinzip einem normalen Phasenkontrast-Kondensor: Oben gibt es einen Kondensorkopf, der achromatisch-aplanatisch mit einer Appertur von 0,9 ausgelegt ist. Leider trägt er keine Beschriftung und ich habe Literaturstellen gefunden, in denen von einem Kondensor achro.-appl. 0,8 berichtet wird.
Weiterhin gibt es den von mir hier schon mal als Frage vorgestellten Kondensor achro.-appl. LD 0,4 (wie wir gelernt haben, für ein Heiztischmikroskop) und bei Ebay wurde vor kurzen ein achro.-appl. LD 0,6 angeboten.
Darunter gibt es den "Phasenblenden"-Revolver. Da das Interphako-System mehrere solcher Komponenten kennt (Spaltblende, Gitterblenden, Interphakoblenden), ist der Revolver im Gegensatz zu den normalen Phasenkontrast-Kondensoren per Klemmschraube ausbaubar und austauschbar. Ein weiterer Unterschied ist, dass hier nicht die einzelnen Revolver-Elemente zentriert werden können, hier wird der gesamte Revolverträger zentriert (Schrauben b, Bild 8 ).


Bild 8 : Interphako-Kondensor achr.-appl. 0,9

- a Drehring : Apperturblende
- b Zentrierschrauben : für den einzusetzenden Revolver
- c Öffnung : Aufnahmeschlitz für den Revolver
- d Zentrierschrauben : allgemeine Kondensorzentrierung (Vierkant)
- e Kondensor-Kopf
- g Einkerbung : Aufnahme für die Revolver-Klemmschraube

Bild 9 zeigt nun die mir zur Verfügung stehenden Revolver-Einsätze für den Kondensor:


Bild 9 : Interphako-Kondensor-Revolver

- a Rinblendenrevolver : das ist der Revolver mit den Interphako-Blenden (auch für Phasenkontrast)
- b Spaltblende : die Spaltblende ist drehbar und kann in der Breite eingestellt werden
- c Spaltblenden-Einstellung : damit kann man sowohl die Blende im Kondensor drehen als auch die Dicke einstellen
- d Gitterblendenrevolver : eine Gitterblende ist eingestellt
- e Einkerbung : hier verbirgt sich das Einstellrad für die Gitter-Orientierung (die Gitter sind über Zahnräder alle gleichzeitig drehbar)

Und nun kommen wir zu dem Auflicht-Equipment. Das Bild 10 zeigt den Schieber für die Spaltblende und die Gitterblende (natürlich gibt es auch einen Auflicht-Ringblendenschieber):


Bild 10 : Auflicht-Blendenschieber

- a Spaltblenden : Spaltblende mit Detailvergrößerung
- b Gitterblenden : Gitterblende mit Detailvergrößerung

Alle Spalten und Gitter sind auf kleinen, hohlen Zahnrädchen montiert. Wenn man an dem Griff dreht (hier rechts ausserhalb des Bildes), drehen sich alle 4 Teile eines Schiebers.

Für genaue Messungen gibt es noch eine Halbschattenplatte (ist noch auf dem Postweg). Das ist ein Glasplättchen, das zur Hälfte oder jedenfalls teilweise mit einer definiert phasenverschiebenden Schicht versehen ist. Diese Platte, eingeschoben in der 1. Zwischenbildebene, bildet sich als scharfe Kante im mikroskopischen Bild ab. Nun kann man den zu untersuchenden Partikel genau auf der Grenze positionieren, so dass ein Hälfte phasenverschoben ist, die andere nicht. Wie man damit was misst, folgt in einem anderen Teil.


Zum Schlus noch etwas Lustiges. Ich habe mal gelesesen, dass in der naturwissenschaftlichen Abbildung Schneckenhäuser seit der Antike immer korrekt wiedergegeben wurden (die meissten Schneckenarten sind rechtsdrehend, innerhalb einer Art kommt die andere Drehrichtung nur zu 1:10000-1:100000 mal vor, siehe "Schneckenkönig"). Immer, bis zum Aufkommen der Fotographie. Seit dem werden etwa 10-20% aller Schneckenabbildungen verkehrt gezeigt: Woher soll der Buchsetzer auch wissen, wie herum das Negativ/Dia richtig einzusetzen ist? Was haben jetzt Schnecken mit dem Interphako-System zu schaffen? Bild 11 (ZEISS Archiv) zeigt das äusserst seltene Links-Händer-Interphako!


Bild 11 : Links-Händer-Interphako


Zumindest bei meinem Mikroskop befinden sich alle hier gezeigten Bedienelemente auf der rechten Seite :-)

So, dass soll für Teil 1 (1) reichen, Teil 1 (2) wird sich damit befassen, was man sieht, wenn man hinein schaut.

viel Spaß beim Lesen

Carsten


Photos

Die Fotos 1, 4 und 11 mit freundlicher Genehmigung: ZEISS Archiv



Literatur

Bedienungsanleitungen von Amplival/Epival Interphako: Zeiss Jena

https://interphako.at/

G. C. Mönch
Interferenzlängenmessung und Brechzahlbestimmung
B. G. Teubner Verlagsgesellschaft Leipzig 1966
VLN 294 375/28/66 ES 18 B1

H. Beyer
Theorie und Praxis der Interferenzmikroskopie
Technisch-Physikalische Monographien
Akademische Verlagsgesellschaft Geest & Portig K. G. 1974
VLN 276-105/2/74 LSV 1163
Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21091
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

hugojun

Hallo Carsten,

vielen Dank für Deine schöne Beschreibung/Vorstellung des Interphako.
Da ich ja selber ganz begeistert von diesem Gerät bin, sogar selber eins besitze, freue ich mich natürlich,
wenn sich jemand mit der Materie auseinandersetzt.
Für meine späte Reaktion auf deinen Beitrag möchte ich mich entschuldigen.
Wie Du ja schon bemerkt hast, ist die Zahl der optischen Bauelemente ganz erheblich, die, wen wundert's,
einen erheblichen Lichtverlust zur Folge hat. Diesen Nachteil kann man im Bereich der Fotographie leicht gut machen. Da das Interphako aber ein Messgerät ist, und diese direkten Messungen mit dem Auge gemacht werden, ist dieses Lichtmanko schon recht frustrierend. Deshalb habe ich mich endlich durchgerungen, auf LED umzustellen,
in der Hoffnung, diesem Manko zu entkommen, habe ich eine LED-Beleuchtung in Auftrag gegeben und hoffe, vielleicht im Frühjahr erste Test machen zu können.

Zur Messung selber möchte ich zu bedenken geben, dass es im Bereich der Auflicht Messung nicht mit deiner Formel
getan ist. Diese gilt nur, bei Messungen an homogenen Materialien, wie z.B. der Messung der Rauheit einer bearbeiteten Metalloberfläche. Da die Messung der Schichtdicken von elektronischen Schaltkreisen ein Anwendungsgebiet des Interphako`s war, hatte man es auch mit verschiedenen Materialien in wechselnden
Lagen zu tun. Diese unterschiedlichen Materialien verursachen auch unterschiedliche Gangunterschiede. Diese musste man berücksichtigen, soweit die Materialien bekannt waren.
Wenn nicht, mussten Lackabzüge erstellt werden, die dann im Durchlicht vermessen wurden oder eine Bedampfung aufgebracht werden, sodass eine homogene Oberfläche entstand.
Das spiegelverkehrte Bild habe ich mir schon hundertmal angesehen, aber der Fehler ich mir nie bewusst geworden.

Ein schönes Fest und einen guten Start ins neue Jahr
Jürgen

Carsten Wieczorrek

Hallo Jürgen,

danke für die Antwort.

ZitatDiese gilt nur, bei Messungen an homogenen Materialien, wie z.B. der Messung der Rauheit einer bearbeiteten Metalloberfläche. Da die Messung der Schichtdicken von elektronischen Schaltkreisen ein Anwendungsgebiet des Interphako`s war, hatte man es auch mit verschiedenen Materialien in wechselnden
Lagen zu tun. Diese unterschiedlichen Materialien verursachen auch unterschiedliche Gangunterschiede.

Das verstehe ich nicht ganz. Wenn die Schichten alle metalisch reflektieren, so wie ich hier schrieb

ZitatUnter der Annahme, das n für Luft = 1 ist und bei Auflicht das Licht zu 100% reflektiert wird (kein Eindringen in das Objekt)

sollte doch das Material selber keinen Einfluss auf die Phasenverschiebung haben. Wenn zusätzlich transparente oder teiltransparente Schichten mit im Spiel sind, kommt natürlich eine zusätzliche Phasenverschiebung ins Spiel.

Oden denke ich hier falsch?

Eine 18W LED werde ich auch nächstes Jahr testen  ;)

Grüße,
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

hugojun

Hallo Carsten ,

im ,,Handbuch der Mikroskopie" von H. Beyer findest Du die entsprechenden Hinweise in der Tafel6.171 auf Seite 419
und im Text Seite 447.

Jürgen