Längsschnitt Ast mit unbekannter Struktur

Begonnen von Alf, Dezember 21, 2019, 16:50:29 NACHMITTAGS

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Alf

Langsam gelingen mir Paraffinschnitte von botanischen Proben einigermaßen. Ich habe von einem nicht näher bekannten Strauch ein Stückchen Ast eingebettet und auf 5 um geschnitten. Auf Abb. 3 ist die mir unbekannte Struktur eingestellt. Hat jemand eine Ahnung worum es sich handel könnte, einen Pilz?


Abb. 1


Abb. 2


Abb. 3



reblaus

Hallo Alf -
das ist eine Korkwarze (Lentizelle). Beim frischen, grünen Spross war das mal eine Spaltöffnung, die im Laufe des Wachstums durch Einlagerung von verkorkten Zellen abgedichtet wurde, als die Photosynthese nach Verlust des Blattgrüns aufhörte und kein Gaswechsel mehr notwendig war.
Die braunen Pünktchen auf reifen Beeren sind das Gleiche.
Auf dem Schnitt ist sie nicht zentral getroffen und lag wohl etwas schräg zur Schnittebene, deshalb ist die ehemalig Öffnung nicht sichtbar.
Gruß
Rolf

Reinhard

Hallo Alf,

trotzdem ein interessanter "Fang" .
Welche Intention steckt dahinter, Pflanzenschnitte in Paraffin einzubetten? (Laienhafte Frage)

Viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

Alf

Danke für die Antwort Rolf!

ZitatWelche Intention steckt dahinter, Pflanzenschnitte in Paraffin einzubetten? (Laienhafte Frage)
So schaffe ich dünnere und gleichmäßigere Schnitte und Schnitte von Proben die sonst zerfallen würden.

Bob

Hallo Alf,
schöne Schnitte sind Dir da gelungen, danke fürs Zeigen!
Ich habe gerade mein erstes Objekt in Paraffin eingebettet und noch viele Unzulänglichkeiten in meinem Prozess erkannt. Hast Du Lust, mal Deine Methode und Deine Arbeitsmittel zu zeigen, vielleicht bei der nächsten Einbettung?

Viele Grüße,

Bob

deBult

Zitat von: Bob in Dezember 22, 2019, 20:48:58 NACHMITTAGS
Hast Du Lust, mal Deine Methode und Deine Arbeitsmittel zu zeigen, vielleicht bei der nächsten Einbettung?

Good idea: would appreciated a step by step.

Best,
Maarten
Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
The correct number of scopes to own is N+1 (Where N is the number currently owned).

Alf

Natürlich, kann ich gerne machen!
Ich entnehme die Proben und fixiere sofort. Es ist wichtig, dass man kleine und dünne Stücken verwendet (maximale Dicke 2 mm und maximale Länge 3 mm). Fixiert habe ich mit AFE für 24 h. Danach wasche ich das AFE-Gemisch aus, indem ich die Schnitte für 24 h in Wasser einlege, das ich ungefähr 3 mal wechsle. Danach folgt die Entwässerung für je 12 Stunden (eventuell vorhandene Luft in dem Gewebe wird durch Vakuum, mittels Wasserstrahlpumpe, entfernt) in:
50 % Ethanol
70 % Ethanol
90 % Ethanol
100 % Isopropanol
100 % Isopropanol
n-Butanol
n-Butanol-Paraffin (50:50)
Paraffin
Paraffin
Danach gieße ich die Proben ein und schneide kleine Blöckchen zurecht. Ich schneide mit einem Reichert Rotationsmikrotom, wobei ich die Klinge etwas steiler stelle, ca. 15°. Die Schnittdicke beträgt ungefähr 5 um. Danach werden die Schnitte im 45°C warmen Wasserbad gestreckt. Leider sind viele botanische Schnitte gewellt und sie strecken sich nicht immer schön. Die meist etwas gewellten (vor allem bei verholzten Schnitte) werden auf einen mit Glycerin-Eiweiß bestrichenen Objektträger aufgenommen. Danach lasse ich das Wasser weitgehend verdunsten und lege die Schnitte dann in kurzen Abständen auf eine heiße Wärmplatte. Dadurch verlieren sich die großen Verwerfungen und die Schnitte legen sich schön an (es wundert mich selbst wieso dabei kein größerer Schaden entsteht). Danach wird entparaffiniert, gefärbt, entwässert und eingedeckt.

deBult

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Bob

Hallo Alf,
vielen Dank für die Beschreibung Deiner Vorgehensweise! Da sehe ich gleich einige Punkte, die ich bei meinem ersten Blöckchen anders gemacht habe und auch Punkte, bei denen mich Deine Handhabung im Detail interesseiren würde. Mein Stand ist ja erst der, ein Blöckchen zu haben, das muss ich noch etwas mit Paraffin auffüllen und auf einen Klotz kleben (und beschriften! ;D).
Zum Einbetten habe ich die Isopropanol-Methode wie von Klaus Henkel beschrieben verwendet. Hast Du die auch mal probiert und Dich dann vielleicht bewusst dagegen entschieden? Zum Erwärmen habe ich eine günstige Wärmeplatte verwendet, mit einer darübergestülpten eckigen Glasvase. Die Einbettform habe ich aus dickerer Alufolie (Shisha24.de 8)) um ein Ende Holzleiste herum geformt. Was mit noch Probleme bereitete war das Bewegen der Form und das orientierte Einsetzen meiner Margaritenblüte. Mir fehlt noch eine gute Methode, um die Pinzette warm zu halten, kalt sammelt sich ja das Paraffin daran. So habe ich dann die Pinzette mit eingebettet und das beim Erkalten schrumpfende Paraffin hat von da ausgehend einen Riss gebildet.
Was mich von daher interessieren würde: Womit erwärmst Du Deine Sachen, wie manipulierst Du das Objekt, und wie kühlst Du ab? Ich suche da nach einer platzsparenden und vielseitigen Lösung ohne allzu viel Schweinkram. Die Wärmeplatte würde ich z.B. gerne auch für andere Verfahren verwenden, da stört die sich bildende Paraffinschicht ein wenig.

Viele Grüße,

Bob

Alf

Hallo Bob,

die Isopropanol Methode sollte eigentlich auch gut funktionieren, es ist nur wichtig keine großen Stücke einzubetten, zumindest am Anfang nicht. Die letzten 3 verwendeten Stufen erfolgen bei mir bei 60°C in einem Melag Incubat, in dem ich auch Pinzetten und Präpariernadeln warm halte. Der Butanol Schritt könnte entfallen und statt Butanol kann man auch Isopropanol-Paraffin verwenden. Als Form für meine Blöckchen verwende ich eine große Streichholzschachtel die ich mit normalem Schreibpapier auslege. Danach nehme ich die Objekte aus dem Paraffin und gieße alles in die große Schachtel und orientiere die Objekte. Danach lasse ich es mal so erkalten, dass sich die Objekte nicht mehr bewegen und stelle alles in den Kühlschrank und lasse erstarren. Danach nehme ich den großen Paraffinblock und schneide kleine Blöckchen mit den Objekten raus, schmelze sie auf einen Holzblock, Spanne das ganze ins Mikrotom und schneide.
Zum Erwärmen kann ich den Melag Incubat wirklich empfehlen. Schmilzt Paraffin problemlos, ist nicht riesengroß und einigermaßen erschwinglich.

LG,
Alf

Bob

Hallo Alf,
das sind sehr interessante Details! Ich kannte bisher nur das Verfahren, ein Objekt einzeln einzubetten, in kleinen aus Winkeln zusammengestellten oder aus Blech selbst geformten Formen, oder aber in modernen Blechnäpfen mit Kunststoffrähmchen. Deine Methode, eine ganze große Steichholzschachtel zu füllen und hinterher zu unterteilen, eröffnet da weitere Möglichkeiten, z.B. auch bei schwierig zu orientierenden Objekten.

Viele Grüße,

Bob

deBult

Tnx, saved a copy of your instructions for future use.

Maarten
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Klaus Herrmann

Hallo Alf, sehr schöne Schnitte hast du da gemachtund obwohl so dünn praktisch keine Risse und Falten.

Eine Frage zur Färbung ist das Etzold? Wie lange hast du gefärbt. Dafür, dass die Schnitte so dünn sind ist die Färbung doch erstaunlich intensiv geworden.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Alf

Hallo Klaus,

gefärbt habe ich mit FAC n. Etzold wobei ich den Objektträger kurz auf eine warme Wärmeplatte gelegt habe. Danach wurde sofort mit Isopropanol 100% abgespült und dann noch in Butanol und Toluol entwässert. Die Färbedauer lag bei ungefähr 5 Minuten.