Querschnitt durch Margeriten-Blüte - Bobs erste Paraffineinbettung

Begonnen von Bob, Dezember 29, 2019, 22:53:39 NACHMITTAGS

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Bob

Hallo zusammen,
noch mehr als Pflanzenstengel und Blattstiele haben mit Blüten als Schneidobjekte gereizt. Ohne Einbetten ergibt so ein Schnitt leider nur ein Häufchen Krümelkram. Erste Versuche mit dem Einbetten in Glycerinseife zeigten, dass da auch Schwierigkeiten zu überwinden sind und es zudem nicht allzu viel Informationen dazu gibt. So habe ich mich dann also tatsächlich daran gemacht, Objekte in Paraffin einzubetten. Informationen dazu habe ich hier im Forum, in Büchern und natürlich durch Austausch mit den Mitgliedern der MIKRO Hamburg bekommen - vielen Dank Euch allen! Mein besonderer Dank gilt dabei Jako66-Sven, der mich vielerlei Verbrauchsmitteln unterstützt hat.
Es lief zwar durchaus noch etwas holperig, aber mit dem Ergebnis bin ich schon recht zufrieden. Ich habe mich so gut es ging an die Prozessbeschreibung der Isomethode von Klaus Henkel gehalten. Das Paraffin war ein Rest, den ich von einem Gruppenmitglied bekommen habe, Euromex, Schmelzpunkt 60°. Eingegosen wurde zunächst in einen Napf aus dickerer (Shisha24.de) Alufolie. Der Block hatte dann einen ordentlichen Schrumpfungskrater auf der Rückseite. Den habe ich aufgefüllt und ihn auf einem Einbetträhmchen festgegossen.
Geschnitten habe ich auf meinem freundlich-schlachtschiffgrauen Leitz Grundschlittenmikrotom, das sich dabei sehr bewährt hat. Geschnitten habe ich mit einem C-Messer, das ich selbst geschärft habe. Das Schneiden klappte besser, wenn ich den Block etwas kühlte (Kältespray auf Objektträger, dann drauflegen).
Entparaffiniert habe ich in den praktischen Versandbehältern, 4 Objektträger auf einmal, immer 2 Stück Rücken an Rücken mit Tesafilm verbunden, damit sie leichter zu handhaben sind. Die Öffnungen der Versandbehälter habe ich mit 3D-gedruckten Formstücken weitgehend verschlossen, so dass es nur zu sehr moderater Geruchsbildung kam. Die Versandbehälter-Methode ist wirklich klasse!

Anbei ein paar Fotos vom Prozess und Ergebnis.
Das Ganze war ziemlich kompliziert, trotz gründlichem Einlesen stieß ich alle Naslang auf neue Detailaufgaben. Es hat sich aber klar abgezeichnet, dass man sich so einrichten und einarbeiten kann, dass das Verfahren relativ locker durchführbar wird.
Ich habe dazu noch etliche Aufgaben zu lösen, aber das macht mir Spaß.
Sven und ich werden bei der MIKRO Hamburg im September Paraffinschnitte als Thema anbieten - gibt es eine bessere Motivation als eine harte Deadline? ;D

Viele Grüße,

Bob

Bob

und noch ein paar Bilder...

rlu

Hallo,
ich war mit Sven in einer zoom Session und er hat erzählt, dass ihm die Paraffin-Schnitte wegschwimmen.
So weit ich gehört habe, muß man sie auf einer Wärmeplatte schräg trocknen lassen und dann kommen sie einen Wärmeschrank.
Damit kann man sich das Aufkleben sparen.
Es gibt bestimmt einige hier, die genaue Parameter haben. Temperatur und Zeit.

Der gedruckte Halter ist cool.
Die Versandbehälter bestehen aus HDPE und sind vermutlich auch gegen Xylol resistent?

Warum haben die Versandbehälter Löcher?

Liebe Grüße
Rudolf

Bob

Hallo Rudolf,
mit dem Wegschwimmen hatte ich weniger Probleme als Sven. Ich habe eine dokumentierte Testreihe mit unterschiedlich behandelten Objektträgern gemacht, die ich in den nächsten Tagen auswerten muss, dann kann ich ja meinen Eindruck hier nochmal beschreiben.
Ich habe sie auf einer auf 45°C gestellten Wärmeplatte getrocknet, oben ein Blatt Papier als Staubschutz drauf.
Die Versandbehälter sind Xylol-beständig, aber nicht dampfdicht. Lagern kann man das Xylol darin also nicht, bei der Benutzung stinkt es aber nur wenig. Ich habe aus PETG Stopfen zum Einpressen gedruckt. Die werden im Xyloldampf etwas weich, lösen sich aber nicht auf. Wozu die Löcher sind, weiß ich nicht. Evtl. um das Entstehen eines Überdrucks beim Schließen zu verhindern.
Ich benutze die Behälter so, dass der Schnitt einheitlich nach rechts zeigt, immer zwei Objektträger pro Behälter. Beim Wechseln tupfe ich kurz auf Papier auf, das Xylol tupfe ich in einem verschließbaren Behälter ab). Das ist wirklich eine sehr kompakte Lösung, die sich gut wegräumen lässt.

Viele Grüße,

Bob 

jcs

Hallo Bob,

sehr informativer Beitrag mit schönen Bildern! Wie dick waren denn die gezeigten Schnitte ungefähr?

LG

Jürgen

Bob

Hallo Jürgen,
ich hatte 10µ als Startpunkt genommen.
Die tieferen Schnitte sind interessanter. Ich muss nur noch Zeit und Ruhe finden, Fotos von den fertigen Präparaten zu machen. Solche unzusammenhängenden Objekte waren es, die mich dazu brachten, mich mit Paraffineinbettung zu beschäftigen. Sven und ich haben uns da gut ergänzt - wie immer ist es in der Mikroskopie einfacher, wenn man sich neuen Themen nicht alleine stellen muss.

Viele Grüße,

Bob

unkenheini

Moin Bob,
Ein toller Beitrag.Sehr gut gefällt es mir wenn auch die technischen Dinge beschriebenen werden wie man zu einem Präparat gekommen ist.Gerne mehr.
Ich habe heute mal einen Handschnitt durch die Frucht des Pfaffenhüttchens gemacht,wäre das nicht ein interessantes Objekt für Dich?
Mit freundlichen Grüßen Jörg
Mit freundlichen Grüßen
Jörg G.

p.s. Mir ist es lieber mit Du angesprochen zu werden als mit Sie.Danke.

Dr. Jekyll

Hi,

die gleichen Versandbehälter gibt es auch ohne diese Löcher in den Deckeln  ;)
Beste Grüße
Harald

Bob

Zitat von: Dr. Jekyll in September 12, 2020, 14:39:57 NACHMITTAGS
die gleichen Versandbehälter gibt es auch ohne diese Löcher in den Deckeln  ;)

Mist, dann muss ich meine Konstrukteurs-Ehrennadel  für den Stopfen wohl wieder zurückgeben! Na macht nichts, die hat eh nur gepiekt. ;D

Viele Grüße,

Bob