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Harte Nüsse geknackt

Begonnen von plaenerdd, Januar 03, 2020, 20:48:11 NACHMITTAGS

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plaenerdd

Hallo,
ich habe mich in den Weihnachtsferien mal über meinen Weihnachts-Naschkorb hergemacht und ein paar Nuss-Schalen dünngeschliffen.
Obwohl die drei Kandidaten stammesgeschichtlich weit von einander entfernt sind, sind doch die Bilder überraschend ähnlich.
Am schönsten ist mir die Kokusnuss gelungen. Bei ihr ist es auch am einfachsten eine plane Fläche anzuschleifen, bevor man ein Schalenstück auf einen Objektträger klebt. Bei den beiden anderen -Walnuss und Haselnuss- ist es sehr viel schwieriger an den stärker gerundeten und viel dünneren Schalenstücken plane Flächen anzuschleifen. Die Schliffe keilen etwas aus, aber es finden sich auch hier brauchbare Stellen. Ich habe trocken auf Naßschleifpapier geschliffen, um ein Quellen der immer dünner werdenden Schliffe zu vermeiden und auch um Zeit zu sparen.
So bin ich vorgegangen:
-Schalenstück mit den Körnungen 180, 240, 400, 600 und 1200 plan geschliffen (da muss man auf seine Fingerspitzen aufpassen!)
-in Aceton gereinigt, kurz abtrocknen lassen
-mit UV-Kleber CONLOC® 665 auf gereiniget Objektträger im Gießener Format geklebt und mit Fingernagelhärtelampe gehärtet (2x 120s)
-die zweite Seite herunter geschliffen. Bei den dickeren Schalenstücken der Kokusnuss habe ich erst einmal das 80er Papier genutz und dann mit den gleichen Abstufungen wie oben weitergemacht, bis der Schliff schön transparent wird.
-Reinigen der Schliffe mit Alkoholped (Aceton würde den UV-Kleber lösen) und Eindecken mit dem gleichen UV-Kleber; Härten dito - fertig.
Ich habe gleich Kleinserien geschliffen und komme auf ca. 1/2 Stunde Arbeitsaufwand pro Schliff. Ist ja auch weicher als Steine :D

Und hier die Bilder (alle mit dem Apo 40/0,95 von Zeiss-Jena als Einzelaufnahmen fotografiert):
1. Kokusnuss (Cocos nucifera) im Hellfeld
2. dgl. im X-Pol + RotI
3. Haselnuss (Corylus avellana)
4. dgl. im X-Pol + RotI
5. Walnuss (Juglans regia)
Viel Freude beim Betrachten und evtl. bei der Nachahmung wünscht
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

beamish

Hallo Gerd,
sehr sehr cool!
Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

witweb

Hallo Gerd,
schöne Arbeit und interessante Bilder!
Wie dick sind deine Schliffe etwa?
Viele Grüße
Michael
Leitz Orthoplan
Zeiss Standard 18 mit Fluoreszenz-Auflichtkondensor IV FL
Lomo Biolam, Motic SMZ-168
Canon EOS 750D
https://mikrokristalle.net
https://www.youtube.com/@Mikrokristalle

Bob

Hallo Gerd,
da hast Du Dir interessante Objekte ausgewählt und schön präpariert!
Warum hast Du Objektträger im Gießener Format gewählt?
Deine Kleinserien - waren das mehrere Nusschalenstücke auf einem Objektträger gleichzeitig geschliffen?

Viele Grüße,

Bob

plaenerdd

#4
Hallo Michael,
die Schliffe sind ca. 30µm dick.

Hallo Bob,
das Gießener Format (48x28 mm) ist für Dünnschliffe konzipiert. Ein Normalobjektträger (76 x 26 mm) ist viel zu lang. Selbst beim Gießener Format schleift man sich bei Handschliffen die Außenränder trübe und die Ecken rund. Mit dem Normalformat würde man ständig anecken am Schleifpapier. Professionelle Schleifmaschinen sind auch oft für dieses Format angepasst und auch auf dem Drehtisch eines Polmikroskopes kommt man mit diesem kürzeren Format besser zurecht. Da Dünnschleifer i.d.R. nicht ganz so stark vergrößern und auch keine DF benutzen, sind die OT mit 1,35mm auch ein Drittel dicker als normale, damit sie bei der rauen Beanspruchung des Schleifens nicht so leicht zerbrechen. Auch das würde bei dem ungünstigeren Seitenverhältnissen des Normalobjektträgers viel öfter passieren.

Bei den Haselnüssen und Walnüssen habe ich jeweils mehrere Schalenstücke auf einen OT geklebt und das auch in unterschiedlichen Orientierungen (auch Querschnitte), bei den Kokosnüssen habe ich mit der Locksäge 18mm "Knöpfe" ausgesägt und nur einen pro OT verarbeitet und mit einem runden 20mm DG abgedeckt. Querschnitte habe ich davon auch hergestellt, aber auch immer nur einen pro OT, weil die Schale ja deutlich dicker ist. Die Bilder im Eingangsbeitrag sind von so einem Querschnitt. Die "Knöpfe" sind heute erst fertig geworden.
Anbei noch zwei Fotos von der Kokosnuss:
1. ein Übersichtsbild mit dem 6,3er Objektiv, das schön zeigt, welche Verflechtungen die Steinzellen eingehen, um diese zähe Schale bilden zu können
2. Ein Leitbändel mit Schraubentracheen.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

wejo

Hallo Gerd,
danke für diesen informativen Beitrag mit interessanten Bildern!
Viele Grüße
Werner

Reinhard

Hallo Gerd,

mal ein ganz eigenständiges, sehr interessantes Thema.

Viele Grüße
Reinhard
seit wann ist Kunst ein Fehler ?



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www.mikrochemie.net

plaenerdd

Hallo,
was mich vor allem erstaunt hat ist die  - zumindest auf dem ersten Blick - starke Ähnlichkeit zu einem anderem harten biologischen Material, dem Knochen der Wirbeltiere. Das Prinzip ist ja auch sehr ähnlich: Zellen mauern sich selber ein, die Pflanzenzellen mit Lignin und oder Cellulose, die tierischen Knochenzellen mit Hydroxylapatit. Um diese Stoffe heranschaffen zu können müssen irgendwelche Transportbahnen vorhanden sein: Leitgewebe oder Blutgefäße. In der Zelle selber wird es immer enger und auch die dicker werdenden Wände sind jeweils mit feinen Kapilaren durchzogen.
Hier mal eine Gegenüberstellung.
Beste Grüße
Gerd (bei dem jetzt an den Händen erstmal Haut und Fingernägel nachwachsen müssen...)
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Heiko

Hallo Gerd,

Du bist ein Anstifter vor dem Herrn.
Hab mich an gequollener Walnuss versucht – mit der Rasierklinge. Das funktioniert natürlich nur kleinstflächig:



Viele Grüße,
Heiko

Klaus Herrmann

Hallo Gerd, sehr schöne Zusammenstellung!

@ Heiko: 
Zitatgequollener Walnuss
wie hast du sie gequollen? Unter welchen Bedingungen?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Heiko

H2O, lieber Klaus, tagelang.

Gruß, Heiko

ortholux

Lieber Gerd,

sehr, sehr schön!

Eine echte Anwendung der Biopol-Mikroskope, wie sie von Leitz als eigenständige Mikroskoptypen vertrieben wurden. Hier etwas Literatur darüber.

Eine kleine Korrektur noch: Kokos-"nuss" und Wal-"nuss" sind Steinfrüchte und keine Nüsse, wobei die Walnuß in einer neueren Arbeit offensichtlich doch als Nuß identifiziert wurde. Hier wage ich keine Beurteilung.

Wolfgang

plaenerdd

#12
Hallo Wolfgang,
das ist mir durchaus bewußt. Deshalb ja auch der Satz:
ZitatObwohl die drei Kandidaten stammesgeschichtlich weit von einander entfernt sind, sind doch die Bilder überraschend ähnlich.
Danke auch für den Link zum Biopol von Leitz

@Heiko: Ja, immer wieder gern, aber Du stehst als Anstifter auch sehr hoch im Kurs. Schneiden lassen müsste sich die Walnuss wohl am besten, wenn die grüne Schale noch dran ist und sich die Zellen der Steinfrucht erst langsam mit Lignin füllen.

Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph