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Antikes Perlmutt

Begonnen von ScheibelVB, Januar 27, 2020, 16:31:58 NACHMITTAGS

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ScheibelVB

Liebe Forums-Mitglieder,
wer kann diese einfache Frage (?) beantworten: Es handelt sich um eine Auflichtaufnahme (ca. 40x) der Rückseite eines antiken Perlmuttschmuckstücks (7. Jahrhundert). Welche Bedeutung haben die wabenartigen Strukturen links oben? Ist das die normale Rückseite bei Perlmutt oder der Rest einer anderen Struktur?
Danke!

Florian D.

Hallo,

ich denke da spontan an Moostierchen.

Viele Grüsse
Florian

plaenerdd

Hallo,
zeige uns doch bitte das ganze Stück von beiden Seiten. Die Perlmutterschicht ist ja bei den Muscheln innen und das was Du zeigst müsste also die Außenseite sein. Aber es wäre schon auch interessant zu wissen, was das überhaupt für eine Muschel war, um einordnen zu können, was darauf wachsen könnte. Manche Muscheln (z.B. Austern) haben auch ähnlich poröse Teile in ihren sehr dicken Schalen.
Für Moostierchen (Bryozoa) sind mir die einzelnen Waben zu ungleichmäßig geformt. Die sind meist regelmäßiger und auch nicht im ganzen offen, sondern haben eine Arte "Deckel" mit einer Öffnung für die Tentakel.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

ScheibelVB

Vielen Dank für die ersten Vorschläge!

Das erste der neuen Fotos zeigt das Objekt von der Schauseite (=Perlmutt-Oberfläche=Innenseite der Muschel), das zweite Bild die Rückseite (Außenseite der Muschel).
Die Feinstruktur im ersten Post befindet sich auf der Rückseite links oberhalb des Auges.
Das Objekt ist ca. 4cm groß und 2-3mm stark, Fundort Mittelägypten (also wahrscheinlich eine Flussmuschel?).

Jürgen Boschert

Hallo ScheibelVB,

an der Echtheit des Stückes besteht kein Zweifel ?

Was mit auffällt: Auf der Schauseite folgt das Perlmutt den abgerundeten Rändern des Stückes, das kann ich mir eigentlich bei einem natürlichen Objekt nicht so richtig vorstellen, wie das möglich sein soll; ich würde hier einen raschen Übergang in das Grundgerüst der Muschelschale erwarten.

Gruß !

JB
Beste Grüße !

JB

beamish

Ich glaube, um die Echtheit gehts erstmal nicht. Solcher koptischer Perlmuttschmuck scheint nicht selten zu sein:
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&channel=crow2&biw=1600&bih=736&tbm=isch&sa=1&ei=KWQwXpPIB4nAlAaB3pWYBA&q=coptic++mother+of+pearl&oq=coptic++mother+of+pearl&gs_l=img.12...0.0..11178...0.0..0.0.0.......0......gws-wiz-img.42e4vKomWVU&ved=0ahUKEwjTgNKi3qbnAhUJIMUKHQFvBUMQ4dUDCAY
In der Anfrage gehts erst mal um die "wabenartigen Strukturen". Da brauchts einen, der sich mit Muscheln auskennt.

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

Heiko

... der bin ich leider nicht, lieber Martin, aber Wabenstrukturen gibt es bei günstigen Voraussetzungen schon zu sehen:


dünne Muschelschale, Durch- und Auflicht

Viele Grüße,
Heiko

plaenerdd

Hallo,
ich denke, dass die Wabenstruktur tatsächlich die innere Struktur einer etwas dickeren Muschelschale ist. Ich denke ferner, dass auch die nicht perlmuttglänzende Seite mit der Wabenstruktur nicht die ursprüngliche Außenseite der Muschel war, sondern, dass auch diese Seite abgeschliffen wurde, bevor die Ritzungen und Bohrungen eingearbeitet wurden. Ich kann zumindest keine Anwachsstreifen erkennen. Die Bilder sind aber auch nicht besonders scharf. Somit hätten wir fast nur die Perlmutterschicht einer ursprünglich dickeren Muschel vor uns. Ob das eine Fluß- oder Meeresmuschel war ist schwer zu sagen. Könnte durchaus aus dem Mittelmeer stammen. Man hat auch damals schon recht fleißigen Handel betrieben. Bei einer Flußmuschel scheiden Bryozoen dann aber gänzlich aus. Zwar gibt es Moostierchen auch im Süßwasser, aber die dort lebenden Tiere bilden keine Kalkgehäuse, sondern nur Zooecien aus Chitin.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

beamish

Hallo,
Heikos schönes Bild und diese schematische Darstellung vom Aufbau von Weichtierschalen geben wohl die Erklärung für die Waben:
http://www.weichtiere.at/Schnecken/index.html?/Schnecken/morphologie/schale.html
Das Periostracum (b1) auf der Außenseite der Schale besteht aus prismatischen Stäbchen, die vertikal zu den Schichten der Innenseite ausgerichtet sind. Bei der Verwitterung entstehen dann diese wabenartigen Strukturen.

Die Plättchen sind wohl aus dicken Muschelschalen (Auster?) geschnitten worden, bei denen die Außenseite bis auf die Permuttschicht abgeschliffen wurde. Reste der Außenschicht sind die Waben.

Grüße
Martin
Zeiss RA mit Trinotubus 0/100
No-Name China-Stereomikroskop mit Trinotubus
beide mit Canon EOS 500D

plaenerdd

Hallo Martin,
die Waben entstehen nicht durch Verwitterung der Prismenschicht. Vielmehr sind sie eine Art Leichtbauweise dickschaliger Muschel. Der Grundbauplan der Molluskenschalen, den Du ja verlinkt hast, ist im Detail bei vielen Taxa sehr stark abgewandelt. Übrigens braucht das ja noch nicht einmal zwingend eine Muschel zu sein. Selbst Schnecken wie Halioteskämen als Perlmutterspender in Frage. Ob die jetzt Waabenstrukturen in der Schale haben, weiß ich nicht. Bekannt sind sie mir vor allem von dickschaligen Austern.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph