Eigenartiges Zeiss-Gerät aus Laborauflösung - Was ist das?

Begonnen von Justus Liebig, Februar 07, 2020, 00:09:52 VORMITTAG

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Justus Liebig

Hallo zusammen,

dieses Gerät ist mir kürzlich in die Hände gefallen. Es stammt aus einer Laborauflösung. Unten im Gerät ist eine Glühlampe verbaut. Die Aufschrift sagt "Carl Zeiss 61785", aber ich konnte über google dazu nichts finden. Hat jemand eine Ahnung worum es sich dabei handeln könnte?

Viele Grüße,
Justus

Klaus Herrmann

Dieses Labor war sicherlich in einer Klinik. Richtung Gynäkologie. Großer Arbeitsabstand. Wird gerne von Restaurateuren zweckentfremdet, eben wegen des großen Arbeitsabstandes.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Linuxpenguin

Mikrotechnik:
- ZEISS Ultraphot III
Luminar Einrichtung, AL/DL (HF/DF),
POL, AL-DIK
Hiller LED, HAL, CSI, HBO
- SteMi IVb

Foto:
- StackUnit auf PhoMi-Basis
- SONY a7R II VF/APS-C
- CANON FL Balgen
- Linearschlitten: Z 0,0001mm

Interessen:
Mineralogie, Gemmologie, Petrographie

Florian Stellmacher

Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Jürgen Boschert

Hallo zusammen,

das ist ein Op-Mikroskop, soweit isch sehen kann ein OPMI 6; das hat einen elektrisch verstallbaren Zoom mit 4-fach Dehnung. Auch der Focustrieb ist motorisch, die Bedienung erfolgte meist über Pedalschalter, es gab aber auch einen Handschalter dafür. Primär ist an diesem Gerät weder für den Fokus noch den Zoom eine händische Verstellmöglichkeit vorgesehen, Bastler können das u.U. bewerlstelligen. Ich habe von der Medizintechnik damals, als bei der Abteilung dieses Gerät ausgemustert wurde, es vor dem Container bewahrt. Über ein kleines Netzteil und einen selbstgebauten Handschalter habe ich dann Zoom und Fokusierung angesteuert; für beides habe ich ein Poti dazwischengeschaltet und kann so die Geschwindigkeit für beides den Bedürfnissen anpassen. Die nötigen Komponenten sind "Stangenware" und nicht teuer.
Optisch handelt es sich um hervorragende Stereomikroskope in Teleskop-Bauweise. Nach dem Foto zu urteilen ist ein Strahlenteiler 50/50 zwischen Beobachtungstubus und Zoomkörper, d.h. jeder der beiden Strahlengänge wird zu 50% seitlich ausgespiegelt; wenn zwei Kameras adaptiert werden kann so z.B. auch Stereoaufnahmen machen. Die Objektive sind wechselbar mit Brennweiten von 50 bis 2000 mm; natürlich ändert sich mit der Brennweite nicht nur der Arbeitsabstand, sondern auch die Nominalvergrößerung und die Größe des Gesichtsfeldes. Bezug für die auf der Skala aufgedruckten Vergrößerungswerte ist das Objektiv mit 100 mm Brennweite. Ein Halbieren der Brennweite bewirkt eine Verdoppelung der Vergrößerung., etwa eine Halbierung des Arbeitsabstandes und des Sehfeldes.
Die angebauten Stativteile -ich sehe hier eine über die schwarzen Räder zu bedienende Verstellung der Mikroskopneigung- sind mit entsprechenden Kupplungen an die Boden und Deckenstative zu konnektieren. Für mikrochirurgische Übungen im Labor gab es auch ein Tischstativ.

Vielleicht eine kleine, historische Kuriosität zu diesen Geräten:

In die Neurochirurgie hat Herr Yasargil, damals tätig in Zürich, die Mikroskope eingeführt. Die damals üblichen Stative ware3n sehr umständlich zu verstellen, jede Richtung einzeln mit Klemmungen, die gelöst und in der gewünschten Position wieder festgestellt werden mussten; das hat lange Zeit die Mikrochirurgie ein Stifmütterchen-Dasein fristen lassen. Als Schweizer Ehrenbürger hatte Herr Yasargil auch an einer Führung durch die Firma Contraves auch im abgeschirmten Bereich mitmachen dürfen: Es wurde ihm die mit Gewichten in 6 Freiheitsgraden voll ausbalancierte Rohraufhängung für den Leopard II gezeigt, woraufhin er spontan äußerte, diese für seinen OP zu benötigen, um daran ein Stereomikroskop aufzuhängen; das dürfte zu einiger Verblüffung bei den Anwesenden geführt haben. In den kommenden Jahren geriet die Firma in wirtschaftliche Schwierigkeiten und wurde von Zeiss / West übernommen. Das Contraves-Mikroskopstativ wurde ein Verkaufsschlager und gilt bis heute als Standard im OP.


Gruß !

Jürgen
Beste Grüße !

JB