Hochofenschlacke Dünnschliff

Begonnen von Klaus Herrmann, Februar 15, 2020, 19:53:52 NACHMITTAGS

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Klaus Herrmann

Hallo Mineralogen/Geologen/Petrografen,

eigentlich für keinen was, aber doch ganz interessant. Fragt mich bloß nicht was wir hier sehen! Profischliffe aus einem mineralogischen Institut.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Heiko

Lieber Klaus,

das sieht so cool aus, dass ich eine Benennung sehr erhoffe.

Viele Grüße,
Heiko

Florian D.

Glückauf!

Ein Schuss in's Blaue: Melilith?

Gruss
Florian

olaf.med

Lieber Florian,

guter Tipp, das vermute ich auch!

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

bergarter

#4
grüß Dich Klaus

Melilith?

Tröger gibt an Spaltflächen (001( und (110) an, Zwillingsflächen (001) und ((100)

was Du da hast schaut mir aber eher nach Oktaeder aus?. (111)

Hans Kühl gibt in  - Zementchemie - eine Unmenge an im Zement enthaltenen Kristallen und deren Daten opt. positiv u. s. w.  an

Dem entnehme ich: Trikalziumaluminathydrtat 3 CaO*Al2O3*6H2O

Er gibt an - es wurden Würfel, Oktaeder Rhombendodekaeder und Kombinationen aller dieser Formen beobachtet.....Brechungsindex n=1,604.....

Alles andere an Zementkristallen ist rombisch, hexagonal , ein paar sind monoklin.
Was da in einigen Bildern taflig ist, könnte Tobermorit sein, 4CaO*5SiO2*5H2O -plattenförmige Kristalle.

ich schreib jetzt noch dazu:
da sind auch noch " Hydrogranate " abgebildtet, welche oktaedrisch aussehen, entstehen aus Gehlenithydrat ( = Melilithgruppe )

grüß Dich
Gerd
,

Florian D.

Hallo,

ich habe auf Melilith getippt, weil die Kristalle anscheinend tetragonal  plättchenförmig sind und anomale blaue Interferenzfarben zeigen. Dazu meine ich noch, diese Spaltrisse so aus Bildern von Melilith zu kennen.
Ich gebe Gerd recht, dass die Flächen wohl {111} sind, allerdings sind es idiomorphe Begrenzungsflächen und keine Spaltflächen.
Zementminerale halte ich für irrelevant, einfach weil ich in Hochofenschlacke kein Quäntchen Wasser und daher keine Hydrate erwarte.

Klaus, Du bist ja in Schwaben quasi an der Quelle für Vergleichsproben. Die Basalte des  Schwäbischen Vulkans führen oft Melilith.
Es vertritt dabei in stark an SiO2 verarmten magmatischen Gesteinen den Anorthit, und ist somit das Calciumäquivalent zu den Foiden Nephelin (Albit, Natrium) und Leucit (Orthoklas, Kalium). Allerdings ist Melilith kein Gerüstsilikat sondern ein Gruppensilikat und damit auch kein Foid.

Viele Grüsse
Florian



Florian D.

#6
Wo ich nochmal drüber nachdenke, können die Flächen genauso gut (101) wie (111) sein. Das hängt von der Aufstellung ab, ob die Achsen durch die Kantenmitten oder durch die Diagonalen des Quadrats laufen.
Editiert: (101) statt(110).

bergarter

#7
grüß euch

in dem Buch schreibt er aber schon auch über Klinker.
Klinker ist zwar nicht der Schlackenrest, gebrannt aber denk ich schon.
deswegen dachte ich halt.

aber hier unten, was ich mit der Zeichnung aus dem Tröger anfangen kann.
vier Flächen krieg ich nicht.

grüß euch

Gerd

hugojun

#8
Hallo Klaus  ,

da es keinen zonigen  Rand gibt und die anomale Farbe blau ist , vermute ich mal die Melilith Variante Gehlenit.
Dein erstes Foto in Kombination mit ROT I könnte Aufschluss geben , wie die Hauptzone ist ( + / - ).
Gruß
Jürgen

bergarter

#9
grüß euch

Die Kristallform in der Zeichnung ist Trögers Gehlenit.

Hochofenschlacke wird bei schneller Kühling ( mit Luft, mit Wasser? ) zu Klinker.
ist doch möglich das dabei auch Hydrate entstehen.
Hochofenschlacke ist z. T. Ausgangsmaterial für Zement.

Füge noch an:

Die " blaue " Farbe erkenne ich als typisches  Kunstlichtprodukt.
Auf EBAY gab's mal Dünnschliffe, da waren alle Plagioklase so eklig blau.
Falls das nicht so ist, führt Tröger noch auf, das auch Kalkgranate anomale Interferenzfarben haben.

Hydrogranat  ( Grossular - Kalkgranat )
kann auf " hydrothermalem Weg" in Hochofenschlacken erzeugt werden ( H. Kühl ).

Was das oben für eine Hochofenschlacke ist, welche Versuche damit gemacht wurden , ist ja völlig offen.....

grüß euch
Gerd


Florian D.

Hallo Gerd,
ja, ich hatte mich vertan. ich meinte (101), nicht (110).
Gruss
Florian

Klaus Herrmann

ZitatDie " blaue " Farbe erkenne ich als typisches  Kunstlichtprodukt.

Hallo Gerd,

was meinst du damit? Mein Mikroskop hat eine 100W Halogenlampe.Und ich verwende einen Tageslichtfilter.

Ich arbeite schon länger nicht mehr mit Sonnenlicht und Spiegel ;)
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Klaus Herrmann

Hallo,

im Klockmann finde ich Akermanit der in Schlacken vorkommt. Gehört zur Melilith-Reihe ist aber ein reines Ca-Mg-Silikat. Die anormalen Interferenzfarben werden da auch erwähnt.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

olaf.med

Hallo,

das es Melilithe sind ist mittlerweile ja wohl geklärt, und mit Zementmineralogie hat es wirklich garnichts zu tun.

Die Melilithe zeigen den typischen Zonarbau mit einem Wechsel von optisch positivem zu optisch negativem Charakter und optischer Isotropie genau am Übergangspunkt. Das zeigen Klaus Bilder hervorragend. Die anomalen Interferenzfarben von lederbraun zu taubenblau sind auch sehr typisch und diagnostisch und haben nichts mit der Art der Beleuchtung zu tun! Darüber wird uns ja Florian demnächst auf der Kornrade berichten :).

Die Morphologie ist auch sehr viel einfacher als gedacht: es ist eine Kombination von einem Prisma {100} oder {110} und der Basis {001}. Ob es {100} oder {110} ist kann man ganz leicht bestimmen. Löscht Klaus wunderschöner, lehrbuchartiger Kopfschnitt gerade aus (Kanten des Quadrats parallel zur Schwingungsrichtung der Polarisatoren) ist es {100}, stehen die Kanten unter 45° zu den Schwingungsrichtungen ist es {110}.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Florian D.

#14
Hallo Olaf,

ich bin jetzt ein bisschen verwirrt: Sollte ein Kopfschnitt eines tetragonalen  Minerals nicht unter allen Winkeln auslöschen?

Viele Grüsse
Florian