Grobtrieb beim Zeiss-Bierseidl

Begonnen von Alfons Renz, Februar 27, 2020, 15:52:50 NACHMITTAGS

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Alfons Renz

Hallo, und Frage an die Zeiss-Spezialisten:

Bei einem Zeiss-Bierseidl-Mikroskop (s.u.) dreht der Grobtrieb viel zu leicht. Wie kann man die Friktion erhöhen?
Die beiden winzigen Schrauben habe ich schon angezogen, allerdings ohne jegliche Wirkung.

Es bleiben die beiden gebläuten Flachkopf-Stahlschrauben, mit denen der Deckel des Berger-Feintriebs befestigt ist. Diese sitzen wie üblich ziemlich fest.

Bevor ich nun etwas vermurkse: Gibt es einen anderen Weg, um die Friktion zu erhöhen?

Mit herzlichem Mikro-Gruß,

Alfons

olaf.med

Lieber Alfons,

es sollten eigentlich die beiden Madenschrauben in dem Messingblech sein, die auf eine schiefe Ebene drücken und damit die Klemmung der Welle erhöhen. Hast Du sie wirklich bis zum Anschlag festgezogen und dann mit Gefühl noch ein kleines bisschen weiter? Eine andere Einstellungsmöglichkeit kenne ich nicht.

Bin sehr gespannt auf das Ergebnis.

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

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Klaus Herrmann

Lieber Alfons,

Olaf hat Recht nur in einem irrt er: das ist schon ein sehr dickes Blech. Ich habs gerade probiert: funktioniert! Du brauchst einen scharfen Schraubenzieher, der Schlitz ist eng!
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Alfons Renz

Vielen Dank an Euch Beide: es hat funktioniert!

Nach Einträufeln von WD40 in die tiefen Gewindelöcher hat sich offenbar die Platte gelöst, so dass sie wieder ihre Funktion erfüllt und die Achse des Grobtriebs bremst.

Jetzt fehlen am Kreuztisch noch die beiden Präparatehalter auf dem y-Trieb. Es ist zwar kaum anzunehmen, dass Jemand diese doppelt hätte und entbehren könnte, aber  falls: Ich hätte Interesse!

Herzliche Grüße & Dank!

Alfons

olaf.med

Lieber Klaus,

ich würde niemals behaupten ein Zeiss-Spezialist zu sein und hatte nur Alfons Bild vor Augen, worauf es wie ein Blech aussah  ;D. Da aber alle Triebe aus dieser Ära ähnlich aufgebaut sind, habe ich mir ein Urteil angemasst. Schön dass es sich bestätigt hat. Zeiss hat also zu dieser Zeit noch nach bewährten Mustern gefertigt - die Phase der unverständlichen "um 7 Ecken-Konstruktionen" begann erst später  8) .

Herzliche Grüße, Olaf
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Klaus Herrmann

Lieber Olaf,

das bestätigt ja nur deine langjährige Erfahrung, die es erlaubt auch über den Leitz-Tellerand hinaus den richtigen Zeiss-Tipp zu geben. Ob das jetzt ein Blechle oder massives Messing ist war ja für die Funktion piepegal. Ohne deinen Tipp hätte ich mein Bierseidel nicht unter der Glasglocke hervorgeholt. Aber so wars einfach.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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Alfons Renz

Liebe Mikroskop-Dokter!

Es geht weiter:

Die Objektive haben offenbar das Bad in Kochsalz nicht gut überstanden: Wie wird man den Grünspan und die Korrosion wieder los, ohne die Patina eines dienstalten Geräts zu zerstören?

Für Ratschläge schon im voraus vielen Dank!

Alfons

Klaus Herrmann

Lieber Alfons,

wenn hier einer was vom Restaurieren alter Mikroskope versteht, dann Olaf. Dem Messing ist es egal ob da Zeiss oder Leitz drauf steht, deshalb ist er immer erste Wahl. Mir fällt nix ein außer ganz fein abschleifen und dann zaponieren.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


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olaf.med

Lieber Alfons,

das geht leider nur mechanisch durch Abschleifen auf der Drehmaschine und dabei geht selbstverständlich der Lack mit flöten. In manchen Fällen kann man das Abschleifen auf einzelne Bereiche beschränken, wie in Deinem Beispiel auf die konische Fläche, und wenn man Glück hat und den richtigen Lack, sieht man es nachher nicht. Dazu braucht man aber Erfahrung. Wenn Du dies möchtest helfe ich gerne.

Herzliche Grüße, Olaf

Ich sehe gerade dass Klaus zeitgleich geantwortet hat.
Gerne per Du!

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Alfons Renz

Vielen Dank, lieber Olaf, für den kompetenten Rat.

Durch eine Überarbeitung würde das Objektiv gewiss wieder im alten Glanze erstrahlen. Das wäre für ein Ausstellungsobjekt sinnvoll.

Mir geht es eher um die Erhaltung, also Konservierung eines 'Forschungsinstruments' mit all den Spuren, die dessen Gebrauch über die 100 Jahre hinterlassen hat. Auch wenn es dann nicht mehr blitzblank ausieht. Das gehört dazu.

Deshalb möchte ich nur die Korrosion stoppen, ohne die schon verursachten Schäden zu vertuschen. Also nur das entfernen, was mit Lösungsmitteln und sanftem Druck, ohne Schleifen und Kratzen zu entfernen ist.

Anschließend sollte die weitere Korrosion verhindert werden, ohne Neu-Zaponierung. Vaseline und Paraffin werden enpfohlen. Ich habe bislang WD40 verwendet, was ja nach Verdampfen des Öls einen feinen Film hinterlässt. Es darf nur nicht die Optik vernebeln.

Vielleicht hast Du noch andere Vorschläge zur Konservierung? Man sieht die Folgen leider oft erst nach Jahrzehnten.

Mit herzlichen Mikro-Grüßen,

Alfons

olaf.med

Lieber Alfons,

für eine solche Konservierung fehlt mir leider die Erfahrung, aber in einer trockenen Atmosphäre sollte die Korrosion eigentlich gar nicht fortschreiten. Ich würde in diesem Fall die losen Zersetzung sprodukte mechanisch mit einem zarten Lackpflegemittel (z.B. für neue Autolacke) abreiben und es dabei belassen.

Herzliche Grüße,

Olaf
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Bob

Hallo Alfons,
für mich sieht das so aus, als ob da noch korrosive Stoffe anhaften. Wenn die noch hygroskopisch sind, dann werden sie unter einer abdeckenden Schicht ihr zerstörerisches Werk fortsetzen. Ich würde das Objektiv also zumindest so weit putzen, dass da außer angefressenem Metall nichts mehr dranhängt. Das sieht je ein Bisschen wir Grünspan aus - wie entfernt man den?

Ich habe ein ähnliches Instrument, von 1911, da fehlt auch der eine Präparatehalter - schade.

Viele Grüße,

Bob

Hugo Halfmann

Lieber Alfons,
die Münzhandlung Hartmut Schoenawa vertrieb lange Zeit ein Reinigungsmittel namens Greenwater. Dieses wurde entwickelt um Korrosion von Buntmetallmünzen ohne Materialantrag chemisch zu entfernen. Wäre für deinen Zweck genau das richtige. Frag der dort mal an, ob es das noch gibt.
Viele Grüße aus dem Bergischen Land

Hugo Halfmann

Alfons Renz

#13
Lieben Dank für die guten Ratschläge!

Ich habe einen ersten Versuch gemacht, mit reinem Wasser und Wischtuch, wechselnd mit etwas WD40.
Die Bilder zeigen den Zustand vorher/nachher, wobei ich die gröbsten Korrosionen schon vorher abgewischt hatte.

Den Vorschlag von Hugo ("Greenwater") werde ich noch testen, sobald ich das Mittel habe.

Erstaunlicherweise haben die Linsen in keiner Weise gelitten. Ihre optische Leistung wird sich daher noch testen lassen!

Mit herzlichem Dank und Mikrogrüßen,

Alfons

p.s. Leider konnte ich die Aufnahme des Objektivs 'D' vor der Putzaktion nicht mehr auffinden....

Alfons Renz

Zum Abschluss noch die Bilder des 'Bierseidls':

=> Es fehlen noch die Präparateklammern zu dem Objekttisch. Für Angebote wäre ich dankbar!

Herzliche Sonntagsgrüße,

Alfons