Entharzung Laboval 3 - die ersten Probleme tauchen auf

Begonnen von Saarländer-Marc, März 07, 2020, 19:18:20 NACHMITTAGS

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Saarländer-Marc

Liebe Freunde des Kleinen und Kleinsten,

eine Woche ist es jetzt schon her, dass mein Laboval in mein Leben getreten ist (meine Vorstellung hier: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=36567.0). Der Feintrieb lief ganz okay, der Grobtrieb war sehr, sehr zäh (und als das Mikroskop von der Zeit im DHL-Lieferwagen noch kalt war, lief gar nix). Also auf ans Entharzen. An dieser Stelle nochmal ein dickes Danke an Gerd, der mir direkt die Bedienungsanleitung für das Laboval  und auch für die Reparaturanleitung für den Kombitrieb hat zukommen lassen.

Seitdem wurde jeden Tag ein Stündchen dran geschraubt, geputzt, eingetütet und ab und zu auch mal geflucht. Aber immer ging es weiter. Naja, fast...

Jetzt nämlich hänge ich und hoffe auf Eure Mithilfe. Auf den Bildern seht Ihr den momentanen Demontage-Stand. Kondensorhalter ist ab, Tischhalter mit Kondensortrieb ist ab, Tischtriebschlitten ist ab. Und die ganze Optik ist natürlich auch ab und sicher verpackt. Aber jetzt geht es nicht mehr weiter.
Das erste Problem ist schon sehr früh aufgetreten, konnte aber letztlich (bisher?) ignoriert werden: Die drei Schrauben, die den Stativ-"Galgen" mit dem Fuß verbinden, sind einfach nicht zu lösen. Habe Beleuchtung und Elektrik demontiert, mehrfach abwechselnd den Übergang von Stativ zu Fuß in Waschbenzin gebadet und anschließend über Nacht mit Kriechöl behandelt. Nix. Keine Gewalt löst hier etwas, ich kann sogar fühlen, wie das Metall der Schrauben unter meinen Händen nachgibt und langsam die Schlitze verformt, aber die Schrauben sitzen fest. Rostlöser habe ich noch nicht versucht, zum einen, weil ich nicht weiß, ob Rostlöser bei Aluminium überhaupt etwas bewirken kann und zum anderen, weil ich nicht weiß, wie Rostlöser wirkt und ob ich Rostlöser an (und im Falle einer Unachtsamkeit: in) meinem Mikroskop haben will?

Nach drei Tagen dieser Behandlung bin ich dazu übergegangen, alles mit weiterhin anmontiertem Fuß fortzusetzen. Etwas unhandlicher, aber es geht. Nun hänge ich aber wieder und diesmal ohne Ausweg. In der Anleitung von Gerd, die die Demontage eines Ergaval zeigt, ist als nächstes die Lagerschale des rechten Triebknopfes einfach abzunehmen. Wie man auf dem Bild aber sehen kann, ist die Lagerschale meines Erachtens mittels Gewinde mit dem Triebstab verschraubt (siehe Pfeil). Meine Versuche, die Lagerschale abzuschrauben, haben aber bisher zu nichts geführt. Ist hier etwas verharzt oder interpretiere ich irgendwas falsch? Linksgewinde?
Und wie weit geht denn die Lagerschale? Sitzt sie nur auf ("Bild 1") oder führt sie bis ins Gehäuse hinein ("Bild 2")?

Ich hoffe, Ihr habt eine Idee, wie ich den störrischen Parts beikomme.
Sollte partout nix zu machen sein, habe ich schon überlegt, alles an Ort und Stelle zu lassen, den Rest mit Waschbenzin-Auswaschungen und Zahnstochern in Kleinstarbeit zu reinigen und dann auch vor Ort wieder zu fetten. Fein- und Grobtrieb reagieren momentan sehr schön und alles läuft sauber. Allerdings habe ich Bedenken, dass bei diesem Vorgehen den Übergang von Fein- zu Grobtrieb zu sehr entfette und später nicht mehr geschmiert bekomme (habe für das ganze Unternehmen die Fette von OSIM gekauft https://www.osimoptik.de/gshop/de/Optikreinigung---Feinmechanik/Fette---Oele/). Oder kann ich an dieser Stelle einfach sowas wie Ballistol-Feinmechanik-Öl im letzten Schritt einbringen? Das würde sich wohl seinen Weg suchen. Wie steht Ihr dazu?

Soweit also. Vielen Dank schonmal für jeden Ratschlag. Ich freue mich auf Eure Anworten.
Viele Grüße
Marc

P.S. Ist eigentlich jemand an einer Fotodokumentation der bisherigen Schritte interessiert? Dann könnte ich Forum etwas zurückgeben für die Hilfe :)
Lichenologie-Anfänger / Mikroskopie-Anfänger

Stereo-Mikroskop: Novex AP-7
Arbeitsmikroskop (was momentan bedeutet: an dem wird noch gearbeitet): CZJ Laboval 3

plaenerdd

Hallo Mark,
falls ich Dir das falsch geschrieben haben sollte, was natürlich nicht auszuschließen ist: meine Zelegeanleitung ist an einem EDUVAL erstellt. Das ERGAVAL hat eine Koaxilatrieb, keinen Kombinationstrieb und ist deutlich komplexer aufgebaut.
Auf Seite 6 meiner Anleitung kannst Du sehen, dass ich eine Ringschraube entferne, bevor sich die Lagerbuchse ausbauen läßt. Mit diese Ringschraube wird auch die Leicht-/Schwergängigkeit des Grobtriebes geregelt. Dazu braucht man zuerst ein passendes Werkzeug. Ob mein verwendeter Segerringzangenkopf auch beim LABOVAL 3 passen würde weiß ich nicht. Das musste ich noch nicht öffnen. Ein richtiger Lenswrench wäre wohl in jedem Fall besser.
Was die Schrauben im Fuß angeht: Einen Tag mit Ballistol vorbehandeln (pinseln, nicht sprühen!) und am nächsten Tag mit dem Haarföhn (nicht Heißluftpistole!) erwärmen. Der Schraubendreher muss richtig passen. Meist wird man mit einem Bitsatz und einer kleinen (!) Ratsche Erfolg haben. Wenn Du an alles heran kommst, ohne Abschrauben, würde ich das aber auch dran lassen. Den Feintrieb selber habe ich bisher immer mit Ballistol geölt. Die Spezialfette sind vor allem bei den Kugellagern und Schwalbenschwanzführuneg gefragt. Der Kondesortieb braucht es auch etwas zäher, damit er vom Eigengewicht wieder herunter rollt.
Weiter viel Erfolg
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Saarländer-Marc

Hallo Gerd,

das habe vergessen zu erwähnen: die Ringschraube habe ich schon entfernt - da hat glücklicherweise eine Rundzange mit langen, schmalen Backen gepasst. Aber der Stift, der in der Mitte steht und den ich für das Endstück des Triebstabes halte, der ist mit einem Gewinde versehen und dieses Gewinde läuft in einer vierfach geschlitzten Buchse. Diese Buchse wiederum ist irgendwo mit der Lagerscheibe verbunden bzw. Teil der Lagerscheibe, da beide nicht unabhängig voneinander gedreht werden können.

Dieses Gewinde scheint dann auch die Lagerscheibe davor zu bewahren, dass man sie einfach rauszieht. Also dachte ich mir: rausdrehen, denn das Ende des Triebstabes dreht sich ganz gleich in dem Gewinde, wenn man die Lagerscheibe festhält. Aber leider gibt es einen Punkt, an dem ich nicht weiterdrehen kann, irgendetwas "schlägt an" (achso, die rechte Schraube der Triebstange (im Gehäuseinneren), die im anderen Ende der Lagerbuchse gegen verdrehen sichert, habe ich schon rausgedreht). Bilder sind angehängt.

Aber ich denke auch, ich werde den Alternativweg gehen und alles vor Ort lassen. D.h. morgen nochmal alles gründlichst sauber putzen und dann geht es nächste Woche ans Zusammenbauen. Nimmst Du das klassische Ballistol (Universalöl) oder eines ihrer technischen Öle wie Ustanol oder Gunex?

Danke für die Tips (und den Begriff der "Segerringzange" - wieder was gelernt  :D )
Beste Grüße und einen schönen Sonntag!
Lichenologie-Anfänger / Mikroskopie-Anfänger

Stereo-Mikroskop: Novex AP-7
Arbeitsmikroskop (was momentan bedeutet: an dem wird noch gearbeitet): CZJ Laboval 3

plaenerdd

#3
Hallo Marc,
ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir auf der gleichen Seite des Mikroskopes sind. Evtl. muss der andere Triebknopf ab und die jetzt feste Lagerschale bleibt an der Achse. Das mit dem Drehen und dem Punkt wo es nicht weiter geht klingt sehr nach dem Feintriebmechanismus. Kann es sein, dass das die Lagerschale ist, die hier rechts im Bild ist? Es sieht aber doch so aus, als sein der geschlitzte Ring das Teil, das auf der linken Seite der Achse zu sehen ist. Eentuell hilft auch diesmal die Wärme eines Haar-Föhns. Gut verharztes Fett kann ein sehr solider Kleber sein.
LG Gerd
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Saarländer-Marc

Hi Gerd,
nein, es ist definitiv die "richtige" Seite: die feste Lagerschale sitzt bei mir links.

Das gute Stück wurde wohl mal teilüberholt. Die meisten Fette waren zwar kaugummiartig, aber, nunja, immerhin trotzdem noch ganz "artig" :) Ein paar Schrauben, die ich nur mit Gewalt lösen konnte, hatten allerdings Fettreste, die ich mit leisem Knacken abbrechen musste. Und solche Überreste kann ich auch an der festsitzenden Lagerschale ausmachen. Hat auch Hitze widerstanden.

Ich habe nun letztlich "drumrumgeölt" und alles an Ort und Stelle gelassen. Die Übergangsstelle von Feintrieb mit Ballistol Universalöl, das ich durch das Bohrloch für die linke Anschlagsschraube an der Triebstange eingeträufelt habe (durch dieses Gewindeloch hindurch kann man den Feintrieb  sehen). Und dann nochmal frisch gefetteten Tisch- und Kondensorschlitten drauf.
Sehr ärgerlich: Die drei Schrauben, die den Kondensortrieb am Tischtrieb halten, haben bei mir unterschiedliche Längen. Allerdings liegen die Unterschiede im Bereich von 0,7 bis 0,85 Millimetern - bei einer Gesamtlänge von > 30 mm ist das auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Schraubt man aber nicht die kürzeste der drei Schrauben in das untere Bohrloch, dann kratzt man sich beim Bewegen des Tisches den Lack auf. Ich hätt' ja schreien können...

Heute also den Rest wieder montiert. Und jetzt muss ich nur noch rauskriegen, wieso der Tisch angenehm mittel-schwer nach oben dreht, aber nach unten geradezu rauscht. Werde mit den Madenschrauben auf der Außenseite experimentieren. Halte Euch auf dem Laufenden.

Beste Grüße
Marc

P.S.: Im Anhang der Kratzer  >:( und die Übeltäter (die rechte Schraube ist die kürzeste - wenn man es weiß, sieht man es direkt ...)
Lichenologie-Anfänger / Mikroskopie-Anfänger

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plaenerdd

Hallo Marc,
die Madenschrauben an der Seite erfüllen vor allem die Funktion, den Trieb grade laufen zu lassen, bzw die Laufausrichtung zu justieren. Du tust also gut daran, nur auf einer Seite zu drehen, sonst könnte es passieren, dass Dir das Objekt beim Fokussieren auswandert. Natürlich kann man daran auch den Andruck der Kugellager regeln. Ansonsten wird die Gängigkeit eher über die Ringschraube geregelt, von der wir schon mehrfach gesprochen haben.
Beste GRüße
Gerd
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Saarländer-Marc

Hallo Gerd,
das Auswandern habe ich nicht bedacht...

Hm, stellt mir die Ringschraube nicht automatisch auch den Grobtrieb schwerer? Der ist mir nämlich schwer genug  ???
Beste Grüße
Marc
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plaenerdd

Hallo Marc,
ich hatte nicht herausgelesen, dass sich das nur auf den Feintrieb bezieht. Bei einem gut eingestellten Gerät sollte es so sein, dass der Grobtrieb immer etwas schwerer läuft und der Feintrieb, der ja bei jedem Richtungswechsel zunächst greift, wesentlich leichter.
Du kannst schon an den Madenschrauben drehen und damit den Andruck der Kugellager regulieren, aber wie gesagt: nur auf einer Seite. Hast Du ein etwas zäheres Fett benutzt für die Kugellager?
LG Gerd
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Saarländer-Marc

Hi Gerd,
das bezog sich irgendwie auf beides: drehte ich den Tisch hoch, dann ging der Feintrieb leicht und der Grobtrieb schwer, so, wie ich mir das als Mikroskopieanfänger noch angenehm vorstelle. Drehte ich den Tisch nach unten, ging beides zu leicht (mit ein wenig Schwung konnte es sein, dass der Tisch nur durch das Eigengewicht weiter runtersauste). Ich hatte Sorge, dass, wenn ich die Ringschraube fester drehe, auch die Bewegung nach oben noch schwerer wird (und damit zu schwer).

Seitdem habe ich jetzt aber nochmal herumprobiert und bin leider noch verwirrter: Wenn ich die Ringschraube zudrehe, wird der Lauf des Tischschlittens gehemmt: Die Bewegung nach oben ist weiterhin okay, die nach unten leider immer noch zu leichtgänging. Das große Aber kommt jedoch noch: Ich verliere aber vor allem relativ bald den Feintrieb und zwar nach oben und nach unten! Er spricht nur noch an, wenn ich mit irgendetwas gegen den Schlitten halte (der Widerstand muß schon sehr hoch sein, nur das Gewicht von Kondensor/Tisch/etc wird da nicht ausreichen, fürchte ich. Woran könnte das liegen? Habe ich nicht genug entfettet? Klebt irgendwo in den Tiefen der Triebstange doch noch was?
:-[
Ratlose Grüße (und gerade nochmal vielen Dank für die Geduld und Hilfe!)
Marc
P.S.: zähes Fett habe ich verwendet
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plaenerdd

Hallo Marc,
der Feintrieb wird meines Wissens über eine einzelne Kugel gesteuert, die auf einer spiralförmig in die Achse gefrästen Bahn läuft. Wenn dieses Konstrukt zu sehr zusammengedrückt wird, kann ich mir vorstellen, dass der Feintrieb dann fest macht. Also Ringschraube wieder etwas lockern und dann versuche bitte die beiden Madenschrauben einer Seite etwas fester zu ziehen.
LG Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
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Saarländer-Marc

Hier fehlt eindeutig so ein Smiley, der sich die Hand vor die Stirn haut...

Es klappt. Du hattest völlig recht: die Ringschraube war zu fest angezogen (daher kein Feintrieb) und die Madenschrauben... jaaaa.... die können das Kugellager natürlich nur dann das Kugellager zusammendrücken, wenn man vor dem Justieren auch wirklich alle Schrauben des Lagers locker macht und nicht nur die, mit denen es am Gehäuse festhält (und sich hier dann bitte jenen Smiley denken  ;D )
Jetzt läßt sich alles so kontrollieren, wie ich mir das vorstellen würde. Habe auch nur die linken Madenschrauben fest angezogen und wenn später beim Fokussieren etwas wandern sollte, weiß ich ja jetzt, wie ich es korrigieren kann.

Der Rest sieht trivial aus (glückherausforder)

Danke Gerd!!
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