Bakterien, die einen See rot färben

Begonnen von Bernd Kaufmann, März 16, 2020, 18:19:40 NACHMITTAGS

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Bernd Kaufmann

Liebe Foristen,

es ist mir klar, dass es sehr schwer bis unmöglich ist, Bakterien anhand von Bildern und/oder Videos zu bestimmen. Aber vielleicht habe ich ja doch Glück, wenigstens in die Nähe einer Gattung zu kommen, wenn die bestimmten Bedingungen zu den Bildern bekannt sind. Es handelt sich um Bakterien, die einen See in der Nähe von Schwerin etwa zweimal im Jahr ziemlich rot färben. Es sind aber keine Cyanobakterien. In diesem Jahr tauchten sie bereits im Januar auf und sind bis heute vorhanden.

Hier nun die Bilder und das Video:


Phasenkontrast, Objektiv 40x


DIC, Objektiv 40x


DIC, Objektiv 63x

https://youtu.be/u9WVoQWcQbE

Die Färbung ist so, dass eine frisch entnommene Probe eine leichte Rosafärbung im Becherglas ergibt. Im See selbst sieht es je nach Helligkeit aber doch ziemlich kräftig rot aus. Lässt man die Probe ein paar Tage stehen, setzen sich die Bakterien deutlich konzentriert am Boden ab.

Es wäre toll, wenn jemand von Euch einen Tipp hätte.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

ImperatorRex

Hallo Bernd,
das Video lässt sich leider nicht öffnen, es erscheint bei mir die Meldung "Video nicht verfügbar / Dieses Video ist privat."
Viele Grüße
Jochen

Bernd Kaufmann

Hallo Jochen,

kannst Du es bitte nochmals probieren? Ich hoffe, dass ich es jetzt richtig eingestellt habe.
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.

ImperatorRex

Vielen Dank Bernd, jetzt funktioniert das Video.
Viele Grüße
Jochen

Sarah Z

Hallo,

es ist reine Spekulation von mir und ich tue mich sehr schwer, die Größe der Strukturen auf den Fotos abzuschätzen. Aber wäre es u. U. möglich, dass es sich um Haematococcus pluvialis handelt?

https://de.wikipedia.org/wiki/Blutregenalge

Gerne widersprechen, da kenne ich mich wirklich nicht gut aus :-)

Viele Grüße,

Sarah

reblaus

Hallo -

der H. p. würde sich gegen diese Bakterien wie ein Blauwal gegenüber Heringen ausnehmen ...

Gruß

Rolf

Sarah Z

Zitat von: reblaus in Mai 24, 2020, 21:30:02 NACHMITTAGS

der H. p. würde sich gegen diese Bakterien wie ein Blauwal gegenüber Heringen ausnehmen ...

O. K., danke für den Hinweis :-)

Viele Grüße,
Sarah

schmidt

Hallo Bernd,

woraus ist zu schließen, daß es keine Cyanobakterien sind ? Man kann anhand der Autofluoreszenz prüfen, ob Chlorphyll vorhanden ist.
Welcher See ist es denn genau. Ein Vorkommen im Freiwasser eines großen tiefen Sees könnte eher für Cyanobakterien sprechen, es sind solche Fälle dokumentiert ((Tiefer See, MV 1999 u.2000, Schwarz 2006). 2019, gab es auch eine Massenvermehrung rosa-farbener Cyanobakterien im Berzdorfer See.
Es konnen abe auch S-Bakterien aus sauerstoffarmen Schichten ins Freiwasser geraten.

Viele Grüße

pschmidt
Mikroskope:
Lomo Biolam Ph+; DF; HF-Abbe; Epi HF/DF/Pol; Epi-Fl; //Biolar DIK, IK, Ph variabel+-//
Nikon Eclipse -U  HF; DIK, Ph+, Epi-Fl//
MBS 10

Uromastyx

Hallo Bernd,

Deine Bilder erinnern mich an die Schwefelpurpurbakterien im Alatsee bei Füssen.

Dort sind die Bakterien in einer Schicht in - wenn ich mich richtig erinnere - ca. 20m Tiefe permanent vorhanden.

Viele Grüße

Gerd
Gerne per Du!

Naturkundeverein Schwäbisch Gmünd:    http://www.nkv-gd.de/

Meine Lieblingsmikroskope:
Zeiss PhoMi II mit Phaco und Polkontrast
Orthoplan - Baustelle mit Ploemopak
und - LOMO!

güntherdorn

#9
hallöchen,
https://youtu.be/u9WVoQWcQbE ist eigentlich nur "brown´sche molekularbewegung mit etwas gesamt-fliess-bewegung.
aber der bayrische mikroskopie-film danach (zwoa buam am teich mit zwoa glasl) ist ganz nett:
https://www.youtube.com/watch?v=StcW6zB-8bA
(schad nur, dass es dann hochdeutsch weitergeht).
übrigens, in einem youtube-video hab´ ich einen brunnen in italien, dessen wasser sich gelegentlich rot färbt, gesehen.
es war ein sehr ausführlicher bericht.
ciao,
güntherdorn
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

Dünnschliffbohrer

Ich denke auch, dass es sich mit ziemlicher Sicherheit um Schwefelpurpurbakterien handelt. Lothar Kalbe: "Das Leben im Wassertropfen" bildet so ein verseuchtes Gewässer ab. Sonst käme vieleicht noch ein durch Eisenbakterien verockertes Gewässer in Frage. Aber das müsste man eigentlich (u.a. an der "ölig" schillernden Kahmhaut  => Interferenz an dünnen Schichten) schon im Gelände erkennen.
"Und Gott sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; und er schuf um ihn Laubmoose und Lebermoose und Flechten und ein Mikroskop!"
[aus: Kleeberg, Bernhard (2005): Theophysis, Ernst Haeckels Philosophie des Naturganzen,  S. 90]

Bernd Kaufmann

Hallo zusammen,

und Entschuldigung für diese sehr späte Reaktion zu Euren hilfreichen Beiträgen. Inzwischen ist der see wieder frei von diesen Bakterien (wie fast immer zu dieser Jahreszeit). Inzwischen weiß ich, dass der See ausschließlich durch Grundwasserquellen gespeist wird, deren Wasser ja fast immer wenig bis gar keinen Sauerstoff enthält. Deshalb denke ich, dass die Schwefelbakterien am wahrscheinlichsten sind.

Herzlichen Dank für Eure Tipps und Hinweise!
Viele Grüße
Bernd ©¿©
www.aquamax.de
Lieber per Du.