Brachionus? Oder Epiphanes? --> Synchaeta tremula

Begonnen von Chris57, März 23, 2020, 19:35:11 NACHMITTAGS

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Chris57

Hallo.
Heute aus dem schlammigen Uferbereich eines Lübecker Moorees gefischt.
Größe 200 µ.
Das Viech schwimmt meist zügig, nicht allzu schnell, und kann sich zwischendurch auch mal fast kugelig uzusammenziehen.
Brachionus? Oder doch Epiphanes?
danke & Gruss Chris
Die Realität des Mikrokosmos ist besser als Science Fiction.

limno

Hallo Chris,
zunächst einmal möchte ich Dich um Entschuldigung bitten, dass ich Dich so lange mit einem Bestimmungsversuch habe warten lassen. Im Gegensatz zu "Corona" ist hier ein Gebiet auf dem ich mich besser auskenne. Dein Bild zeigt schon mal wichtige Merkmale. Auch sonst hast Du es gut getroffen. Mit besserer Ausstattung wäre da noch einiges an Qualität herauszuholen. Vielleicht kommt ja mal eine gute Fee.... Du und Deine Bilder hätten es verdient.
Nun zur Bestimmungsfrage: Brachionus? Oder Epiphanes? Ich würde behaupten: Keins von beiden! Siehst Du die 2 langen kräftigen Sinnesborsten ("Hörner") außen am Kopf? Dazwischen müsste ein zweites Paar Borsten etwa in der Mitte der Kopflinie sein. Leider liegt dieses völlig außerhalb der Schärfeebene, wie ich vermute. Auf einem weiteren Bild, aufgenommen bei geringerer Vergrößerung und damit größerer Schärfentiefe, wären beide Paare sichtbar gewesen.Diese Borstenpaare sind typisch für die Gattung Synchaeta (altgr. syn = zusammen; chaetos = Borste)Bei der Art handelt es sich um Synchaeta tremula (lat: schwankend, zitternd); zumindest gehört dieses Exemplar zu diesem Artkomplex Dafür spricht auch die Größenangabe, und die leicht gelbliche Färbung des Tieres und dessen Stirnauge: Die ökologischen Merkmale treffen ebenfals: Häufigkeitmaxima im Winter und Frühjahr

So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

limno

Hallo Chris,
zunächst einmal möchte ich Dich um Entschuldigung bitten, dass ich Dich so lange mit einem Bestimmungsversuch habe warten lassen. Im Gegensatz zu "Corona" ist hier ein Gebiet auf dem ich mich besser auskenne. Dein Bild zeigt schon mal wichtige Merkmale. Auch sonst hast Du es gut getroffen. Mit besserer Ausstattung wäre da noch einiges an Qualität herauszuholen. Vielleicht kommt ja mal eine gute Fee.... Du und Deine Bilder hätten es verdient.
Nun zur Bestimmungsfrage: Brachionus? Oder Epiphanes? Ich würde behaupten: Keins von beiden! Siehst Du die 2 langen kräftigen Sinnesborsten ("Hörner") außen am Kopf? Dazwischen müsste ein zweites kleineres Paar Borsten etwa in der Mitte der Kopflinie sein. Leider liegt dieses völlig außerhalb der Schärfeebene, wie ich vermute. Auf einem weiteren Bild, aufgenommen bei geringerer Vergrößerung und damit größerer Schärfentiefe, wären beide Paare sichtbar gewesen.Diese Borstenpaare sind typisch für die Gattung Synchaeta (altgr. syn = zusammen; chaetos = Borste)Bei der Art handelt es sich um Synchaeta tremula (lat: schwankend, zitternd); zumindest gehört dieses Exemplar zu diesem Artkomplex Dafür spricht auch die Größenangabe, und die leicht gelbliche Färbung des Tieres, kleine, gleichlange Zehen und dessen Stirnauge: Die ökologischen Merkmale treffen ebenfals zu: Häufigkeitmaxima im Winter und Frühjahr, Ufernähe von Seen und Teichen. Siehe dazu Streble/Krauter, S.198f., 10. Auflage. Voigt/Koste Rotatoria: Die Rädertiere Mitteleuropas, S. 420. Textteil.Mit Frühlingsgrüßen am Palmsonntag
Heinrich
P.S. : Den vorherigen Beitrag hatte ich zu früh abgeschickt und bitte die Moderation um Löschung. Danke!
So blickt man klar, wie selten nur,
Ins innre Walten der Natur.

Chris57


Wow, großartig, Heinrich, vielen Dank!

Warum mir im Streble/Krauter die im Abschnitt "Rädertiere 8" (in meiner 10.Auflage übrigens Seite 298) gezeigten Vertreter von Synchaeta nicht aufgefallen sind, weiß ich nicht - wahrscheinlich fehlt mir einfach die Erfahrung. Aber Bildvergleich, Beschreibung und dann der gezielte Vergleich mit dem, was im Netz so zu finden ist, das paßt alles!

Du schreibst, "zwischen den 2 langen kräftigen Sinnesborsten ("Hörner") außen am Kopf... Dazwischen müsste ein zweites kleineres Paar Borsten etwa in der Mitte der Kopflinie sein." Ich habe daraufhin meine seinerzeit nicht verwerteten Fotos nochmal aus dem Papierkob gefischt, und tatsächlich kann man auf einem der Fotos diese beiden zentralen kleinen Borsten erkennen. Das Foto hänge ich hier mal an.

Ich bin froh, daß mein Tierchen nun einen Namen hat und hoffe, daß ich zumindest die Gattung beim nächsten Mal wiedererkenne...
Sehr schön, danke nochmal, du hast meinen Sonntag erheblich bereichert!

Und Gruss von Chris
Die Realität des Mikrokosmos ist besser als Science Fiction.

Spunkmeyer

Ein gutes Erkennungsmerkmal für diese Gattung ist auch der wuchtige v-förmige Kauapparat.