Pollen von Weidenkätzchen einer Weide

Begonnen von Peter Reil, März 28, 2020, 19:59:35 NACHMITTAGS

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Peter Reil

Hallo,

von den Weidenkätzchen, die im Moment auftauchen habe ich ein paar Präparate gemacht. Eigentlich dachte ich, das ist doch ganz einfach. Es gibt ja genug Bilder davon zu finden.


So sollten sie doch aussehen - wie raue Rugbybälle mit einem seitlichen Spalt.

Aber ich fand durchaus eben auch andere Formen:


Die Übersichtsaufnahme zeigt runde Pollen(?).


Fluoreszenzaufnahme


Die einzelnen Pollen sind kugelig (gestackt).

Meine Frage als Nichtbotaniker ist:
Kann es sein, dass die jungen Pollen noch kugelig sind und ihre tatsächliche Form (Rugbybälle) erst bekommen, wenn sie reifen?

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

plaenerdd

Hallo Peter,
bist Du Dir sicher, dass die Rudbybälle Weidenpollen sind? Ich finde im Pollenatlas nur runde Pollen bei allen dort gezeigten Arten.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

A. Büschlen

#2
Hallo Peter,

hier bei Paldat kannst du dich verbindlich orientieren. https://www.paldat.org/search/genus/Salix

Was hast du als Eindeckmittel verwendet?

Gruss Arnold

Nachtrag: Beachte, dass trockene Pollen eine andere Form haben, als Pollen die von einem Eindeckmittel (Wasser/ Glycerin/ oder...) eingedeckt sind.
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

Peter Reil

Hallo ihr Beiden,

danke für eure Hinweise!  Jetzt stehe ich erst recht auf dem Schlauch.  :-[

Ich muss morgen mal neue Kätzchen holen.

Eingedeckt hatte ich teils mit Immersionsöl, teils mit Wasser.

Freundliche Grüße
Peter

Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Peter Reil

Hallo,

es hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe neue Präparate gemacht. Ich glaube, ich habe das Rätsel nun gelöst.
Ich habe ein Weidenkätzchen auf den Objektträger gelegt. Nach kurzer Zeit lagen genug Pollen darauf. Deckgläschen trocken darüber und angesehen.


Die trockenen Weidenpollen haben eindeutig die Form von Rugbybällen oder Kaffeebohnen.

Anschließen habe ich beim gleichen Präparat etwas Phloxin (in Wasser gelöst) dazu gegeben.

Und siehe da, die feuchten Pollen haben plötzlich kugelige Form.

Jetzt ist mir auch klar, warum sich bei den Bildern im Internet diese zwei verschiedenen Formen finden lassen.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Peter Reil

Hallo,

noch ein Nachtrag:


Die trockenen Pollen unter dem Deckglas erhielten etwas Wasser von der Seite. Das Wasser zog ein und die benetzten Pollen werden sofort wieder kugelig. In der Mitte sieht man die noch trockenen Pollen in einer Luftblase, die ihre Form behalten haben.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Alex H.

Hallo Peter,

das ist eine sehr interessante Beobachtung, vielen Dank! Ich hätte mir nicht gedacht dass sich trockene Pollen von hydrierten so dermaßen unterscheiden, bzw. sie im dehydrierten Zustand aussehen als "würden sie so gehören". In Zukunft werde ich beim Anlegen von Pollen-Dauerpräparaten neben dem eingedeckten Präparat immer auch ein Trockenpräparat anfertigen.

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

plaenerdd

Hallo Peter,
das hätte ich auch nicht gedacht, dass der Unterschied zwischen trocknen und gequollenen so krass ist.
Schön, dass Du dieses Rätzel lösen konntest und uns diese überzeugenden Ergebnisse zeigst.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

A. Büschlen

Hallo zusammen,

mit einer feinen Färbung möchten wir bei den Pollen die feine Struktur der Pollenoberfläche hervorheben. ---> Kontrast mittels Färbung. Eine Färbung sollte immer dezent wirken und nicht wichtige Merkmale überdecken. Als Vergleich könnte man hier die Verwendung von Melzers Lösung bei Russulasporen heranziehen.
Eine Färbung ist nicht in jedem Fall nötig. Bei Pollen der Korbblütler ist eine Färbung oftmals hinderlich.
Messungen werden meines Wissens an Pollen vorgenommen, die mit Wasser oder Glyzerin eingedeckt sind. Nie an trockenen Pollen.

Gruss Arnold



Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

d65

Zitat von: Peter Reil in März 29, 2020, 15:00:14 NACHMITTAGS
Die trockenen Weidenpollen haben eindeutig die Form von Rugbybällen oder Kaffeebohnen.

Anschließen habe ich beim gleichen Präparat etwas Phloxin (in Wasser gelöst) dazu gegeben.
Und siehe da, die feuchten Pollen haben plötzlich kugelige Form.
Vielen Dank, Peter! Das ist sehr hilfreich zu wissen.
Steffen

güntherdorn

#10
peter hat mir seine zauber-weiden-pollen trocken zugesandt....und sie quellen sehr schnell DOCH!...in wasser.
die länge 22-24µ (bei spitz-ovaler form) bleibt zwar gleich, doch in der breite werden sie 50% dicker.
man darf sich aber nicht von der hochkant stehenden, sowieso rel. runden form, täuschen lassen (in ´6er-teilung´).
da ich sie bisher immer nur in caedax (früher) und euparal eingedeckt kannte, wollte ich zuerst
seine "formveränderung" nicht glauben.
danke peter für das weiden-kätzchen-material.
ich hab´ inzwischen auch bei anderen länglichen pollen solch eine dicken-quellung in wasser gesehen.
güntherdorn
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

liftboy

Hallo erstmal,

meine ersten Pollenpräparate waren in Kanadabalsam, später dann in Eukitt eingedeckt. Nachdem ich mit Magnacol (wasserlöslich) eingedeckt hatte, fiel mir dieser Effekt sofort ins Auge. Es ist bei Magnacol sogar zum Austrieb von Pollenschläuchen gekommen... sehr irritierend!
Setdem lege ich grundsätzlich je ein Präparat auf Xylol- und eines auf Wasserbasis an. Theoretisch müsste ich noch ein drittes für Aufsicht anlegen, aber da spielen die Pollen nicht immer mit :-)

Grüße
Wolfgang
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=785.msg3654#msg3654
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Das Erstaunen bleibt unverändert- nur unser Mut wächst, das Erstaunliche zu verstehen.
Niels Bohr