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Flat Field bei PICOLAY

Begonnen von Giorgio, April 06, 2020, 18:20:05 NACHMITTAGS

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Giorgio

Liebe Mit-Foristen,

leider habe ich im Augenblick beim intensiven Fotografieren meiner Funde, vorwiegend Cyanobakterien in biogenen Bodenkrusten, Probleme mit Verschmutzungen der Optik, wahrscheinlich auch der Kamera. Besonders störend machen sich diese beim häufig erforderlichen Einsatz der Ölimmersion bemerkbar. Als nicht handwerklich begabter Mikroskopiker, der zudem keine ganz ruhige Hand mehr hat, wagte ich mich bislang nicht an die von ZEISS in der Werkschrift DAS SAUBERE MIKROSKOP empfohlenen Reinigungsprozeduren heran.

In den Tipps und Tricks von PICOLAY las ich nun von der Funktion FLAT FIELD, mit der Hot Spots, Schmutz im Lichtweg und störende Helligkeitsverläufe im Foto bereinigt werden können.

Meine Frage: Lässt sich dieses Verfahren auch bei Einzelaufnahmen anwenden, also nicht nur bei den Bilderstapeln eines Stacks?

Ich habe keinerlei Erfahrung mit PICOLAY und das Programm noch nicht heruntergeladen. Das FLAT FIELD wäre möglicherweise eine willkommene Gelegenheit, eine Vielzahl "verhunzter" Fotos zu korrigieren.

Vorab besten Dank für die Mühe des Lesens und - vielleicht - den ein oder anderen Hinweis.

Ein Gruß
Giorgio

     

mhaardt

Ich kenne mich nicht mit Picolay aus, aber grundsätzlich ist ein flat frame ein Bild eines neutral weissen Hintergrunds, welches damit alle Störungen durch Staub oder Vignettierung enthält.  Man teilt nun das eigentliche Bild durch das flat frame, so dass dunkle Bereiche aufgehellt werden.  Idealerweise sind leere Bilder danach neutral weiss ohne Störungen.  In der Realität klappt es nicht ganz perfekt.  Man muss flat frames mit den gleichen Einstellungen (Belichtungszeit und ISO) wie für das eigentliche Bild machen.

Es ist empfehlenswert, einen Stapel von flat frames zu machen, um Rauschen loszuwerden.  Danach kann man Einzelbilder korrigieren.  Ich dachte, das wäre in der Mikrofotografie Standard, weil es wirklich schwer ist, eine Optik perfekt sauber zu bekommen.

Michael

Giorgio

Herzlichen Dank, damit bin ich schon einen Schritt weiter. Vielleicht kann ja einer der Experten, die PICOLAY nutzen, noch etwas dazu sagen.

Ein Gruß
Giorgio

Heribert Cypionka

#3
Ja, kann ich :)

Hier mal eine gestapelte Radiolarie (unbearbeitet, nur verkleinert):



... leider mit Vignettierung und reichlich Dreck in der Optik :( Zum Glück habe ich mich darüber nicht nur einfach geärgert, sondern vorsorglich ein zusätzliches Foto außerhalb des Fokusbereichs aufgenommen und das Bild neben dem PICOLAY-Stapel-Ergebnis geladen:



Nun kann ich mit F10 (oder Stack operations -> Set background/flat field) den Dreck und die Vignettierung mit einem einzigen Klick verschwinden lassen.



In diesem Fall habe ich als Hintergrund nicht eine Farbe aus dem Stapelbild, sondern ein helles Grau (R/G/B = 200/200/200) gewählt:



Und schon hat man ein ziemlich schönes Ergebnis. Jeder kann das mit einem Klick aus den ersten beiden Bildern erzeugen - einfach herunterladen. Man sieht den vignettierten Bereich noch, kann ihn aber leicht glätten. PICOLAY hat eine nagelneue verbesserte 'Blur'-Funktion für diesen Zweck.

Der Algorithmus macht folgendes: Suche, welche Farbänderungen am 'Drecksbild' nötig sind, um die gewünschte gleichmäßige Hintergrundfarbe zu erreichen, und wende diese Änderungen auf das Stapelbild (oder auch einen ganzen Original-Stapel) an.

Viel Spaß damit!

Heribert Cypionka

Giorgio

Sehr geehrter Herr Cypionka,

ich danke Ihnen sehr für diese umfassende Auskunft und Demonstration. Wer könnte es besser wissen als der Entwickler von PICOLAY? Ich werde das Verfahren in Kürze erproben und bin sicher, dass es hervorragend funktioniert.

Mit freundlichen Grüßen
Giorgio

Michael L.

Hallo Giorgio,

trotzdem ist eine Reinigung zumindest des Objektives unerlässlich um Auflösung und Kontrast vernünftig hinzubekommen. Die Zeiss Anleitung ist doch sehr verständlich das wichtigste saubere Augenwatte und Wundbenzin gibt es in der Apotheke.

Viele Grüße

Michael

Giorgio

Hallo Michael,

selbstverständlich! ZEISS empfiehlt übrigens kein reines Waschbenzin als Optik-Reiniger, sondern n-Hexan p.a. und Isopropanol, gemischt im Verhältnis 85:15. Einige Fraktionen von Waschbenzin sollen ungeeignet sein, da sie auf optischen Oberflächen einen unlöslichen Film hinterlassen.

Die Objektive habe ich geprüft; sie sind, soweit mit der 10-fach vergrößernden Lupe erkennbar, äußerlich nicht verschmutzt. Ich habe die Kamera im Verdacht. Grund meines Zögerns sind frühere "traumatische" Erfahrungen beim Reinigen aller Komponenten.

Hab Dank für Dein Interesse.

Ein Gruß
Giorgio

plaenerdd

Hallo Giorgio,
Wundbenzin ≠ Waschbenzin
Ersteres gibts in der Apotheke, das zweite im Baumarkt.
Wundbenzin ist schon nahe dran an reinem Hexan. Siehe auch Petrolether
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

PiusX

Lieber Giorgio,

ZitatZEISS empfiehlt übrigens kein reines Waschbenzin als Optik-Reiniger, sondern n-Hexan p.a. und Isopropanol, gemischt im Verhältnis 85:15.
Für welche Mikroskopmodelle von Zeiss gilt dieses Empfehlung? Gilt diese Empfehlung auch für Mikroskope der Endlich-Reihen?


Netten Gruß

PiusX

plaenerdd

Hallo PiusX,
das Thema kommt immer wieder.
Siehe hier z.B.
Meine Druckschrift "ZEISS Mikroskope Anleitung für ihren Gebrauch und ihre Behandlung" aus den 60er -Jahren (Zeiss-Jena!) rät, wenn die Reinigung mit Aqua dest. nicht greift, zu Benzin, aber niemals Alkohol, weil er den Linsenkitt angreift.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

PiusX

#10
-


PiusX

Lieber plaenerdd,

ZitatMeine Druckschrift "ZEISS Mikroskope Anleitung für ihren Gebrauch und ihre Behandlung" aus den 60er -Jahren (Zeiss-Jena!) rät, wenn die Reinigung mit Aqua dest. nicht greift, zu Benzin, aber niemals Alkohol, weil er den Linsenkitt angreift.
Dito für Mikroskope der Endlich-Reihe von Leitz. Eben deshalb habe ich in meiner letzten Mitteilung Giorgio die dort ersichtlichen beiden Fragen gestellt, denn Isopropanol ist ein Alkohol...


Netten Gruß

PiusX

Giorgio

Hallo PiusX und Gerd,

pardon, mein "Waschbenzin" ist natürlich Unsinn. Soll heißen: Wundbenzin (DAB6) aus der Apotheke oder dem vertrauenswürdigen Versandhandel.

Schön, dass ihr auf den Post eingeht, denn ich schrieb ihn nicht ohne Hintergedanken. In den siebziger Jahren lernte nämlich auch ich: Für die Reinigung der Mikroskop-Optik nie Alkohol verwenden!

Soweit ich sehe, wird in der ZEISS Werkschrift nicht zwischen Modellen bzw. Endlich- und Unendlich-Reihen unterschieden. Laut Impressum stammt meine Version aus 06.2011. Dort heißt es: "im Lauf von Jahrzehnten wurden viele verschiedene Reinigungsverfahren empfohlen. Zahlreiche Nutzer sind unsicher, mit welchem dieser Verfahren die besten Ergebnisse erzielt werden können." Daran hat die Werkschrift offenbar wenig geändert.

Ich denke, Peter V. hat Recht in seinem Post vom 11.10.2014 zum Thema Reinigungslösung für Objektive, dass man - falls erforderlich - mit Wundbenzin bei keiner bisher bekannten Mikroskop-Optik etwas falsch machen kann.

Ein Gruß
Giorgio

 

Peter Reil

Hallo,

tja, so unterschiedlich sind die Emfehlungen.

OLYMPUS empfiehlt zur Reinigung der Linsen der Objektive eine Mischung von Äther und Alkohol 4:1 Teilen. Das funktioniert prima.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

Giorgio

Hallo Peter,

interessant sind diese Rezepturen allemal. Spielt dabei vielleicht die unterschiedliche Zusammensetzung des Linsenkittes eine Rolle?

Ein abendlicher Gruß
Giorgio