Was falsch gemacht beim Präparieren von Mundschleimhautzellen?

Begonnen von Christoph F, April 13, 2020, 16:56:03 NACHMITTAGS

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Christoph F

Hallo,
ich bin ein relativer Anfänger in der Mikroskopie und habe mir deshalb in letzter Zeit immer eher einfachere Präparate zum anschauen ausgesucht. Nun habe ich, wie ihr bereits im Betreff lesen könnt, ein Mundschleimhautzellen-Präparat anfertigen wollen. Dabei habe ich mir die Anleitung von Jochen Mooßen herausgesucht, wozu ich hier gleich noch einmal den Link aufführe:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=14045.0

ich habe mich eigentlich sehr genau an die Anleitung gehalten, trotzdem war das Ergebnis ernüchternd. Zu sehen waren nur 2 zufriedenstellend gefärbte Mundschleimhautzellen, sonst nur ein paar nur sehr leicht gefärbte Fetzen. Obwohl ich, wie gesagt, mich genau an die Anleitung gehalten habe, habe ich doch eine Vermutung was ich falsch gemacht haben könnte. Nämlich habe ich an der Stelle der Hitzefixierung mit einem Feuerzeug gearbeitet, da ich keinen Bunsenbrenner oder ähnliches zu Hause habe. Kann es sein, dass die Hitzefixierung mit dem Feuerzeug zu wenig war und dass ich den Großteil der Zellen beim Abspülen der Menthylenblaulösung weggespült habe? Oder gibt es noch andere typische Fehler die einem passieren können?
Ich freue mich über jeden Tipp damit ich bald meinen zweiten Versuch starten kann.
LG Christoph
Wissen ist nicht mit Können gleichzusetzen. Können entsteht aus Wissen und 10000 Wiederholungen.

Ralf Feller

Hallo Christoph,
ich würde statt der Hitzefixierung Spiritus verwenden.
Also Mundschleimhautzellen gewinnen, das geht meiner Meinung nach am besten in dem man die innere Wangenschleimhaut mit einem Holzspatel oder Objektträger (Vorsicht, nicht schneiden!) abschabt,
dann einen Ausstrich machen und lufttrocknen,
dann für 2-3 min in Spiritus einstellen, auftropfen geht auch es muss aber viel Spiritus sein,
wieder trocknen lassen und dann erst färben, lufttrocknen und eindecken.

LG Ralf

Peter V.

#2
Uahhh...mit Objektträger abschaben. Gruselige Vorstellung. Da empfehle ich statt des wahsrcheinlich nicht vorhandenen Holzspatels, einen kleinen Dessertlöffel zum Abschaben zu nehmen. So mache ich es zumindest immer.

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Post wurde CO2-neutral erstellt und ist vegan. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

plaenerdd

Hallo Peter,
der (Tee-)Löffelstiel tut es auch, aber es gibt ja auch bekantete Objektträger, bei denen die Gefahr, sich zu schneiden, in Grenzen hällt.
Jedenfalls sollte man schon beherzt schaben, so dass da ein weißlicher Tropfen "Zellkultur" am Rand klebt.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Peter V.

#4
Hallo,

wieso Teelöffelstiel? Sicher führen viele Wege nach Rom bzw. zu Mundschleimhauptzellen, aber ich nehme ganz banal den Löffel selbst und "schabe" damit beherzt über die Wangeinnenseite. Dann habe ich das von Dir erwähnte "weißliche Tröpfen" am Löffelrand und kann es bequem an jeglicher Stelle des OT auftragen. Finde ich irgendwie "sauberer" als mit dem Objektträger selbst. Bekantete OTs sind auch eher wenig verbreitet..


Hezrliche Grüße
Peter
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hebi19

Hallo Zusammen

unabhängig davon, dass das Schaben mt dem Kunststofflöffel wohl gut funktioniert - ich habe immer einen Vorrat an Holzspatel vom Eisessen übrig. Die Eisstiele werden kurz gespült, getrocknet und bei Bedarf auf Schleifpapier kurz angeschliffen. Mit einem Objektträger in den Backentaschen zu hantieren wäre mir nicht so in den Sinn gekommen. Auch nicht bei geschliffenen Rändern.

Bleibt gesund
Martin
Grüße von
Martin alias hebi19

Motic BA-300, div Lomo, Stereo-Mikroskop noname

plaenerdd

#6
Hallo Martin,
ich bin bisher auch nicht auf die Idee gekommen, aber einen Ausstrich macht man ja bekanntlich, in dem man einen Objektträger schell über einen anderen schiebt. Also warum nicht gleich das Objekt der Begierde mit dem OT zu Tage fördern. Das leuchtet mir schon ein.

Hallo Peter,
Zitat von: Peter VBekantete OTs sind auch eher wenig verbreitet..
Als Mikroskopsammler solltest Du doch besonders daran interessiert sein, Dir die Mikroskoptische nicht mit unbekannteten OTs zu zerschaben und wer sich schon die Mühe macht mit viel Aufwand Dauerpräparate herzustellen, wird auch lieber ein paar Euro mehr ausgeben und bekantete OTs kaufen, weil die einfach schöner sind. Auch Ausstriche gelingen damit viel besser als mit den unregelmäßigen Unbekannteten, womit wir wieder beim Thema wären. Ich kaufe jedenfalls keine Unbekannteten mehr.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
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Christoph F

Hallo,
danke für die Antworten. Kann es also auch sein, dass man mit dem Wattestäbchen einfach zu wenig Material aufnimmt? Ich werde es einfach mal mit dem Spatel oder dem Löffel probieren, aber besteht dann immer noch die Gefahr das Material zu zahlreich abzuspülen beim Entfernen der Färbelösung? Habt ihr dazu vielleicht Tipps?
LG Christoph
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plaenerdd

#8
Hallo Christoph,
ja ich denke das Wattestäbchen ist zu sanft. Andererseits ist gerade bei mikroskopischen Präparaten weniger oft mehr (Besser schöne Einzelzellen, als dicke Zellklumpen). Versuch macht kluch. Probiere es aus, einschließlich der gegebenen Tipps zur Fixierung. Nach meiner Erfahrung reicht eine Hitzefixierung auch mit dem Feuerzeug aus. "Fixierung" im mikropräparatorischen Sinn meint übrigens nicht die Befestigung am OT (das passiert schon beim Trocknen), sondern die weitestgehenden Formerhaltung der zu präparierenden Strukturen. Dabei geht es meist darum die wesentlichen Strukturen zu verfestigen, also z.B. Eiweiße gerinnen zu lassen. Das geht mit Alkohol, aber auch mit Hitze (Beispiel: Spiegelei).

Du kannst die Mundschleimhautzellen auch als Frischpräparat ungefärbt betrachten. Dann bietet sich allerding der Phasenkontrast an, da diese Objekte nur geringen Amplitudenkontrast aufweisen.

Beste Grüße
Gerd
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Peter V.

#9
Hallo,

ich habe es nie mit Wattestäbchen probiert, bin mir aber sicher, dass das nicht funktionieren kann! Du brauchst wirklich schon einen richtigen weisslichen Tropfen. Schab doch einfach mal mit einem Teelöffel zwei oder dreimal mit mässigem Druck an an der Wangeninnenseite entlang. Dann klopfst Du den Löffel auf dem Objektträger ab.

Herzliche Grüße
Peter
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Christoph F

Danke,
das hat mir Klarheit verschafft. Ich werde es auf jeden Fall einmal mit dem Teelöffel probieren. Da ich mich an die Trockenzeiten gehalten habe sollte das wegspülen der Zellen kein Thema mehr sein. Danke für die vielen Tipps!
LG Christoph
Wissen ist nicht mit Können gleichzusetzen. Können entsteht aus Wissen und 10000 Wiederholungen.

junio

Loriot empfiehlt als Entnahmeort von Epithelzellen aus der Mundschleimhaut mittels Objektträgern grundsätzlich nur Fremdbacken.
Diesen Quatsch, lieber Christoph, solltest Du mir verzeihen.
Grüße von Jürgen

A. Büschlen

Zitatich habe es nie mit Wattestäbchen probiert, bin mir aber sicher, dass das nicht funktionieren kann!

Warum soll das nicht gehen?

Mit dem Wattestäbchen 3-4 mal li un re die Wangeninnenseite abstreichen, Wattestäbchen auf den OT tupfen und ein Tröpfchen Wasser dazu, DG drauf und fertig ist ein Präparat mit vielen Mundschleimhautzellen. Ungefärbt ideal für Phasenkontrast, suboptimal  bei Durchlicht/ Hellfeld ---> mit der Aperturblende spielen. Einfach probieren!

Mann steck nicht alles in den Mund! OT's jedenfalls nicht.

Gruss Arnold
Schwerpunkt z.Z.:
- Laub- und Lebermoose.
- Ascomyceten als Bryoparasiten.
- Nikon Optiphot I mit HF, DIC.
- Nikon Microphot mit HF, Pol.
- Zeiss Standard Universal mit HF, Ph, Pol.
- Wild M3Z mit Ergotubus.
- Nikon SMZ-U Zoom 1:10 mit ED Plan Apo 1x.

treinisch

Hallo,

Zitat von: A. Büschlen in April 14, 2020, 10:36:15 VORMITTAG
Zitatich habe es nie mit Wattestäbchen probiert, bin mir aber sicher, dass das nicht funktionieren kann!

Warum soll das nicht gehen?

Mit dem Wattestäbchen 3-4 mal li un re die Wangeninnenseite abstreichen, Wattestäbchen auf den OT tupfen und ein Tröpfchen Wasser dazu, DG drauf und fertig ist ein Präparat mit vielen Mundschleimhautzellen. Ungefärbt ideal für Phasenkontrast, suboptimal  bei Durchlicht/ Hellfeld ---> mit der Aperturblende spielen. Einfach probieren!

positiv! Ich habe das schon oft gemacht, auch mit Schülern. Immer Wattestäbchen, dann auf OT abrollen, kurz durch Flamme, färben, abspülen, fertig. Gab nie irgendein Problem dabei.

Herzliche Grüße
Timm
Gerne per Du!

Meine Vorstellung.

ortholux

Ähm....hab ich das was nicht verstanden oder bin ich wieder mal zu pragmatisch? Oder ist das Werkzeug, das wir alle ständig mit uns herumtragen, zu banal?

Also, warum nehmt Ihr nicht Euren Fingernagel?

Wolfgang