Liebe Kollegen,
um die coronainduzierte Langeweile etwas zu versüßen, habe ich mir ein besonderes Spielzeug gegönnt.
Ein aufmerksames Forumsmitglied (herzlichen Dank, lieber Falk) rief mich vor drei Wochen einigermaßen aufgeregt an, da ein angeblich eigenartiges SM bei ebay angeboten wäre.
Er hatte recht. Der Revolver war völlig anders montiert, als man es vom SM kannte. Und: KEINE SERIENNUMMER. Das ließ mich aufhorchen. Den ganzen restlichen Tag habe ich die Bilder des Angebots runtergeladen, bearbeitet, optimiert, etc., um auch die letzte Nuance herauszuarbeiten. Es gab keinen Zweifel. Ein Vorserienmodell.
Sofort habe ich den Verkäufer angeschrieben. Hut ab! Er bestand auf "gleiche Chancen für alle" und wollte das Mikroskop nicht aus der Auktion nehmen. Das Angebot dauerte 10 Tage. Ich weiß nicht ob (außer ein werdender Vater) jemand nachvollziehen kann, wie lange 10 Tage sein können. Ich vertraute darauf, daß alle anderen da draußen, genauso wie ich, lediglich ein SM mit einer etwas höherwertigen Objektivausstattung und einem Binotubus sahen. Somit hatte ich die Hoffnung, daß es eben für den üblichen SM-Preis zu erstehen wäre.
Aber mal ehrlich - was ist ein Vorserien-SM wert? Genau, nämlich wie es der übliche, auch von mir gern zitierte Spruch, "etwas ist genau soviel wert, wie jemand bereit ist, dafür zu zahlen" beschreibt. Selbstverständlich habe ich vieeeel höher geboten als ein noch so gut ausgestattetes SM jemals bringen könnte.
Nungut - nun ist es hier, die Spannung soweit aufgelöst. Die Freude riesig. Worum handelt es sich also?
Ein Leitz-SM.

Hier hatte es auch jemand gut gemeint und nochmal ordentlich Nähmaschinenöl in den Triebkasten gepumpt.

Was unterscheidet es von einem Serien-SM?
Bleiben wir beim Triebkasten. Zunächst einmal die Deckplatte. Mit Logo aber ohne Sereinnummer.

Der ganze Triebkasten ist anders geformt, als der der Serien-Geräte.
Aktuell sieht es so aus, als wäre das SM nur mit einem Grobtrieb ausgestattet. Es kann aber auch der bekannte Kombinationstrieb sein, wobei der Feintrieb nicht funktioniert. Momentan mag ich den Triebkasten nicht öffnen.

Auch überragt er seitlich nicht den Stativarm.

Dieser Arm ist schmaler als der des Serien-SM

Ein weiterer wesentlicher Unterschied ist die Gestaltung des Revolvers.

Das Foto zeigt auch, daß die Vorserie ca. 1 cm niedriger ist.
Dafür ist die Bodenplatte größer.

Der Binotubus ist identisch mit dem frühen Pol-Bino von Laborlux (bzw. KM-Lux) und Dialux. Jedoch nicht mit Bajonett sondern mit Ringschwalbe ausgerüstet.

Hier ein Vergleich zum modernen Binotubus

Ob das Lampenhaus original dazu gehört, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich unterstelle es einfach mal.


Alles in allem, ein wunderbares Schätzchen und eine schöne Bereicherung der Sammlung. Interessant ist auch, daß Leitz viele Prototypen abgegeben hat. Ob an gute Kunden zum Testen, oder einfach weil man sich für die eigene Geschichte nicht interessierte. Ich weiß es nicht. Jedenfalls taucht immer wieder etwas auf, das in keinem Katalog zu finden ist.
Zum Schluß noch ein Vergleich mit der 2. Generation des SM, welchen einen eckigeren Triebkasten bekam. Jedoch anders als der der Vorserie.

Ich wünsche Euch das selbe Vergnügen beim Lesen, wie ich es beim Schreiben und Ersteigern hatte.
Wolfgang