Mikroskop fürs Studium (Biologie)

Begonnen von sciophyt, April 26, 2020, 07:49:24 VORMITTAG

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sciophyt

Hallo,

ich bin sciophyte und studiere Biologie mit Hauptaugenmerk Botanik. Um mich auch in der Freizeit mit haupt. Pflanzenanatomie (fallweise auch Pollen-, Algen-, Parasiten-, Moosebestimmungen) auseinandersetze zu können möchte ich mir ein Durchlichtmikroskop zulegen, nur die große Frage ist eben welches? Hab mir zwar schon vieles angesehen und recherchiert, aber den Wald erkenn ich vor lauter Bäume nicht mehr.
Was den Preis angeht sollte er ca. 1000€ max. betragen.

Wegen der Ausstattung habe ich mir natürlich auch schon Gedanken gemacht, nur die Frage ist halt in wieweit ist das realisierbar mit dem Budget und sinnvoll (Bsp. wär ein Trinokular schon sinnvoll wenn ich Fotos machen möchte in Zukunft, oder zB Phasenkontrast ja/nein, .....)

Ich hoffe, es kann mir jemand von euch ein paar Tipps geben worauf ich am besten schauenn sollte, um die Katze nicht im Sack zu kaufen oder kann mir direkt ein Mikroskop empfehlen.

rem_online

Ich hatte diesen Text mal für eine andere Gelegenheit geschrieben, hier passt es aber genau:

Mein wichtigstes Kriterien für ein ideales Anfänger- bzw. Amateur-Mikroskop wären Aufrüstmöglichkeiten innerhalb derselben Marke oder desselben Systems, da der Anfänger nicht immer weiß, welche Komponenten von Drittanbietern passen und welche nicht. Daher ist es meiner Meinung nach von großem Vorteil, wenn eine Marke alle gängigen Zubehörteile für  Kontrastverfahren (in der Regel über austauschbare Kondensoren), und sowohl C-Mount- als auch DSLR-Adapter mit Projektionsoptik für ihre Amateurmikroskope anbietet. Das Spiel mit dem Kontrast und die Möglichkeit, die Ergebnisse zu dokumentieren erhält die Hobbymikroskopie als ein spannendes Abenteuer und vermeidet Frustration nach der ersten Phase der Beschäftigung mit den Grundlagen.

Es ist erstaunlich, wie klein der Markt wird, wenn man diese beiden Kriterien, Kontrast und Dokumentationsvielfalt, berücksichtigt. Viele Anbieter bieten keinen Phasenkontrast für ihre Mikroskope an, und viele bieten nur C-Mount-Adapter (oder DSLR-Adapter ohne richtige Projektionsoptik) an. Sogar einige neuere Linien wie Motic red line oder Euromex blue line leiden unter diesem Problem. Bei Gebrauchtgeräten sind nicht alle dieser Teile immer so einfach verfügbar, oder es sind Anpassungen erforderlich für die das richtige Werkzeug fehlt.

Die positiven Beispiele sind Bresser Bioscience, Motic B1 und Euromex BScope. Alle liegen in der Größenordnung von 600,- Euro, so dass dies eine Schallmauer ist, die ein Anfänger wissen sollte. Wenn man unter 600,- Euro kauft, erhält man ein schönes Hellfeldmikroskop, aber man wird sehr wahrscheinlich auf Filterhalter-Kontrastmodule (d.h. kein Phasenkontrast) und C-Mount-Kameras (d.h. keine DSLR und schnelle Videos) beschränkt sein. Beides mag für viele Anwender o.k. sein, aber mit den drei genannten Modellen eröffnet sich eine andere Welt.

Das Motic B1 ist das am traditionellsten aussehende Mikroskop der drei Modelle, bietet aber in den neueren Modellen schon 3W LED-Beleuchtung, Semiplan-Objektive, Phase, DF und Pol Plugin-Optionen, und einen 2,5x Projektions DSLR-Adapter zusätzlich zum C-Mount Adapter. Wer Leitz Mikroskope der 80er/90er mag, hat hier eine gute Alternative als Neuware. Motic ist eine beliebte Marke.

Das Bresser Bioscience sieht moderner aus, hat aber eine 30W Halogenbeleuchtung, die leistungsfähig ist, aber keine LED. Weitere Merkmale sind wie beim oben beschriebene Motic B1, z.B. Semiplan-Objektive, Ph/DF/Pol und DSLR-Projektion. Die Kontrastmodule sind keine Plugin-Module, sondern austauschbare Kondensoren. Bresser hat keinen hohen Wiederverkaufswert, aber die Firma ist beim Zubehör erstaunlich systemtreu und Zubehör ist bei den aktuellen Modellen über viele Jahre hinweg kaufbar.

Das Euromex BScope ist das am modernsten aussehende Mikroskop, mit 3W LED, Plugin-Modulen und Kondensoren sowie 2,0x Projektion für DSLR. Es ist das teuerste der drei Modelle, und wenn man zusätzlich 200,- Euro investiert, erhält man alternativ Unendlich-Objektive. Die sind für die Fotoadaption vorteilhaft, da weniger chromatische Restfehler am Fotoport verbleiben. Euromex ist ebenfalls ein solider Anbieter.

Ich weiß, dass der Kauf eines Mikroskops in hohem Maße Geschmackssache ist. Mir ist auch bewusst, dass das 600,- Euro-Mikroskop durch das Hinzufügen aller genannten Aufrüstungsoptionen sich schnell in eines zum doppelten Preis verwandelt. Aber gerade solche Upgrades halten das Mikroskop interessant und die Hobbymikroskopie spannend. Alle meine Mikroskope, die mich dauerhaft zufriedenstellten, haben ungefähr diesen Betrag verschlungen. Egal ob Neugerät oder Gebrauchtkauf. Manche sofort, manche über viele Jahre.

Jedenfalls würde ich eher mit einem 600,- Euro Trinokularmodell starten und dann noch brauchbare Kameraadaption und ein erstes Kontrastverfahren hinzufügen als alles Geld für ein reines, evtl. sogar nur binokulares Hellfeldmikroskop auszugeben. Auch das ist Geschmackssache, aber die Systemausbaubarkeit hat etwas sehr befriedigendes nach dem Kauf.

Grüsse,

Ralf


Zeiss Primostar HF Phaco
Olympus CH 20 HF DF
Novex K(B) HF Phaco
Hund Vb 365 Wilozyt HF DF Phaco
Zeiss Standard 18 LED HF Pol DIC
Leitz HM-Lux I HF DF Rheinberg

deBult

Reading the German language is OK for me, writing is a different matter though: my apologies.

A few Olympus BH2 and CH2 stands with DIC and phase optics.
The correct number of scopes to own is N+1 (Where N is the number currently owned).

Herbert Dietrich

Hallo Ralf,

wenn ich die Wahl hätte dann würde ich Dein Zeiss Standard 18 nehmen, da ist man auf gar nichts beschränkt.
Man kann immer wenn es der Geldbeutel erlaubt, ausbauen nach Herzenslust. Warum hast Du das in Deiner umfangreichen Ausführung nicht erwähnt?

Herzliche Grüße

Herbert

JB

Hallo,

Diese Beitraege (mit Links!) gehen auf Ihre Frage ein und sind lesenswert wenn Sie die noch nicht kennen:

Mikroskop-Kaufberatung für absolute Anfänger https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=9026.0
Kaufberatung - Was muss ein Mikroskop für die Pilzbestimmung können? https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=21688.0

Ebay-Kaeufe von gebrauchten Mikroskopen sind besonders als Anfaenger risikobehaftet. Wenn Sie ein Mikroskop ueber den Mikromarkt suchen wuerden Sie hoffentlich ein gut erhaltenes Gebrauchtgeraet finden. Vorher sollten Sie sich aber genau ueberlegen wie das Mikroskop ausgestattet sein soll, dabei helfen die Links oben. https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?board=5.0

Viel Erfolg,

Jon

rem_online

Mein Zeiss Standard 18, das ich sehr mag,  ist genau das, was ich als ewiges Projekt bezeichnen würde. Ich habe es etwa 1994 günstig bekommen, aber sofort das Problem gehabt dass die Beleuchtung für DIC zu schwach war. ich hatte mir sogar die extra Stativplatte für grössere Lampenhäuser und einen Adapter für meine Pentax SLR besorgt, nebst Kompensationsokular. Die Lampenhäuser gab es dann nicht mehr, und waren mir auch zu teuer. Also erst mal Hellfeldmikroskopie, wobei Ergonomie anders aussieht, zumindest im Vergleich zu meinem Olympus.  Es folgten die Anschaffung einer Dunkelfeldblende, eines Optovar Revolvers und weiterer Plan- und Ph-Objektive, aber so richtig bergauf ging es erst um 2010, als es LED Nachrüstbeleuchtungen für die Standards gab. Da ging echt die Sonne auf. Digitalkameras und 0,5x C-Mount Adapter wurden seit 2015 auch erschwinglich, alles wird gut. Bleibt es aber nicht, denn die ersten Delaminierungen z.B. an den DIC-Schiebern treten auf, sind zwar noch optisch nicht störend, aber unlaminierter Ersatz dürfte schwer bis gar nicht aufzutreiben sein. Kürzlich ging allein ein Wechselrevolver mit 2 DIC Schiebern auf Ebay für 800,- Euro weg. Verharzt ist noch nichts, aber ich fürchte den Tag wenn es anfängt. Das stört mich alles nicht, aber wenn ich gerade im Studium bin will ich ja nicht 15 Jahre warten und Teile jagen bis ich alles so habe wie ich es gerne hätte. Das ist eben anders, wenn es das Zweit- oder Drittmikroskop ist, da macht das sogar Spaß, wenn man nach jahrelanger Suche endlich das gewünschte Teil zum richtigen Preis findet.

Ich kann Zeiss Standard und vergleichbare gebrauchtmikroskope empfehlen, wenn man etwas Erfahrung und Zeit hat. Aber als ich selber im Bio-Studium ein Mikroskop brauchte, habe ich mir auch was gekauft was sofort komplett und benutzbar war.
Zeiss Primostar HF Phaco
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David 15

Hallo Ralf,

ich sehe die Situation ehrlich gesagt so wie Herbert und auch ich würde ein Zeiss Standard empfehlen. Das Biologie Studium habe ich ebenfalls seit kurzem hinter mir und man benötigt kein DIC, Optovar, und auch nicht zwingend einen Fototubus, vor allem in Anbetracht des Anwendungsgebietes des Fragestellers. Für Pflanzenschnitte und ähnliches reicht ein einfaches Hellfeldmikroskop völlig aus, Phasenkontrast mag hin und wieder von Vorteil sein aber ist von Beginn an auch kein muss.

In jedem Mikroskopiekurs während meines Biologiestudiums war es uns untersagt Fotos zu machen. Warum ? Um das Auge zu schulen und das gesehene auch wirklich zu verstehen und auf Papier zu bringen. Das sind Grundlagen die man erstmal lernen muss.

Wenn man von einem Forumsmitglied oder einem Händler ein anständiges Standard erwirbt ist es auch komplett und kann sofort benutzt werden. Und bis bei den Trieben was zu harzen beginnt, sollte das Studium auch schon Geschichte sein  ;)

Viele Grüße
David
''Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.'' ( Albert Schweitzer)

Vorstellung: ''Hier''

Ulf Titze

#7
Hallo Sciophyt (irgendein realistischer Name wäre schöner),

Zitat von: sciophyt in April 26, 2020, 07:49:24 VORMITTAG
Wegen der Ausstattung habe ich mir natürlich auch schon Gedanken gemacht, nur die Frage ist halt in wieweit ist das realisierbar mit dem Budget und sinnvoll (Bsp. wär ein Trinokular schon sinnvoll wenn ich Fotos machen möchte in Zukunft, oder zB Phasenkontrast ja/nein, .....)

Das ist genau die richtige Frage. Für Pflanzenhistologie brauchst Du keinen Phasenkontrast, DIC oder andere Kontrastverfahren. Den Kontrast realisiert Du mit den Färbungen. Für die Histologie wählt man ein sauberes Hellfeld mit möglichst großen Sehfeldern (Sehfeldzahl 20 als Minimalstandard, besser Sehfeld 22 oder 23, gerne auch mehr). Man braucht vorwiegend schwache Objektive (optimaler Objektivsatz 2x, 5x, 10x, 20x, 40x), die aber gut plangeebnet sein sollten, weil man sonst bloß rumfokussiert. Ölimmersionen braucht man so gut wie nie. Achromatische Korrektur reicht dicke, Plan-Fluorite sind schön, Planapochromate sind besonders empfindlich gegenüber Dickeunterschieden der Schnitte, würde ich daher nicht nehmen. Da es aber nicht eben leicht ist, ein sehr schwaches Übersichtsobjektiv vollständig sauber auszuleuchten, kommen nur fortgeschrittenere Baureihen mit leistungsstarker Beleuchtung in Betracht.

Eine weitere wichtige Frage ist, inwieweit für Dich als (angehenden) Biologen auch Anwendungen im Phasenkontrast relevant sind. Ein Mikroskop, das die o.g. Eigenschaften hat, sollstest Du aber auch im Nachhinein entsprechend ausrüsten können.

Alleine für eine wissenschaftlich akzeptable Fotoanpassung würde ich zusätzlich 1000€ Minimum ansetzen.

Bei der Frage des Fabrikates steht zunächst die Entscheidung, ob Du explizit ein Neugerät kaufen möchtest, oder auch ein Gebrauchtgerät in Frage kommt. Meine Einschätzung ist, dass Du mit den genannten Neugeräten nicht dieses Niveau erreichen wirst, das Du als angehender Biologe vermutlich anstrebst. Entsprechend leistungsfähige Neugeräte erhälst Du vor allem von den großen Herstellern Zeiss, Leica, Olympus und Nikon - da liegst Du dann weit jenseits der avisierten 1000€ (vermutlich das 3- oder 4-fache, mit Leichtigkeit aber auch mehr). Die Geräte aus China (Motic) sollen auch gut sein, die kenne ich aber nicht.

Mit einem gut gewarteten Gebrauchtgerät kommst Du m.E. nach weiter. Ich würde ein gebrauchtes Leitz nehmen, weil Du damit die Forderung nach großen Sehfeldern und Planebnung m.E. am besten realisieren kannst. Die Laborluxe der 80er sind derzeit günstig zu haben und können ohne viel Aufwand mit NPL-Achromaten und SFZ20-Okularen ausgestattet werden. Oft haben diese Laborluxe schon einen Fototubus. Die Maximalvarianten stellen die Orthoplane dar, die liefern gar Sehfeld 24 bis 26, aber da werden 1000€ knapp, wenn es gut in Schuss sein soll.

Die Zeiss Standards sind ebenfalls sehr empfehlenswert, nur sehe ich die für die histologischen Anwendungen gegenüber Leitz etwas im Nachteil. Es gibt zwar Okulare mit Sehfeld 20 für das Standard-System von Zeiss, aber die sind selten und werden dann teuer. Da sind die 18er Sehfelder deutlich weiter verbreitet, was ich für Histologien schon sehr eng finde. Es gibt von Zeiss eine schöne Reihe an Planachromaten, allerdings ist das Sortiment bei Leitz m.E. breiter. Insbesondere die alten NPL-Achromate aus der 170mm-Ära sind bombastisch gut plangeebnet, bis Sehfeld 20 allemal, wahrscheinlich eher bis Sehfeld 24 (meine eigenen Tests!) - und sind meist günstig zu haben).

Vor dem Kauf solltest Du das Gerät aber testen können, sowas kauft man sich mit langfristigem Hintergrund.

Viel Erfolg bei der Entscheidung!

Gruß

Ulf
"Do not worry about your problems with mathematics, I assure you mine are far greater." (A. Einstein)

"Komm wir essen Opi!" - Satzzeichen können Leben retten!!!

Peter Reil

Zitat von: rem_online in April 26, 2020, 14:15:04 NACHMITTAGS
Mein Zeiss Standard 18, das ich sehr mag,  ist genau das, was ich als ewiges Projekt bezeichnen würde. Ich habe es etwa 1994 günstig bekommen, aber sofort das Problem gehabt dass die Beleuchtung für DIC zu schwach war.

Hallo,

dann hätte ich gerne gwusst, wie du das Problem mit den von dir oben empfohlenen Mikroskopen von Bresser oder Euromex gelöst hättest......  ;)

Den Empfehlungen von Ulf, David und Herbert möchte ich mich anschließen.

Freundliche Grüße
Peter
Meine Arbeitsgeräte: Olympus BHS, Olympus CHK, Olympus SZ 30

rem_online

Hallo Peter,

ich verstehe Deine Frage nicht. Welches Problem meinst Du? Das 15W Glühlampe für DIC nicht befriedigen? Oder das es eben dauert, bis ein gebrauchtes Mikroskop alle Teile hat, die es richtig rund machen? Das war doch nur eine Antwort auf die Frage, warum ich einige Neugeräte im angefragten Preisbereich vorgeschlagen habe, obwohl ich selber auch andere Wege gegangen bin.  Tatsächlich habe ich über die Jahre beides getan, Neugeräte gekauft und gebrauchte Mikroskope wieder aufgebaut, je nach Geldbeutel und Ziel des Vorhabens.

Und, warum ist es so schlimm, wenn Jemand sagt: "ich habe Betrag X, möchte Hellfeld und Phaco, was denkt Ihr?", und man dann tatsächlich seine Angaben ernst nimmt und nicht schreibt, also, unter 2000,- Euro geht hier ja mal gar nichts?? Und wenn nicht Zeiss oder Leitz draufsteht gibt es kein Bild? Das ist ja nun echt nicht so. Ich habe vor 30 Jahren als Student mit viel schlechteren Geräten arbeiten müssen, und habe trotzdem alles sehen können, was ich sehen musste.

Grüsse,
Ralf
Zeiss Primostar HF Phaco
Olympus CH 20 HF DF
Novex K(B) HF Phaco
Hund Vb 365 Wilozyt HF DF Phaco
Zeiss Standard 18 LED HF Pol DIC
Leitz HM-Lux I HF DF Rheinberg

sciophyt

#10
Hallo,

danke für die viele Rückmeldung!

Zitat von: Ulf Titze in April 26, 2020, 15:14:40 NACHMITTAGS
Hallo Sciophyt (irgendein realistischer Name wäre schöner),

Zitat von: sciophyt in April 26, 2020, 07:49:24 VORMITTAG
Wegen der Ausstattung habe ich mir natürlich auch schon Gedanken gemacht, nur die Frage ist halt in wieweit ist das realisierbar mit dem Budget und sinnvoll (Bsp. wär ein Trinokular schon sinnvoll wenn ich Fotos machen möchte in Zukunft, oder zB Phasenkontrast ja/nein, .....)
Mit einem gut gewarteten Gebrauchtgerät kommst Du m.E. nach weiter. Ich würde ein gebrauchtes Leitz nehmen, weil Du damit die Forderung nach großen Sehfeldern und Planebnung m.E. am besten realisieren kannst. Die Laborluxe der 80er sind derzeit günstig zu haben und können ohne viel Aufwand mit NPL-Achromaten und SFZ20-Okularen ausgestattet werden. Oft haben diese Laborluxe schon einen Fototubus. Die Maximalvarianten stellen die Orthoplane dar, die liefern gar Sehfeld 24 bis 26, aber da werden 1000€ knapp, wenn es gut in Schuss sein soll.
Ich glaub ich werd Ulfs Rat folgen und in Richtung Laborluxe schaun  und es gegebenenfalls wie du meinst ,,aufleveln". Kann mich dem was du sagst nur anschließen was ich so schon in anatomischen Übungen mitbekommen habe! Leider fällt wegen Covid19 eine Übung zur Lichtmikroskopie aus,  bei dem jeder selber eins planen und  zusammenbauen muss, wär jetzt sicher hilfreich.

Zitat von: David 15 in April 26, 2020, 14:50:59 NACHMITTAGS
In jedem Mikroskopiekurs während meines Biologiestudiums war es uns untersagt Fotos zu machen. Warum ? Um das Auge zu schulen und das gesehene auch wirklich zu verstehen und auf Papier zu bringen. Das sind Grundlagen die man erstmal lernen muss.

Naja, es geht ja mehr um die Freizeitanwendung, oder zum Erledigen von Aufgaben von daheim. Ja zeichnen ist schon sehr wichtig, weil da lernt man die Objekte zu analysieren , aber nimmt nach länger Zeit den Spaß und man erfasst nie das Objekt 100% detailgetreu. Ich möchte eben in diese Richtung schon einplanen, Aufnahmen machen zu können und diese in Arbeiten von mir einbauen zu können. Bei uns meinten auch die Profs. das wir in den Übungen Fotos machen dürfen und sollen neben den Zeichnungen.

LG Lukas

Bob

Eine schöne Erleichterung für das Zeichnen am Mikroskop ist ein Zeichentubus, der zwischen Mikroskopkopf und Beobachtungstubus gesetzt wird. Das waren aber teilweise (Zeiss West) sehr durchdachte und teure Dinger, die preislich nicht im Einklang mit einem günstigeren Importmikroskop stehen würden. Gebraucht sind sie dagegen z.B. fürs Zeiss Standard recht bezahlbar.

Viele Grüße,

Bob

Fahrenheit

Hallo Scyophyte,

hier noch einige kleine Ergänzungen. Vorweg gesagt: ich beschäftige mich als Laie absolut überwiegend mit Pflanzenschnitten.

Hellfeld und Polarisationskontrast:
An Kontrastverfahren reichen Hellfeld (wie oben beschrieben) und Polarisationskontrast, der aber mit zwei Polfolien bei eigentlich jedem Mikroskop nachgerüstet werden kann. Schöner ist's natürlich, wenn man die für das jeweilige Mikroskop gebauten Filter hat.
Bei gefärbten Präparaten sorgt die Färbung für die Differenzierung der jeweiligen Gewebe, bei ungefärbten frischen Schnitten zeigt der Polarisationskontrast sklerifizierte Gewebe und z.B. Calciumoxalat.

Alternative Fotoadabtion einfach und günstig:
Fotos kann man auch recht günsig mit dem Handy durch das Okular erstellen. Dazu gibt es um die 65 Euro z.B. eine Universalhalterung von Celestron - den NexYZ Smartphone Adapter. Hier eine kleine Rezenzion zu dem Teil: http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/mikroskopische_technik/274.html
Beispielfotos sind dort ebenfalls zu sehen. Voraussetzung sind Planobjektive. M.E. reicht diese Art der Fotodokumentation auch für wissenschaftliches Arbeiten - zumindest mit der Bildqualität der üblichen Literatur und Paper im Hinterkopf. Der Ausbau mit Trinotubus und fester Kamaraadaption ist bei entsprechenden Geräten später immer möglich. Manchmal muss man bei Gebrauchtgeräten etwas warten, bis der Markt das gesuchte Teil zum akzeptablem Preis hergibt. ;)

Mikromarkt im Forum:
Stelle gerne mal eine Anfrage hier in Markt. Ggf. hat einer der Foristen, was Du suchst und kann bei der Inbetriebnahme unterstützen. In der Regel kannst Du auch eine Rückgabe vereinbaren, wenns nicht passen sollte.

Pflanzenpräparate und botanische Mikrotechnik:
Hier noch zwei Links auf die Seiten des Mikroskopischen Kollegiums Bonn:
http://www.mikroskopie-bonn.de/themenseiten/erstellung_pflanzlicher_dauerpraeparate/index.php
http://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/index.html

Herzliche Grüße
Jörg

p.s.
Alt aber immer noch richtig: Nur was Du gezeichnet hast, hast Du wirklich verstanden. ;)
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM