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Fragilaria von der Donau

Begonnen von Wes, Mai 13, 2020, 19:04:04 NACHMITTAGS

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Wes

Mir ist erst kürzlich aufgefallen, dass der braune Abschaum, der auf Steinen und Wasserpflanzen in Flüssen schwimmt, von Kieselalgen wimmelt. Tatsächlich vermute ich, dass die Xanthin-Pigmente der Kieselalgen dem Abschaum seine deutliche bräunliche Farbe verleihen.

Hier präsentiere ich einige Aufnahmen von Fragilaria (korrigieren Sie mich, wenn meine ID falsch ist) aus dem Wiener Donauabschnitt.

Der Plan ist nun, ein Stück glattes, flaches Glas einzutauchen, es etwa einen Monat lang im Fluss bleiben zu lassen und dann die Oberfläche abzukratzen, um zu sehen, welche Kieselalgenarten es besiedelt haben.

Mit freundlichen Grüßen
Wes


CZJ Apo 40/0,95


Zeiss Neofluar 40/0,75 Ph2


Zeiss Neofluar 40/0,75 Ph2

Wes

Danke ADi, mir gefällt auch das DIK-Bild am besten.

Beste Grüße
Wes

Fahrenheit

Lieber Wes,

tolle Aufnahmen!

Statt eine Glasscheibe in den Fluss zu hängen, kannst Du zwei Objektträger mit Gummibändern aneinander klemmen und diese benutzen. Dann hast Du den Aufwuchs gleich da, wo Du ihn als Mikroskopiker haben willst: auf dem Objektträger. Und da Du zwei aneinander befestigt hast, ist eine Seite sogar schon ziemlich sauber.

Jetzt musst Du über die Zeit nur steuern, dass der Belag nicht zu dick wird, also zu viele Individuen übereinander liegen. Am besten hängst oder legst Du mehrere Objetträgerpärchen in das Gewässer und nimmst tageweise je eins raus ...

Herzliche Grüße
jörg   
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Wes

Vielen Dank und Interessante Idee Jörg!

Anstelle von Objektträgern könnte es vorteilhaft sein, stattdessen Deckgläser zu verwenden. Wenn ich es schaffe, eine Seite trocken und sauber zu halten und die Kieselalgen die andere Seite besiedeln zu lassen, würde dies das beste Bild unter dem Mikroskop ergeben (die Bildqualität nimmt ab, wenn sich das Objekt von der Deckgläser-Oberfläche entfernt). Ich muss mir einen praktischen Entwurf ausdenken.

Mit freundlichen Grüßen
Wes

plaenerdd

Hallo Wes,
in Teichen hat sich dieses Modell bewährt. Vielleicht funktioniert es auch im Fluß, wenn die Strömung nicht zu stark ist.
Deckglas ist sicher etwas schwieriger.
Bin gespannt auf Deinen Entwurf!
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

bernd552

Zitat von: Wes in Mai 13, 2020, 19:04:04 NACHMITTAGS
Der Plan ist nun, ein Stück glattes, flaches Glas einzutauchen, es etwa einen Monat lang im Fluss bleiben zu lassen und dann die Oberfläche abzukratzen, um zu sehen, welche Kieselalgenarten es besiedelt haben.

Hallo Wes,

ein Monat ist schon "sportlich" ähnliches habe vor kurzer Zeit in einem stehenden Gewässer gemacht (unterschiedlich behandelte Deckgläser in unterschiedlicher Tiefe - beflammt / hydrophil beschichtet - es ging mir aber nicht um Diatomeen), nach einer Woche war alles mehrlagig zugewachsen .... und es waren massig Diatomeen dabei. 

LG
Bernd

Alex H.

Hallo miteinander,

die Idee Objekträger oder Deckgläser in Gewässer zu hängen um Mikroorganismen dort ansiedeln zu lassen wo man sie dann später zum Mikroskopieren braucht finde ich sehr interessant! Ich glaube dass diese Methode eine sehr gute Möglichkeit sein könnte Organismen in ihrem natürlichen Verbund zu untersuchen.
Aber wie verfährt man dann nach dem Bergen der Proben damit? Lassen sich hiervon Dauerpräparate anfertigen, ein Tropfen Euparal oder Hoyer's Gemisch drauf, abdecken und fertig?

Zitat von: Wes in Mai 13, 2020, 22:13:45 NACHMITTAGSWenn ich es schaffe, eine Seite trocken und sauber zu halten und die Kieselalgen die andere Seite besiedeln zu lassen, würde dies das beste Bild unter dem Mikroskop ergeben (die Bildqualität nimmt ab, wenn sich das Objekt von der Deckgläser-Oberfläche entfernt). Ich muss mir einen praktischen Entwurf ausdenken.

Zwei Deckgläser aufeinander legen und die Kanten mit Silikon, Heißkleber oder Kleber aus der Tube versiegeln wäre vielleicht eine Möglichkeit. Die Klebereste lassen sich nach dem Bergen der Proben vermutlich mit einer Rasierklinge einfach und sauber entfernen und die Gläser trennen. Oder die Gläser auf einer Seite zum Schutz komplett mit Silikon o. Ä. bedecken um so eine Besiedelung zu verhindern.

Zitat von: plaenerdd in Mai 13, 2020, 22:35:34 NACHMITTAGSin Teichen hat sich dieses Modell bewährt. Vielleicht funktioniert es auch im Fluß, wenn die Strömung nicht zu stark ist.

Ich habe einen langsam fließenden Bach direkt vor dem Haus, und werde die Methode auch mal ausprobieren.

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

plaenerdd

Hallo Alex,
Zitat von: Alex H.Aber wie verfährt man dann nach dem Bergen der Proben damit? Lassen sich hiervon Dauerpräparate anfertigen, ein Tropfen Euparal oder Hoyer's Gemisch drauf, abdecken und fertig?
Ich "ziehe" mir das lieber lebend "rein". Natürlich kann man solche Präparate auch fixieren und entsprechend je nach Eindeckmittel weiterverarbeiten (z.B. Alkoholreihe). Das kommt aber immer darauf an, was man sehen will. Amöben z.B. stelle ich mir schwierig vor, Kieselalgen hingenen schon besser. Aber das ist alles nicht so wie frisch.

Um zwei DG oder OT vor Wassereintritt zu bewahren würde ich eher Vaseline benutzen.
Bei OT's geht aber das sehr gut: Erst das DG direkt auf den originalen Wasserfilm auflegen und dann die andere Seite mit einem Tuch putzen. Wenn man zwei OT aneinander hatte, hält sich die Putzerei in Grenzen.

Das Aufwuchsverfahren kann man natürlich auch in Proben nutzen, die man auf der Fensterbank hat. Hier ein Beispiel aus meiner Schule.

Und noch ein ganz heißer Tipp: Das schwimmende Deckglas. Einfach auf einer Probe ein Deckglas schwimmen lassen und am nächsten Tag wieder abnehmen und auf einen OT platzieren. Da bekommt man oft Viecher zu sehen, die sich jedem anderen Zugriff entziehen.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Alex H.

Hallo Gerd,

vielen Dank für die vielen Tipps und den Link zum interessanten Beispiel aus deiner Schule!

Ich habe am Wochenende zwei Objektträger in den Bach vor unserem Haus und zwei weitere in eine veralgte Regentonne in unserem Garten gehängt. Dein Schulbeispiel und das Verfahren mit den schwimmenden Deckgläsern möchte ich ebenfalls noch ausprobieren.

Mir geht es bei den Präparaten ausschließlich um Algen, und anstatt die Objekträger nach dem Begutachten und Fotografieren der Organismen wegzuwerfen oder abzuwaschen werde ich einen Eindeckversuch wagen. Ich werde es mal mit einer Direkteinbettung in Hoyer's Gemisch und nach einer Entwässerung mit Isopropanol auch in Euparal versuchen.

Grüße
Alex
Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;

RainerTeubner

Hallo,

im Mikrokomos gab es einen Artikel von Prof. Nachtigall zu dem Thema "Deckgläschen schwimmen im Gartenteich".

Viel Spaß bei der Lektüre!

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

andr_brno

#10
Liebe Tümpler,
das schwimmende Deckglas war eine meiner ersten Lektionen hier (Gerd?) und hat sich seit Jahren bewährt, ein toller Tipp für alle, die gerne im Trüben fischen.
Mein Tipp für das tauchende Deckglas: Zwei Deckgläser und eine kleine Haarklammer, ein Centartikel aus dem Drogeriemarkt, gibt es auch in rosa, aber nicht in der Herrenabteilung.
Da das Wasser einen kleinen Kopf hat, kommt es doch zwischen die Gläschen. Besiedelt wird da aber nichts, und der hauchdünne Film zieht sich sofort nach dem Trennen zurück. Hat sich bewährt.
Besonders ergiebig im Moorwasser, wo sich bereits nach wenigen Stunden die Schalenamöben darauf heimisch fühlen - ich kann mal ein (schlechtes) Foto davon machen.
Grüße
Andreas

Siegfried

Hallo Wes
Ganz klasse Foto's von Fragilaria.
Bin absolut begeistert.
Ich hätte hierzu einige Fragen.
Unabhängig von der Fotobearbeitung, habe ich mit meinem Zeiss Neofluar 40/0,75 Ph2
noch nie eine solche Farbdarstellung im Phasenkontrast erreicht.
Welches Mikroskop hast du benutzt?
Wie bist du bei Foto2 und 3 vorgegangen?
An der Bea kann es doch nicht nur liegen.
Welche Kamera hast du verwendet?
Ich würde mich freuen, von deinen Erfahrungen zu lernen.

  Gruß von Siegfried

Wes

Vielen Dank an alle für die Fülle des zur Verfügung gestellten Wissens. Ich bin wieder einmal erstaunt, wie viel Erfahrung in diesem Forum enthalten ist! Ich habe noch keine Deckglasfallen aufgestellt, werde aber Bericht erstatten, wenn ich etwas Lohnenswertes gefunden habe (meine Zeit wurde durch den Versuch, Kieselalgenstängel unter dem Mikroskop anzuordnen, aufgezehrt).

Und um Siegfrieds Fragen zu beantworten, zunächst einmal vielen Dank für die freundlichen Bemerkungen. Das Phasenkontrast-Bild (#2) wurde modifiziert, um den Hintergrund zu bereinigen, ebenso wurden Pegel und Kontrast angepasst. Das letzte Bild (#3) ist sehr leicht modifiziert (kaum merkliche Veränderungen). Ich benutze ein Zeiss Photomikroskop III und eine Canon 50D Kamera. Kürzlich begann ich, neue Okulare auszuprobieren und fand heraus, dass das S-Kpl eine gute Verbesserung der Farbkorrektur bietet. Aber am wichtigsten ist, dass es das Exemplar ist, das wirklich hilft, ein zufriedenstellendes Bild zu erzeugen. Die meisten sind nicht so schön, und die besten Exemplare sind immer sehr nah am Deckglas (daher die obige Diskussion über Deckglasfallen).

Beste Grüße
Wes

Siegfried

Hallo Wes
Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen.
Werde das Gesagte mir verinnerlichen und versuchen auch die Qualität meiner Mikrofoto's dadurch zu verbessern.
Nochmal,  deine sind erste Sahne.
Auch auf die Ergebnisse der Versuche mit den Objekträgern und Deckglasfallen bin ich gespannt.
Ich will auch selbst Ähnliches ausprobieren.

     Gruß von Siegfried

Alex H.

#14
Hallo miteinander,

vor zwei Wochen habe ich zwei Objektträger mit Gummibändern aneinander befestigt.




Neben unserem Haus befindet sich ein Bach.



Direkt an der Grundstücksgrenze befindet sich eine Quelle, deren Wasser durch einen Kanal in diesen Bach fließt. Dieser Kanal bildet streckenweise die Grenze zwischen unserem Grundstück und dem unseres Nachbarn.




In diesen Kanal habe ich dann die Objektträger gehängt (wenn man genau hinschaut kann man den Faden und die OT erkennen) und gestern - nach 14 Tagen - wieder geborgen. Bei der Untersuchung mit meinem Biolam entdeckte ich darauf zahlreiche Diatomeen, sowohl zigarrenförmige, rechteckige und welche in Form von Kuchenstücken, die fächerförmig nebeneinander angeordnet waren, sowie welche in sternförmiger Anordnung. Die Päparate sind mittlerweile eingetrocknet. Ich möchte euch aber dennoch zwei Bilder von den eingetrockneten Diatomeen zeigen. Die Qualität der Bilder ist den eingetrockneten Probe entsprechend schlecht, aber es geht mir hier an dieser Stelle nur darum euch zu berichten wie es mir mit meinen Objektträgern ergangen ist.




Schöne(re) Bilder gibt's dann mal von lebenden Diatomeen, oder von eingedeckten, wenn ich ein geeignetes Eindeckmittel gefunden habe, das die Diatomeen (und andere Algen) nicht ausbleicht.

Grüße
Alex

Botanik, vorrangig heimische Wildpflanzen, die Morphologie der Sporen, Pollen, Blüten, Früchte und Samen, Blütenökologie, Kryptogamen im Allgemeinen;
Stereolupe: optimiertes LZOS MBS-10; Mikroskop: gut ausgestattetes LOMO Biolam;