Moin Steffen,
vielen Dank für Deine Anregung und die Mühe, die Du Dir gemacht hast. Und den Schubser habe ich aufgenommen - ich bin dann heute in den Park spaziert und habe die Kastanie um ein Blatt angebettelt. Dann die Rasierklinge entrostet und die erstaunlich bockigen Blattstiele in Scheibchen geschnitten, die Scheibchen in Leitungswasser eingedeckt. Und dann mit 100 W Halogen-Auflicht auto-fluoresziert, um das Aesculin zu suchen.
Naja, im UV kam nicht mehr so viel, da wird die Halogenleuchte doch etwas müde, zumal mit der 2000 h-Lampe. Also die SW-Kamera auf 2*2 Binning eingestellt, ein wenig die Verstärkung raufgekurbelt und mit dem 10x/0,3 in Breitbandgrün-, Superbreitbandblau- und Schmalband-UV-Anregung geknipst. In UV dann doch 1,5 s belichtet, alle anderen deutlich kürzer. Die Kamera bekam dann aber alles Licht.
Und weil Fluoreszenzbilder hübsch bunt sein müssen und das wegen der SW-Kamera ja schwierig ist, da habe ich mit Fitswork gespielt und ein absonderliches Falschfarbenbild gebastelt: Rotkanal ist das Licht, das bei UV-Anregung emittiert wird, Emission der Grünanregung auf Grünkanal, Emission der Blauanregung auf Blaukanal. Bild verkleinert, etwas beschnitten, ungeschärft, nur etwas am Histogramm gedreht.
In das Bild muß man sich dann erstmal ein wenig eindenken. Ich behaupte mal: die hellblauen Punkte sind die Chloroplasten (denn die emittieren ja hell bei Blauanregung), die Leitbündel fluoreszieren hell bei Blauanregung und bei UV-Anregung und erscheinen deshalb violett und die hellroten Tupfen fluoreszieren in UV-Anregung (die ja auf dem Rotkanal liegt) hellblau. Und das könnte ja das Aesculin sein, wenn denn der Blattstiel Aesculin enthält. Die Fluoreszenz ist jedenfalls ziemlich heftig. Im unbeleuchteten Zimmer derart hell im Okular, daß man zur Lokalisation sogar ein klein wenig Durchlicht zumischen kann und dann im dunklen Hellfeld-Durchlicht die hellblau glimmenden Zellen erkennen kann. Trotz Halogen und UV.
Ich hätte natürlich auch die Kanäle anders kombinieren können, also das Emissions-R->R, G->G, B->B, aber dann verschmelzen das grüne und rote Fluoreszenzlicht und gaukeln eine gold-orangefarbene Fluoreszenz vor, die nicht zu beobachten ist. So wird der Außenbreich schön schmutzig flaschengrün und zeigt an, daß da was bei Blau- und bei Grünanregung fluoresziert.
Nur - wenn die roten Tupfen das Aesculin anzeigen - warum ist das Zeug nur in einigen Zellen konzentriert und warum sehen die im Hellfeld absolut langweilig und unschuldig aus? Mit dem Isolieren des Aesculins aus Blattstielen wird das wohl eher schwierig, die einzelnen Zellen raussammeln... Vielleicht muß ich die Kastanie nochmal um ein Zweiglein fragen und dann die Rinde auskochen, so wie in Deinem Rezept...
Ich forsche weiter...
Viele Grüße von
Marcus