Unbekanntes Laborgerät schwarz

Begonnen von Mikroman, Mai 24, 2020, 17:53:53 NACHMITTAGS

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Mikroman

Hallo,

ist mir jüngst in die Hände gefallen (und ich konnte nicht widerstehen). Ich frage mich allerdings, was das für ein Gerät ist und was man damit machen kann.

Scheinbar funktioniert es auch noch. Beim Einschalten werden links und rechts zwei Skalen beleuchtet. Geöffnet sieht man zwei ineinander verschiebbare Glaszylinder, die von einem Triebknopf links und rechts gesteuert werden. Im Okular sieht man zwei aneinanderliegende Halbkreise, die auch unterschiedlich (Filterrad) beleuchtet werden können.

Hat da jemand eine Ahnung von Euch? Scheint in einem geologischen Institut Verwendung gefunden zu haben.

Dank im voraus und viele Grüße
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

SimonsToaster

Hallo

Ich glaube das könnte ein Colorimeter/Photometer für die chemische quantitative Analyse sein. Die "Farbintensität" einer gefärbten Lösung hängt unter anderem von der Schichtdicke ab. In einen Glaszylinder gibt man eine Lösung bekannter Konzentration, in die zweite die unbekannte Probe. Dann werden die Glasstäbe so tief in den Kolben gedrückt, bis der Farbeindruck gleich ist. Über die eingestellte Schichtdicke kann man dann die Konzentration der Probe berechnen.

Grüße
Simon

Marcus_S

Moin,

ich denke, Simon hat recht. Ich meine, vor Jahrzehnten von dem Ding als "Eintauchkolorimeter nach Dubosq" gelesen zu haben.


Viele Grüße von

Marcus




olaf.med

Ja, es ist definitiv ein Kolorimeter - und dann noch aus einem mineralogischen Institut!

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Mikroman

Meinen Dank an alle für die konstruktiven Antworten !!!

Schönen Restsonntag

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

jochen53

Hallo,

ja, es handelt sich definitiv um ein sog. "Tauchstab-Kolorimeter nach Dubosq".

Jochen

Mikroman

Hallo,

wie alt ist das Teil denn? Aus den vierziger Jahren?

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

jochen53

Hallo Peter,

die Fotos sind leider von sehr bescheidener Qualität, man kann leider darauf den Hersteller des Geräts nicht entziffern. Solche Eintauchkolorimeter gab es für rein visuelle Auswertung und später mit Fotozellen. Die rein visuellen Geräte, bei denen man die Helligkeit der linken und der rechten Küvette durch Veränderung der Eintauchtiefen auf gleiche Helligkeit einstellte, waren von genialer Einfachheit, sie benötigten noch nicht einmal Strom, helles Tageslicht genügte und für viele Routinebestimmungen war die Präzision völlig ausreichend. In der Referenzküvette befand sich immer eine Lösung bekannter Konzentration, die in exakt gleicher Weise wie die Lösung der Analysenküvette behandelt wurde. Dieses Gerät scheint zumindestens eine elektrische Beleuchtung zu besitzen, ob es auch Fotozellen besitzt, läßt sich leider nicht erkennen (vermutlich aber nicht). Die frühen Fotozellen waren in 2-Strahlgeräten nicht unbedingt von Vorteil, da zwei Fotozellen damals fertigungsbedingt nie dieselbe Empfindlichkeit, Linearität und Spektralempfindlichkeit besaßen. Bekannte Hersteller von Kolorimetern waren z.B. Klett und Bruno Lange. Am präzisesten waren Analysen von Lösungen im gelbgrünen Farb-Bereich, in dem das menschliche Auge die größte Empfindlichkeit besitzt.
Die Methode der Kolorimetie besitzt heute -mit Ausnahme von Geräten für Fertig-Analysenkits- leider praktisch keine Bedeutung mehr, da sie zu zeitaufwendig ist.

Viele Grüße, Jochen.

olaf.med

Die Kolorimetrie war über lange Zeit ein wichtiges und verbreitetes analytisches Verfahren und gerade reanimiert sie Reinhard ja für Mikromengen, wie man hier nachlesen kann.

Wie ja Jochen schon betont hat, waren die Eintauchkolorimeter wirklich genial einfach - davor hat man die Länge der Flüssigkeitssäule durch Ablaufhähne an kalibrierten zylindrischen Glasgefäßen reguliert. Ein besonderes Kolorimeter hat Krüss in Hamburg um 1890 konstruiert. Bei diesem "Polarisations-Kolorimeter" wurde die Angleichung der Intensität von Probenstrahl und Vergleichsstrahl durch Verdrehung zweier Polarisationsprismen vorgenommen. So richtig durchgesetzt hat es sich aber nie - dafür war es zu teuer!

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

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... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

Mikroman

Moin,

der Herstellter heißt Fritz Hellige - Freiburg. Das Eintauchkolorimeter selbst ist von 1950.

Danke nochmals für die Infos.

Gruß
Peter
Zu sehr auf sich selbst zu beharren,
ist ein unvernünftiges Vergeuden der Weltsubstanz (Juarroz, 9. Vertikale Poesie,1)

jochen53

Hallo Olaf,

das wunderschöne Polarisationkolorimeter, das Du uns hier zeigst, funktioniert nach einem etwas anderen Prinzip. Es hat feste Küvetten mit einem Planglasboden, in denen man den Flüssigkeitsstand und damit die "Schichtdicke" über die Ablaufhähne regulieren kann. Den Feinabgleich der Helligkeit nahm man dann vermutlich mit der Verdrehung von Polarisator und Analysator vor. Vielleicht diente es aber auch als reines Polarimeter zur Bestimmung der Konzentration von Glucoselösungen.
Beim Eintauchkolorimeter wird die Schichtdicke entweder durch Höhenverstellung der Küvetten mit einem kalibrierten Trieb oder durch Verstellung der Eintauchtiefe der beiden Glasstäbe mit plangeschiffenen Enden mit einem kalibrierten Höhentrieb erreicht. Die beiden Lichtstrahlen von Analysen- und Referenzlösung werden über Prismen einem gemeinsamen Okular zugeleitet. Man sieht dann ein senrecht geteiltes Bild dessen Bildhälften man durch Höhenverstellung auf gleichen Farbton abgleicht. Aus der Schichtdickendifferenz zwischen Analysen- und Referenzlösung, die man am Mikrometertrieb abliest, kann man entweder nach Lambert-Beer die Konzentration direkt berechnen oder für höhere Genauigkeitsansprüche oder bei großen Konzentrationsbereichen wegen evt. Nichtlinearität aus eine Kalibrierkurve entnehmen.
Ich freue mich immer wieder, wenn jemand Freude an solchen alten Laborgeräten hat und sie auch so schön wieder herrichtet.

Viele Grüße, Jochen.

olaf.med

Lieber Jochen,

das Funktionsprinzip des Polarisationskolorimeters ist mir klar - ich dachte das hätte ich auch so beschrieben, aber wahrscheinlich war meine Formulierung schlecht und zu knapp. Jedenfalls herzlichen Dank für Deine Ergänzungen.

Beste Grüße,  Olaf
Gerne per Du!

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