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Gallmilben

Begonnen von Alf, Mai 25, 2020, 20:40:51 NACHMITTAGS

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Alf

In einem anderen Artikel habe ich Galläpfel näher untersucht (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=37099.msg272578#msg272578). In diesem Artikel zeige ich Schnitte durch Gallmilben unterschiedlicher Pflanzen. Je nach Milbenart kommt es zu verschieden Auswüchsen der betroffenen Pflanzeteile, in diesem Fall der Blätter. Ich werde versuchen das nächste mal eine Milbe selbst unter das Mikroskop zu bekommen, vorerst zeige ich nur Querschnitte der veränderten Blattstruktur.

Alle Blätter wurden in AFE für 24 Stunden fixiert und danach in Paraffin eingebettet. Mit einem Rotationsmikrotom wurden ca. 8 Mikrometer dünne Schnitte angefertigt. Gefärbt wurde mit FAC n. Etzold und in Malinol eingedeckt.



Rebenpockenmilbe

Auf Blättern der Weinrebe (Vitis vinifera) findet man gewöhnlich reichlich pockenartige Veränderungen der Blattoberfläche. Auslöser dieser ist die Rebenpockenmilbe. Die Oberfläche wird aufgeworfen und an der Unterseite findet man weißliche Härchen. Auch bei allen folgenden durch Milben verursachten Veränderungen findet man eine starke Vermehrung von Härchen. Außerdem fehlen im befallenen Bereich die sonst reichlich vorkommenden Spaltöffnungen. 


Abb. 1: Makroskopische aufnahme auf der Blattoberfläche.1


Abb. 2: Übersichtsaufnahme; man erkennt gut die Krümmung im Blattverlauf und dass das Blatt deutlich verdickt ist.


Abb. 3: Leitbündel des Weinblattes an gesunder Stelle


Abb. 4: Blattquerschnitt an unveränderter Stelle


Abb. 5: Beginn der veränderten Stelle; rechts sind schon einige Härchen zu erkennen.


Abb. 6: Übersicht über die veränderte Stelle; deutlich verdicktes Blattgewebe mit Höhlen und Härchen.


Abb. 7: ebenfalls eine Übersichtsaufnahme mit Aushöhlungen.


Abb. 8: Detailaufnahme der Härchen.


Abb. 9: die Zellen in der Mitte stammen von der Milbe die zufälligerweise hier quer angetroffen wurde.



Gallmilbe auf Nussbaum

Auch auf Blättern eines Nussbaums (Juglans regia) findet man narbige Ausbuchtungen, die durch Gallmilben verursacht werden. Auch hier zeigen sich wieder sehr viele Härchen und man findet keine Spaltöffnungen.


Abb. 10: Makroskopie der Blattoberfläche eines befallenen Nussbaums.2


Abb. 11: Blatt eines Nussbaums mit starker Vermehrung von Härchen an der Blattunterseite.



Hörnchengallmilbe auf Ahornblatt

Relativ leicht zu bestimmen sind die hörnchenförmigen, wenige Millimeter großen Ausbuchtungen, die durch Aceria macrorhyncha hervorgerufen werden. Am Anfang sind die Hörnchen noch gelb gefärbt, färben sich während der Zeit charakteristisch rot. Auch hier findet man wieder eine Verformung des Blattes und vermehrte Bildung von Härchen.


Abb. 12: durch Hörnchengallmilben hervorgerufene Veränderungen.


Abb. 13: Übersichtsaufnahme


Abb. 14: Detailaufnahme



                                                                                                       
1 https://www.hausgarten.net/images/1/pflanzen/kletterpflanzen/wein-rebenpockenmilben-2898.jpg, 25. 5. 2020
2 https://www.arbofux.de/img/juglans-eriophyes-erineus1-g.jpg, 25. 5. 2020

Horst Wörmann

Hallo Alf,

danke für diese Arbeit! Was mir bei der Beschäftigung mit den Gallen aufgefallen ist: es gibt kaum Untersuchungen zur Struktur und zur Entstehung der Gallen, aus botanischer Sicht. Über die tierischen Bewohner einschließlich Parasiten und Inqulinen gibt's anscheinend mehr - jedenfalls mein Eindruck.
Die gezeigten Gallen sind relativ einfach aufgebaut; ich hatte mal eine japanische auf Lorbeer, das war ein sehr komplexes Ding. Will aber Deinen Thread nicht kapern.

Also weitermachen,
viele Grüße
Horst

Aquarius

Schöne Fotos!

Wir haben auch etliche Weinstöcke im Garten und seit ein paar Jahren ebenfalls Rebenpockenmilben. Im Internet wird meist abgewunken, es lohne sich nicht, diese zu dezimieren, manche Seite behauptet sogar, dass durch den Befall  die Qualität der Trauben bzw. des Weines erhöht würde. Mir ist jedoch aufgefallen, dass es jedes Jahr mehr befallene Blätter werden, daher werde ich nächsten Frühling mal Brennesseljauche und Spüli als Spritzmittel versuchen. Wenn es an befallenen Blättern weniger Spaltöffnungen gibt, wird das ja wohl die Pflanze schwächen und dagegen hab ich was, wenn sich das auch noch so stark ausbreitet. Raubmilben haben wir hier offensichtlich keine.
Viele Grüße,
Arndt.

Leitz Dialux 170 mm (Hammerschlag) mit Achr. 4/10/25/40/100 + 3 x Periplan GF10 (Trino). Leitz Kardioid-Kondensor 0.8 und Systemkondensor 600. Hertel & Reuss Stereomikroskop. Leitz Wetzlar Gefriermikrotom.
NVW Wuppertal, Sektion Mikroskopie: https://tinyurl.com/y5xzl9g4

Alf

Hallo Horst,

ZitatWas mir bei der Beschäftigung mit den Gallen aufgefallen ist: es gibt kaum Untersuchungen zur Struktur und zur Entstehung der Gallen, aus botanischer Sicht.

genau das finde ich auch sehr schade. Diese kleinen Milben sorgen doch für einen außerordentlichen Umbau der botanischen Struktur. Außerdem reagiert die Pflanze auch darauf, indem sie vermehrt Härchen exprimiert.

Heute habe ich noch auf einer Buche die Gallen der Buchengallmücke gefunden und zur Verarbeitung vorbereitet. In ihr reifen die Larven der Buchengallmücke heran. Die gebildeten Gallen sind ziemlich hart und schwerer als gedacht zu schneiden. Aus einer wurde am unteren Ende eine  Öffnung hineingeschnitten und mit einer Pateurpipette mit Wasser das Innere ausgesaugt, wobei die Larve zum Vorschein kommt.


Abb. 1: Makroskopie der Gallen


Abb. 2: Larve in Übersicht


Abb. 3: Kopfende der Larve


Abb. 4: Mundwerkzeuge (in Methylenblaulösung für einen besseren Kontrast)


Abb. 5: Hinterleib der Larve


Abb. 6: neben der Larve befand sich in der Galle auch noch dieses kugelförmige Zellgebilde, von dem ich nicht weiß worum es sich handelt.


LG,
Alf




Wutsdorff Peter

Hallo Alf,
gerade habe ich noch einmal die Galle der Buchen-G-Mü versucht zu schneiden.
Da ich das Blatt schon einen Tag liegen  lies, ist die Larve viel kleiner und tot als in meinem Beitrag.
Die Aufnahmen von der  Larve sind Dir super gelungen!! Ich erstarre vor Ehrfurcht!
Lies sich die Larve im  DL fotorafieren? Ich hab´s nur im Stemi gemacht.
Wovon ernährt sich die Larve, doch offensichtlich von der Galle?
Gruß Peter

Horst Wörmann

Hallo Alf,

ich hoffe, Du bist noch am Thema...
Kannst Du mal die Gallen im polarisierten Licht untersuchen? Es geht mir um die Anwesenheit und die Verteilung von Calciumoxalatkristallen.

Zu Peters Frage zu Ernährung der Larve kann ich demnächst auch was zeigen, die Vorbereitung dauert leider immer länger als man denkt.

Viele Grüße
Horst

Alf

Hallo Peter, hallo Horst,

ZitatLies sich die Larve im  DL fotorafieren? Ich hab´s nur im Stemi gemacht.
Wovon ernährt sich die Larve, doch offensichtlich von der Galle?

ja die Aufnahmen wurden im DL gemacht und die Larve war ca. 2mm groß.
Wovon sich die Larve ernährt kann ich dir nicht genau sagen. Eventuell von Stärke. Ich werde eine Färbung mit Lugolscher Lösung durchführen sobald ich Schnitte angefertigt habe.
Interessant wäre der Nachweis von Tanninen mit Eisensalzen, der mir bei den Galläpfeln nicht gelungen ist. Entweder bilden sich die Tannine erst in einem späteren Stadium, oder sie werden während der Einbettung herausgelöst.

ZitatKannst Du mal die Gallen im polarisierten Licht untersuchen? Es geht mir um die Anwesenheit und die Verteilung von Calciumoxalatkristallen.

Habe ich gemacht, ich konnte keine Auffälligkeiten feststellen. Die Verteilung von Kristallen ist der des normalen Blattes ähnlich, weder vermehrt noch vermindert.

ZitatZu Peters Frage zu Ernährung der Larve kann ich demnächst auch was zeigen, die Vorbereitung dauert leider immer länger als man denkt.

Ja bitte das wäre sehr interessant!


LG,
Alf