Ergaval Kondensortrieb zerlegen und fetten

Begonnen von Kay Hoerster, Juli 18, 2009, 17:50:14 NACHMITTAGS

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Kay Hoerster

Hier mal der erste Versuch einer bebilderten Anleitung.

Ansicht des Kondensortriebs bei abgenommenen Kondensor und Tisch:



Schritt 1: Herausschrauben der seitlichen Stiftschraube (M2, spitz)


Schritt 2: Herausziehen des Anschlagstifts / Höhenjustage: Dieser Stift dient der Höhenjustage der oberen Stellung des Kondensortriebs. Am Stift ist hinten ein Exzenter, der in der Nut des unteren Kondensortriebblocks läuft und den oberen Anschlag des Schlittens bestimmt. Der Anschlagstift sitzt manchmal sehr fest, eventuell mit verkantetem Schraubendreher oder spitzer Pinzette herausziehen, dabei hin und her wackeln.


Bild der Stiftschraube und des Anschlagstifts mit Exzenter.


Bei entnommenen Anschlagstift läßt sich der vordere Triebschlitten über den unteren Anschlag hinaus nach unten bewegen, sodaß der Zahntrieb schon aus dem Eingriff kommen kann. Leider verhindert der Stativfuß vom Ergaval ein komplettes Herausschieben nach unten, daher dann nächster Schritt...


Schritt 3: Lösen der 2 Befestigungsschrauben (M3, Schlitzschraube mit Zylinderkopf), mit denen der gesamte Kondensortrieb am Stativ befestigt ist. Dabei Kondensortrieb / vorderer Triebschlitten erst ganz nach oben drehen, damit die untere Montagebohrung des vorderen Triebschlittens mit der innenliegenden Schraube fluchtet, Schraube lösen und herausnehmen, dann Trieb nach unten fahren, um die obere Schraube zu lösen. Ganz wichtig: Nur sehr gute Schraubendreher verwenden (bei mir Wera 0,8 x 4 x 100), da die Schrauben oftmals sehr fest sitzen. Sie sind nicht sonderlich hart und der Kopf ist schnell zerstört. Dann hilft nur noch ausbohren...



Schritt 4: Abnehmen des Kondensortriebs vom Stativ. Hierbei eventuell Trieb leicht abhebeln, der Trieb ist über 2 Paßstifte an der Hinterseite in seiner Position zum Stativ gesichert. Wichtig: Beim Zusammenbau wieder auf die richtige Position zwischen Paßstiften und Paßbohrungen achten. Der Triebblock muß wieder komplett am Stativ anliegen.



Schritt 5: Trennen des vorderen Triebschlittens von der Basis. Ganz wichtig: Vorderen Triebschlitten nach unten von der Basis schieben, da nur der obere Anschraubsteg der Zahnstange freigemacht ist, die Anschraubfläche liegt tiefer als der Zahngrund der Stange, daher läßt sich die Zahnstange zum Ende über das Zahnrad schieben. Nach oben blockiert das Zahnrad an der Zahnstange, Gefahr der Zerstörung der Zahnstange und des Zahnrads.


Schritt 6: Auseinandernehmen der Triebachse. Die rechte Seite (meist kleine Bohrung am Stahlzylinder) der Drehachse ist die Einstellung der Friktion (Schwergängigkeit des Triebs), diese Seite kann von der Triebachse abgeschraubt werden. Danach kann die Triebachse mit dem Zahnrad nach links aus dem Block gezogen werden. Auf zusätzliche Kunststoff-Distanzscheiben auf den Triebachsen rechts und links achten, diese haften manchmal durch das alte Fett vorne an der Stirnseite der Stahlzylinder.




Schritt 7: Herausziehen des geschlitzten Friktionskegels (Material ähnlich Pertinax) aus dem Block.


Alle Teile gründlich entfetten. Anschließend neues Fett an Triebachse / Achsenlager, Friktionskegel (nur an der Kegelfläche außen), Schwalbenschwanzbahnen und Zahnstange / Zahnrad, bitte nicht im Fett ertränken. Nur mit sehr zähem Fett neu fetten, das gibt dem Kondensortrieb den notwendigen Widerstand und er läuft nicht von alleine durch das Gewicht des Kondensors nach unten (Bezugsquellen siehe z.B. https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=1971.0). Nun in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammenbauen, zum Schluß Höhenanschlag mit Anschlagstift justieren und diesen mit seitlicher M2 Stiftschraube fixieren.

Wenn noch Fragen oder Anregungen sind, immer her damit...Vielleicht hilft das ja auch anderen. Ich übernehme allerdings keinerlei Haftung für die richtige Durchführung der Demontage und Montage, wer sich das nicht zutraut und nicht die notwendigen Fähigkeiten und Werkzeuge besitzt, sollte sich lieber an die entsprechenden Firmen, die den Service für diese Geräte durchführen, wenden.

Gruß Kay Hörster
Mit freundlichen Grüßen
Kay

Klaus Herrmann

Hallo Kay,

ich hab zwar kein CZJ-Gerät aus dieser Zeit (meine sind älter), deshalb ist Deine vorbildliche Darstellung für mich nicht relevant.

Aber ich muss es los werden: so sollten alle Servicehinweise sein!

Damit Deiner nicht untergeht sollte er unbedingt in die Rubrik Mikro-Rezepte eingestellt werden.

Ich wage vorsichtig anzuregen, dass man eine Rubrik:
"Reparaturkonzepte" einstellt und denke da auch an meinen Beitrag "CZ-Revolver zerlegen und neu fetten", den ich nicht mehr finde.

Aber das liegt sicher nur an mir, weil ich mit dem Such-Tool hier nicht richtig umgenen kann.
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Kay Hoerster

Hallo Klaus,

ich habe Deinen Beitrag zur Reparatur des CZ-Revolvers wiedergefunden, er ist im alten Forum zu finden unter
http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,49735,49735#msg-49735
Es liegt also nicht an Dir oder der Suchfunktion, daß Du ihn nicht gefunden hast  ;) ;) ;)

So, nun ist es an den Admins, die Beiträge eventuell in einer anderen Rubrik zu plazieren. Ich habe die Anleitung (zumindest den Text und die Bildnummern) aber auch als OpenOffice Dokument vorab geschrieben, so ist dann recht schnell auch ein PDF erstellt...

Ich werde das bald mal vervollständigen. Wer möchte, kann die Anleitung also auch von mir in den nächsten Tagen als PDF haben.

Gruß Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay

cicindela

Hallo,

herzlichen Dank für diese Anleitung.
Ich habe die Prozedur durchgeführt und alles ging wie geplant.
Eine Anmerkung zu Schritt zwei:
Zitat von: Kay Hoerster in Juli 18, 2009, 17:50:14 NACHMITTAGS
Schritt 2: ... Der Anschlagstift sitzt manchmal sehr fest, eventuell mit verkantetem Schraubendreher oder spitzer Pinzette herausziehen, dabei hin und her wackeln.
Herausziehen ist mir nicht gelungen, ich habe dann einen abgewinkelten Stahldraht
durch das Loch, in dem die Madenschraube saß, eingeführt und den Anschlagstift hinausgeschoben.

Grüße,
Franz

Kay Hoerster

Hallo Franz, danke für die Rückmeldung, freut mich, daß alles geklappt hat.
Nun liegt bei mir als nächstes ein Fokustrieb vom Amplival...Schauen wir mal, wie es klappt. Eine Anleitung kommt dann auch wieder, die gilt dann weitgehend auch für Ergaval, zumindest wenn es um die Feinverstellung im Fokusknauf geht.

Gruß Kay
Mit freundlichen Grüßen
Kay