Alte Präparate neu eindecken?

Begonnen von Harald, November 16, 2009, 09:18:23 VORMITTAG

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Harald

Guten Morgen!

Ich habe hier einen Schwung alter histologischer Präparate bei denen das Deckharz (es ist kein Kanadabalsam, es ist transparent) "bröselig" wirkt, so als würde es kristallisieren... Kann man solche Präparate neu eindecken ohne dass die vorhandene Färbung darunter leidet? Die Farben strahlen alle wie sie sollen, nur das Harz ist das Problem.

Liebe Grüße,
Harald

Florian Stellmacher

Hallo Harald,

einen Versuch ist es wert. Du solltest natürlich wissen, ob das Eindeckmedium alokol- oder xylollöslich ist. Bei alten Canadabalsam-eingedeckten Präparaten kann man den Objektträger in eine Küvette mit Xylol stellen. Irgendwann löst sich das Deckglas ab, wobei der Schnitt manchmal am Deckglas und nicht am Objektträger hafen bleibt. Dann kann man neu eindecken. Die Färbung verändert sich in Xylol eigentlich nicht. Mit Alkohol habe ich allerdings keine Erfahrung.

Herzliche Grüße,
Florian
Vorwiegende Arbeitsmikroskope:
Zeiss Axioskop 2
Olympus BHS (DL, Pol, Multidiskussionseinrichtung)
Zeiss Axiophot (DIK und AL-Fluoreszenz)
Zeiss Axiovert (Fluoreszenz)
Wild M400 Fotomakroskop (DL, DF, AL, Pol)

Alfons Renz

Hallo Harald,

Wenn Sie Glück haben, dann wurden die alten histologischen Präparate damals auf Glimmerplättchen aufgezogen und dann üblicherweise in Kanadabalsam eingeschlossen.

Man braucht diese Objektträger nur in Xylol zu stellen (wie schon Herr Stellmacher erwähnte) und zu warten, bis sich das Deckglas von selbst löst und das Glimmerplättchen samt Schnitt frei wird und herunterfällt. - Ein dichtes Gefäß und ein Platz auf der Zentralheizung beschleunigen den Prozess.

Auf diese Weise werden hier in Tübingen die alten Heidenhainschen Präparate immer wieder repapiert, wenn z.B. die Objektträger zu Bruch gingen. Der Schnitt und die Färbung leiden darunter nicht.

Allerdings geht die Originalität des Präparats verloren. Als Sammlungsobjekt verliert es an Wert, auch wenn man ev. noch die originale Beschriftung erhalten kann.

Mit besten Grüßen,

Alfons Renz

Klaus Herrmann

Hallo Harald,

ZitatWenn Sie Glück haben, dann wurden die alten histologischen Präparate damals auf Glimmerplättchen aufgezogen und dann üblicherweise in Kanadabalsam eingeschlossen.

das lässt sich leicht überprüfen: im polarisierten Licht wird man durch die Kompensationswirkung des Glimmerblättchens eine Aufhellung sehen.

Hier habe ich ein Beispiel, das ich früher schon mal gezeigt habe (Schnitt durch Nasenflügel, Azan) eines von den schönen Heidenhain-Präparaten, die Alfons Renz erwähnte. Die Schnittkanten sind gerade. Die Schnitte wurden auf große Bögen des Glimmers mit Eiweißglycerin aufgeklebt und "en Block" gefärbt und dann mit der Schere auseinander geschnitten. Eine rationelle Methode der Massenproduktion.

Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Alfons Renz

Lieber Klaus,

In einem dieser Heidenhainschen Nasenflügelpräparaten sind ziemlich viele Demodex-Milben zu finden:



Anhand dieses Milbenbefalls und der Form des Gewebepräparats liesse sich erkennen, ob unsere Präparate aus der selben Serie stammen, was die Datierung erleichtern würde, denn üblicherweise wurden diese Päparate nur spartanisch beschriftet. Wenn dann auf dem Kasten selbst kein 'Jahrgang' (WS 1913 z.B.) zu finden ist, bleibt die zeitliche Zuordnung unklar.

Um auf Haralds Frage nach dem Einbettungsmittel einzugehen - ich hatte überlesen, dass seine Präparate nicht in Kanadabalsam eingebettet sind: Auch hier wäre eine Altersdatierung hilfreich.

Probleme mit dem Einbettungsmedium traten m.W. erst dann auf, als man aus den verschiedensten Gründen heraus versuchte, das langsam aushärtende Naturprodukt Kanadabalsam durch etwas 'Moderneres' zu ersetzen. Einige der schnellhärtenden Medien waren schlicht eine Katastrophe (ohne Produktnamen nennen zu wollen). Die meisten müssten sich jedoch mit Xylol lösen lassen. Ein Tropfen am Deckglasrand verschafft darüber rasch Klarheit.

Ein Photo der defekten Präparate und die Art der Zersplitterung wäre hier sehr hilfreich, um den Befund zu vergleichen.

Herzliche Grüße,

Alfons Renz

Harald

Hallo Zusammen!

Vielen Dank schon einmal für die Tips! Ich werde das mit dem Eindecken auf jeden Fall versuchen.

Herr Dr. Renz: Leider kann ich nicht sagen, von wann die Schnitte sind, ich hab den Kasten selbst erst vor kurzem erhalten, auf keinem der Schnitte ist ein Datum zu finden.
Das Abfotografieren klappt auch nicht so recht, auf den Bildern sieht man das "Zerbröseln" nicht gut. Ich kann da höchstens anbieten, Ihnen den einen oder anderen Schnitt zuzuschicken.

Liebe Grüße,
Harald Bartsch

Harald

Hallo nochmal!

Was für ein Einschlussmittel würdet ihr denn nehmen? Ich möchte dass die Farben auch weiterhin lange und schön strahlen und das nicht wieder auskristallisiert... Ich habe da keine Langzeiterfahrungen, nehme immer Entellan und dergleichen... Sollte ich zurück zu Kanadabalsam gehen?

Liebe Grüße
Harald

CaDi

Hallo Harald,

Entellan würde ich nie benutzen, hier wurde mal ein ähnlicher Beitrag wegen Entellan eröffnet, von Ronald Schulte glaube ich. Das zerhaut einem die schönen Präparate mit der Zeit völlig. Habe ähnliche Erfahrungen gemacht.
Euparal ist sehr angenehm und mild, riecht zudem auch gut *g*. Weil das aber ja "nie" trocknet und man evtl. nachfüllen muss würde ich Eukitt, Histokitt oder meinen neuen Liebling "Cytoseal" ausprobieren. Die Pathos nehmen ja meist Eukitt oder Cytoseal, da müssen die Langzeitwerte auch stimmen wenn nach 10-15 Jahren die Ergebnisse noch gut sein sollen.
Über richtige Langzeiterfahrungen verfüge ich selber leider nicht...

Viele Grüße,
Carsten

Klaus Henkel

http://www.mikroskopie-muenchen.de/balsame.html

Das würde ich mir an Ihrer Stelle durchlesen, dann wissen Sie Bescheid!
Gruß KH