Anisotropieeffekte in der Erzmikroskopie

Begonnen von Florian D., Juni 08, 2020, 12:53:01 NACHMITTAGS

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olaf.med

Lieber Florian,

ich habe mal schnell ein Bild von Covellin gemacht - leider habe ich nur dieses eine Präparat für dessen Qualität ich mich schäme. Es ist sicher 40 Jahre alt und müsste dringend aufgearbeitet werden. Die kleinen Stipse sind Umwandlungsprodukte und die vielen Kratzer rühren daher, dass ich mit unbrauchbaren Mitteln versucht habe, diese zu entfernen. Man erkennt aber zuzmindest die Farben, die auftreten sollten.

Die Aufnahmen sind völlig unbearbeitet und wurden mit einem 20x-Objektiv erstellt. Die Leuchtfeldblende ist bis zum Rand des Gesichtsfeld zugezogen, die Aperturblende auf ein förderliches Maß eingestellt (bevor die Beugungsunschärfe überhand nimmt). Links linear polarisiertes Licht, rechts gekreuzte Polarisatoren.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

... und hier der Link zu meinen Beschreibungen historischer mineralogischer Apparaturen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=34049.0

hugojun

#16
Lieber Florian, lieber Olaf,

kann es sein, dass hier zwei verschiedene Sachverhalte vermischt werden.
Florians Eingangsproblem war der Effekt von ungenau eingestellten Polarisatoren und ungenauer Einstellung des Polarisators gegen das Auflicht-Plättchen. Eure Abbildungen zeigen aber immer gekreuzte POL oder linearer POL.
Dejustierte Polarisatoren erzeugen im Extremfall parallel pol Licht. Also ein völlig anderes Verhalten?
Olafs Bilder zeigen im linearen Licht weniger Korn Fraktionierung als im +pol Licht, oder zumindest sind die Effekte
deutlicher.
Auch Florian spricht zuweilen von linear polarisiertem Licht?
,,Waren die vorherigen Bilder nur mit Polarisator, aber ohne Analysator, so sind die Folgenden mit gekreuztem Analysator aufgenommen...." ??

Gruß
Jürgen

olaf.med

Lieber Jürgen,

ich wollte mich garnicht in das Problem der genau- oder nicht genau gekreuzten Polarisatoren einmischen. Davon verstehe ich zu wenig. Ich habe mich nur an der wirklich schlechten Qualität Florians Bilder gestoßen und nach einer Erklärung dafür gesucht, da es meiner Meinung nach nicht an der verwendeten Apparatur liegen kann.

Wenn ich von linear polarisiertem Licht spreche meine ich immer dass nur der Polarisatore im Strahlengang ist. Gekreuzte Polarisatoren ist ja klar.

Herzliche Grüße, Olaf
Gerne per Du!

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Florian D.

Hallo,

also heute war ich bei der Apotheke und hab frisches Benzinum besorgt. Auf der Rückseite des Objektivs waren Verschmutzungen zu sehen (Öltröpfchen?), die ich jetzt beseitigt habe.Trotzdem scheint das 100x zum Photographieren nicht das beste Objektiv zu sein. Ich hatte es wegen der Kleinheit der Kriställchen gewählt. Die Aufnahmen mit dem 50x sind deutlich besser.
Photographieren macht im Moment nicht so richtig Spass. Meine Kamera schmiert nach 2-3 Aufnahmen wegen Systemfehlern ab.

Viele Grüsse
Florian

hugojun

#19
Hallo Florian,
Frust mit der Kamera kenn ich auch zu genüge und als kleiner Lückenfüller, bei ebenfalls schlechter Qualität mal
diese Animation.




Covellin ist sicherlich das Paradebeispiel für diese Effekte und sie fallen extrem auf.
Wie in der Animation zu erkennen, sind Kornlagen im pol Licht deutlich besser zu unterscheiden als im linear pol Licht. Wenn nun ein Mineral anisotrope Effekte in sehr geringen Maßen zeigt, die es herauszufinden heißt, muss man Instrumentale Einflüsse auszuschalten wissen, um nicht Anisotropie nachzuweisen, wo keine ist.
(Pseudo – anisotroper) Pyrit kann/wird schon mal für anisotropen Troilit gehalten. Beides FeS , Pyrit kubisch ,Troilit hexagonal , wenn nicht auf die genaue Justierung geachtet wird.
Die Animation zeigt Troilit linear polarisiert in einem rosa Farbton mit kaum wahrzunehmender Anisotropie,
im Wechsel mit gekreuzten Polarisatoren, allerdings bei schon 2 Sekunden Integrations- Zeit der Kamera. Dabei wird das Ganggestein im Auflicht sichtbar.
Gruß
Jürgen

Florian D.

#20
Hallo,

leider habe ich immer noch keinen tollen Workflow für die Photographie.
Allerdings wollte ich jetzt mal das Auflicht mit und ohne Immersion vergleichen.
Die ersten beiden Bilder sind mit Immersion (Öl), gekreuzt und ohne, die letzten beiden ohne Immersion.
Verwendet wurde beide Male ein 20x Objektiv.
Was auffállt, ist, dass der Covellin auch mit Immersion noch blau erscheint, wenn auch dunkler. Es handelt sich also vielleicht um eine andere Mineralphase, die früher unter dem Namen "blaubleibender Covellin" geführt wurde, heute Spionkopit oder Yarrowit.

Viele Grüsse
Florian

hugojun

Zitat von: Florian D. in Juni 14, 2020, 23:35:49 NACHMITTAGS
...
Verwendet wurde beide Male ein 20x Objektiv.

Was auffállt, ist, dass der Covellin auch mit Immersion noch blau erscheint, wenn auch dunkler. Es handelt sich also vielleicht um eine andere Mineralphase, die früher unter dem Namen "blaubleibender Covellin" geführt wurde, heute Spionkopit oder Yarrowit.

Viele Grüsse
Florian

Hallo Florian,
allgemein erscheinen die Farben im Öl satter und dunkler, da die Reflektion abnimmt. Laut Ramdohr ist ω trocken tiefblau und im Öl Purpur rot bis violett rot , ε dagegen trocken blau-weis und in Öl wenig verändert nur dunkler.

An meinem Amplival für Auflicht habe ich einen Satz Objektive, wovon aber nur das 100X für Immersion bestimmt ist.
Ist dein 20X Objektiv ein spezielles Immersions-Objektiv?

Gruß
Jürgen

Florian D.

Hallo Jürgen, ja, ich habe ein 20x Trocken- und ein 20x Ölobjektiv.
Gruß
Florian

Peter V.

Hallo,

Erzmikroskopie ist ein extrem spezielles Thema, von dem ich auch praktisch keine Ahnung habe.

ZitatHallo Peter,

aber ich will doch möglichst nur das Licht, dass genau senkrecht reflektiert wird. Da ist es doch sinvoll, die Aperturblende weitgehend zu schliessen? Mir ist klar, dass das die Abbildung verschlechtert, aber es geht ja hier eher um die Helligkeits- und Farbunterschiede, denn um hochauflösende Abbildung.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass hier gänzlich andere Gesetze gelten als in der übrigen Mikroskopie. Es ist schon klar, dass es nicht um Auflösung geht, aber ein vollständiges Zuziehen der Aperturblende mit enstprechend massiven Beugungsartefakten müsste doch auch die Auswertbarkeit verschlechtern - oder?

Letztlich ist das zwar kein Argument, aber die Bilder von Holger Adelmann, der sich ja intensiv mit dr Themattik beschäftigt hat, sehen anders aus:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13515.msg107661#msg107661

Herzliche Grüße
Peter
Dieses Posting ist frei von kultureller Aneigung, vegan und wurde CO2-frei erstellt. Für 100 Posts lasse ich ein Gänseblümchen in Ecuador pflanzen.

Florian D.

Hallo Peter,

also die Bilder bei niedrigeren Vergrösserungen finde ich jetzt nicht mehr so viel schlechter als die Bilder von Holger, obwohl ich da kein so geschultes Auge dafür habe, wie Du.
Selbst wenn Erzmikroskopie jetzt ein spezielles Thema ist, so hast Du ja viel Erfahrung mit Auflichtmikroskopie und Photographie.

Ich habe ein Problem, dass,  vor Allem bei 100x am unteren Rand wohl die Kante des Umlenkprismas als dunkle Abschattung sichtbar wird. Dies führt vorher schon zu Vignettierung. Ich habe natürlich die Leuchtfeldblende nur bis knapp über das Gesichtsfeld geöffnet und auch die Aperturblende auf ein förderliches Mass geöffnet.
Sollte ich heute Abend einige Minuten haben, werde ich mit dem Revolverilluminator von Ronald vergleichen. Ich bin mir nicht sicher, dass der Einzelobjektiv-Auflichtilluminator nicht dejustiert ist.

Viele Grüsse
Florian 

Viele Grüsse
Florian

olaf.med

Lieber Florian,

Deine neuen Bilder befriedigen mich schon eher. Dass 100er-Objektiv ist sicher viel problematischer als das 20er.

Herzliche Grüße,

Olaf
Gerne per Du!

Vorstellung: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=4757.0

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