400x Vergrößerung - was mache ich falsch

Begonnen von ThomasM87, Juni 11, 2020, 19:19:28 NACHMITTAGS

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ThomasM87

Hallo zusammen,

mein Mikroskop hat einen Revolver mit 4x, 10x, 40x und 100x - Objektiven (4x/0.1, 10x/0.25, 40x/0.65, 100x/1.25). 4x und 10x sind gestochen scharf, das 100x in Ölimmersion ebenfalls - wenn man von der zu erwartenden geringen Schärfentiefe absieht.
Mit dem 40x-Objektiv werde ich aber überhaupt nicht warm. Es gibt viele Sachen, die ich mir im 10x-Objektiv ansehe und noch ein kleines bisschen näher ran möchte. Das 100x ist in vielen Fällen schon wieder zu viel des Guten.

Aber egal welches Objekt, egal welche Kondensorhöhe oder Irisblendenöffnung ich einstelle, das Bild ist immer völlig enttäuschend. Das beste Bild erhalte ich wenn ich den Kondensor voll ans Objekt ranfahre und die Blende komplett schließe. Das Bild ist dementsprechend dunkel und es scheint nichts durchs Objekt durch. Man sieht dann gerade mal die Umrisse ein wenig.

Ist das normal für diese Vergrößerung? Ist das Objektiv defekt? Ich bin etwas ratlos und bitte um ein paar Gedankenanstöße.

Im Anhang ein Beispiel anhand von Margeritenpollen im 10x und 40x Objektiv. Das 10x - Bild habe ich so ausgeschnitten, dass es ungefähr so groß ist wie auf dem 40x. Ich habe die Bilder bewusst nicht digital nachbearbeitet.
Man sieht denke ich sehr gut, dass ein digital vergrößertes Bild, aufgenommen mit dem 10x Objektiv um weiten mehr Details zeigt als ein Bild mit dem 40x Objektiv.

Das Mikroskop ist ein Bresser Researcher Trino.

plaenerdd

#1
Hallo Thomas,
schraube doch mal Dein 40er Objektiv heraus und betrachte Dir die Frontlinse mit einer starken Lupe, notfalls mit einem umgekehrt gehaltenen Okular. Schau ob es sauber ist, ob es Kratzer hat! Es reicht aus versehen mit dem 40er Trockenobjektiv ins Immersionsöl zu schwenken, um solche Bilder zu bekommen. Wenn Du näheres weißt, melde Dich wieder. Dann können wir auch Tips zum Abstellen des Fehlers geben. Die Objektive sind alle original? Mich irritiert der helle Kreis. Ist der auch visuell zu sehen oder nur auf dem Foto?
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

JB

Hallo Thomas,

Ich stimme Gerd zu; Immersionsoel auf dem 40er ist ein haeufiges Problem.

Darueber hinaus sollten die Pollen:

a) mit einem Deckglas abgedeckt (ich gehe davon aus, dass das Objektiv mit "0,17" beschriftet ist)
b) in einen Einschlussmittel wie Wasser oder Glyzerin sein
c) in einer sehr duennen Schicht des Einschlussmittes, moeglichst nahe am Deckglas

Ist das der Fall? Andernfalls bekommt man "spherische Aberration", ein Bildfehler bei dem die Objekte neblig und nie scharf erscheinen. Das 40er Trockenobjektiv stellt hohe Anforderungen an die Praeparation der Probe fuer ein gutes mikroskopisches Bild!

Beste Gruesse,

Jon

ThomasM87

Vielen Dank @planerdd. Du hattest Recht, dass eine kleine Schicht Immersionsöl auf dem Objektiv war. Nach dem Putzen ist die Abbildungsleistung wunderbar.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich das 40x auch ab und zu mal absichtlich ins Immersionsöl getaucht habe, dann wurde es nämlich etwas schärfer :)
Ich gelobe künftig Besserung und mehr Sauberkeit.

Mit Deckglas hab ich es immer abgedeckt, das Glycerin habe ich aber bei den Pollen weggelassen. Färbelösungen habe ich noch keine und ohne Glycerin sieht man mehr Details.

Der helle Kreis ist nur beim dritten Auszug. Der Okular-T2-Adapter scheint auf der innenseite leicht zu reflektieren.

Vielen Dank für die Antworten!

Carsten Wieczorrek

Hallo Thomas,

das solltest Du nicht machen. Immersionsobjektive sind dafür da, eingetaucht zu werden. Die letzte Linse ist entsprechend abgedichtet.
Bei Trockenobjektiven ist das nicht so. Es passiert leicht, dass Öl hinter die Linse kriecht. Und dann hast Du einen netten kleinen Briefbeschwerer, aber kein Objektiv mehr.

Grüße,
Carsten
Für's grobe : GSZ 1
Zum Durchsehen : Amplival Hellfeld, Dunkelfeld, INKO, Phasenkontrast
Zum Draufsehen : Vertival Hellfeld, Dunkelfeld
Zum Polarisieren : Amplival Pol u Auf-/Durchlicht
Für psychedelische Farben : Fluoval 2 Auflichtfluoreszenz
Für farbige Streifen : Epival Interphako

plaenerdd

Hallo Thomas,
Zitat von: ThomasM87Mit Deckglas hab ich es immer abgedeckt, das Glycerin habe ich aber bei den Pollen weggelassen. Färbelösungen habe ich noch keine und ohne Glycerin sieht man mehr Details.
Heißt das, dass Du das Deckglas trocken auf die Pollen legst? Dann könntest Du auch gleich ohne DG mikroskopieren. Dass man dann mehr Details sieht möchte ich aber stark bezweifeln. Man hat dann ein stärker kontrastiertes Bild, weil der Unterschied der Brechzahlen zwischen Objekt und Einschlußmittel (Luft) dann sehr groß ist. Das kann man sicher mit dem 10er Objektiv noch machen, aber das 40er spielt da bestimmt nicht mehr mit.
Oder habe ich Dich falsch verstanden? Nimmst Du Wasser statt Glycerin?
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bob

Hallo Thomas,
wenn Du Deine Pollen wie schon geschrieben mit dünner Schicht Wasser oder Glycerin unter das Deckglas bringst und den Kondensor etwa in die höchste Stellung bringst, die Aperturbelende ganz öffnest und dann nur soweit schließt, bis man eben einen Effekt wahrnimmt, dann solltest Du das vorgesehene Bild bekommen. Im Vergleich zum 10:1 Objektiv wird es weniger knackig sein, so irritiert den Anfänger gerne mal, gehört aber so. Die beschriebene Einstellung bringt Dir dann die volle Auflösung, wenn auch nur mäßigen Kontrast. Probiere das doch mal aus.

Viele Grüße,

Bob

ThomasM87

@plaenerdd, auch wenn ich mal gelesen hab dass man *UNBEDINGT* mit DG mikroskopieren soll weil die Objektive dafür ausgelegt sind, mach ichs eher drauf, dass alles schön plattgedrückt wird und ich - falls ich möchte - schnell Immersionsöl drauftröpfeln kann und das "Layout" dann gleich bleibt.

Ich bilde mir ein ein Wasser-Glycerin-Gemisch bildet am wenigsten Blasen um die Objekte herum.

Hier die Bilder mit dem 40x, mit und ohne Eindeckung. Ist beides interessant zu untersuchen.

plaenerdd

#8
Hallo Thomas,
ich denke man sieht schon sehr deutlich, dass der Einschluss in Luft eher suboptimal ist, genau wie ich oben geschrieben habe. Natürlich sieht das irgendwie "kräftiger" aus, aber die feinen Details kommen beim Einschluss im Wasser-Glycern-Gemisch doch viel besser. Der starke Unterschied zwischen den Brechzahlen Luft/Pollen führt dazu, dass man auch nicht in die Pollen hinein sehen kann. Es kommt natürlich darauf an, was man sehen will. Will ich z.B. die Oberflächenstruktur eines Haares sehen, dann kann ich das mit Luft als Eindeckmittel recht gut. Will ich aber in das Haar hinein sehen, wähle ich ein Eindeckmedium, das dem Brechungsindex des Haares sehr ähnlich ist, damit die "störende" Oberflächenstruktur möglichst wegflällt. Bei den Pollen ist Wasser oder auch Glycerin ein sehr guter Kompromiss, um beides zu sehen. Zum anderen haben trockene Pollen oft eine ganz andere Form als gequollene. In den Bestimmungstabellen für die Honiganalyse und auf den Pollenwebseiten sind i.d.R. die frischen ungetrockneten Pollen eingeschlossen in Wasser oder Glycerin zu sehen. Auch die für die Bestimmung wichtigen Maße beziehen sich  i.d.R.  auf die gequollener Pollen.
Ein schönes Beispiel, welchen Einfluss das hat, zeigt dieser Faden über die Pollen der Weide.
Beste Grüße
Gerd
Fossilien, Gesteine und Tümpeln mit
Durchlicht: Olympus VANOX mit DIC, Ph, DF und BF; etliche Zeiss-Jena-Geräte,
Auflicht: CZJ "VERTIVAL", Stemi: MBS-10, CZJ SMXX;
Inverses: Willovert mit Ph

Bob

Hallo Thomas,
na guck, jetzt klappt das doch schon viel besser!

Viele Grüße,

Bob

JB

Hallo Thomas,

Sieht gut aus! Zur Kontrasterhoehung, wenn gewuenscht, wuerde ich an Ihrer Stelle "schiefe Beleuchtung" probieren.

Beste Gruesse,

Jon