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Deckglasdicke 0,17 mm

Begonnen von RainerTeubner, Juni 23, 2020, 17:56:49 NACHMITTAGS

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RainerTeubner

Hallo,

mich treibt seit einiger Zeit die Frage um, wann und/oder durch wen die heute allgemein übliche Deckglasdicke von 0,17 mm festgelegt wurde.
Kann jemand die Frage beantworten?

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

JB

#1
Hallo Rainer,

Eine gute Frage, an der Antwort bin ich auch interessiert.

Im angelsaechsischen Raum blieb man (teilweise?) noch lange (bis mind. in die 1960er) bei 0,18 mm Deckglas. Erst danach (und mit dem Niedergang der US-Amerikanischen Hersteller) wurde weltweit nach DIN/ISO hergestellt. https://user.xmission.com/~psneeley/Personal/TomWoods45x.jpg

Wann und wie man im 19 Jhd. in Europa auf 0,17 mm kam weiss ich aber nicht.

Im Zeiss-Katalog von 1889 http://www.science-info.net/docs/zeiss/CarlZeissKatalog1889MicroscopeCatalogue.pdf steht dazu, dass bei Objektiven D und aufwaerts (also hoch vergroessernde Achromate ohne Korrekturfassung) die optimale Deckglasdicke (zum jeweiligen Objektiv) auf der Fassung angegeben ist. Auf der Seite des Museums optischer Instrumente finden sich auch Beispiele solcher auf "0,16", "0,17" und "0,18" korrigierter Objektive, z.B. hier: "Das Mikroskop ist ausgerüstet mit den Objektiven AA C.Zeiss, Nr. 13575, DD C.Zeiss 0,18, und Homog. Immers. 1/12 C.Zeiss 0,17, Nr. 4938 ..." https://www.musoptin.com/item/grosses-forschungsmikroskop-carl-zeiss-28285-1897/


Beste Gruesse,

Jon

Bob

Hallo zusammen,
0,17mm sind ca. 1/150 Zoll - ob das der Ursprung ist?

Viele Grüße,

Bob

güntherdorn

#3
hallo bob,
könnte wirklich aus der "zoll-ecke" kommen.
vor langer zeit war england in technik ja oft führend / wörtlich mass-gebend.
ich denk´ auch an das, in vielen ländern (noch) gültige inch- / zoll-mass-system.
güntherdorn
- gerne per du -
günther dorn
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=444.0
www.mikroskopie-gruppe-bodensee.de
gildus-d@gmx.de

Lupus

Hallo,

Ende des 19. Jh. waren die Deckglasdicken uneinheitlich, die reichten von 0.25 mm (Powell&Lealand), 0.20 mm (Watson&Sons), 0.18 mm (Bausch&Lomb), 0.17 mm (Leitz, Winkel) über 0.15-0.20 mm (Zeiss) und 0.15 mm (Seibert, Beck) bis zu 0.10-0.15 mm (Nachet) und 0.10 mm (Swift).

Zeiss hat noch bis etwa 1914 die genannte Spannweite angegeben, bei Trockenobjektiven ab NA = 0.65 war die genauere Deckglasdicke am Objektiv eingraviert. Interessanterweise hat Zeiss 1891 speziell für seinen neuen Apochromaten NA = 1.6 bereits eine Deckglasdicke von 0.17 mm vorgeschrieben (inhomogene Immersion). Und nachdem Leitz und Winkel damals einheitlich 0.17 mm als berechnete Deckglasdicke angegeben haben, kann man annehmen dass die großen deutschen Hersteller logischerweise bei dem Wert blieben und ihn später normiert haben. Dadurch wurden wohl auch andere Hersteller zur gleichen Dicke "genötigt".

Hubert

RainerTeubner

Hallo,

vielen Dank an Alle für Eure Antworten.

Es sieht also so aus, als habe sich die heute übliche Deckglasdicke von 0,17 mm in einem evolutiven Prozeß durchgesetzt, ohne daß es einer expliciten Vereinbarung bedurft hätte.

Viele Grüße

Rainer
Mikroskop: Carl Zeiss Standard Universal
Bildbearbeitung: Gimp, Helicon focus und picolay
Kamera: Canon EOS 5D II

Lupus

Hallo Rainer,

ich glaube dass es auch kaum möglich gewesen wäre, dass sich alle Hersteller zu einem frühen Zeitpunkt auf einen gemeinsamen Standard einigen.. Jeder müsste sein Objektivprogramm ohne Not umstellen. Da ist es einfacher (und üblich), wenn einzelne Firmen den Markt im Laufe der Zeit dominieren und sich andere aus wirtschaftlichen Gründen deren Produktspezifikation anschließen.

Hubert

ethrilas

Hallo,

Stellt sich natürlich die Frage, ob das dann eine willkürliche Festlegung war und nicht ggf. Mit anderen Deckglasdicken und entsprechend angepassten Objektiven bessere Ergebnisse möglich wären....

Lg
Steffen

Lupus

Hallo,

im vernünftigen Rahmen kann man zu jeder Deckglasdicke - genauer: zu jeder Dicke der homogenen Eindeckung bis zum Objekt -  das Objektiv optimieren. Die damalige eher willkürliche Wahl der verschiedenen Hersteller hatte wahrscheinlich auch praktische Gründe, die früheren Deckgläser hatten eine viel größere Dickenstreuung. Und aus dem Grund hatte fast jeder Hersteller ein Dickenmessgerät im Programm.

Hubert