Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare ☠ *

Begonnen von Hans-Jürgen Koch, Juli 04, 2020, 15:20:22 NACHMITTAGS

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Hans-Jürgen Koch

Liebe Pflanzenfreunde,

die Gattung Liguster ist mit ihren 45 Arten von Europa über Kleinasien, Nordpersien bis nach Ostasien, dem indomalayischen Raum und nach Neuguinea und Australien verbreitet.
In Europa ist nur der Gewöhnliche Liguster (Ligustrum vulgare) heimisch.

Bild 01 Blütenstand vom Liguster

Foto: Mussklprozz
Wenige Arten werden als Ziergehölze kultiviert und insbesondere in Gärten zur Anlage von Hecken verwendet. Die meisten dieser Arten stammen ursprünglich aus Japan oder China. Liguster wird oft als Schnitthecke gepflanzt.
Dank der großen Regenerationsfähigkeit kann er über Jahrzehnte als wertvolles Heckengehölz verwendet werden, das einen regelmäßigen Rückschnitt gut verträgt.

Systematik:
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Ölbaumgewächse (Oleaceae)
Gattung: Liguster
Art: Gewöhnlicher Liguster
Wissenschaftlicher Name: Ligustrum vulgare
Travialname: Rainweide, Beinholz, Tintenbeere und Zaunriegel
Englischer Name: Liguster

Bild 02 IIlustration: Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare

Dieses Werk ist gemeinfrei

Von den Römern wurde die Pflanze Ligustrum genannt. Die Herkunft des Wortes ist ungeklärt, leitet sich vielleicht von lat. ,,ligare" = binden ab.
Der Name ,,Ligustrum" für den Liguster wurde von Publius Vergilius Maro (ein römischer Dichter und Epiker) und Publius Ovidius Naso ( ein antiker römischer Dichter) benutzt.
Die biegsamen Zweige wurden gern zum Körbeflechten verwendet.
Das Holz, im Splint ist bräunlich gelb, im Kern gelbbraun und wurde für kleine Drechslerarbeiten genutzt.
Der Liguster ist giftig ! Vor allem die Früchte, Blätter und die Rinde enthalten mehrere Giftstoffe wie Ligustron, Syringin und Ligstrosid.
Der Gemeine Liguster ist ein sommergrüner, reichverzweigter, 5 – 7 Meter hoher, aufrechter Strauch.
Junge Triebe sind äußerst biegsam und sehr fein behaart, die ältere Rinde ist grau und zeigt zahlreiche winzige Korkwarzen.
Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind kurz gestielt, einfach und ganzrandig.
Die Blüten stehen in endständigen oder achselständigen, oft rispigen Blütenständen zusammen. Die zwittrigen, vierzähligen Blüten duften oft. Die vier Kelchblätter sind glockenförmig verwachsen. Die vier meist weißen Kronblätter sind röhrig bis trichterförmig verwachsen. Die zwei Staubblätter ragen nicht aus der Kronröhre heraus. Zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Es werden ein- bis dreisamige Beeren oder Steinfrüchte gebildet.
Die Früchte schmecken bitter, die Samen bewirken Brechreiz, Durchfall und heftige Bauchschmerzen.
Vergiftungen kommen selten vor, wohl wegen des unangenehmen Geschmacks.
Über die Natur der Bitterstoffe ist wenig bekannt.
Die Rinde enthält das Glykosid Syringin, das früher zum Gelbfärben von
Wolle diente.

Spross, Querschnitt, 30 µm

2 Bilder von ungefärbten Schnitten.

Bild 03 Detailaufnahme, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Bild 04 Detailaufnahme, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Wacker 3 A - Färbung (Acridinrot – Acriflavin - Astrablau)
1. Schnitte liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridiorot 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest.
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 30 Sekunden !!!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest.
7. Nachfärbung Astrablau 2 Minute
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %
10. Einschluss in Euparal
Fotos: Nikon D5000

Bild 05 Übersicht, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Bild 06 Detailaufnahme mit Beschriftung, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare

MP = Markparenchym, PXY = Protoxylem, XY = Xylem, K = Kambium, T = Trachee, ST = Strahl, RP = Rindenparenchym, TR = Trichom, P = Phellem (Korkgewebe), PH = Phloem, SK = Sklerenchym

Bild 07 Detailaufnahme, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Bild 08 Detailaufnahme, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Bild 09 Dunkelfeld, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Bild 10 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare

Auflicht Beleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 11 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Blatt, Querschnitt, 35 µm

Bild 12 Übersicht, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Bild 13 Detailaufnahme, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Bild 14 Detailaufnahme, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Bild 15 Detailaufnahme mit Beschriftung, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare

PA = Palisadengewebe, SGW = Schwammgewebe, Z = Zellkern, UE = untere Epidermis

Bild 16 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare

Auflicht Beleuchtung Fluoreszenz iLED 455 nm
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485

Bild 17 Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Gewöhnlicher Liguster Ligustrum vulgare


Quellen und weiterführende Informationen:
Wikipedia
,,Bäume und Sträucher", ISBN: 978-3-8354-0021-4
Peter A. Schmidt ,,Taschenlexikon der Gehölze", ISBN: 978-3-494-01448-7
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen. Texte werden anschließend individuell von mir selbst verfasst.
Sollte ich ein Copyright © verletzt haben, so geschieht dies nicht mit Absicht. Bitte schicke mir ein E-Mail, wenn es der Fall sein soll.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.

Gruß
Hans-Jürgen

Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

Rawfoto

Guten Morgen Hans-Jürgen

Sitze gerade beim Frühstück und erfreue mich ob deines Beitrags👍

Der Gedanke der mir durch den Kopf geht, ob man den Schnitt mit der gelben Farbe auch färben könnte und was dabei rauskommt. Der zweite Gedanke, wie der frische, unfixierte Schnitt auf UV-Anregung reagiert. Das könnte vielversprechend sein ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...

Klaus Herrmann

Lieber Hans-Jürgen,

mal wieder ein wunderschöner Klassiker von dir.

Eine Frage: ist das  fixiertes Material oder hast du Frischmaterial verwendet? Und noch eine Frage: wie dick ist der Spross?
Mit herzlichen Mikrogrüßen

Klaus


ich ziehe das freundschaftliche "Du" vor! ∞ λ ¼


Vorstellung: hier klicken

Hans-Jürgen Koch

Hallo Gerhard hallo Klaus,

@Gerhard,
frische, unfixierte Schnitt mit UV-Anregung probiere ich gerne einmal aus.
Leiber habe ich vom Liguster keine Proben mehr.
@ Klaus,
ich habe fixiertes (AFE III) Material verwendet.
Der Spross ist ca. 2 mm dick.

Gruß
Hans-Jürgen
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Gerne per "Du"

othum

Hallo Hans-Jürgen,

Wie immer: sehr schöne Arbeit!

Zitat von: Hans-Jürgen Koch in Juli 06, 2020, 09:34:40 VORMITTAG
@Gerhard,
frische, unfixierte Schnitt mit UV-Anregung probiere ich gerne einmal aus.
Leiber habe ich vom Liguster keine Proben mehr.

Ich muss mehrmals um Jahr grosse Mengen Liguster als Heckenschnitt entsorgen. Ich kann da gerne mal eine Probe für Primärfluoreszenz schneiden und fotografieren. Dir, Hans-Jürgen, davon etwas zukommen zu lassen, bringt ja nicht viel bei dieser Fragestellung...

Beste Grüße aus Sizilien,

Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

Fahrenheit

Lieber Hans-Jürgen,

wie immer eine lesenswerte Dokumentation mit tollen Bildern! Natürlich habe ich den Thread gelistet.

@all:
Das Versenden von Frischmaterial ist schon möglich, vieles hält sich erstaunlich gut. Dazu braucht man einen gut schließende Folienbeutel mit Klick-Verschlußstreifen (gibts z.B.  mit zwei Verschlussstreifen beim schwedischen Möbelhändler ...) oder ein Folienschweißgerät gerne auch als Vakuumierer.

In den Beutel kommt ein Küchenkrepp, der mit Leitungswasser leicht angefeuchtet wurde und die Probe. Dann wird möglichst viel Luft herausgedrückt, um das eingeschlossene Volumen so gring wie möglich zu halten (vorsicht beim Vakuumierer: der Unterdruck darf nicht so groß sein, dass die Probe beschädigt wird, ein leichtes Vakuum reicht).
Danach wird der Beutel verschlossen.

So verpackt und gut gepolstert übersteht eine Probe sicher 48 Stunden - auf diese Weise transportiere ich z.B. meine Proben auf Flugreisen.

Allen herzliche Grüße
Jörg
Hier geht's zur Vorstellung: Klick !
Und hier zur Webseite des MKB: Klick !

Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Hans-Jürgen Koch

Hallo Oliver, lieber Jörg,

danke für eure Rückmeldungen.
@ Oliver,
ich bin gespannt auf das Bild von der Primärfluoreszenz vom Liguster.
@ Jörg,
interessanter Tipp zum Versenden von Frischmaterial.

Gruß
Hans-Jürgen
Plants are the true rulers - Pflanzen sind die wahren Herrscher.

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Gerne per "Du"

othum

Hallo Jörg,

Zitat von: Fahrenheit in Juli 07, 2020, 08:13:54 VORMITTAG
So verpackt und gut gepolstert übersteht eine Probe sicher 48 Stunden - auf diese Weise transportiere ich z.B. meine Proben auf Flugreisen.

Das ist mir soweit klar, habe ich auch schon so gemacht. Aber die Primärfluoreszenz des Chlorophylls dürfte doch nach 48h ziemlich hin sein, oder? Ich versuche das erst gar nicht sondern packe die Proben zu Hause direkt in AFE...

Beste Grüße,  Oliver
Zeiss Axiovert S100 HF/Ph/DF, Auflicht-FL
Zeiss Axioskop 50 HF/Ph/Pol, Auflicht-HF/DF/Pol
Kamera: Pentax K-1

Fahrenheit

Lieber Oliver,

leider habe ich selbst keinen Fluoreszenzkontrast an meinem Mikroskop, ich gehe aber davon aus, dass das Chlorophyll bei geringer Lichteinwirkung ziemlich stabil bleibt.
Es käme auf einen Versuch an.

Herzliche Grüße
Jörg
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Arbeitsmikroskop: Leica DMLS
Zum Mitnehmen: Leitz SM
Für draussen: Leitz HM

Rawfoto

Hallo, meine Beobachtungen zur Haltbarkeit von Frischpräparaten zu Betrachtung unter UV-Anregung ist sehr unterschiedlich. Z.B. Meine Serie von Nadelschnitten, die halten als Nadel bei ca. 20 Grad bis zu 6 Stunden, friert man sie im Gefrierbeutel ein sind das Tage - Auftauen vorausgesetzt.

Bei Astschnitten bin ich zu gleichen Ergebnissen gekommen ...

Algen im Biotopwasser transportiert geht tagelang ...

Achtung: nach der Behandlung mit AFE geht nichts mehr ...

Liebe Grüße

Gerhard
Gerhard
http://www.naturfoto-zimmert.at

Rückmeldung sind willkommen, ich bin jederzeit an Weiterentwicklung interessiert, Vorschläge zur Verbesserungen und Varianten meiner eingestellten Bilder sind daher keinerlei Problem für mich ...